Hörspiele
Donnerstag, 28. August 2025 09:12
Kriminalhörspiele
Jack Ritchie: Der Mitternachtswürger (BR 1992)
Kriminalhörspiel von Marina Dietz nach 3 Kurzgeschichten von Jack Ritchie
Brannigan: Ich frage sie, was hatten sie in der Tiefgarage zu suchen Mr.
Turnbuckle: Turnbuckle, Henry Turnbuckle, Privatdetektiv und nicht schwerhörig, Mrs Homa Schleidel hatte Grund zur Annahme, daß ihr Gatte nicht wie er behauptete, jeden Donnerstag abend im Kegelclub verbringt, er suchte in der Tat heute nicht diesen Ort auf, sondern das Hinterzimmer des Buchhandels nur für Erwachsene, wo er 1 Stunde und 23 Minuten bei einer Filmvorführung verweilte, gegen 21 Uhr 45 befand er sich dann auf dem Weg zurück zu seinem Wagen wo ich ihm meinem Auftrag gemäß unauffällig folgte, in der Tiefgarage richteten sich plötzlich ein halbes dutzend Taschenlampen auf meine Person, und mir wurde dringend geraten, keinen Mucks zu tun sonst würde man mir den Kopf wegpusten, gleich darauf war ich von mindestens 20 Mann in Polizeiuniform umringt, auf meine höfliche Frage was das zu bedeuten habe, erhielt ich keine Antwort sondern wurde unter erneuter Androhung von Gewalt hierher ins Polizeipräsidium verbracht.
Brannigan: Er will witzig sein, merken sies Wiggins, und er redet ganz schön viel.
Wiggins: Hat jemand schon Mr Turnbuckle über seine Rechte belehrt.
Brannigan: Eigentlich nicht in dem ganzen Trubel, also Sie haben das Recht zu schweigen, sie haben das recht, verdammt, wo ist denn diese Karte wo alles draufsteht, Wiggings, nun machen sie schon.
Wiggins: Sie haben das Recht.
Turnbuckle: Danke ich kenne meine Rechte.
Brannigan: Schau an, schau an.
Wiggens: Dann wollen sie sicher einen Anwalt Sir.
Turnbuckle: Ich bin sicher das wird nicht nötig sein.
Brannigan: Ein Spaßvogel.
Wiggens: Ich fürchte sie verkennen den Ernst der Lage.
Turnbuckle: Moment, lassen sie mich raten, sie meinen doch nicht etwa, ich sei der Mitternachtswürger.
Brannigan: Sie haben von ihm gehört.
Wiggins: Die Zeitungen waren ja voll davon.
Turnbuckle: Es gab bisher 6 Opfer, alles Männer zwischen 46 und 57 Jahre alt, sie wurden in der nähe ihrer geparkten Autos überfallen, in der Regel zwischen 20 und 22 Uhr, eigentlich wäre die Bezeichnung 21Uhr-Würger zutreffender, aber für die Presse nicht reißerisch genug.
Brannigan: Wiggins, die Reporter, gehen sie und halten sie uns die vom Leib, vorläufig noch.
Wiggins: Ich werde mich darum kümmern.
Brannigan: Ich versteh nicht, woher die so plötzlich Wind bekommen haben, ja was ist denn Wiggins, sind sie noch nicht weg, raus mit ihnen, sie Trauerweide.
Turnbuckle: Sünder müssen büßen, das find ich das faszinierendste, jeder Tote wurde mit diesen Worten auf der Stirn markiert, mit einem Gummistempel vermutlich.
Brannigan: Sie scheinen sich ja sehr für den Fall zu interessieren.
Turnbuckle: Es geht nichts über eine feine Mordserie.
Brannigan: Ja klar.
Turnbuckle: Ich meine natürlich das Rätsel, die Herausforderung, aber ich glaube ich rede zu viel.
Brannigan: Nein nein nein nein nein machen sie ruhig weiter.
Turnbuckle: Vor dem Mitternachtswürger hat die örtliche Polizei erstmal völligversagt.
Brannigan: He reiß dich zusammen Freundchen.
Turnbuckle: Verständlicherweise weil außer Geschlecht und ungefährem Alter kein Zusammenhang zwischen den Opfern sichtbar war, die verschiedensten Berufe, meistens verheiratet, respektable Bürger.
Brannigan: Sagen sie mal, sie sagen das so, als hätten sie was dagegen.
Turnbuckle: Aber nein, auch der Hersteller ***grafischer Aufnahmen von kleinen Mädchen kann ein sehr respektabler Bürger sein, ebenso der Vertreiber dieser Literatur nur für Erwachsene, von so einem Geschäftsmann kam doch der Hinweis, er habe unter den ermordeten Männern 3 seiner Stammkunden wiedererkannt, wenn das mein Fall wäre, nur mal angenommen, würde ich in dieser Richtung weitere Nachforschungen anstellen, die vielleicht ergeben können, daß unter den Opfern 2 weitere Kunden.
Brannigan: Es waren drei.
Turnbuckle: Na sehen sie, ehrbare Bürger mit einer Neigung zu schmutzigen kleinen und in der Regel ungefährlichen Lastern, wenn sich nun aber der Mitternachtswürger, wenn er sich also berechtigt, möglicherweise sogar ausersehen fühlt, diese spezielle Sünde zu rächen.
Brannigan: Dann hält er jedenfalls die Polizei für verdammt dämlich, die einschlägigen Örtlichkeiten haben wir schon seit 2 Tagen unter Beobachtung und wir haben sie geschnappt.
Turnbuckle: Ja Sir, bitte wäre es vielleicht möglich das Fenster zu öffnen, also die Luft hier.
Brannigan: Ist ihnen doch nicht etwa zu heiß geworden.
Turnbuckle: Dürfte ich wenigstens mein Taschentuch, es steckt in meinem Mantel, der dahinten hängt, meine Rechte als Verhafteter.
Brannigan: Jajaja machen sie, machen sie, aber keine dummen Tricks.
Turnbuckle: Ich bitte sie Sir.
Brannigan: Was ist das, was haben sie denn da gerade so schnell wieder weggesteckt, holen sies wieder raus, raus raus raus und keine falsche Bewegung so und jetzt her zu mir.
Turnbuckle: Ja ich weiß wirklich nicht, ich bin sprachlos.
Brannigan: Das wäre aber glatt ein Wunder, geben sie mal her, ach schau an, schau an, ein Stempel, gehört das auch zur Ausrüstung eines Privatdetektivs, ach lesen sie doch das mal vor.
Turnbuckle: Sünder müssen büßen, darf ich mich setzen Sir.
Brannigan: Ja gute Idee setzen wir uns.
Turnbuckle: Ich muß ihnen wohl ein Geständnis machen, mein Name ist in der Tat Henry Turnbuckle, aber ich bin kein Privatdetektiv.
Brannigan: Das war mir klar.
Turnbuckle: In wirklichkeit gehöre ich der Polizei von Milwaukee an, wenn auch im Augenblick auf Fortbildungsurlaub und bevor sie mich wieder anbrüllen rufen sie bitte Captain Johnson an, das ist mein Vorgesetzter.
Turnbuckle: Natürlich wird jetzt Captain Brennigan mit dem reizbaren Temperament erst mal gehen und meine Angaben überprüfen, aber mein Problem ist damit nicht gelöst, mein Problem, vielleicht war es einfach das, Polizist sein und das in Milwaukee.
Ralph: Ist der Bericht da, ja und, ah Herzschlag ganz eindeutig, dann können wir Henrys raffinierte Giftmordtheorie vergessen, ist auch nicht der Stil der Leute hier, ok bis später, und was willst du mit diesen Zeitungsausschnitten, neue Kochrezepte.
Turnbuckle: Ralph, in den letzten 5 Monaten sind hier 4 Frauen eines gewaltsamen Todes gestorben, ich bin überzeugt, daß sie von ein und demselben Mann ermordet worden sind.
Ralph: Aber Henry, jedesmal wenn uns ein Serienmörder unterkam, dann ist er noch immer so aufmerksam gewesen, uns entweder vor oder nach dem Mord Briefe zu schicken.
Turnbuckle: Paß auf, jedes der Opfer war reich, nicht mehr ganz jung, verheiratet, und jedes mal hatte der Ehemann ein perfekte Alibi für die Tatzeit, Thompson ein Festessen, Whitecliff eine Bridgepartie, Kerny eine Vorstandssitzung und Tressel eine Partie Golf, diese Umstände werden in den Zeitungsberichten erwähnt, weil vermutlich im Fall von Gattenmord jeder automatisch den Ehemann verdächtigt und der Verdacht sollte wohl erst gar nicht aufkommen.
Ralph: Meine Frau ist beim Aquarellkurs und Henry hat mich zum Abendessen eingeladen ja machs gut.
Turnbuckle: Ralph, vier Morde an vier reichen Ehefrauen und vier Ehemänner mit perfekten Alibi das ist doch einfach vielzuviel zufall, um wahr zu sein.
Ralph: Und meinst du die sind alle von einem Verrückten umgebracht worden, der was gegen reiche Hausfrauen hat.
Turnbuckle: Aber nein Ralph, auch nicht von überraschten Einbrechern wie die Kolle-gen meinen, ich bin sicher dahinter steckt ein gekaufter, ein professioneller Mörder.
Ralph: Henry, mir ist auch etwas aufgefallen, jedes der Opfer wurde in einem Vorort ermordet, mit anderen Worten, das ist nicht unser Revier.
Turnbuckle: Ich rede mit Captain Johnson und zwar sofort.
Ralph: Gut, dann kannst mir heute abend erzählen was er gesagt hat.
Turnbuckle: Wir wollen doch den Kollegen auch noch ein bißchen Arbeit übriglassen, Henry hat er gesagt, haben wir vielleicht etwas gegen reiche Villenbesitzer, Eigentum ist Diebstahl, meint Marx, meint Turnbuckle das auch, hat er gesagt.
Ralph: Dein Gulasch schmeckt ausgezeichnet Henry.
Turnbuckle: Das hier ist kein Gulasch sondern ein Boeuf Stroganoff, und das Zitat ist nicht von Marx sondern von Trudeau, irgendwie tut er mir leid.
Ralph: Was wer.
Turnbuckle: Johnson ein Gefangener seiner Rolle als Vorgesetzter, vielleicht sogar heimlich hoffend, ein Mann wie ich bereit ganz allein.
Ralph: Was immer du vorhast Henry, erwarte nicht daß ich dir.
Turnbuckle: Ich sagte alleine Ralph, und morgen ist mein freier Tag.
Turnbuckle: Tja wie würde Henry Turnbuckel von Beruf Killer auf Mordkundenfang gehen, man platzt ja wohl nicht einfach in Büros oder Sitzungszimmer und erkundigt sich ob jemand seine Gattin aus dem weg geräumt haben möchte, zwangloser, privater muß das gehen, bei einem drink vielleicht, Männer unter sich, tja, hier Tresel hat sich zum Zeitpunkt als seine Frau ermordet wurde, auf dem Golfplatz des Radisoncountryclubs befunden, gibt es einen besseren ort fragt sich Henry der Killer, um sich bei den Reichen anzubiedern, ob so ganz zufällig alle betroffenen Gatten in dem selben Club, ach jetzt ist diese verflixte Pfeife schon wieder ausgegangen, 210.
Angestellter: Radison Country Club.
Turnbuckle: Ja guten abend, ich bin von außerhalb, ich sollte James Whiteclif in seinem Country Club treffen, nur hat Jimmy leider vergessen mir zu sagen welchem Club er angehört, ist denn bei ihnen ein James Whitecliff Mitglied.
Angestellter: Ja, soll ich ihn ausrufen lassen.
Turnbuckle: Nein danke, ich bin ja gleich da, ach übrigens ich glaube da ist noch einer meiner Freunde in ihrem Club, Franklin Coruny.
Angestellter: Ja den hab ich gerade an die Bar gehen sehen.
Turnbuckle: Ah vielen Dank, so jetzt haben wir schon drei, und morgen wird Henry der Polizist Henry den Detektiv direkt in die Höhle des Löwen schicken.
Barkeeper: Tut mir leid daß sie so lange warten müssen Mr.
Turnbuckle: Carsten, Edward Carsten.
Barkeeper: Carsten, unser Geschäftsführer müßte jeden Augenblick zurückkommen, möchten sie vielleicht was trinken in der Zwischenzeit.
Turnbuckle: Ja gern einen kleinen Sherry dry fino bitte.
Barkeeper: Oh da muß ich nachsehen, so was ist hier leider nicht sehr gefragt, nicht einmal mehr bei den Damen.
Turnbuckle: Ich glaube mich zu erinnern daß Mr Thompson gern einen Sherry nimmt.
Barkeeper: Matthew Thompson, nein der trinkt nur den feinsten Maltwhisky.
Turnbuckle: Aha Nr. vier.
Barkeeper: Was sagte sie.
Turnbuckle: Ach vielleicht können sie mir auch weiterhelfen, ich bin kein Mitglied, noch nicht aber es doch da bestimmt rigide Aufnahmebestimmungen.
Barkeeper: Oh nein keineswegs.
Turnbuckle: Nene, ich dachte eher, ich bin doch neu in der Gegend.
Barkeeper: Im Prinzip kommen nur alteingesessene Bewerber zum zug, aber ein bißchen müssen wir wohl auch mit der Zeit gehen, dieser Mr Netterly der letztes Jahr neu aufgenommen wurde, scheint schwer reich zu sein, war aber gerade erst von St Louis zugezogen, ist aber mittlerweile ein beliebter Gesellschafter und hält sich viel im Klub auf.
Turnbuckle: Im moment auch.
Barkeeper: Ja ich glaub er ist da drüben auf der Veranda, da haben wir sie ja unsere letzte Flasche, Cream Sherry.
Turnbuckle: Ach wenn sie doch lieber einen Malt Whisky.
Netterly: Ihnen liegt doch irgendwas auf der Seele alter Junge.
Turnbuckle: Wie kommen sie denn drauf.
Netterly: Sie starren zwischendurch ins leere, seufzen zum steinerweichen, und nicht mal ihr Drink scheint ihnen zu schmecken, immer noch der gleiche seit einer Stunde, also was ist los.
Turnbuckle: Wenn sie mich so direkt fragen, es ist wegen meiner Frau.
Netterly: Aja.
Turnbuckle: Sie treibt sich mit einem andern rum, ich weiß nicht wer er ist, ich weiß nur daß es ihn gibt, und es gibt wohl mehr als nur den einen.
Netterly: Haben sie schon mal an Scheidung gedacht.
Turnbuckle: Scheidung, sie kennen doch unsere Gesetze, das Aas würde mich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans, als ich sie kennenlerne, habe ich sie praktisch in der Gosse aufgelesen, meine Familie mochte sie nicht, niemand mochte sie, ich wollte ja nicht hören, jetzt isses zu spät.
Netterly: Nanana.
Turnbuckle: Was würde ich nicht tun um sie wieder loszuwerden, manchmal kommen mir so wahnsinnige Ideen wie ein Gewehr zu nehmen und ihr eine Kugel durch den Kopf zu jagen.
Netterly: Das halte ich für keine gute Lösung ihres Problems, es sei denn sie sitzen gerne hinter Gitter.
Turnbuckle: Sie kennen nicht ganz zufällig so jemand den man anheuern könnte, daß er meine Frau umbringt.
Netterly: Das ist doch wohl nicht ihr ernst.
Turnbuckle: Und ob ich würde jedem glatt 50000 Dollar bezahlen, der das endlich besorgt, es muß doch irgendwo irgendsojemand geben und den werde ich weißgott ausfindig machen, schönen Tag noch.
Netterly: Moment, bleiben sie sitzen, sie sollten mit sowas kein scherz treiben.
Turnbuckle: Das tu ich auch nicht, weiß gott nicht.
Netterly: Der Alkohol kanns ja wohl nicht sein.
Turnbuckle: Nein, 50000 in bar.
Netterly: Tja vielleicht wüßte ich wirklich jemand.
Turnbuckle: Ausgezeichnet und wer.
Netterly: Ich.
Turnbuckle: Ich hab natürlich im moment leider nicht so viel Geld bei mir.
Netterly: Das hab ich auch nicht erwartet.
Aber ich kann es besorgen, wir treffen uns dann heute nachmittag um 2 wieder hier.
Netterly: Ich werde sie erwarten.
Ralph: Henry, ich sollte dir nicht helfen und eigentlich tu ich es ja auch nicht, aber ist das was du wolltest.
Turnbuckle: Genau ein Tonbandgerät das ha***arf und auffällig in die Brusttasche meiner Jacke paßt.
Ralph: Das Mikrophon steckt hier im Botton des internationalen Rotarylubs, gott schütze dich mein Sohn.
Turnbuckle: Ach Mr Netterly haben sie vielleicht die genaue Uhrzeit.
Netterly: Genau 2 Uhr und eine halbe Minute.
Turnbuckle: Danke, ach jetzt hab ich die Datumsanzeige erwischt, diese modernen Apparate aber auch, heute ist doch der 15. September.
Netterly: Der 15. September 1979.
Turnbuckle: Also dann zum geschäftlichen, sie haben es sich doch nicht etwa anders überlegt.
Netterly: Neinnein.
Turnbuckle: Sie haben immer noch vor, Mrs Edwarda Carston, meine Ehefrau für mich umbringen.
Netterly: Ja.
Turnbuckle: Und sie wollen dafür 50000 Dollar haben.
Netterly: 50000 sie sagen es.
Turnbuckle: Gut, Mr Netterly ich verhafte sie.
Mr Carston, ich verhafte sie wegen Anstiftung zum Mord an ihrer Ehefrau, widerstand ist zwecklos, hinter ihnen stehen noch zwei Kollegen in zivil, Mr Netterly hat mit einem versteckten Tonbandgerät die gesamte Unterhaltung aufgezeichnet, noch mal vielen dank für ihre Wachsamkeit und ihre mutige Mithilfe, Mr Netterly.
Netterly: War mir ein vergnügen, sowas darf doch nicht frei herumlaufen.
Turnbuckle: Meine Herren ich glaube wir sind alle Opfer eines Mißverständnisses, ich habe keine Frau und heiße auch nicht Carson, in wirklichkeit bin ich zufällig Sergeant bei der Kriminalpolizei von Milwaukee, ein Kollege also, hier meine Dienstmarke.
Interessant und wer sagt mir daß diese Brieftasche mit der Marke nicht gestohlen ist und selbst wenn sie wirklich dieser Turnbuckle sind, wieso treiben sie sich dann in unserem Revier herum, sind sie der Meinung daß wir mit unserer Arbeit allein nicht fertig werden.
Turnbuckle: Im moment sind ungefähr 3 dutzend neugierige Augen auf uns gerichtet, können wir das nicht an ein ruhigeren Plätzchen besprechen.
Turnbuckle: Ehrlich gesagt ich hatte von den Kollegen etwas mehr Selbstbewußtsein erwartet, aber anstatt mit mir zu verhandeln haben sie Captain Johnsen hergeholt.
Ralph: Henry mach bitte die Musik etwas leiser.
Turnbuckle: Und morgen melden sie sich zur Entgegennahme einer angemessenen Disziplinarstrafe in meinem Büro, Turnbuckel.
Ralph: Ach was Johnson wird dir schon nicht den Kopf abreißen, du hast schließlich auch gute Arbeit geleistet in der Vergangenheit, der Fall Derows, der Pizzamörder, die Carrtrid Juwelen.
Turnbuckle: Freut mich daß du das auch so siehst.
Ralph: Und du hast uns mit deiner art zu denken schon oft auf eine Spur gebracht, die ha***arf neben der richtigen lag, gibt Henry ein paar Fakten und etwas Zeit und er wird einen Sturm entfesseln, sag ich immer.
Turnbuckle: Du sagst auch immer, als Henry noch zu Schule ging hat er aus einem einzigen Knochen ein Dinosaurier rekonstruiert.
Ralph: Genau, nur das das eigentlich ein Pterodactylus war.
Turnbuckle: Das mußtest du natürlich auch Vivian Derows erzählen.
Ralph: Bei der warst du doch sowieso untendurch nachdem du ihren Lieblingsonkel als Erpresser entlarvt hast oder beinahe hättest, er deduziert und deduziert 98% eines Sachverhalts und dann stolpert er immer über die restlichen 2 %.
Turnbuckle: Mein lieber Ralph, ein übersensibler Freund könnte jetzt glauben eine feine Ironie zu spüren.
Ralph: Ja Henry Turnbuckel Holmes und die restlichen 2 %
Turnbuckle: Ralph es wir kommen der Tag des Gerichts.
Ralph: Du erinnerst mich an etwas, meine Frau wartet mit dem abendessen.
Turnbuckle: Henry der killer.
Ralph: Was.
Turnbuckle: Turnbuckle.
Ralph: Henry du hast es wieder mal geschafft.
Turnbuckle: Nicht so laut, weißt du eigentlich wie spät es ist.
Ralph: Henry, der Ehefrauenmörder du hast ihn uns ans Messer geliefert.
Turnbuckle: Also doch dieser widerliche Natterly.
Ralph: Nein, Ben Casterbridge.
Turnbuckle: Ben Casterbringe.
Ralph: Also paß auf, also du im country club abgezogen warst, ging Captain Johnson noch mal schnell an die Bar, er erkannte den Barkeeper, und es fiel ihm ein, daß er immer noch auf Bewährung draußen war, und wenn du unter bewährung stehst gibt es einen job den du nicht annehmen darfst.
Turnbuckle: Nämlich Barkeeper.
Ralph: Johnson gab sich also zu erkennen, der Barkeeper wurde weiß wie die Wand, fing an zu zittern, ne richtige überreaktion, also dachte johnson, da könnte noch mehr dahinter stecken und knöpfte ihn sich vor, der Mann verhaspelte sich von hinten bis vorne, rutsche ihm sein paar sachen raus und zum guten schluß plauderte er.
Turnbuckle: Alles klar und der Barkeeper heißt Ben Casterbridge.
Ralph: Nein Charly Stevens.
Turnbuckle: Und wer bitte ist Ben Casterbridge.
Ralph: Er und Steven waren Zellenachbarn in Wooto und kamen ungefähr zur gleichen Zeit raus, sieht so aus als erzählten die Leute gewöhnlich ihrem Barkeeper mehr als ihrem Psychiater, also Steven sammelte die Informationen und gab sie an Casterbridge weiter, der erledigte den Rest, genau wie du es vermutet hast, ach übrigens der Captain sagt, du kannst die Meldung morgen früh in seinem Büro vergessen, es ist alles vergeben, Henry, hey freust du dich gar nicht, Henry, Henry antworte wenn ich mit die rede, ich habe sie etwas gefragt, Mr Turnbuckle.
Wiggins: Mr Turnbuckle, Mr Turnbuckel ich frage sie ob sie etwas möchten, Kaffee, Zigaretten.
Turnbuckle: Nein nein nein danke.
Wiggins: Wie haben sie das eigentlich mit dem Tag des Gerichts gemeint.
Turnbuckle: Wie bitte.
Wiggins: Sie sagten doch oder sollte ich mich verhört haben.
Turnbuckle: Ausgezeichnet Henry jetzt sitzt du also auf dem Kommissariat unter dem dringenden Verdacht 6 Liebhaber von ***grafischer Literatur liquidiert zu haben und redest auch noch mit dir selbst.
Wiggins: Ich glaube ich öffne mal das Fenster, die Luft hier.
Turnbuckle: Vielen dank Sergeant Wiggins.
Turnbuckle: Armer Kerl, sein Blick läßt auf Neigung zu nervösen Kopfschmerzen schließen, irgendwie erinnert er mich, auch einer von den getretenen und beleidigten, die irgendwann wenn das maß voll ist.
Wiggins: Ja wenn das maß voll ist.
Turnbuckle: Ach nichts, könnten sie vielleicht das Radio einschalten.
Wiggins: Gern bis Captain Brannigan zurück ist.
Turnbuckle: Simon und Garfunkel hört man heute nicht mehr oft.
Wiggins: Musik für Tunten und Haschbrüder.
Turnbuckle: Bitte.
Wiggins: Sagt Captain Brannigan, er hält nicht viel von Poesie.
Turnbuckle: Finden sie nicht auch daß das Leben oft eine ganz schön krumme Sache ist und es in Versuchung bringt es gerade zu biegen.
Wiggins: Ein gefährlicher Gedanke finden sie nicht auch.
Turnbuckle: Jetzt reiß dich bloß zusammen, Henry sonst erzählst du ihm noch alles, aber angefangen hat das wirklich ganz harmlos, damals vor einem viertel Jahr, Ralph und ich im Frühdienst dann der Anruf.
Ralph: Danke Doc nur ein einziger Messerstich hat den sofortigen Tot herbeigeführt.
Turnbuckle: Fingerabdrücke auf der Mordwaffe.
Ralph: Keine.
Turnbuckle: Wiliam, Morison, sie können ihn dann wegtragen.
Ralph: Ums Geld scheint es nicht gegangen zu sein, Ringe, Uhr, volle Brieftasche, alles da.
Turnbuckle: Jetzt war ein Kaffee recht 6 Uhr 30, da schau her was da unter der Leiche gelegen hat.
Ralph: Ein Zahnstocher, na ausgezeichnet, es hat schon Fälle gegeben, wo Einbrecher überführt werden konnten weil sie in Äpfel Gebißabdrücke hinterlassen.
Turnbuckle: Hier sind keine solchen Abdrücke drauf, Ralph dieser Zahnstocher wird uns zu unserem Mörder führen.
Ralph: Warum nimmst du an daß er dem Mörder gehört.
Turnbuckle: Ralf das ist alles ein Sache von Beobachtung und Schlußfolgerung, hast du dir die Leiche gut ansehen.
Ralph: Also bitte komm.
Turnbuckle: Ist dir da nicht aufgefallen, daß das Opfer entweder makellose Zähne hatte oder.
Ralph: Bei seinem Alter von 57 wird wohl ein künstliches Gebiß gewesen sein.
Turnbuckle: Und verhält es sich nicht so daß Menschen die künstliches Gebiß tragen auf die Hilfe von Zahnstochern verzichten können.
Ralph: Henry du erschließt mir das völlig neue Welten.
Turnbuckle: Ralf, dein Witz hat was verzweifeltes.
Ralph: Wir müssen jetzt die Küchenchefin des Hotels vernehmen eine Mrs.
Henderson: Henderson, Maggie Henderson, stört es sie wenn ich schon mit dem Kuchenbacken anfange.
Turnbuckle: Nein nein das leben geht weiter.
Henderson: Unsere Gäste stehen früh auf.
Ralph: Wieviele Gäste haben sie hier im Hotel.
Henderson: 28, im moment alles Stammgäste.
Ralph: Sie fanden den Toten als sie heute morgen in die Küche kamen.
Henderson: Ja.
Ralph: Bis wann haben sie gestern abend gearbeitet.
Henderson: Bis um 8 bis alles wieder sauber ist wird es so spät.
Turnbuckle: Moment ihr arbeitstag hat 15 stunden.
Henderson: Nein, nach dem frühstück und mittagessen hab ich ein paar stunden frei.
Turnbuckle: Ich darf wohl annehmen daß gestern als sie nach hause gingen noch keine leiche auf dem boden lag.
Henderson: Ich hab im vierten Stock ein Zimmer ich kam um halb 6 uhr und da hab ich es gesehen.
Ralph: Haben sie was angefaßt.
Henderson: Nein nein ich hab gleich die polizei gerufen.
Ralph: Wie lange arbeiten sie schon für Mr Latimer und sein Hotel.
Henderson: 22 Jahre.
Turnbuckle: Und was wird das wenn fertig ist.
Henderson: Rosinenkuchen mit Zimt.
Ralph: Wer bekommt eigentlich das Hotel nachdem der Besitzer tot ist.
Henderson: Mein Bruder denke ich, er hatte sonst keine Verwandten.
Ralph: Und wo ist dieser Bruder.
Henderson: In der Pension nebenan.
Turnbuckle: Warum wohnt er nicht hier.
Henderson: Wir sind belegt.
Turnbuckle: Nur deshalb.
Henderson: Mr Latimer und sein Bruder kamen nicht besonders gut miteinander aus.
Turnbuckle: Wenn sie sich nicht vertrugen, warum hat sich der Bruder dann ausgerechnet im Nebenhaus eingemietet.
Henderson: Das weiß ich nicht.
Ralph: Hatte Mr Latimer auch seine Wohnung hier im Haus.
Henderson: Ja er bewohnt eine Suite im 3 Stock.
Ralph: Aus welchem Grund könnte er nach 8 uhr abend noch mal in die Küche gegangen sein.
Henderson: Das hat er oft gemacht, er sieht gern nach dem rechten.
Turnbuckle: Latimer kam also nach 8 herunter, wir haben weder Einbruchspuren noch die Spuren eines Kampfes gefunden, Latimer muß den Besucher gekannt haben, und es spricht einiges dafür, daß unser Mörder jemand aus diesem Hotel ist.
Henderson: Haben sie noch Fragen an mich, das Frühstück, die Gäste warten.
Ralph: Frühstück und wer serviert uns Rührei mit Schinken.
Turnbuckle: Du hättest Maggie Henderson nicht so anzustarren brauchen, sie trägt auch eine Zahnprothese, also muß es einer der Gäste sein.
Ralph: Ich seh aber keinen mit nem Zahnstocher im Mund.
Turnbuckle: Ralph.
Ralph: Toast mit Butter wäre auch was.
Turnbuckle: Ralf was geht mit einem Zahnstock einher.
Ralph: Kleines Steak, echte Zähne.
Turnbuckle: Davon abgesehen.
Ralph: Ich gebs auf.
Turnbuckle: Weitere Zahnstocher, ein regelmäßiger Benutzer von hölzernen Zahnstochern muß ständig einen Vorrat bei sich haben.
Ralph: Du meist also wir sollen alle durchsuchen und wer Zahnstocher hat ist unser Kandidat.
Turnbuckle: Nein Ralph, das wäre ziemlich mühselig, wir könnten rein logisch die Anzahl der Verdächtigen weiter verringern, im Zeitalter der Gleichberechtigung sieht man auch Damen bei dieser unästhetischen Beschäftigung, aber kannst du dir eine Frau vorstellen die ein Bündel Zahnstocher bei sich trägt.
Ralph: Na gut, dann scheiden Frauen und Männer mit Zahnprothesen aus, was machen wir jetzt, allen Männern in den mund schauen.
Turnbuckle: Das wird nicht nötig sein, tatsächlich kann ich in diesem moment schon unseren Mörder bestimmen, Ralph beiß jetzt bitte nicht in das Tischtuch, sondern hör mir zu wenn du einzelne Zahnstocher mit dir führest wo würdest du sie aufbewahren.
Ralph: Also wenn ich mirs gründlich überlegen in der Tasche.
Turnbuckle: Richtig aber nicht in der Gesäßtasche, denn das würde das hinsetzen zu einem gefährlichen Abenteuer machen, bei den vorderen Hosentaschen würde man noch traumatischere Verletzungen riskieren, bei den Jackettaschen zerstochene Fingerkuppen, also was ist der ideale Aufbewahrungsort für eine chaotische Horde Zahnstocher.
Ralph: Ich hab Hunger.
Turnbuckle: Die Weste, Ralph, ihre Taschen sind ausreichend eng, so daß diese kleinen Schlingel weder durcheinandergeraten noch herausfallen können, außer vielleicht bei einer ungewöhnlichen heftigen Bewegung.
Ralph: Ich verstehe und da nur einer von den Gästen eine Weste trägt, nämlich dieser große Kerl mit den gelben Zähnen und dem ausgesprochen unangenehmen Grinsen, nehme ich an, daß wir ihm jetzt ein paar Fragen stellen müssen ok.
Latimer: Horace Latimer, ich bin sein Bruder, als ich die Polizeiautos hier reinkurven sah, kam ich natürlich rüber um zu sehen was los ist.
Turnbuckle: Wie kamen sie und ihr Bruder miteinander aus.
Latimer: Gar nicht.
Turnbuckle: Sie sind recht offen.
Latimer: Sie hätten ja doch gemerkt, tatsächlich haben wir vergangene Woche das erste mal seit 20 Jahren wieder miteinander geredet.
Turnbuckle: Wieso gerade letzte Woche.
Latimer: Ich war pleite ich hab meine Anstellung verloren und hätte ein kleines Darlehen gebraucht.
Turnbuckle: Und.
Latimer: Er gab mir 50 Dollar und den Rat auf weitere 20 Jahre verschütt zu gehen.
Ralph: Sie verloren ihre Stelle, sagten sie, was war das für eine Tätigkeit.
Latimer: Ich hab bei einer Bootslinie auf dem See gearbeitet, hatte da ne kleine Auseinandersetzung mit einem 3.Offizier und hab ihn versehentlich bißchen angeritzt
Ralph: Sie haben ihren Bruder 20 Jahre lang nicht gesehen, und wurden von ihm nicht mit offenen Armen empfangen, warum haben sie dann sich ausgerechnet in der Pension gegenüber eingemietet.
Latimer: Als ich von Vik wegging, wollte ich noch einen trinken in einer Bar hier in der Nähe, da hab ich gehört daß die einen Barkeeper zur Aushilfe suchen und nahm den Job, und die Pension dadrüben ist die billigste weit und breit.
Turnbuckle: Hatten sie schon mal Probleme mit der Polizei.
Latimer: Ein oder zweimal.
Turnbuckle: Irgendwas schwerwiegendes als angeritzte dritte Offiziere.
Latimer: Vor ein paar Jahren wurde ein Freund von mir erstochen, sie wollten es mir anhängen, aber mein Alibi war bombensicher, ich war bei meiner Freundin Elsie als Jack getötet wurde, sie war bereit das vor Gericht zu beschwören.
Ralph: Und wo waren sie gestern abend, Bier zapfen.
Latimer: Ich hatte Tagschicht, ich war im Bett.
Ralph: Allein.
Latimer: Nein mit Elsie.
Turnbuckle: Oh mir steckt ein Sesamkorn zwischen den Zähnen, sie haben nicht zufällig einen Zahnstocher bei sich.
Latimer: Doch hab ich, geht aufs Haus.
Turnbuckle: Danke Mr Latimer.
Ralph: Verdammt, ich glaub auch daß er es war, wahrscheinlich um das Hotel zu kriegen, aber wenn wir gegen einen Verdächtigen nichts anders in der Hand haben als deine Zahnstocher, schauen wir ziemlich alt aus.
Turnbuckle: Warte, ich gehe noch mal in die Küche, ich hab das Gefühl da finde ich was.
Ralph: Kombination.
Turnbuckle: Intuition.
Ralph: Na prima.
Turnbuckle: O Mrs Henderson, ihr Kuchen duftet ja köstlich, ist er schon fertig.
Henderson: Sie können gerne nachschauen, aber wenn sies genau wissen wollen, müssen sie ihn anpieken.
Turnbuckle: Stimmt, mit einer Stricknadel, haben sie eine.
Henderson: Hygienischer ist es mit einem Zahnstocher, nehmen sie den.
Turnbuckle: Mrs Henderson.
Henderson: Ich hab deswegen immer ein paar in der Schürzentasche.
Turnbuckle: Au verdammt, jetzt hab ich mir die Finger verbrannt.
Henderson: Geben sie her, geben sie her, ja ich hab gesehen, wie sie vorhin den Zahnstocher untersuchen, ihr polizisten und wissenschaftler findet doch sowieso alles raus, also kann ichs gleich hinter mich bringen.
Turnbuckle: Aber warum, warum haben sie ihn umgebracht.
Henderson: Viktor wollte ein Mädchen heiraten, daß er bei der Hoteliertagung in Shyboygan kennengelernt hat, sie ist Kellnerin in einer oben ohne Bar, ich bin seit 22 Jahren hier Köchin und seit 21 Jahren mit Viktor verlobt, gestern abend spülte ich noch ein paar Sachen, als er in die Küche kam, er hatte was getrunken, wie immer wenn er sich Mut machen will, und kam sofort zur Sache, und sagte er wird sie heiraten, weil er verrückt nach ihr ist.
Turnbuckle: Und da griffen sie in einem Anfall wahnsinniger Eifersucht nach dem Brotmesser.
Henderson: Oh entschuldigung, nein nein ich glaub ich hab ihn umgebracht weil er wollte daß ich das Hotel verlasse, er wollte mich nicht mehr in seiner nähe haben, nicht mal als Köchin, er hatte Angst sie könnte das mit uns erfahren und böse werden.
Turnbuckle: 22 Jahre, hat er ihnen nie einen Heiratsantrag gemacht.
Henderson: Nein, er sagte immer er wird mich heiraten wenn ich schwanger bin, an mein 40 Geb als er wieder mal ein bißchen zu viel getrunken hatte da verplapperte er sich und es kam heraus daß er sich vor Jahren sterilisieren hatte.
Turnbuckle: Sie hätten auf der stelle gehen sollen.
Henderson: Ich weiß o der Kaffee ist fertig, es ist mir wirklich zimlich egal was mit mir wird, schlimm ist nur daß ich gegenüber Mandy versagt habe.
Turnbuckle: Wendy.
Henderson: Meine Nichte, die Tochter meiner Schwester, ich hab ihr seit ihr Mann gestorben war die ganze zeit mit geld ausgeholfen damit sie ein bißchen besser leben kann, Mandy war wirklich gut in der Schule, sie hat jetzt angefangen Sexualmedizin zu studieren, Andrologie, nein Männerleiden, ach das Kind, jetzt wird sie nie Ärztin werden, weil ich nichts mehr für sie tun kann, Kaffee, darf ich ihnen einschenken.
Turnbuckle: Sehr gern vielen dank, tja wirklich schade, ich denke aufgrund ihres langjährigen eheähnlichen Verhältnisses mit Viktor sind sie nach unserem Gewohn-heitsrecht seine Frau mit allen Konsequenzen gewesen, und hätten demnach gute Chancen das Hotel zu erben auch gegen die Ansprüche eines entfremdeten Bruders.
Henderson: Ach so, ja was solls, ich habe Viktor getötet und ich glaube nicht daß ein Mörder von seiner Tat auch noch profitieren darf.
Turnbuckle: Wie schrecklich wahr, und so wird Viktors Bruder das Hotel bekommen, Mandy wird sich am besten gleich auf eine Ausbildung als Krankenschwester vorbereiten, und während sie in Taschita hinter Gitter sitzen wird Viktors Bruder 5 Dollar Zigaretten rauchen und sich an die neue Köchin ranmachen.
Henderson: Ja das Leben ist manchmal eine zimlich krumme Sache.
Turnbuckle: Dann muß ich sie jetzt aufs Polizeipräsidium mitnehmen, ein Glück für uns daß sie geständig sind, wir haben nämlich keine brauchbaren Beweise gegen sie.
Henderson: Keine Sorge ich werde behilflich sein.
Turnbuckle: Das sagen sie jetzt, aber ich frage mich, was p***eren wird wenn wir erst im Präsidium sind, dort widerrufen sie möglich ihr Geständnis, sie könnten behaupten, durch Einschüchterung dazu gezwungen worden zu sein, oder noch schlimmer, sie hätten überhaupt nie jemanden gegenüber irgendwas gestanden, sie könnten auf den Gedanken verfallen angesichts der Beweislage einfach abzuwarten und ihre Zahnstocher loszuwerden, also dann machen wir uns auf den Weg und nehmen ihr Geständnis auf.
Henderson: Was für ein Geständnis.
Turnbuckle: Sehen sie, ich wußte doch daß es so kommen würde.
Henderson: Möchten sie ein Stückchen Kuchen.
Turnbuckle: Drei wenn sich das machen läßt, eins für mich.
Henderson: Und zwei für ihren hungrigen Freund da draußen.
Turnbuckle: Unlösbare Fälle machen ihn besonders hungrig.
Wiggins: Hungrig, sagten sie hungrig Mr Turnbuckle, ich kann ihnen selbstverständlich belegte Brote holen lassen.
Turnbuckle: Was, nein danke Sergeant Wiggins.
Wiggins: Und sie wollen immer noch keinen Anwalt.
Brannigan: So Wiggums, ich brauch sie jetzt nicht mehr, und nun zu ihnen, ja nun gehen sie schon Wiggums, machen sie sich woanders nützlich, tja ihr Captain Johnson nimmts wohl eher von der humorigen Seite, zur rechten zeit am unrechten Ort und immer in Schlam***, das ist typisch Henry, und er hat bestätigt, daß sie sich vor einem viertel Jahr auf eigenen Wunsch vom Dienst beurlauben ließen um wieder Student zu spielen.
Turnbuckle: Ich beabsichtige eine Arbeit über polizeiähnliche Organisationen zu schreiben, die Tätigkeit als Privatdetektiv war so eine Art Praktikum.
Brannigan: Ja sehr erfolgreich wie man sieht, gehört das auch zum Praktikum einen Stempel wo draufsteht Sünder müssen büßen in der Tasche rumzutragen.
Turnbuckle: Weiß hier noch jemand außer ihnen daß sie vorhin das ding bei mir gefunden haben.
Brannigan: Nein.
Turnbuckle: Sehr gut, vielleicht glauben sie jetzt einem ehemaligen Kollegen, dieser Stempel war nicht in meiner Manteltasche, bevor ihre Leute mich in der Garage abgefangen haben, danach wurde ich von ihnen allerdings dauernd rumgeschubst und befingert.
Brannigan: Wollen sie sich beschweren.
Turnbuckle: Gott behüte nein, ich ziehe daraus lediglich die Schlußfolgerung, daß nur ein Angehöriger dieser Personengruppe mir den Stempel in die Tasche praktiziert haben kann.
Brannigan: Aber warum sollte jemand auf so eine Schnappsidee kommen.
Turnbuckle: Der Mitternachtswürger hat bemerkt daß sie ihm auf den Fersen sind, und er nutzte die durch meine Verhaftung gebotene Gelegenheit einen anderen zu belasten.
Brannigan: Wollen sie etwa damit sagen daß einer meiner Leute.
Turnbuckle: Die Logik erlaubt leider nur diesen einen Schluß Captain Brennigan.
Brannigan: Wie wärs denn dann mit mir.
Turnbuckle: Nein sie muß ich ausschließen, sie hatten keinerlei Gelegenheit.
Brennigan: Wegen ihrer Logik soll ich also jetzt ein dutzend diensttuender polizisten überprüfen.
Turnbuckle: Das wird nicht nötig sein, ich habe einen anderen Vorschlag, machen sie jetzt so schnell und so gründlich wie möglich im ganzen Haus bekannt, daß man statt des Würgers versehentlich einen Kollegen geschnappt hat, dann laden sie mich als Entschädigung in die Kantine ein, nur zum schein, ich zahle mein Sherry natürlich selbst, meinen Mantel lassen wir hier hängen, und ich stecke den Stempel jetzt wieder in die Tasche, einen kleinen Privatdetektiv zum Sündenbock zu machen ist eine sache, einen polizisten eine andere, ich bin sicher während unserer abwesenheit wird derjenige der mir den Stempel in die Tasche getan hat, versuchen ihn unbemerkt wieder herauszuholen.
Brannigan: Ok aber nur weil Captain Johnson gesagt hat trotz allem hätten sie manchmal so einen Riecher, Higgings, Mccarseon, Endemy, wißt ihr wen ihr mir da eingefangen habt, der Kerl ist polizist, ja polizist, sagt es ihn nur weiter den anderen Kollegen, diesen Pfeifen die an diesem Einsatz beteiligt waren, ein Kollege.
Turnbuckle: Mein Kopf.
Wiggins: Mr Turnbuckle.
Turnbuckle: O Sergeant Wiggums.
Wiggins: Ich wollte ihnen nur gratulieren, sie sind ja jetzt ein freier Mann, hier ihr Mantel, ich darf ihnen hineinhelfen.
Turnbuckle: O danke nein, ich wollte ja eigentlich nur.
Wiggins: Bittesehr, moment ihr Gürtel, er hat sich verdreht.
Turnbuckle: Sergeant Wiggums, oh nein.
Wiggins: Was bitte sir.
Turnbuckle: Ich gestehe daß ich eine Sekunde lang noch glauben wollte, es bereite ihnen vielleicht ein kleines Vergnügen unter dem vorwand, seinen Mantel zurechtzurücken, einen andern Mann heimlich zu befingern.
Wiggins: Was erlauben sie sich.
Brannigan: Keine falsche Bewegung Wiggums und den Stempel da auf den Tisch schau an, Wiggins die alte Trauerweide, manchmal hab auch ich so einen Riecher.
Wiggins: Sünder müssen büßen, oja es wird kommen der Tag des Gerichts, der Herr ließ Pech und Schwefel regnen über Sodom und Gomorra.
Eben und diese Drecksarbeit sollte man ihm besser selbst überlassen.
Brannigan: Sonst noch was Wiggums.
Wiggins: Ja einen Anwalt.
Ralph: Und Henry, Captain Johnson ist völlig aus dem Häuschen, wegen deinem Erfolg mit dem Mitternachtswürger, er hat gemeint, nachdem dein incognito als Privatdetektiv sowieso geplatzt ist, ob du dir das noch mal überlegen willst mit dem studieren.
Turnbuckle: Es gibt Zeiten da denke ich das ganze Universum ist eine Illusion, und ich bin der einzige dem man nichts davon gesagt hat.
Ralph: Weißt du was, meine Frau ist dieses Wochenende auf einem Yogakurs, ich bin in einer halben Stunde bei dir, dann erklärst du mir das noch mal in aller Ruhe.
Henry Turnbuckle: Jochen Busse
Ralph: Michael Hinz
Captain Brannigan: Michael Mendl
Sergeant Wiggins: Herbert Weicker
Barkeeper: Michael Schwarzmeier
Netterly: Jochen Striebeck
Maggie Henderson: Ilse Neubauer
Horace Latimer: Hartmut Becker
Kriminalpolizist und Angestellter: Hubert Mulzer
An- und Absage: Beate Himmelstoß
Henry Slesar: Genau die richtige Art von Haus (WDR 1965)
Sally: Dadadabadada, hu-la…
Hacker: Sally.
Sally: Hu-la, lalala...
Hacker: Sally, bitte hören Sie gefälligst mit dem Geplärre auf, das macht einen ganz krank.
Sally: Ja, Mr. Hacker.
Hacker: Machen Sie mal ein Fenster auf, die Luft ist ja zum schneiden.
Sally: Das kommt von Ihrer Zigarre, Mr. Hacker.
Hacker: Reden Sie nicht, reden Sie nicht, bedienen Sie lieber das Telefon.
Sally: Ja, Mr. Hacker, hier Maklerbüro Hacker…ja…ja…bei 30 Grad im Schatten, nein, nein, Idiot.
Hacker: Sind Sie immer so höflich zu meinen Kunden?
Sally: War kein Kunde.
Hacker: Wer war’s denn?
Sally: Heizölfirma.
Hacker: Was wollte die denn?
Sally: Öl verkaufen.
Hacker: Was, Heizöl bei der Hitze, Idiot.
Sally: Hab ich doch gesagt, hida...badadada...
Hacker: Ein fremder Wagen.
Sally: Häh?
Hacker: Fährt ganz langsam, sehen Sie mal, New Yorker Nummer dem gelben Rechteck nach zu urteilen.
Sally: Sagen Sie bloß, wir kriegen Kundschaft.
Hacker: Sieht fast so aus, der, der scheint jemand zu suchen, tatsächlich, der hält vor unserm Haus.
Sally: Auch das noch.
Hacker: Na los, Sally, tun Sie so, als hätten Sie was zu tun.
Sally: Was denn Mr. Hacker, Whisky holen oder.
Hacker: Nein, was geschäftliches natürlich, spannen Sie einen Bogen in die Maschine und tippen Sie.
Sally: Was denn, richtig arbeiten.
Hacker: Und machen Sie das Radio aus, los, los.
Sally: Jajajajaja...
Hacker: Bewegen Sie sich ein bißchen.
Sally: Schön, schön spielen gut gehendes Geschäft.
Hacker: Ja, na, etwas schneller.
Sally: Was soll ich denn nur tippen, Mr. Hacker?
Hacker: Von mir aus das Alphabet vorwärts und rückwärts, Hauptsache, es hört sich nach Arbeit an.
Sally: OK.
Hacker: Na schneller, können Sie nicht ein bißchen schneller.
Sally: Ja.
Hacker: Ja.
Waterbury: Mr. Hacker?
Hacker: Ja, Sir. Hacker, Haus- und Grundstücksmakler, was kann ich für Sie tun?
Waterbury: Ich hab hier in dieser Zeitung Ihre Anzeige gefunden.
Hacker: Ja, ich setze jede Woche ein Inserat ein, hin und wieder inseriere ich sogar in der Times.
Waterbury: Soso.
Hacker: Ja, die, eine Menge Leute aus der Großstadt interessieren sich nämlich für Städte wie, wie unser kleines Ivy Corners, Mr.
Waterbury: Waterbury, darf ich mich setzen.
Hacker: Bitteschön.
Waterbury: Danke.
Hacker: Nehmen Sie Platz, Mr. Waterbury, ja, gerade diese kleinen idyllischen Städte sind jetzt sehr beliebt, hehehe, nicht wahr, stimmt’s Sally.
Sally: Sagten Sie was, Mr. Hacker?
Hacker: Ja, ich sagte was, ich sagte, daß grade Leute aus der Großstadt solche kleinen idyllischen Städtchen wie unseres sehr lieben.
Sally: O ja, Mr. Hacker, die Leute sind ganz versessen drauf.
Hacker: Ja, schon gut, Sally, schreiben Sie weiter.
Waterbury: Ich hab nicht viel Zeit, kommen wir gleich zum Geschäftlichen.
Hacker: Ist mir recht, Sir, ähm, Sally, Sally?
Sally: Ja, Mr. Hacker?
Hacker: Hören Sie endlich mit dem verdammten Geklapper auf.
Sally: Ja, Mr. Hacker.
Hacker: Also, ist es irgend ein spezielles Grundstück, für das Sie sich interessieren, Mr. W...
Waterbury: Waterbury, ja, es handelt sich um ein Haus, das am südlichen Stadtrand liegt, ganz genau gegenüber einem alten Bau.
Sally: Ach, das Kühlhaus.
Waterbury: Ja, was dieser Bau darstellt, weiß ich nicht, es steht leer.
Hacker: Südlicher Stadt, Sie meinen sicher das Kühlhaus, ja dieses, äh dieser leerstehend, leerstehende Bau ist das Kühlhaus, nicht wahr, Sally.
Sally: Ja, richtig.
Hacker: Und das andere, sagen Sie, war das ein Haus, etwa so ein altes Haus mit Säulen und.
Waterbury: Ja, es hatte Säulen.
Hacker: Und eine Veranda davor, so eine alte hölzerne Veranda und rund herum so ein verwilderten Garten, meinen Sie das Haus.
Waterbury: Die Beschreibung paßt genau, das ist das Haus, das ich meine, also, wie steht es damit, soweit ich mich erinnere, habe ich irgendwo eine Tafel „Zu verkaufen“ gesehen, aber 100prozentig weiß ich es nicht.
Hacker: Doch doch, da können Sie schon recht haben, also so ein Haus möchten Sie haben.
Sally: Wie wär’s denn mit dem Bungalow, Chef?
Hacker: Moment, gut, da könnte, da könnte ich Ihnen schon was anbieten, beispielsweise 6 Zimmer, 2 Bäder, Swimmingpool und einen sehr gepflegten Park.
Waterbury: Was faseln Sie da von Swimmingpool?
Hacker: Also kein Swimmingpool, bitte sehr, bitte, dann vielleicht äh ein Waldgrundstück, Blockhaus, 5 Zimmer, eigenes Jagd.
Waterbury: Mr. Hacker, hören Sie zu, ich habe Sie nicht nach irgendeinem Haus gefragt, sondern nach dem Haus mit den Säulen und der Veranda davor.
Hacker: Aber lieber Mr. Waterbury, das ist doch kein Haus für Sie.
Waterbury: Überlassen Sie das gefälligst mir.
Hacker: Bitte, bitte, schön, Sally, bitte die Akte Grimes, bitte bißchen schneller, ja, ich werde es Ihnen zeigen, Mr. Waterbury, aber ich garantiere Ihnen, daß Sie das Haus nicht kaufen werden.
Sally: Bitte sehr, Mr. Hacker, Grimes, hier ist die Akte.
Hacker: Na, dann wollen wir mal sehen. Aber vielleicht ist es am besten, Sie lesen es selber, Mr.
Waterbury: Ja gut, geben Sie her, aha, echter Kolonialstil, 8 Zimmer, 2 Bäder, automatische Ölheizung, geräumige Veranden, Bäume und Sträucher, Geschäfte und Schulen in der Nähe, aber was wollen Sie eigentlich, Mr. Hacker, hört sich doch alles wunderbar an.
Hacker: Ja, lesen Sie nur weiter.
Waterbury: Gepflegtes ruhiges Wohnviertel ohne Industrie, kein Gegenüber, Preis 75...75.000 Dollar, das, das, Sie sind wohl nicht recht bei Trost.
Hacker: Na, was habe ich gesagt, immer noch interessiert?
Waterbury: Steht das Haus auf einer Ölquelle oder was ist los damit.
Hacker: Ohoho, Sie meinen, weil es so teuer ist.
Waterbury: Na was wohl sonst, ja.
Hacker: Das ist es doch gerade, seit 5 Jahren habe ich das Haus an der Hand, nicht wahr, Sally.
Sally: Jaja.
Hacker: Seit 5 Jahren, ich will gern verkaufen, das ist doch mein Beruf, nur zu gern, davon leb ich doch, aber bisher hat sich noch kein Käufer gefunden, der bereit ist, ganze 75.000 Dollar für das Haus zu bieten.
Sally: Nicht einer.
Hacker: Keiner, mit einem Wort, aber Mrs. Grimes läßt einfach nicht mit sich reden.
Waterbury: So, sie läßt nicht mit sich reden, hat sie vielleicht einen besonderen Grund, wer ist diese Mrs. Grimes eigentlich.
Sally: Die Hausbesitzerin.
Hacker: Die Hausbesitzerin, ich glaube, ich glaube, es ist am besten, ich erzähle Ihnen mal alles von Anfang an.
Waterbury: Tun Sie das, Mister, wenn ich kaufen soll, muß ich alles genau wissen, ganz genau sogar.
Hacker: Mrs. Grimes, die Hausbesitzerin also, ist eine sehr nette alte Dame, vor 5 Jahren, als ihr Sohn starb, entschloß sie sich, das Haus zu verkaufen, nicht wahr, Sally, den Auftrag dazu gab sie mir, ich wollte gar nicht, wirklich nicht.
Sally: Das stimmt, das stimmt.
Hacker: Ich wollte gar nicht, nicht wahr, Sally, Mr. Waterbury, das hab ich ihr auch mitten ins Gesicht gesagt, der alte Kasten ist doch niemals 75.000 Dollar wert, Sie können es mir glauben, ich verstehe was von Häusern.
Sally: Also da können Sie ganz sicher sein, der Chef, der versteht was von Häusern.
Hacker: Ganz ganz sicher sein, keine 10.000 ist es wert.
Waterbury: So, keine 10, und sie will 75. haben.
Hacker: Ja, fragen Sie mich nicht, warum, das Haus ist nämlich wirklich alt.
Sally: Ein ziemlich alter Kasten, unter uns gesagt.
Hacker: Ja aber nicht so wie die anderen, die solide wie auf Fels gebaut sind, einfach alt ist es, nichts weiter, außerdem ist nie etwas gegen Termiten getan worden, in den nächsten paar Jahren kommt bestimmt ein Balken und dann klappt der nächste runter, zudem stehen die Kellerräume die halbe Zeit unter Wasser.
Sally: Na, da brauchen Sie keinen Swimmingpool, ne?
Hacker: Die erste Etage ist auf der einen Seite gut 20 cm abgesackt, und das Grundstück ist der reinste Urwald.
Waterbury: Ja, weshalb verlangt sie dann so viel dafür.
Hacker: Fragen Sie mich nicht, vielleicht Gefühl, für Tradition, seit dem großen Krieg ist das Haus im Besitz der Familie, kann sein, daß das der Grund ist.
Waterbury: Ja, das kann natürlich sein, ach, und dabei gefällt es mir so gut, es ist, ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, es ist genau die richtige Art von Haus für mich.
Hacker. Ich weiß, was Sie meinen, ein freundliches altes Haus, und für 10.000 Dollar wäre es auch ein guter Kauf, aber 75, hahaha.
Waterbury: Ich fahr mal hin zu der alten, werd mal mit ihr reden.
Hacker: Ich werde bei Mrs. Grimes anrufen und sie auf Ihren Besuch vielleicht vorbereiten.
Waterbury: Meinetwegen, also bis später.
Waterbury: Genau die richtige Art von Haus ist das.
Grimes: Ah, Sie sind sicher Mr. Waterbury, Mr. Hacker hat Sie schon angekündigt.
Waterbury: Ja, der bin ich, guten Tag, Mrs. Grimes, wie geht es Ihnen?
Grimes: Ich bin zufrieden, wahrscheinlich möchten Sie hereinkommen.
Waterbury: Wenn ich darf, es ist nämlich schrecklich heiß hier draußen.
Grimes: Oh, aber bitte, mein lieber, bitte, kommen Sie, so, ich habe schon Limonade in den Kühlschrank gestellt, aber eins muß ich Ihnen gleich sagen, Mr. Waterbury, ich lasse mich auf keinen Handel ein, nein, zu diesen Leuten gehöre ich nicht.
Waterbury: Aber ich will doch gar nicht mit Ihnen handeln, Mrs. Grimes.
Grimes: So, bitte hier herein.
Waterbury: Danke.
Grimes: Bitte, Mr. Waterbury, nehmen Sie Platz, ich setze mich gleich wieder in meinen Schaukelstuhl, da sitze ich nämlich am bequemsten.
Waterbury: Darf ich Ihnen behilflich sein.
Grimes: Nein danke, das kann ich recht gut alleine, sonst ist ja auch niemand hier, der mit hilft.
Waterbury: Schön dunkel und kühl ist es hier, eine richtige Wohltat.
Grimes: Also, was führt Sie her, Mr. Waterbury.
Waterbury: Tja, ja da dann will ich es mal folgendermaßen ausdrücken, Mrs. Grimes, ich bin Geschäftsmann, Junggeselle dazu.
Grimes: O wie schön.
Waterbury: Ja, ich habe schwer gearbeitet und dabei ein hübsches kleines Vermögen gemacht, und jetzt möchte ich mich zur Ruhe setzen, am liebsten an einem Ort, wo es ganz ruhig ist, Ivy Corners gefällt mir, ja, vor einigen Jahren bin ich einmal hier durchgekommen, und zwar auf dem Wege nach, nach Albany, und damals habe ich mir gesagt, hier möchte ich leben, einmal so richtig ausspannen.
Grimes: Und.
Waterbury: Ja, und als ich heute durch diese Stadt fuhr und dieses Haus hier sah, da, da war ich begeistert, es scheint für mich genau richtig zu sein.
Grimes: Mir gefällt das Haus auch, Mr. Waterbury, und deshalb verlange ich auch einen angemessenen Preis dafür.
Waterbury: Einen angemessenen Preis, Sie müssen doch zugeben, Mrs. Grimes, daß ein Haus dieser Art heutzutage nicht mehr als.
Grimes: Mr. Waterbury, Sie schlimmer Sie, Sie sollen doch nicht mit mir streiten.
Waterbury: Aber liebe Mrs. Grimes.
Grimes: Jaja, Sie streiten mit mir, und in diesem Punkt, da bin ich nun etwas eigensinnig, ich habe einen Preis für das Haus festgesetzt, und wenn Sie den nicht bezahlen wollen, brauchen wir uns gar nicht mehr darüber zu unterhalten, dann sprechen wir vom Wetter.
Waterbury: Aber Mrs. Grimes, ich meinte doch nur, es wäre vielleicht.
Grimes: Kein Wort mehr von dem dummen Haus, mein Lieber, wollen wir ein bißchen in den Garten gehen?
Waterbury: Noch einen Moment, Mrs. Grimes, bitte, noch einen kleinen Moment, ich weiß, daß es verrückt ist, aber, also gut, Mrs. Grimes, ich bin einverstanden, ich zahle den Preis, ich zahle, was Sie verlangen.
Grimes: So, haben Sie sich das auch genau überlegt, Mr. Waterbury?
Waterbury: Ja, das habe ich, Geld habe ich genug, wenn Sie unbedingt Ihren Willen haben wollen, bitte, ich bin einverstanden.
Grimes: Sie wollen mir wirklich 75.000 Dollar bezahlen.
Waterbury: Da Sie darauf bestehen, nun gut, ich, das Haus gefällt mir nun mal, ja, es gefällt mir wirklich.
Grimes: Das freut mich, nun, die Limonade ist jetzt bestimmt kalt genug, ich hole Ihnen ein Glas.
Waterbury: Sehr freundlich.
Grimes: Und dann möchte ich Ihnen einiges über dieses Haus erzählen.
Waterbury: Puh, diese Affenhitze, auf die Dauer hält das kein Mensch aus.
Grimes: So, Mr. Waterbury, hier ist Ihre Limonade.
Waterbury: Vielen Dank.
Grimes: Ich habe noch Eiswürfel hinein getan.
Waterbury: Oh, danke, Mrs. Grimes, danke, sehr liebenswürdig, oh, das tat gut.
Grimes: Dieses Haus befindet sich seit 1802 im Besitz meiner Familie, rund 15 Jahre vorher war es gebaut worden, mit Ausnahme meines Sohnes Michel wurde jedes Mitglied meiner Familie in dem oben liegenden Schlafzimmer geboren.
Waterbury: Na ja, da hängt man natürlich an so einem Haus.
Grimes: Und außerdem liebe ich dieses Haus, verstehen Sie mich.
Waterbury: Natürlich, Mrs. Grimes, ich verstehe Sie ja so gut.
Grimes: Michels Vater starb, als Michel 9 war, damals hatten wir es sehr schwer, ich übernahm Näharbeiten, dann starb mein Vater, er hinterließ mir eine kleine Jahres-rente, von der ich heute lebe, nicht gerade großartig, aber ich komme zurecht, Michel vermißte seinen Vater sehr, vielleicht sogar mehr als ich es tat, und im Laufe der Zeit wurde er, Gott ja, wild ist das einzige Wort, das einem dabei einfällt, verstehen Sie.
Waterbury: Die Jugend.
Grimes: Ja, als er das Examen an der Highschool gemacht hatte, verließ er Ivy Corners und ging in die Stadt, gegen meinen Willen, Mr. Waterbury, gegen meinen Willen, damit kein Irrtum entsteht.
Waterbury: In dem Alter weiß man das Gute meistens noch nicht zu schätzen.
Grimes: Er war wohl so, wie viele junge Leute in dem Alter sind, voller Ehrgeiz, aber noch ohne jedes Ziel, was er in der Stadt anfing, weiß ich nicht.
Waterbury: Ja hat er Sie denn nie besucht.
Grimes: Er schickte mir regelmäßig Geld, Erfolg muß er also gehabt haben, 9 Jahre lang sah ich ihn nicht.
Waterbury: Jajaja, 9 Jahre, das ist wirklich eine recht lange Zeit.
Grimes: Ja, es war für mich nicht leicht, aber noch viel schlimmer war es, als er wieder nach Hause kam, und zwar wegen irgendwelcher Schwierigkeiten.
Waterbury: Oh, er hatte Schwierigkeiten.
Grimes: Ich hatte keine Ahnung, wie groß diese Schwierigkeiten waren, mitten in der Nacht tauchte er plötzlich auf, er sah viel dünner und älter aus als ich es jemals für möglich gehalten hätte, Gepäck hatte er keines bei sich, bis auf einen kleinen schwarzen Koffer.
Waterbury: Ja, ja und.
Grimes: Als ich versuchte, ihm diesen kleinen Koffer aus der Hand zu nehmen, hat er mich fast geschlagen, mich, seine eigene Mutter.
Waterbury: Na, das war aber wirklich sehr unrecht von Ihnen.
Grimes: Ja, Sie haben recht, es war nicht richtig, aber der Junge war wohl sehr verwirrt, ich habe ihn nachher zu Bett gebracht, als wäre er wieder ein ganz kleiner Junge, und dann hat er geweint, die ganze Nacht habe ich ihn weinen gehört.
Waterbury: Ach, der arme arme Junge.
Grimes: Aber er ließ mich nicht zu sich herein, er hatte seine Tür verriegelt, am nächsten Tag schickte er mich aus dem Haus, nur für ein paar Stunden, er hätte irgend etwas vor, sagte er, was es war, verriet er nicht, als ich dann aber gegen Abend heim kam, merkte ich, daß der kleine schwarze Koffer verschwunden war.
Waterbury: Was soll das heißen.
Grimes: Damals wußte ich es noch nicht, aber gar nicht viel später bekam ich es heraus, schrecklich schnell, in der folgenden Nacht kam ein Mann in unser Haus, ich weiß heute noch nicht, wie er überhaupt herein kommen konnte, merken tat ich es erst, als ich in Michels Zimmer Stimmen hörte, ich schlich an die Tür und versuchte zu lauschen.
Waterbury: Was, Sie haben gelauscht, ja und?
Grimes: Ich wollte doch herausfinden, in welchen Schwierigkeiten mein Junge steckte, aber ich hörte nur Stimmen, laute und drohende Stimmen, und dann.
Waterbury: Und dann.
Grimes: Und dann ein Schuß, als ich ins Zimmer kam, stand das Fenster weit offen, der Fremde war verschwunden, und Michel, Michel lag auf dem Boden, er war tot, erschossen, das alles geschah vor 5 Jahren, vor 5 langen Jahren, es dauerte eine ganze Weile, bis ich erfuhr, was p***ert war.
Waterbury: Was haben Sie denn herausgekriegt.
Grimes: Die Polizei hat mir die ganze Geschichte erzählt, Michel und der andere Mann hatten ein Verbrechen begangen, ein schweres Verbrechen, viele viele tausend Dollars hatten sie gestohlen, fast eine halbe Million, eine halbe Million, Michel hatte das Geld genommen und war damit weggelaufen, weil er es für sich behalten wollte, er versteckte es irgendwo in diesem Haus, wo, das weiß ich bis heute nicht, dann kam der andere Mann zu meinem Sohn, um seinen Anteil zu fordern, als er feststellte, daß das ganze Geld verschwunden war, brachte er meinen Jungen um, aus Rache.
Waterbury: Und, und Sie haben das Geld nicht gefunden.
Grimes: Nein, Mr. Waterbury, nein, sehen Sie, Mr. Waterbury, deshalb habe ich das Haus zum Verkauf ausgeschrieben und viel zu viel Geld dafür verlangt.
Waterbury: Ja, viel zu viel, wieso, das verstehe ich nicht.
Grimes: Nein, Mr. Waterbury, verstehen Sie wirklich nicht, ich wußte, daß der Mörder meines Sohnes zurückkommen wurde, irgendwann einmal, irgendwann würde er kommen, um sich das Geld zu holen, das viele Geld, das noch immer hier in diesem Haus versteckt sein muß, ich wußte, eines Tages würde ein Mann kommen, um dieses Haus zu kaufen, er würde sich nicht abweisen lassen, auch ein hoher Preis, ein viel zu hoher Preis würde ihn nicht abschrecken, und ich habe recht gehabt, nicht wahr, Mr. Waterbury, 75.000 Dollar sind Ihnen nicht zu viel?
Waterbury: Die Limonade...die...die Limo...
Mr. Waterbury: Günther Ungeheuer
Mrs. Grimes: Annemarie Rocke-Marks
Mr. Hacker: Alfred Balthoff
Sally: Ursula Langrock
Ray Bradbury: Ein langer Weg nach Hause (NDR/SDR 1989)
Charles: Es war ein langer heißer Tag gewesen, die Rechenmaschinen im Büro hatten gesungen wie Millionen metallischer Grillen, ein schrecklicher Tag, Mr Sternwall hatte mich angebrüllt, ich hätte Sternwill am liebsten umgebracht, eines Tages dachte ich auf dem Nachhauseweg, eines Tages wirst du diesen Mr Sternwill vom 10. Stock aus dem Fenster werfen, mein Herz ratterte wie eine aus dem Tritt geratene kaputte Rechenmaschine als ich endlich vor der Wohnungstür stand, was hatte doch der Doktor gesagt, ihr Herz hat ein bißchen Ruhe nötig, gönnen sie sich einen Urlaub, Urlaub, es war völlig unmöglich mit Lydia über Urlaub zu reden, jedes Mal wenn ich auf mein Herz zu sprechen kam, klappte ihr Mund zu wie eine Falle, nein, hinter der Wohnungstür hörte ich das Radio plärren wie immer und ich wußte, drinnen wartet sie, die Frau die ich einmal geliebt hatte, o mein gott, dieses ewige einerlei, rein in die Straßenbahn, raus aus der Straßenbahn, das Büro, die Arbeit, diese unendlich langweiligen Gespräche mit Lydia über halbgarem Essen, es war zum verrückt werden, manchmal dachte ich sogar daran Lydia umzubringen, die art und weise wie sie allen jüngeren Männern im Haus nachsah mit starren fibrigen Blick als ob sie Spielzeug wären das nur darauf wartete benutzt zu werden.
Travis: Oh hi Mr Guidney, hab gerade ihr Radio in Ordnung gebracht.
Charles: Radio, ich wußte gar nicht daß.
Travis: Ist wieder alles ok, auf wiedersehen, Mr Guidney.
Charles: Ich sah Travis nach, wie er den Flur hinunterging, dann trat ich in die Wohnung, Lydia saß breit hingefläzt auf dem Sofa geschmückt mit ihrer schreienden Rothaarperücke.
Lydia: Du bist aber spät dran.
Charles: Es ist doch erst fünf nach 6.
Lydia: Und morgen ist es 10 nach 6, und am abend drauf zwanzig nach, und es wird später und später und später.
Charles: Mein Herz Lydia.
Lydia: Dein Herz wieder mal dein verdammtes Herz, du bist kerngesund, Charly, das einzige was dir fehlt ist ein bißchen mehr Nachtschlaf.
Charles: Der Doktor sagt aber.
Lydia: Also ich kann zu meinen großen leidwesen nicht erkennen daß du nah daran bist tot umzufallen gott hab mich selig.
Charles: Ach du du willst doch nur ablenken, mich an der Nase rumführen, der junge Radiobursche dieser Travis ist wieder mal zu besuch da gewesen.
Lydia: Mach dich nicht lächerlich, Charli.
Charles: Das war zu viel, ihre Kälte brachte mich auf.
Charles: Kuck mal da eine Maus.
Lydia: Hi, wo.
Charles: Guck doch mal hin.
Lydia: Wo Charli.
Charles: Ihre schreckgeweiteten Augen irrten suchend umher, ich hatte wieder zum alten Trick gegriffen.
Lydia: Dafür zieh ich dir diese Woche 10 Dollar mehr von deinem Gehaltsscheck ab 10 Dollar oder du kochst du dir eine Woche lang dein Abendessen selbst wie letzten Monat.
Charles: Was sollte ich darauf antworten, die Ehe hat uns gemein und kleinlich werden lassen, das hätte ich vielleicht sagen können und komm Lydia wir verschwinden aus Los Angeles laß uns ein neues Leben beginnen, aber ich wußte ja es hatte kein Sinn, Lydia gehörte zu jener Sorte Frauen die einem aus purer Bosheit Sahne in den Kaffee schütten wenn man ihn am liebsten schwarz mag, und das Radio auf Orkanstärke stellen, wenn einem der Schädel brummt, wie hätte ich ihr meine Sehnsucht nach Ruhe, nach Urlaub, eingestehen können, sie hätte gesagt daß wir uns eine Reise um meiner Gesundheit willen gar nicht leisten können, da saß ich schon lieber da und sah mir beim sterben zu.
Lydia: Mach schon die Tür zu und häng deinen speckigen Hut auf.
Charles: Wozu, das nutzt jetzt auch nichts mehr, ich hab nämlich gerade jemand umgebracht.
Lydia: So wie heißt er denn.
Charles: Du scheint mich nicht zu verstehen, ich sagte ich hab gerade jemand umgebracht, umgebracht, abgemurkst, gekillt.
Lydia: Gekillt, wirklich.
Charles: Nun hatte ich die Sache angefangen, jetzt mußte ich sie auch zuende bringen, ein Rückzieher war nicht mehr drin, machs gut, redete ich mir zu, machts gut, gibs ihr, mach weiter.
Charles: Ich hab ihn direkt ins Herz getroffen, ganze Arbeit, ich konnte nicht anders, ich mochte seine Visage nicht, es war einer von diesen Leuten ohne Kinn, ich hab ihm das Herz durchs Rückgrat gepustet, er hat ganz verwundert geguckt.
Lydia: Ach nein.
Charles: Es war beinahe so, als hätte ich wirklich jemand umgebracht, ich stellte mir den Knall vor, das Blut, die Erregung, mein Herz pochte, und Lydia, ihren Mr Trevis und ihr Radio und ihre niederträchtige Grausamkeit hatte sie total vergessen, sie sah mir zu wie einem Roboter dessen Schlüssel sie verloren hatte, eins war mir klar, wenn ich mich jetzt verplapperte, konnte ich himmlischen Beistand brauchen.
Charles: Peng und ab in die Hölle, das hättest du sehen sollen, er knickte über meiner Knarre ein, wie eine Marionette, gott war das aufregend.
Lydia: Charlie.
Charles: Der Einfall kam mir heute morgen im Büro, Mr Sternwall brüllte mich an, und da hab ich mir gedacht, er sollte nicht so laut brüllen, ich kann das nämlich gar nicht leiden, und dann hab ich mir gedacht wozu ist er eigentlich noch auf der Welt, der wird allmählich alt und irgendjemand muß doch mal dafür sorgen daß er aufhört so herumzubrüllen irgendjemand aber wer, auf einmal ist mir dann die Idee gekommen.
Lydia: Du.
Charles: Ja ich, Mr Charles Guidney, der kleine ordentliche feige und blaße Angestellte Charles C. Guidney, Blut überall Blut.
Charles: Lydias Gesicht war wie es in 10 Jahren nicht mehr gewesen war, alle Gemeinheit war in diesem Augenblick aus ihm gewichen, sie war erschüttert, plötzlich war Lügen die schönste Sache der Welt.
Lydia: Aber die Waffe Charly, die Pistole du hast doch gar keine.
Charles: Och nichts einfacher als das, ich hab heute früher feierabend gemacht, auf der Main street kann man sich keine Waffe kaufen ohne Waffenschein, also hab ich mir eine geklaut, ne 22er, als der Händler einen Augenblick nach hinten ging hab sie mir geschnappt, dann ging ich zurück ins Büro und folgte Mr Sternwell die Treppe runter, in einer Seitenstraße hab ich ihn dann kaltgemacht, ja und nun bin ich auf der Flucht, wir müssen aus der Stadt verschwinden, Lydia verreisen.
Lydia: Wir.
Charles: Ja wir beide, natürlich oder.
Charles: Sie gab keine Antwort, wenn sie mich wirklich haßte, würde sie mich jetzt der Polizei übergeben, auf der Stelle, mein gott die Peinlichkeit wenn sie wirklich die Polizei riefe, ich würde in ihrer Gegenwart mit der Wahrheit herausrücken müssen und sie würde keifen und kochen und mich noch mehr hassen.
Lydia: Und was soll ich deiner Meinung nach tun.
Charles: Du meinst du willst mir helfen, du liebst mich noch so sehr daß du mit mir gehst.
Lydia: Was soll ich deiner Meinung nach tun.
Charles: Vielleicht durchschaute sie mich, vielleicht sah sie ganz neue Seiten an mir weil ich genug Fantasie bewiesen hatte mir eine derartige Geschichte auszudenken, vielleicht spielte sie dieses Spiel selbst gerne mit, ich mußte fast lachen.
Lydia: Also Charli, was soll ich deiner Meinung nach tun.
Charles: Ich packe die Koffer, du reservierst Plätze im Nachtbus nach San Diego, wir vergessen die ganze Geschichte in Mexiko 6 Monate lang, das wird toll Lydia.
Lydia: Wie du meinst Charly.
Charles: Und spute dich, viel Zeit haben wir nicht zu verlieren.
Lydia: Natürlich Charlie ich geh ja schon.
Charles: Etwas verblüfft war ich doch, sie liebt mich, sie hilft mir tatsächlich, sie geht mit mir, singend und lachend suchte ich Kleider zusammen und stopfte sie in die Koffer, dann rasierte ich mich, in aller Ruhe, die Rasiercremetube ließ ich absichtlich offen und gab mir auch gar nicht erst Mühe das Waschbecken zu säubern oder das Handtuch gerade aufzuhängen.
Lydia: Hier sind die Fahrkarten.
Charles: Du hast aber lange gebraucht.
Lydia: Tut mir leid.
Charles: Mach das nicht noch mal.
Lydia: Es waren zu viel Leute da.
Charles: Und bloß keine Ausreden.
Lydia: Wirklich ich kann von Glück sagen daß ich überhaupt Karten gekriegt habe.
Charles: Lydia.
Lydia: Der Bus fährt punkt 9.
Charles: Lydia du weißt nicht was das für mich bedeutet, daß du zu mir stehst.
Lydia: Ja Charly, ja.
Charles: Hörst du mein gott sie umstellen das Haus, wo ist mein Mantel, die Koffer, schnell die Hintertreppe runter, und ab du
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 09:03
Berichte über Michael Koser
Interview mit Michael Koser, Deutschlandradio 28.01.2006 (Lange Nacht: RIAS):
Horst Wendt: Hörspielproduktionen spielen seit Jahrzehnten eine große Rolle, der RIAS hatte sehr viele Preise dafür erhalten. Und eines der berühmtesten Hörspiele hat den etwas barocken Titel „Prof. Dr. Dr. van Dusen“, genannt die Denkmaschine. Autor: Michael Koser. Wir haben ihn am Telefon. Guten Abend, Herr Koser.
Michael Koser: Guten Abend.
Horst Wendt: Ich grüße Sie. Hatte diese Sendereihe, also "Dr. Dr. van Dusen", ein literarisches Vorbild?
Michael Koser: Sie hatte tatsächlich ein literarisches Vorbild, nämlich eine Figur, die von einem amerikanischen Autor um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erfunden wurde. Die ganze Geschichte fing damit an, daß ich ein paar Geschichten von diesem Jacques Futrelle, so hieß er, bearbeitet habe, für den RIAS, und sollte eigentlich gar keine Erweiterung haben, aber die hatte es denn, weil die Hörer sich an dieser Figur sehr interessiert zeigten. Es gab keine Geschichten mehr von Futrelle die für die Funkbearbeitung geeignet waren und so hab ich mich also hingesetzt und eigene Geschichten geschrieben und insgesamt wurden es dann glaub ich, 77 Stück.
Horst Wendt: Was ist nun eigentlich der Anlaß und der Inhalt dieser Sendereihe, ist das mehr eine Persiflage auf historische Detektivberühmtheiten, auf Geschichten, der Titel läßt das ja fast vermuten.
Michael Koser: Es balanciert so ein bißchen zwischen der Persiflage oder der Parodie auf den kl***schen Detektiv, der alles kann und alles weiß, und echten Krimigeschichten, damit die Spannung nicht verloren geht.
Horst Wendt: Und wie ist der Erfolg zu erklären, was denken Sie?
Michael Koser: Das…das erste ist mit Sicherheit so diese Seriengeschichte. Da ist eine Figur, zwei Figuren, denn der große Detektiv hat seinen Schlappenschamis immer bei sich, den Reporter Hatch, der von nichts ne Ahnung hat, und diese Figuren werden den Hörern dann nach einiger Zeit sehr vertraut. Außerdem muß, denke ich, die Machart auch den Leuten gefallen haben.
Horst Wendt: Wie würden Sie die charakterisieren?
Michael Koser: Ja, nicht so ganz ernst, immer mit etwas Ironie, und manchmal auch mit doppeltem Boden.
Horst Wendt: Schreiben Sie noch?
Michael Koser: Ja.
Horst Wendt: Weiter an dieser Reihe?
Michael Koser: Äh, indirekt ja, denn, äh, aus Prof. van Dusen ist inzwischen eine Comicreihe geworden, und da habe ich dann einiges zu tun, denn man kann natürlich Hörspiele nicht 1:1 in ein ganz neues Medium übersetzen, das heißt also, ich muß die Texte neu durchgehen, mit dem Zeichner besprechen, und das ist einiges Interessante.
Horst Wendt: Nun sind Sie ja seit Jahrzehnten ein sehr renommierter Hörspielautor, haben Sie den Eindruck, daß für das Hörspiel nach wie vor sehr großes Interesse besteht, und vielleicht auch gar wächst?
Michael Koser: Hörspiel ist so eine Art Kult, denke ich, und insofern kann es sich auch gut behaupten.
Radiobericht über Michael Koser Deutschlandradio Kultur 21.10 2010:
Sprecher: So, wir kommen zu den Hörspielmachern und unter diesen ist der Bremer Autor Michael Koser einer der Altstars. 150 Hörspiele hat er für verschiedene öffentlich-rechtliche Hörfunksender geschrieben, Jonas der letzte Detektiv, Cocktail für Zwei, und die sog. Generation der Kassettenkinder die ist mit seinen unterhaltsamen Krimis abends eingeschlafen und hat dabei auch noch viel gelernt über Geschichte, Geografie, Physik und Chemie, und jetzt wird seine erfolgreichste und längste Radiokrimireihe Prof. Dr Dr Dr Augustus van Dusen neu aufgelegt, und Lars Rosentreter bringt uns nun diese Serie nahe, eine historische Hörspielgröße.
Van Dusen: Um mich her sehe ich nur verständnislose Gesichter, mit einer Ausnahme, der Mörder versteht mich aufs Wort.
Sprecher: Der Mörder ist Michael Koser, Jahrgang 1938, er lebt in Bremen, die Tatwaffe: Kugelschreiber, Papier und Schreibmaschine, das Opfer ist Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, Kosers Lebenswerk.
Koser: Der hat schon einen großen und erheblichen Teil meines Lebens bestimmt und er hat auch in dieser Zeit und auch jetzt noch dafür gesorgt, daß auf den Brötchen immer Butter ist.
Sprecher: Zu Kosers Profil läßt sich so viel sagen: Er hat nie in seinen Hörspielen gesprochen, anders als Hitch*** in seinen Filmen, er schreibt heute Kinderbücher und textet für Comics, er trinkt Wasser zum Interview, sammelt Hüte und hat ein Haus voller Bücher. Das sollte reichen.
Koser: Ich bin eher zurückhaltend und ich habe auch nie viel Wind um mich gemacht.
Sprecher: Ganz anders als seine selbstgefällige Figur van Dusen, seit 1978 spielt er bei Koser die Hauptrolle. Die Denkmaschine, für die nichts unmöglich ist.
Van Dusen: Sie meinen, ob ich mich allein durch die Kraft meines Geistes aus einem Gefängnis befreien kann. Selbstverständlich mein Guter.
Sprecher: Der amerikanische Schriftsteller Jacques Futrelle, der 1912 beim Untergang der Titanic starb, hat sich den Professor ausgedacht. Rücksprung.
Van Dusen: Einige dunkle Punkte, die ihnen eigentlich ins Auge springen sollten, harren nämlich noch der Aufklärung.
Sprecher: 1961 wohnt Michael Koser am Prenzlauer Berg in Berlin, er studiert Geschichte und erlebt sie plötzlich selber mit.
Koser: Ich saß also im Osten und meine Uni war im Westen, das war kein guter Zu-stand und deswegen bin ich mit Hilfe von Freunden über die Mauer und nach West-berlin gegangen, weil mir klar war, das wird eine Geschichte, die lange dauern wird.
Sprecher: Schon während des Studims arbeitet Koser als Radioautor, erst für den Schulfunk, dann Feature. 1973 erhält er den renommierten Kurt Magnus Preis.
Meine Damen, meine Herren, hochverehrtes Publikum. Vor ihrem Ohr und ihrem Geiste wird sich nunmehr entrollen: Ein weltgeschichtliches Spektakel.
Koser: Es hieß das neue Hörspiel, und war sehr beliebt, nicht bei den Hörern aber bei den Machern und dann war mir das doch ein bißchen zu windig.
Sprecher: Michael Koser sammelt alte Krimis, auf Entdeckungstour durch Berliner Trödelläden findet er die van Dusen Geschichte von Jacques Futrelle, er schreibt sie als Hörspiel um.
Crippen: Ja wer ist denn nun der Gaslichtmörder.
Van Dusen: Da sie es nicht sind, Mr. Crippen, bleibt nur noch einer übrig. Achtung Caruso, er will zur Tür.
Caruso: Keine Sorge, Prof. an mir kommt er nicht vorbei.
Sprecher: 77 Folgen sind es geworden, alle spielen um 1900, historisch korrekt recherchiert bis ins kleinste Detail.
Hatch: Ja moment ich muß erst den Satz zuende schreiben.
Sprecher: Vor 10 Jahren, mit 62, macht Koser dann Schluß mit van Dusen.
Van Dusen: Er hat mich unterschätzt, und das, meine Herren, brach ihm buchstäblich das Genick.
Sprecher: Im Internet leben Kosers Figuren weiter, die Fans schreiben Kompendien über Plots, Sprecher, Musik. Prof. van Dusen ist ein Widergänger, was zum anfangs erwähnten Mord zurückführt. Ja die Denkmaschine starb, durch die Hand von Koser, nicht in der letzten Folge, sehr viel früher.
Koser: Wir wußten überhaupt nicht genau, wie kommt die ganze Geschichte an, und daraufhin habe ich, auch damit ich das nun endlich mal weiß hab ich ihn umgebracht.
Sprecher: Es hagelte Protest, also mußte Koser weitere Fälle aus dem Hut zaubern. Jetzt da die Serie wieder aufgelegt wurde, können neue Hörer in den Van Dusen Kosmos vordringen.
Sprecher: Und wenn sie Lust haben mit vorzudringen in diesen Kosmos von Prof Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, morgen den 22. Oktober erscheinen die ersten 4 Fälle bei Folgenreich Highscore Music, also zugreifen.
Gespräch mit Michael Koser anläßlich seines 65. Geburtstags (24.04.2003):
Held einer vergangenen Welt
... oder warum Augustus van Dusen Kult ist
von Ulrich Griebel (MDR-Kultur - Triangel 4/2003 Das Kulturmagazin von MDR FIGARO)
Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen ist ein Universalgenie. Nicht nur, daß er einer der größten Wissenschaftler seiner Zeit ist - seine Zeit, das ist die um 1900 - er ist auch ein berühmter Detektiv und gehört in eine Reihe mit Sherlock Holmes, Hercule Poirot oder Lord Peter Wimsey. Seine universellen Kenntnisse in den Naturwissenschaften - außer Physik, Biologie, Chemie hat er auch sämtliche Bereiche der Humanmedizin studiert, kennt sich in Geologie, Archäologie, Ägyptologie sehr gut aus - wendet er gezielt zur Klärung der unterschiedlichsten Kriminalfälle an. Wobei der die Bezeichnung „Detektiv“ als zu profan ablehnt und sich lieber “Kriminologe, Amateurkriminologe“ nennt. Er ist die Titelfigur in der Kriminalhörspiel-Reihe von Michael Koser, die im „Krimi zur guten Nacht“ bei MDR KULTUR einmal im Monat, meist am letzten Sonntag, zu hören ist. Am 24. April feiert Michael Koser seinen 65. Geburtstag. Bis zu seinem 23. Lebensjahr war er DDR-Bürger, lebte ab 1961 in Westberlin, nun seit vielen Jahren in Wilhelmshaven. Studiert hat Koser Geschichte, Germanistik und Politische Wissenschaften, danach begann er zu schreiben. Neben der van-Dusen-Reihe haben ihn vor allem die Hörspielserien „Der letzte Detektiv“ und „Cocktail für Zwei“ bekannt gemacht. Aus Anlass seines Geburtstages führte Ulrich Griebel das folgende Gespräch mit ihm.
Griebel: Herr Koser, die van-Dusen-Hörspiele spielen um 1900. Historische Krimis sind ja relativ selten, wie sind Sie darauf gekommen, gerade solche Krimis zu schreiben? Und war die Idee für die Serie gleich da?
Koser: Ich muss ein bisschen ausholen. Ich habe mich immer für Krimis interessiert, habe alte Krimis gesammelt, nicht nur Conan Doyle, sondern auch unbekanntere Autoren, und hatte auf einmal in den siebziger Jahren die Idee, aus dieser Sammlung irgendetwas Radiomäßiges zu machen, weil ich ja beim Radio gearbeitet habe. Ich suchte ein paar alte Krimigeschichten aus, die mir gut gefielen, und habe dann dem RIAS Berlin angeboten, aus diesen Geschichten Krimi-Hörspiele zu machen. Eine dieser Geschichten ging um Professor van Dusen. Professor van Dusen ist ja nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen, sondern der ist Produkt des amerikanischen Autors Jacques Futrelle. Und ich habe eine van-Dusen-Geschichte zu einem Krimi-Hörspiel verarbeitet, ziemlich frei. Ich war nie ein guter Bearbeiter. Und ich habe nie die Sachen genau übernommen, sondern habe das dann so gemacht, wie ich das für gut und für richtig hielt. Und diese eine Geschichte kam sehr gut an. Und daraufhin habe ich dann weitere van-Dusen-Geschichten bearbeitet, insgesamt fünf, die von Futrelle geschrieben wurden. Dann gingen die Geschichten aus. Futrelle hat zwar eine ganze Menge Geschichten geschrieben, aber die allermeisten sind entweder generell nicht gut oder nicht gut audiomäßig umzusetzen. Und dann habe ich angefangen, mit der Figur, die ja nun schon mal da war, zu spielen und ihr eigene Geschichten zu schreiben. Und auf einmal hatten wir eine Hörspiel-Reihe, ohne daß das irgendwie von Anfang an jemand wollte oder geplant hatte.
Griebel: Aber es fällt ja auf, daß jede einzelne Folge sich ganz konkret an einem ganz gestimmten Handlungstag oder an zwei Tagen abspielt und das Bezug genommen wird auf frühere Folgen. Das heißt, man hat den Eindruck, sie sind in chronologischer Reihenfolge geschrieben worden. Das ist offenbar aber nicht der Fall.
Koser: Es war so: Die ersten 24 Folgen sind chronologisch geschrieben und hintereinander produziert und gesendet worden. Mit der 24. Folge starb Prof. van Dusen in San Francisco 1906 beim Erdbeben. Er versank in die Erde, und seine letzten Worte waren: „2 + 2 ist 4“. Und das war ein so schöner Tod, daß ich den nicht wieder rückgängig machen wollte. Diese 24. Folge war überhaupt als Testfolge gedacht. Nicht nur ich, auch der Sender, die Redakteurin, der Regisseur, wir wussten nicht so gut, wie die ganze Geschichte überhaupt ankommt. Sie war damals ungefähr drei Jahre gelaufen. Und daraufhin hatte ich die Idee, die mein großer Kollege Conan Doyle ja auch schon mal hatte, den Helden einfach umzubringen. Und ich wollte sehen und hören, ob es darauf irgendwelche Reaktionen bei den Hörern gibt. Ich dachte, wenn die Serie bisher gut angekommen ist, dann müssen sie sich melden und müssen sich irgendwie dazu äußern. Das taten sie dann wie wir es nie geglaubt und für möglich gehalten hatten. Und der Haupttenor war: „So geht das nicht! Die Serie darf nicht aufhören, sie muss weiter laufen. Und da nun aber van Dusen tot war, blieb mir nichts anderes übrig, als ihm neue Geschichten zu schreiben, die zeitlich vorher p***ert sind. Das war ziemlich eng, denn der erste Fall, der auch so betitelt ist, „Professor van Dusens erster Fall“, spielte 1898, und der letzte Fall, der Tod von Dusens, wie gesagt 1906. Es waren also acht Jahre. Und da dacht ich, gut, dann machen wir noch ein paar Folgen, die kriegen wir noch irgendwo reingequetscht in diese Zeitspanne. Ja, und dann wurden es noch 53 Folgen, die alle in dieser eng umgrenzten Zeit spielen. Deswegen - nicht nur, weil der Professor so ein kluger Mensch ist, sondern auch, weil ich zeitlich etwas unter Druck war - muss er seine Fälle immer ganz furchtbar schnell lösen. Meist schafft er es ja in ein bis zwei Tagen, dann ist die Sache ausgestanden, und er kann sich wieder anderen Dingen widmen, vor allen Dingen seiner atomarem Strukturtheorie, an der er immerzu herumknabbelt. Ich weiß übrigens selbst nicht, was das ist. Ich bin schon von den Hörern gefragt worden, worum es da geht. Ich kann immer nur auf den Professor selber verweisen.
Griebel: Eine immer wieder interessierende und irritierende Frage: Was ist nun eigentlich an den wissenschaftlichen, kriminologischen, kriminaltechnischen und naturwissenschaftlichen Problemen und Lösungswegen, die er da benutzt, fiktiv, und was ist real?
Koser: Also normalerweise sind die wissenschaftlichen und vor allem die kriminologischen Dinge, die vorkommen, real, Das heißt, sie beziehen sich auf tatsächlich wissenschaftliche Dinge, die zu dieser Zeit gerade im Schwange waren bzw. erfunden wurden. Manchmal eilt der Professor ein bisschen voraus, so daß er schon den Computer erfindet, allerdings ohne es praktisch zu demonstrieren. Das ist ein Gag. Aber gerade die Kriminaltechnik, die darin vorkommt, beruht auf Tatsachen. Da habe ich also dann wirklich dicke Bücher gewälzt, damit das alles stimmt. Ein paar Fehler sind mir auch unterlaufen, naturwissenschaftliche Fehler. Ich bin selbst kein Naturwissenschaftler und schwimme eigentlich immer doch ziemlich herum und muss dann Fachleute fragen oder Bücher konsultieren. Und da kann es natürlich schon einmal p***eren, daß die eine oder andere Sache daneben geht. Darauf haben mich die Hörer aber dann immer sofort aufmerksam gemacht.
Griebel: Die Sprache in der Van-Dusen-Serie ist anders als in anderen Krimis. Nun gut, die Handlung spielt nun fast schon eine oder zwei Generationen vor uns. Es ist der Versuch, die Sprache der damaligen Zeit einzufangen. Aber wo kriegt man die Sprache der Zeit her? Selbst wenn sie denn so gewesen wäre, was ich gar nicht glaube, sondern ich glaube, daß das auch eine Kunstebene ist.
Koser: Ganz sicher.
Griebel: Aber woher haben Sie den Grundtenor, den Grundton für die Sprache in den van-Dusen-Krimis?
Koser: Nun, ein bisschen aus alten Krimis, Krimis die so am Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden, wo die Detektive so etwas waren wie Supermänner und immer vom hohen Thron herab ihre Erkenntnis preisgaben. Da kommt das ein bisschen her, am Anfang jedenfalls. Auch der Prof. van Dusen bei Futrelle drückt sich etwas gestelzt aus. Aber das hat sich nachher selbständig gemacht. Und das liegt auch an Friedrich W. Bauschulte, der ihn spielt, ich habe mir immer ihn vorgestellt und habe ihm dann diese Sachen in den Mund geschrieben. Es ist dann einfach auch für mich ein Spaß geworden. Und die Sprache ist ja im Lauf der Folgen, glaube ich, immer elaborierter und gestelzter und künstlicher geworden. Ich hätte von Anfang an gedacht, daß die Hörer das gar nicht so gerne haben, aber gerade diese Sprache - das habe ich gemerkt - kommt gut an. Im Gegensatz dazu habe ich natürlich den Hutchinson Hatch gesetzt, der ja ein wenig anachronistisch ist. Also der spricht nun gar nicht die Sprache des beginnenden 20. Jahrhunderts, der Belle Époque, sondern er spricht eigentlich die Sprache von heute. Das sollte er auch ganz bewusst, damit der Professor so ein Gegengewicht bekommt, damit das nicht nur alles mit Fremdworten und furchtbar langen und komplizierten Sätzen gespickt ist - absolut rundfunkungeeignet, hätte man früher wahrscheinlich gesagt. Hatch ist an sich meine Lieblingsfigur. Prof. van Dusen habe ich nie leiden können. Und auch im Lauf der Jahre habe ich mich eigentlich nie richtig führ ihn erwärmen könne. Er ist so künstlich, und er ist so kalt und so weit weg und so distanziert. Also ich habe einfach keine Begeisterung für ihn entwickeln können. Dagegen Hatch ist ein Mensch wie du und ich. Er darf auch Angst haben. Er darf Hunger haben. Er darf sich beschweren. Er darf eigentlich ganz normal reagieren. Aber wenn Hatch alleine da wäre, wäre es natürlich keine Geschichte.
Griebel: Wie sehen Sie die Umsetzung Ihrer Manuskripte durch die Regie, die Schauspieler, den Einsatz von Musik und Geräuschen?
Koser: Was die Regie angeht, Rainer Clute war ja von Anfang an dabei - mit einer Ausnahme: Der erste van Dusen, der überhaupt produziert wurde, wurde von einem anderen Regisseur gemacht. Dann hat Rainer Clute übernommen und ist die ganze Zeit dabei geblieben. Und ich war eigentlich immer seht angetan von seiner Umsetzung. Daß er die ja auch etwas altmodischen Geschichten auch in einer altmodischen - im positiven Sinne - Verpackung serviert hat, daß er sich Zeit gelassen hat, den Schauspielern Zeit gelassen hat, daß er sehr viel Musik verwendet hat, sehr besondere Musik, was ja so eine Art Markenzeichen für ihn war. Also es gibt wenig Dinge, die ich auszusetzen habe. Wir haben uns, glaube ich, nie gestritten in dieser ganzen Zeit der Zusammenarbeit, hatten manchmal natürlich Meinungsverschiedenheiten. Wir haben alle Manuskripte besprochen, vor der Produktion gemeinsam besprochen, und auch die Besetzung. Ich habe mitgeredet, auch wenn das natürlich in erster Linie seine Sache war. Und ich fand, daß Rainer Clute ein Glücksfall für die ganze Reihe ist. Und van Dusen wäre nicht das, was er ist, wenn es diesen Regisseur nicht gegeben hätte.
Griebel: Die vielen Fälle, die Prof. Van Dusen zu lösen hat, sind von ganz unterschiedlicher Machart. Die sind mal logisch-kriminalistisch aufgebaut, mal sind sie mehr abenteuerlich angelegt. Aber was die Kreuzworträtselfälle betrifft, die also dem Hörer die Möglichkeit des Mitdenkens und des Mitkombinierens geben - Sie sind so aufgebaut, daß man auch wirklich drauf kommen könnte. Wollten Sie, daß der Hörer mitgehen kann, bestimmte Schritte mitvollziehen kann und vielleicht auch dem Professor schon mal - obwohl er ja der berühmteste Amateurkriminologe der Welt ist - ein bisschen vorauseilen kann?
Koser: Es gehört eigentlich zu den Spielregeln des kl***schen Krimis, daß man dem Leser/Hörer nichts verschweigen darf. Also man darf, man kann ihn zwar auf eine falsche Fährte locken. Aber man muss ihm alle Fakten liefern, die auch der Detektiv hat. Und ich habe mich bemüht, das auch zu tun. Ich glaube, nicht in allen Fällen, manchmal habe ich ein wenig unterdrückt oder verheimlicht. Ich hoffe allerdings, daß niemand dem Professor so auf die Schliche gekommen ist, daß er vor ihm die Sache herausgekriegt hat. Im Grunde soll der Hörer sich zwischen dem Professor und Hatch befinden. Hatch ist ja ein netter Dussel. Also er kriegt so gut wie nie was raus und steht immer hilflos da, wenn der Professor irgendwo kryptisch irgendwas äußert. Und ich habe immer gehofft, daß der Hörer zwar dann besser ist als Hatch und schon so ein bisschen sieht, wo der Hase hinläuft, aber die genauen Dinge, die Einzelheiten, die Details, die Spuren und wie sie von wem gelegt wurden, dann doch als Überraschung erfährt. Mitarbeiten gerne, aber bitte nicht rauskriegen.
Griebel: Mich interessiert die Rolle von Satire und Ironie in den Stücken. Ist das von vornherein der Blickwinkel gewesen, unter dem Sie die Figuren gesehen haben, unter dem Sie die Geschichten gesehen haben? Oder ist das sukzessive im Laufe der Folgen hinzugekommen?
Koser: Das war von Anfang an da, auch beim Professor. Van Dusen bei Futrelle ist eine Figur, die der Autor tatsächlich ernst genommen hat. Er ist tatsächlich ein großer Wissenschaftler. Und ich habe ihn von Anfang an ein bisschen überzogen. Also es kommen parodistische Züge hinein. Allerdings habe ich mich bemüht, zu balancieren - das ist ganz schwer - einerseits zwischen dem Parodistischen und andererseits zwischen dem wirklichen Krimi. Also eine Parodie alleine ist nicht spannend, kann gar nicht spannend sein. Ein Krimi muss es sein. Aber die Umstände, die Figuren sind überzogen. Satire kommt auch hinein, „Dr. Tschu Man Fu“ ist eine antikolonialistische Satire. Das kommt immer wieder, habe ich jetzt gemerkt beim Weiterlesen, hatte ich gar nicht so beabsichtigt, war aber tatsächlich so. Also es kommen halt auch mal gesellschaftskritische Dinge rein. Im Grunde sollten die Geschichten für alles offen sein. Ich habe mich bemüht, sehr viele Mythen der Trivialliteratur - und ich habe mich damit immer beschäftigt, auch wissenschaftlich - in die van-Dusen-Reihe einzubauen, aber nicht ernst und gewichtig daherschreitend, sonder eben locker, ironisch, satirisch, parodistisch, ohne daß die Geschichte, der Krimi, der Plot darunter leidet.
Griebel: Häufig ist es ja so, daß Hörspielleute, Radioleute insgesamt, wenig über die Wirkung ihrer Arbeit erfahren. Das wird über den Sender ausgestrahlt und ist weg. Mal gibt es Umfragen, aber relativ selten. Was wissen Sie über die Wirkung der van-Dusen-Serie? Wenn man heutzutage, da die Serie eigentlich abgeschlossen ist und nur noch in einigen Sendern wie bei uns in der Wiederholung läuft, ins Internet guckt, findet man eine Menge. Auf das Stichwort van Dusen wirft die Suchmaschine sehr viele Seiten aus. Das bedeutet, irgendwie lebt die Serie noch. Und es muss Fans geben, die sich weiter damit beschäftigen und sogar Arbeit in solche Internet-Auftritte stecken. Allgemein gefragt, was wissen Sie über die Wirkung zu den Zeiten, als die Serie noch in Arbeit war, und über die Wirkung heute?
Koser: Es gab damals öffentliche Veranstaltungen, im großen Sendestudio des RIAS, das immer knüppeldicke voll war. Vorher hatte das auch keiner so richtig erwartet. Was kommt beim Hörspiel denn schon groß zusammen, aber es kamen Hunderte von Leuten. Dann wurde tatsächlich - und das hat es, glaube ich, beim Rundfunk, beim Hörspiel noch nie gegeben - ein Fan-Club gegründet, den es immer noch gibt, der im Internet sehr aktiv ist. Es gab Telefonate, es gab Post. Jetzt gibt es hauptsächlich E-Mails. Es gibt eine eigene van-Dusen-Website. Dann haben Fans, ohne mich vorher zu fragen, auch unter meinem Namen eine Website eingerichtet. Auch habe das dann hinterher sanktioniert. Das war schon in Ordnung. Es gab und gibt also erstaunlich viele Reaktionen. Der Seriencharakter hängt sicher damit zusammen. Auf ein einzelnes Hörspiel würde man so einen Response nicht kriegen, auch nicht erwarten können. Viele Fans haben mir gesagt, geschrieben, daß sie van Dusen als Lebenshilfe sehen, daß, wenn van Dusen sagt „Nichts ist unmöglich“, daß das für sie dann auch die Maxime ihres Handelns wurde. So habe ich das nie gedacht, an sich ist dieser Spruch natürlich rein überzogen. Oder sie sagen, sie hätten unglaublich viel gelernt über Geschichte und Geographie, weil ja diese Dinge immerzu eine Rolle spielen. Sie hätten dann nachgeschlagen. In van-Dusen-Kompendien, die man im Internet nachlesen und sich runterladen kann, ist dann jede einzelne Geschichte genau darauf untersucht worden, wo sie spielt, wann sie spielt, welche historischen Figuren darin vorkommen usw. usf. - eine Arbeit, die ich ganz erstaunlich finde, die das weit überschreitet, was ich vor diesen Sendungen gemacht habe, obwohl ich nun auch als Historiker anständig recherchiert habe, bevor ich irgendwas geschrieben habe.
Griebel: Würden Sie sagen, van Dusen ist unter den Krimis noch mal eine besondere Kategorie, was die Wirkung betrifft?
Koser: Ich glaube, daß es im modernen Rundfunk, also im Rundfunk noch dem 2. Weltkrieg, keine Reihe von 77 Folgen gegeben hat von jeweils einer Stunde oder einer knappen Stunde, die sich über einen so langen Zeitraum halten konnten. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn es eben nicht diese Hörerbegeisterung gegeben hätte und immer noch gäbe. Ich weiß, daß Deutschland-Radio immer noch von den Fans betrommelt wird, van Dusen fortzusetzen oder doch wenigstens zu wiederholen.
Griebel: Und daß es ein großes Bedürfnis gibt, Folgen, die die Fans nicht mitschneiden konnten, als sie gesendet wurden, nun irgendwie veröffentlicht zu sehen auf käuflichen Tonträgern. Aber das hängt ja wohl immer noch an irgendwelchen rechtlichen Fragen?
Koser: Ja, das wird mir dann gesagt vom Deutschland Radio, die ja verantwortlich sind für Professor van Dusen als Nachfolgesender von RIAS Berlin. Ich habe natürlich darauf gedrückt, und die Fans verlangen das ja auch immer wieder, daß es van Dusen in einer Höredition gibt als CD-Sammlung zum Beispiel. Der Sender erklärt, daß es zu schwierig sei und zu teuer. Es gäbe zu viel recht abzulösen, speziell Musikrechte. Das sei nicht praktikabel. Und deswegen könne er leider keine CDs veröffentlichen, entweder allein oder zusammen mit einem Hörverlag. Ja, ich kann leider als Autor nichts dagegen machen. Ich würde mich freuen, wenn es nun endlich mal klappen würde.
Griebel: Ich würde gerne noch etwas zu Ihrer Biographie als Autor erfahren. Ich weiß, daß Sie hauptsächlich fürs Radio gearbeitet haben und nur ganz selten ausgebüxt sind in andere Bereiche.
Koser: Also ich bin zum Radio gekommen, ohne daß ich es selber unbedingt wollte. Das war eine Zufallsgeschichte. Ich hatte studiert, schrieb an meiner Doktorarbeit, und mein Doktorvater wurde angesprochen von einem Sender, dem Süddeutschen Rundfunk, ob er nicht über sein Fachgebiet Schulfunksendungen machen wolle. Und das wollte er nicht, aber er hat dann seine Doktoranden damit beauftragt. Und dann schrieb ich zwei Sendungen, und auch andere schrieben welche. Und die Redakteurin beim Süddeutschen Rundfunk sagte mir dann: „Was Sie geschrieben haben, war das weitaus Beste. Hätten Sie nicht Lust, noch mehr für uns zu machen?“ Ja, ich hatte schon Lust. Das war schönes Geld damals für einen Studenten, der vom Stipendium lebte und von Arbeiten in den Ferien. Und dann schrieb ich also Schulfunk, das machte mir Spaß, dann kam ich zu anderen Sendern, schrieb weiterhin Schulfunk, krempelte mit ein paar Autoren den Schulfunk beim RIAS total um. Wir haben da die alten Zöpfe abgeschnitten, rausgeschmissen und neue Sachen gemacht, neue Hörspielformen, Featureformen eingebracht. An Hörspiel dachte ich relativ spät. Das kam erst in den siebziger Jahren. Auf Aufforderung eigentlich von Redakteuren und Regisseuren schrieb ich dann mal ein Hörspiel, das war so ein Kunsthörspiel, wie es damals üblich war, mit Musik, eine Art Rock-Oper, die großen Erfolg hatte, bei fast allen Sendern lief. Und dann schrieb ich noch sowas. Und dann hatte ich keine Lust mehr. Das waren so Geschichten ohne richtigen Anfang, ohne richtiges Ende. Ich verstand sie selber nicht und die Hörer wahrscheinlich auch nicht. Aber das war damals das, was en vogue war im Hörspiel. Und dann schrieb ich eine Zeit lang überhaupt keine Hörspiele, nur Features, bis ich auf die Idee kam, Krimis zu schreiben. Das war Ende der Siebziger, da wurde van Dusen geboren. Dann habe ich in den achtziger Jahren den „Letzten Detektiv“ erschaffen, der seitdem im Bayerischen Rundfunk läuft und es auch schon auf 40 Folgen gebracht hat. Ich habe festgestellt, daß mir die Serienproduktion liegt. Das heißt, wenn ich mir Figuren ausdenke und Handlungsräume und Zeiten, daß ich es schade finde, mit einer Geschichte das ganze Pulver zu verschießen, und dann bemühe ich mich Dinge so zu entwickeln, daß sich mehrer Folgen tragen. Daß es allerdings 77 Folgen werden wie bei van Dusen, das war nie vorhersehbar.
Griebel: Sind Sie mit dem Medium Radio als Arbeitsfeld ausgelastet, ausgefüllt, zufrieden? Sie haben nicht die Absicht, irgendwann aufzuhören damit?
Koser: Nein, obwohl ich mich auch in anderen Medien ein bisschen umgesehen habe, z. B. beim Fernsehen. Ich habe eine Buchserie herausgegeben. Und gerade in diesem Jahr habe ich ein Buch zu Ende geschrieben, was ich gerade bei einem Verlag unterzubringen suchen, ein Jugendbuch übrigens. Aber ich war immer beim Radio. Ich war sehr gern beim Radio. Ich habe - das zeigen ja auch die van-Dusen-Geschichten -, ich habe so etwas wie eine Cinemascope-Phantasie. Das heißt, ich denke mir sehr komplizierte, sehr aufwändige Geschichten mit vielen Personen aus, die man im Film zum Beispiel nur mit großer Mühe vielleicht in Hollywood mit Computertricks umsetzen könnte. Und beim Rundfunk geht das alles ganz einfach. Mit ein paar Geräuschen im Hintergrund und ein paar Stimmen und ein bisschen Musik kann man die tollsten Dinge machen. Und die Hörer können sich das dann richtig vorstellen. Deswegen bin ich dabei geblieben, bis heute. Und ich will auch dabei bleiben, so lange der Rundfunk sich nicht so ändert, daß meine Geschichten nicht mehr gewollt werden.
Ich war nicht böse, daß die Reihe eingestellt wird (Hörwelt 9/9

:
Michael Koser, Jahrgang 38, ist seit 20 Jahren Autor der van Dusen-Krimireihe. Im HÖRWELT-Gespräch äußert er sich über seine Zeit mit dem Superhirn – und seine neue Serie Cocktail für zwei.
Herr Koser, Sie sind derjenige, der es wissen muß: Was hält das Schicksal im 77. Fall für Prof. van Dusen bereit?
Koser: Ein großer Teil wird in Wilhelmshaven spielen, das habe ich mir schon lange vorgenommen. Seit 15 Jahren wohnte ich jetzt hier, und die Freude wollte ich mir einfach machen. Viel mehr möchte ich über die Handlung nicht sagen. Es sind einige Überraschungen drin, und die sollen auch Überraschungen bleiben. Den meisten Spaß werden sicher die haben, die die ganze Saga kennen. Einige alte Bekannte tauchen auf, und überhaupt zitiere ich mich fleißig selbst. Ich hatte ein bißchen Endzeitstimmung beim Schreiben, aber eine fröhliche.
Hat van Dusens letztes Stündlein nun unwiderruflich geschlagen?
Koser: Ja und nein, ich kann das schwer sagen. Ich bin nicht der Sender, und der bestimmt das im Endeffekt. Aber vermutlich ist Schluß – obwohl ich mich dieses Mal gehütet habe, ihn endgültig von der Szene zu nehmen. Wenn aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen van Dusen doch wiederauferstehen sollte, dann könnte er das tun.
Er fällt also nicht in die Schlucht?
Koser: Nein, dieses Mal geht er mit der Titanic unter.
Werden Sie ihn als regelmäßigen Begleiter nicht vermissen?
Koser: Das tue ich jetzt schon manchmal. Manchmal habe ich Ideen, die nur zu van Dusen passen, nicht zu Der letzte Detektiv und nicht zu Cocktail für Zwei. Aber mehr Folgen müssen es auch nicht unbedingt sein. Ich war nicht furchtbar böse, daß die Reihe eingestellt wird...
Sprechen wir also ein wenig über ihre neue Serie, die im September anlaufen wird, Cocktail für Zwei. Ihr Heldenduo ist dieses Mal ein Pärchen, und es erlebt seine Abenteuer in den zwanziger Jahren.
Koser. Ich hatte die Idee schon länger im Kopf, und die zwanziger Jahre schienen mir zu passen. Es sollte anders werden als die van Dusen-Reihe und Der letzte Detektiv, leichter und eleganter. Und ich bin dieses Mal auf die andere Seite gewechselt, auf die Täterseite. Die Helden sind Hochstapler, Ganoven, Glücksritter. Sie heißen Felix und Cora. So kann ihre Firma als Felix & Co auftreten.
Was mag das für eine Firma sein?
Koser: Sie sind Expropriateure en gros und en detail. Sie nehmen Menschen und Institutionen aus, die viel Geld haben, ein bißchen wie Robin Hood. Nur daß sie nicht daran denken, das Geld jemand anderem zu geben als sich selbst.
Gibt es typische Merkmale ihrer Gaunereien?
Koser: Die beiden spielen Rollenspiele, sie denken sich komplizierte Geschichten aus und übernehmen diverse Figuren, um ihre Opfer dazu zu bringen, ihr Geld herzugeben. In einer Folge der zweiten Staffel geben sie sich zum Beispiel als Coco Chanel und der Präsident der Französischen Republik aus. Und verkaufen einem amerikanischen Schrottkönig den Eifelturm.
Felix und Cora werden von Maren Kroymann und Cornelius Obonya gesprochen. Haben sie als Autor auch einen Einfluß auf die Auswahl der Sprecher?
Koser: Ja, ich habe schon mitgeredet, und es war auch nicht ganz leicht, die Richtigen zu finden. Das müssen ja Leute sein, die das Komödiantische allein mit der Stimme transportieren können, ohne Mimik, ohne Gestik, ohne Maske und Kostüme. Beiden macht es viel Spaß, in die jeweiligen Rollen zu schlüpfen. Und das merkt man.
Neue Fälle für Jonas und Sam
Donaukurier 19.08.2008 um 20:30 Uhr
Bremen (DK) "Machen wir ein Ende." So klingt das Finale des "Letzten Detektivs". "Das sagt aber nicht Jonas, sondern ein Mitglied der Anti-Jonas-Koalition, die die ganze Zeit versucht hat, sich dieses lästigen Detektivs zu entledigen", erklärt Michael Koser (70), Autor von mehr als 150 Hörspielen und Schöpfer dieser Figur, die sich mit "Jonas. Nur Jonas. Besser einen guten Namen als drei miese" vorzustellen pflegt. Mitte der 80er Jahre hat Michael Koser seinen furchtlosen, melancholischen Privatermittler vom Schlage eines Philip Marlowe oder Sam Spade auf die Verbrecher Babylons losgelassen. Einer düsteren, seelenlosen Hightech-Metropole.
Geschwätziger Computer
Jonas lebt in der Zukunft. In einer Zukunft, in der das Ökosystem längst kollabiert ist, in der Bürgernummern die Namen abgelöst haben, der Sozialstatus (der Nutzen für den Staat) die Wohnklasse regelt, Großkonzerne regieren und man sich hauptsächlich von synthetischen Nahrungsmitteln ernährt. Im Jahr 2009 tritt Jonas erstmals in Erscheinung. Nur 25 Jahre lag diese Zukunft von der Gegenwart entfernt, als Michael Koser im Orwell-Jahr 1984 seinen Detektiv über dessen ersten Fall brüten ließ. Dabei lernte Jonas Judith kennen, die bald seine ZB ("zeitweilige Beziehung"

werden sollte und bei Sam regelmäßig Eifersuchtsanfälle auslöste. Sam ist ein Computer. Ein Supercomputer. Leider wurde er mit zu vielen Sprachprogrammen gefüttert, was zu einer Überkonfiguration führte, sodass seine Genialität in Sachen Datenbank-Informationsbeschaffung bisweilen mit einer gewissen Schwatzhaftigkeit einhergeht.
40 Folgen lang klärte "der letzte Detektiv" von Babylon im Bayerischen Rundfunk kniffelige Fälle, recherchierte, de-ckte auf, überschritt gesetzliche und bisweilen moralische Grenzen – bis die Serie 2001 ein abruptes Ende fand. Und Autor Michael Koser die Entwürfe für vier Fortsetzungen plus Abschlussfolge verärgert in die Schublage legte.
Kurzzeitig spielte er mit dem Gedanken, diese Notizen ins Internet zu stellen, "damit die Fans sehen, wie es hätte weitergehen können", erzählt er. Er hat es nicht gemacht. Und hatte deshalb noch Material für neue Geschichten zur Verfügung. Denn: Es gibt zwei nigelnagelneue Folgen von Jonas. Auftraggeber ist diesmal allerdings nicht eine Rundfunkanstalt, sondern eine Privatperson. Martin Bahr ist ein großer Jonas-Fan, und seine Anwaltskanzlei hat bereits zwei Hörspiele ("Das Canossa Virus" und "Ixplorer 5003"

produziert. Ihm gelang es, die Originalsprecher von Jonas, Sam und Judith, nämlich Bodo Primus, Peer Augustinski und Karin Anselm wie auch Regisseur Werner Klein, der die Serie ab Folge 17 begleitet hatte, für sein Herzens-Projekt zu gewinnen. "Das war schon wichtig", sagt Michael Koser. "Ein Hörspiel mit anderen Stimmen – das hätte ich mir nicht vorstellen können."
Er sagte zu – und holte seine Mappe mit den alten Aufzeichnungen hervor. "Comeback" und "Abgesang" heißen die beiden neuen Folgen, die Ende des Monats in Hamburg aufgenommen werden – und ab Mitte Oktober im Internet kostenlos downloadbar sind.
Wovon die Fälle handeln, will Michael Koser nicht verraten. Nur so viel: "Die Jonas-Saga wird tatsächlich weitergeschrieben." Beide Folgen finden nach den zuletzt im Bayerischen Rundfunk gesendeten statt – und werden auch mit früheren Krimis verknüpft. Mittlerweile schreibt man das Jahr 2016 und Jonas ist mit zunehmendem Alter auch resignierter geworden. Michael Koser: "Es stürzt furchtbar viel auf ihn ein. Negatives, mit dem er kaum fertig wird."
Ein eigenes Universum
War es schwer, nach einer Pause von acht Jahren das Duo wieder auf Fährtensuche zu schicken? "Ich hatte tatsächlich nach der Zusage ein bisschen Sorge, ob es überhaupt gehen würde nach dieser doch verhältnismäßig langen Zeit", gesteht der Autor. "Aber es klappte erstaunlich gut und schnell. Ich hatte ein eigenes Universum gebaut für meine Helden. Dort war noch Platz. Und ich fand die Tür, durch die ich gehen musste, um diesen Platz zu besetzen."
Er freut sich, dass er nun die Möglichkeit erhält, doch noch den Schlusspunkt zu setzen, den er sich vor einem knappen Jahrzehnt für seinen "letzten Detektiv" ausgedacht hat. "Die abschließende Folge hat sich fast von selbst geschrieben."
Und es sind definitiv die letzten Jonas-Fälle? Michael Koser lacht. "Mit solchen Aussagen bin ich inzwischen vorsichtig geworden. Es ist natürlich immer noch möglich, Zwischenräume auszufüllen in der Jonas-Saga." Bei einer anderen Hörspiel-Figur, Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, "Wissenschaftler von Weltruf und nicht minder renommierter Amateur-Kriminologe", der von 1978 bis 1999 Rätsel der Vergangenheit löste, hatte Michael Koser listenreich einen Weg für weitere Geschichten auch nach dessen Tod gefunden. "Außerdem ist nicht so ganz klar, was aus Jonas nun wird." Dann unterbricht er sich: "Ich glaube, ich verrate zu viel."
Ein bisschen Spannung muss schließlich sein. Mitte Oktober geht Jonas wieder auf Ganovenjagd: Unter www.jonas-nur-jonas-und-sam.de findet man Näheres über den nostalgischen Detektiv und seinen redseligen Computer Sam. Außerdem Bilder, Musik und ein Making-of-Video der Produktion.
Von Anja Witzke
ZDF heute Nachrichten: Hörspieldetektiv Jonas kehrt zurück - ins Internet. Private Produktionen online zu stellen, liegt im Trend. Von Stefan Gnad (200

In den 70er und 80er Jahren war Der letzte Detektiv eine Hörspielserie im Radio. Nun kehren Privatschnüffler Jonas und sein Computer Sam zurück- möglich macht dies ein Privatmann, der die Folgen kostenlos ins Netz stellt.
Martin Bahr ist langjähriger Fan der Serie, die sich bis heute anhaltender Beliebtheit erfreut. Die letzten beiden Teile zu produzieren und die düstere Science-Fiction-Reihe, die ihn und Tausende andere Hörspielfans vor den Radiogeräten fesselte, endlich abzuschließen, ist dem 36-Jährigen eine hohe Summe wert, die er aus eigener Tasche für die Produktion hinblättert.
Damit geht nun eine Radio-Legende zu Ende. Als akustischer Film Noir war die Hörspielreihe von Autor Michael Koser bewußt als Hommage an den Kinokl***ker „Casablanca“ und die großen hard boiled Krimiautoren Raymond Chandler und Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“) angelegt.
Wie seine Vorbilder Sam Spade und Philip Marlowe arbeitet Joans als Privatdetektiv. In der fiktiven Großstadt Babylon des Jahres 2016 löst er als letzter seiner Zunft Kriminalfälle. Als Endzeit-Szenario war „Jonas“ nicht unblutig und schon beim Start im Orwell-Jahr 1984 visionär, nicht nur was die künftige Währung in den „Vereinigten Staaten von Europa“ anging: Euros. Nun folgt mit Verspätung die Fortsetzung, die zugleich das Finale ist.
Die Szenerie in den Hamburger Fährhaus-Tonstudios hat etwas von einem Familientreffen. Ale sind sie gekommen, um die Kult-Serie feierlich abzuschließen. Bodo Primus in der Rolle von Jonas und Peer Augustinski als Stimme seines so genialen wie schwatzhaften Taschencomputers Sam, Karin Anselm, („Tatort“) aber auch Größen der deutschen Sprecher und Synchronisationsszene... versprechen ein bis in die Nebenrollen hochkarätig besetztes Endspiel.
Sogar Michael Koser, Autor von „Jonas“ und der nicht minder erfolgreichen Hörspielreihe „Prof van Dusen, die Denkmaschine“ ist nach Hamburg gereist. Der 70-Jährige hat das Finale seit Jahren fertig in der Schublade liegen, jedoch selbst nicht mehr an ein Ende seiner Serie geglaubt. 2001 war er nach 40 Jonas Folgen im Streit vom Bayerischen Rundfunk geschieden.
„Plötzlich war da eine neue Leitung und hat als erstes den Jonas abgeschafft“, erzählt Koser. „Der ist uns zu teuer, hieß es, wir brauchen das Geld für unser Musil-Projekt, so etwas können wir uns leider nicht mehr leisten. Man hat mir zwar angeboten, den letzten Jonas noch zu produzieren, aber ich war so verärgert, daß ich das dann auch nicht mehr wollte.“
Entsprechend skeptisch war der Bremer, als letztes Jahr das Telefon klingelte und am anderen Ende der Anwalt aus Hamburg war, mit dem Vorschlag, die letzten Folgen aus eigener Tasche zu finanzieren. Den Autor zu überzeugen, war nur ein Problem, weitaus komplizierter war es, die Rechte vom Bayerischen Rundfunk zu bekommen.
Doch auch diese Hürde wurde genommen. Nun bringt das alte Team unter der bewährten Regie von Regisseur Werner Klein (Hessischer Rundfunk, Regisseur seit Folge 17) das zu Ende, was einst Aufgabe und Renommierprojekt des öffentlich rechtlichen Rundfunks war. Die Folge Comeback steht schon im Netz - am 1. November kann man sich die nächste Folge Abgesang der Kult-Saga samt „Making of“ kostenlos von der Seite... herunterladen.
Der letzte Detektiv (http://www.br-online.de/kultur-szene/thema/jonas/index.xml) (ca. 2003)
Er heißt Jonas. Nur Jonas. Er lebt im frühen 21. Jahrhundert in
Babylon, der Supermetropole der Vereinigten Staaten von Europa. Er
hat einen Beruf, den es eigentlich nicht mehr gibt. Er ist Privatdetektiv.
Er pflegt die Eigenschaften seiner kl***schen Vorbilder:
Ehrenhaftigkeit. Sturheit. Unverschämtheit. Witz. Ein bißchen
Sentimentalität. Seine Fälle sind hart. Und wirklich. Es geht um kleine
Leute und große Interessen.
Dann ist da noch Sam. Jonas' Taschencomputer. Unentbehrliche Hilfe
und unausstehliche Plage. Sam spricht. Er redet und labert und
schnattert und bewegt sich quer durch alle Sprachprogramme.
Außerdem ist er ein Chaos-Pilot im Datennetz. Ein Geisterfahrer auf
der digitalen Autobahn.
Das ist "Der letzte Detektiv" - Michael Kosers SciFi-Krimiserie. Die
erfolgreichste Hörspielserie der Unterhaltungsabteilung nach der
"Dickie Dick Dickens" - Serie der 50er-Jahre. Seit 1984 im Krimi-
Programm in Bayern2Radio.
Der geistige Vater: Michael Koser
Der Autor und seine Ideen
Ich bin oft gefragt worden, welche Grundidee hinter
meiner Reihe "Der letzte Detektiv" steckt. Das ist
sehr schwer zu beantworten (und deshalb tue ich's
auch nicht). Aber es gibt für mich so eine Art Motto,
das über der ganzen Reihe steht. Korrektur: zwei
Mottos (oder heißt es Motti?).
1. "I've seen the future, brother - it is murder!" sang
Leonard Cohen 1992.
2. Sagte Bob Dylan 2001 in einem "Spiegel"-Interview: "Wir leben in
einer Welt, in der Science Fiction längst Realität geworden ist. Sie
wird beherrscht von Disney. Überall künstliche Shopping-Paradiese
und Themenparks."
Wer ist besser geeignet etwas zu Michael Koser zu sagen, als seine
"Kinder". Wir haben ein Gespräch zwischen Jonas und Sam
mitverfolgt, in dem sich die beiden zu ihrem geistigen Vater äußern.
Jonas: Ein Auftrag, Sammy. "Michael Koser". Sagt uns das was?
Sam, ich warte!
Sam: Moment, Chef. Alter Computer ist doch kein D-Zug, - PIEP
"Koser, Michael. Autor." PIEP
Jonas: Ein Schreiberling?
Sam: PIEP "Für das Radio. Spezialist für Krimi-Reihen. Professor van
Dusen', 1978 bis 1999,77 Folgen, Ab 1984 Der letzte Detektiv" PI...
Jonas: Stopp, Sammy! Der letzte Detektiv bin ich! Jonas. Nur Jonas.
Sam: Woraus folgt, messerscharf und aschklar, daß es sich bei
besagtem Koser um den Papa meines innigst geliebten Jonas
handelt, n'est-ce pas?
Jonas: Mein Vater?
Sam: Strikt im geistigen Sinne. PIEP "Nachdem sein erstes
Reihenkind, Professor van Dusen mit Namen, sich als Erfolg erwiesen
hatte, entschloß sich sein Schöpfer, mit der Gegenwart auf Kriegsfuß
stehend, dem Amateur-Kriminologen aus der Vergangenheit den
letzten Detektiv der Zukunft zuzugesellen. Und so kam zur Welt
Jonas..." PIEP
Jonas: ...und Sam. Redender Computer. Assistent und Nervensäge.
Sam: O0000h! Das tut weh!
Jonas: Mein Vater! Ich kann's nicht fassen! Ist er mir ähnlich, dieser
Koser? Ruhig? Ein bißchen melancholisch? Ironisch?
Sam: Könnte man sagen.
Jonas: Sportlich? Ein Mann der Tat?
Sam: Eher weniger. Ein Bücherwurm. Ein Stubenhocker. Er wohnt
nicht in Babylon, sondern in Babels-.., PIEP "Verzeihung" PIEP ...in
Wilhelmshaven, wo wenig p***ert. Er erlebt nicht selbst, er läßt
erleben. Jonas und Sam zum Beispiel. Durch 40 bunte Abenteuer hat
er uns bisher gescheucht. Und damit ist es beileibe noch nicht
abgemacht.
Jonas: Von mir aus. Jonas ist bereit.
Sam: Sammy dito. - PIEP "Anmerkung: Michael Koser ist auch ein
Prophet! Hat er doch schon 1984 den EURO als europäisches
Zahlungsmittel ersonnen!" PIEP. Das war zu einer Zeit, als noch kein
Schwein und kein Finanzminister auch nur im Traum an so was
dachte! Ob er auch mit seinen anderen, manchmal recht düsteren
Zukunftsvorstellungen richtig liegt, wird sich zeigen.
Jonas: Bald.
Sam: Kann sich nur noch um ein paar Jahre handeln...
Die Sprecher der beiden Hauptfiguren
Wer leiht Sam und Jonas seine Stimme?
Jonas: Bodo Primus spielt die Rolle des
Detektivs seit der ersten Folge weg.
Sam: Seit der 5. Folge ist Peer Augustinski
für die Stimme des Computers Sam
verantwortlich. Zuvor wurde Sam von
Joachim Wiechmann gesprochen.
Wir haben die Figuren Jonas und Sam mit der Tatsache konfrontiert,
daß sie erst durch die Sprecher zum Leben erweckt werden. Aber
lesen Sie selbst, wie die beiden darüber denken, und was Sam und
Jonas über ihre Lebensspender wissen.
Sam: "Sozusagen: Der letzte Detektiv auf der Suche nach der
Sprachkultur im Kontinuum der Automedien, zur Zeit hart den
kriminellen Erstsilbenbetonern auf den Fersen. Den Konsens- und
Radikal- und ldealsprachbetonern und Banausen. Und all denen, die
die Schwingungen ihrer Stimmbänder für Sprechen halten."
Jonas: Versteh ich nicht. Jonas ist kein Intellektueller. Klingt aber
irgendwie bedeutsam. Wer hat das gesagt, Sammy?
Sam: Primus. Bodo Primus.
Jonas: Aha. Und wer ist Bodo Primus?
Sam: Ach, du mein armer, lieber Jonas. Null Ahnung von nix, wie
immer. So kenn ich ihn, so hab ich ihn gern. Bodo Primus - der bist
du!
Jonas: Waas?
Sam: Präziser: Derjenige, welcher meinem Herrn und Meister, der da
genannt wird "Der letzte Detektiv", durch seine stimmlichen und
schauspielerischen Talente Leben verleiht. Denn zunächst einmal,
nicht wahr, ist Jonas eine Figur auf dem Papier, ein Papier-Jonas
sozusagen. Dafür, daß Jonas lebt, spricht, sich bewegt, agiert - dafür
sorgt in erster Linie Bodo Primus. Und das macht er wunderbar.
Jonas: Glaub ich dir aufs Wort, Sammy. - Ich frag noch mal: Wer ist
Bodo Primus? Wenn er nicht Jonas ist, mein ich. Fakten, Sammy.
Daten. Kurzer Lebenslauf.
Sam: Bitte sehr, bitte gleich. Geboren 1938. In den 60er-Jahren vor
allem am Theater. Köln, Düsseldorf, anderswo. Seit 1962 auch im
Radio. Seit 1970 frei bei verschiedenen Hörfunk- und TV-Sendern im
deutschsprachigen Raum. So. Und jetzt - einen Tusch, Herr
Kapellmeister. Peer Augustinski. Ja, willst du denn nicht fragen, wer
das ist?
Jonas: Nicht nötig, Sammy. Peer Augustinski ist dein Bodo Primus.
Wie Bodo Primus mein Peer Augustinski ist. Sams Sprecher. Spieler.
Lebensspender. Verkörperer.
Sam: Zweites Ich.
Jonas: Hast du überhaupt ein erstes, Sammy? Du bist schließlich ein
Computer.
Sam: Na und? Ich hab vielleicht mehr Ich als du!
Jonas: Glaubst du? - Peer Augustinski , Sammy. Daten. Fakten.
Sam: Kurzer Lebenslauf. Okay, okay. Geboren 1940. Musikstudium.
Schauspielschule. Seit 1964 am Theater. Seit 1975 im Fernsehen.
Stichwort "Klimbim" - eins von vielen. Außerdem Synchronsprecher.
Und - last, but ganz und gar nicht im mindesten least - Sam. Sam der
Große. Der Einmalige.
Jonas: Weißt du was Sammy? Die Sprecher, die Jonas und Sam
verkörpern, müssen was ganz Besonderes sein. Große Könner. Tolle
Typen.
Sam: Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus, mein Alter.
Die Figur Jonas
Er lebt im 21. Jahrhundert. In einer Zeit der vorgegebenen Systeme
und festen Rahmen. Aber er paßt in kein System. Er fällt aus dem
Rahmen.
Er ist Nostalgiker. Er blickt zurück. Ins 20. Jahrhundert. Er hat einen
Beruf den es eigentlich nicht mehr gibt. Er ist Privatdetektiv. Er pflegt
die Eigenschaften seiner kl***schen Vorbilder. Ehrenhaftigkeit.
Sturheit. Unverschämtheit. Witz. Ein bißchen Sentimentalität.
"Ich bin Jonas, nur Jonas"
Jonas über sich, seine Vorbilder, seine
Aufträge.
Aber er ist mehr als ein Anachronismus. Seine Fälle sind Fälle des 21.
Jahrhunderts. Zwischen kleinen Leuten und großen Interessen.
Zwischen Illusion und Realität. Und auch die Realität ist oft genug
falsch - Simulation, Manipulation. Jonas schlägt sich durch. Nicht
bravourös, selten erfolgreich. Aber so anständig wie möglich.
Steckbrief: Jonas, der letzte Detektiv
Nicht mehr jung. Um die 40. Groß, aber kein Riese.
Gutaussehend, aber kein Schönling.
Durchtrainiert, aber kein Bodybuilder.
Ansonsten eher unauffällig.
Oft melancholisch.
Lacht selten.
Kleidung: Trenchcoat
Waffen: Smith & Wesson. Laserstrahler.
Neurofreezer.
Seine Beziehungen
Viele - am Anfang gab es eine Dauerbeziehung: Judith Delgado.
Schön. Dunkel. Etwas jünger als Jonas. Hohes Tier bei der
Sicherheitsverwaltung. Er benutzt sie als Informationsquelle. Sie
benutzt ihn zur Förderung ihrer Karriere. Dennoch große Liebe. Als
Judith umgebracht wird nimmt Jonas Rache! Dann gabs da noch
Neon. Afroamerikanerin. Journalistin. Begleitet Jonas in Afrika. Und
Nofretete. Ägyptische Agentin. Mysteriös.
"Valerie, kurz Val"
Und dann gab es noch Valerie. Jonas bezieht Stellung zu
seiner Beziehung zu ihr.
Seine Gegner
Immer wieder neu. Großer Verschleiß ...
Frau Professor Caligari: Leiterin von ZIP. Zentral-Institut für
Populationsforschung. Tritt in mehreren Fällen auf. Alt. Kalt.
Professionell. Hat die Aufgabe, die Überbevölkerung zu reduzieren.
Mit allen Mitteln.
Generalissimus Stalin: Der Nomaden-Häuptling residiert in einem
alten T-54, den sein Stamm durchs Niemandsland schleppt.
Ines Lamour: Die schöne und gefährliche Nervenärztin und Memory-
Klauerin.
Artur Artus: Chef von Camelot Fashions und Mittelalter-Freak. Zieht
sich so an, hat sich so eingerichtet.
Der Computer des letzten Detektivs
Er ist zweiteilig: Ein fester Speicher im Büro und als ständiger
Begleiter ein Taschengerät. Und er fällt, wie sein Herr, aus dem
Rahmen.
Steckbrief: Der Computer Sam
Der Computer des letzten Detektivs. Ein
Taschengerät, etwa so groß wie ein Handy. Sieht
auch so aus. Jedenfalls wenn er abgeschaltet ist.
Angeschaltet fährt Sam aus, was so gebraucht
wird: Augen, Mund, Ohren, Arme, Hände, Beine,
Rollen, Kompaß, Teleskop, Sirene, Kneifzange
und vieles mehr.
In voller Aktion sieht Sam aus wie eine Hightec-
Puppe.
Sam kann mehr als reden. Vor allem kann er denken. Vor, zurück und
um die Ecke. Und Ratschläge geben. Ein unentbehrlicher Helfer in
kniffligen Situationen.
"Sam ist mehr als ein Witzbold"
Jonas beschreibt Sam, seinen Computer und unschätzbare
Hilfe in allen Situationen.
Meist ist Sam eher enervierend. Arrogant. Streitsüchtig.
Rechthaberisch. Von seiner geistigen Überlegenheit fest überzeugt
und abfällig, was menschliche Intelligenz betrifft. Ungeduldig. Nur zu
gern bereit, seinem Herrn über den Mund zu fahren. Still wird er nur,
wenn er sich tödlich beleidigt fühlt. Oder wenn Jonas droht, ihn
verschrotten zu lassen. Was er nie tun würde. Jonas und Sam, Akteur
und Denkmaschine, haben dafür ein zu enges, ein fast symbiotisches
Verhältnis.
"Besser klaren Kopf bewahren"
Ein Dialog zwischen Jonas und Sam gibt Aufschluß über
deren inniges Verhältnis.
Die Welt des letzten Detektivs
Jonas lebt irgendwann im 21.
Jahrhundert. Sein Büro-Apartment
(22 qm) liegt mitten in Babylon.
Babylon liegt mitten in Europa.
Babylon ist mehr als eine Stadt,
mehr als eine Metropole. Babylon
ist eine urbane Ballung. Ein
unübersehbares Konglomerat.
Eine fast apokalyptische
Wucherung.
Über endlosen Vorstädten, mehr oder weniger heruntergekommenen
Wohnvierteln, über Slums, Trümmerlandschaften und den
abgeschotteten Siedlungen der Reichen und Mächtigen, über
Geschäftsstraßen, Verwaltungszentren und den Wolkenkratzern der
Wirtschaft, über Illusions-Parks, über Lokalen wie dem "Armen
Schlucker" und dem "Casablanca" - Jonas Stammkneipe - wölbt sich
ein Klima-Dom, und der ist fast immer kaputt.
"Um uns, unter uns - Babylon"
Der Erzähler beschreibt die düstere Atmosphäre Europas
im 21. Jahrhundert.
"Die ehemaligen Servicesysteme unter dem Reservat"
Der Erzähler beschreibt die Entstehung der Unterwelt und
geht auf deren Bewohner ein.
Unter Babylon liegen industrielle Produktionsstätten, ausgedehnte
Schutzbunker-Systeme aus dem vorigen Jahrhundert und, noch tiefer,
gigantische Kloaken mit Recycling-Anlagen und Biogas-Generatoren.
Babylons Regierungsform
In Babylon leben viele Millionen
Menschen - zu viele Menschen,
für die es zu wenig Arbeit gibt.
Jeder kriegt die Volksrente, keiner
muß hungern. Aber der soziale
Nutzenstatus, der unter anderem
die Größe des Wohnraums
festlegt, bemißt sich nach Art und
Entlohnung der geleisteten
Tätigkeit. Ein Privatdetektiv hat
nur einen geringen Nutzenstatus.
Babylon wird regiert und reguliert von einer großen, aber nicht allzu
effizienten Bürokratie. Ihre Organe, in erster Linie die zahlreichen
Gliederungen der Polizei, konkurrieren mit den privaten Truppen von
Industrie und Wirtschaft - und mit der "Korporation", dem organisierten
Verbrechen.
"Die Korporation, früher mal Mafia"
Der Erzähler beschreibt die Entstehung der
Nachfolgeorganisation der Mafia: "Die Korporation".
Die Landschaft rund um Babylon
Außerhalb von Babylon liegt die Wildnis - ausgelaugt, unregierbar,
unreguliert, ohne Gesetz. Jenseits der Wildnis existieren kleinere
Städte, babylonische Ableger wie Babelshaven am völlig verseuchten
Nordmeer.
Die Mehrzahl seiner Fälle löst Jonas in und um Babylon. Ab und zu
muß er reisen: nach Afrika - ins Niemandsland an der Grenze zur
dritten Welt - nach Costuguana in Lateinamerika, Nachschub-Basis für
Kokain und Ersatzorganen - in die chaotischen Nahoststaaten
Merdistan und Kusbekistan.
Die Welt des letzten Detektivs ist unserer Welt in vielem ähnlich - und
in vielem anders als sie. Größer. Technischer. Elektronischer.
Komplizierter. Atmosphärisch grauer. Heruntergekommener. Vielleicht
ist die Welt des letzten Detektivs die letzte Welt.
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:36
Der Fall van Dusen
Der Fall van Dusen: Eine O-Ton-Collage (Deutschlandradio Berlin 1999)
Die Lange Nacht einer Radiolegende. Auf vielfachen Hörerwunsch wiederholen wir heute diese Sendung aus dem Jahre 1999.
Fan: Könnte man nicht mal ne ganze lange Nacht mit dem Prof. van Dusen machen.
Bauschulte: Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen ist ein großes, ein gewaltiges Thema.
Der Fall van Dusen: Eine O-Ton-Collage von Sylvia Rauer und Clarisse Cossais
Koser: Ich weiß gar nicht wie ich drauf gekommen war, ich sammle ja selber Krimis, auch alte Krimis.
Sprecher: Michael Koser.
Koser: Und ich hatte die Idee, ob man nicht aus aus alten Krimigeschichten, so aus der Sherlock Holmes Zeit, Hörspiele machen könnte.
Drews: Dann äh kam Koser mit seinem Krimi und die Hörspielabteilung wollte den Krimi nicht.
Sprecher: Ursula Drews damals zuständige Redakteurin der Unterhaltungsabteilung
Drews: Und das hat denn Herr Rosenthal sofort zugegriffen und hat gesagt nun kann ich dir ne Planstelle bei mir besorgen und dann machste gleich den Krimi.
Clute: Obwohl ich schon 9 Jahre beim RIAS gearbeitet hab, war ich aber erst relativ kurze Zeit als Regisseur tätig, ungefähr 4 Jahre.
Sprecher: Rainer Clute
Clute: Und ich wurde angesprochen, von Robert Matejka und Michael Koser, die beide auf mich zukamen und fragen, ob denn möglich wäre diese neue Reihe, die Michael Koser plante, Professor van Dusen, zu produzieren.
Bauschulte: Ich glaube mich zu erinnern, daß die erste vom Auerbach gemacht worden ist, und dann in der nächsten Woche gleich drauf die vom Rainer Clute, in ganz kurzen Abständen.
Sprecher: Friedrich W Bauschulte (1923-2003)
Bauschulte: Und dann war ich also eigentlich sehr verwundert was das nun sollte, ob das ein Probelauf war für die beiden oder was, ich weiß es nicht, es waren beide, nein, Auerbach war länger beim Sender als Rainer Clute.
Koser: Und beide, beides waren sehr gute und sehr schöne Produktionen, aber Rosenthal entschied sich dann für Clute als ständigen Regisseur, Rainer sagte damals ja.
Clute: Es war dann die interessante Frage zu entscheiden der Besetzung, und jeder kam mit zwei unterschiedlichen Besetzungsvorstellungen, die am Anfang ganz unvereinbar schienen, die aber immer näher rückten und schließlich haben wir auch da einen Kompromiss gefunden und am Ende der Reihe kann man es ja so sagen, auch ganz neidlos, der Professor van Dusen, Friedrich W. Bauschulte ist Dietrichs Auerbachs Eingabe in diese Serie und Klaus Herm, der Hutchinson Hatch ist mein Teil, was ich besetzungsmäßig dazugegeben habe.
Herm: Na für mich hat es wie immer angefangen.
Sprecher: Klaus Herm (1925-2014)
Herm: Daß sie mich angerufen haben, wir haben ein Hörspiel, ob ich Zeit hätte, und haben mir das Manuskript geschickt und ich fand es von vornherein also sehr witzig, muß ich sagen, also gleich von anfang an, dachte, das ist prima.
Koser: Ja, das wissen ja alle, das ist eine Figur von Futrelle, von Jack Futrelle und der Prof. van Dusen ist so was wie ein ganz kleiner Kl***ker in der Krimigeschichte, in allen umfangreicheren Enzyklopädien und Geschichten steht er drin, also Futrelle mit seinem Professor van Dusen.
Clute: Michael Kosers Hintergrund als Autor, als Schriftsteller, ist die Geschichte, er ist studierter Historiker, und es ist sicherlich sein Anliegen gewesen und sein Spaß gewesen beim Schreiben auch historische Gegebenheiten zu verquicken, das heißt etwas, was in der Geschichte stattgefunden hat, ganz realistisch stattgefunden hat zu benutzen, um drumherum einen Krimifall zu stricken.
Koser: Und dann hab ich weitergemacht, noch 3 Geschichten, schöne Geschichten von Futrelle rausgesucht und geschrieben, und dann, Futrelle hat zwar eine ganze Menge Geschichten geschrieben, so etwa 50 oder 60 über Prof. van Dusen, aber die anderen kamen mir alle so als nicht geeignet zur Rundfunkbearbeitung vor, und wahrscheinlich hätte die ganze Geschichte dann aufgehört, wenn ich nicht bei irgend einem Ferienaufenthalt in Frankreich an der Atlantikküste plötzlich die Idee gehabt hätte, warum ich dann diesen Professor nicht nehmen sollte und ihm eigene Geschichten erfinden.
Clute: Ich glaube daß Michael Koser einfach saugute Manuskripte schreibt, daß er wirklich sehr gute Dialoge schreibt, das ist eine Kunst, die durchaus nicht jeder beherrscht und das ist ein Verdienst, das er ganz unbestritten hat, daß er Dialoge schreibt, die wirklich überhaupt nicht papieren klingen, nie, die sich einfach sehr gut spielen lassen im besten Sinne.
Koser: Da mußte erstmal die Rechtslage geklärt werden, das darf man ja nicht so ohne weiteres, die Figur eines anderen nehmen, aber da Futrelle mit der Titanic 1912 untergangen war, war seine Figur rechtsfrei, als ich dann plötzlich merkte, Mensch ich kann das ja selbst machen, da hatte ich wieder richtig Spaß dran und in diesen Ferien in Frankreich am Atlantik in der Nähe von Bordeaux hatte ich schon so die Stationen der Weltreise im großen und ganzen schon alles aufgeschrieben.
Clute: Van Dusen war in Amerika, in New York tätig die ersten Folgen, hatte sich dann auf eine Weltreise begeben und diese Fälle, die Michael Koser geschrieben hat bewegten sich wirklich an einer Kette, die zwangsläufig entstand, er fuhr mit dem Schiff nach England, dort hat er einige Fälle erlebt, ist dann über Frankreich, über Westeuropa, war auch in Deutschland, hat auch Berlin kurz tangiert, bis nach Rußland, ist dann über Südeuropa, die Türkei, ganz kurz in Ägypten gewesen, ist über Fernost, Singapur wieder zum Pazifik gekommen, ist dann bei der Überfahrt über den Pazifik nach Amerika gestrandet, das Schiff ist untergegangen, man hat sich auf eine Insel gerettet, das war der vorletzte Krimi, Robinsons Insel, ist dann von dort natürlich auch irgendwann wieder gerettet worden, ist zurück gekommen in die Vereinigten Staaten nach San Fransciso, und das war dann eben die Nr. 24, die Erde hat ihn wieder.
Koser: Bis zum Tod, den hatte ich mir damals auch schon ausgedacht, als eine Möglichkeit das zu beenden und daß es 1906 sein sollte mit dem Erdbeben von San Francisco, das stand also von Anfang an fest, weil ich immer gedacht habe, Gott, wie lange macht man so eine Reihe, und äh das wurde dann insgesamt auf 24 Folgen erst mal angepeilt, und ich dachte das wird wahrscheinlich reichen und wenn wir soweit kommen, dann lass ich ihn sterben und nicht nur um einen schönen Abschluß für die Reihe zu haben, sondern auch als Test, denn Rosenthal sagte mir, aber ja da kommen Anrufe, und den Leuten gefällt das soweit ich das feststellen kann und mir gefällt das auch, und, aber irgendwann reichte mir das auch nicht mehr, ich wollte gern mal wissen für wen man das eigentlich macht, und ich dachte wenn ich ihn jetzt sterben lasse und wenn tatsächlich Leute so was hören, vielleicht melden sie sich darauf hin, wenn sie so ein bißchen geschüttelt werden.
Krause: Gut erinnern kann ich mich noch an den Tod des Professors, als er im Januar 1982 für mich so überraschend starb.
Sprecher: Andreas Krause vom Prof Dr. van Dusen Fanclub
Krause: Ich hörte das Hörspiel und für mich war eigentlich klar, er wird nicht sterben, es wird ihm nichts p***eren, aber dann p***ere dann das für mich so unfaßbare, und ich kann mich noch gut erinnern, auch an die Gefühle, als ich in die Wohnstube ging, meine Mutter schaute fernsehen, und ich sagte zu ihr, Mutti, Professor van Dusen ist tot. Für mich war das unfaßbar.
Drews: Was glauben Sie, wie viele Hörer mir dann geschrieben haben wie man das ändern könnte, wie man ihn wieder aufleben lassen könnte, da hatten die unheimlich viel Vorschläge wie man das machen kann.
Krause: Ich habe meinen ersten van Dusen mit 15 gehört und ich muß sagen daß mich nichts so lange in meinem Leben begleitet hat wie die Prof van Dusen Serie, ich habe keinen verpaßt, ich habe immer den Urlaub entsprechend gelegt, was nicht so schwer war, weil wir ein 6 Wochen Intervall damals hatten, da konnte man planen, aber über die Zeit jetzt, ich bin 32 Jahre, hat mich nichts so lange begleitet.
Drews: Wir hätten doch nie geglaubt, als er den hat sterben lassen, daß da Leute, sicher 1 2 3 vielleicht aber daß da über 300 Zuschriften kommen, also das hätte ich nie erwartet und auch so bösartig, also wirklich sehr böse, als sei ich schuld an dem ganzen, ja ja ich wäre eine Mörderin, hat der eine geschrieben.
Koser: Ja, Tränen am Telefon, gab es wirklich, Beileidskarten in schwarz kamen an, Mütter riefen zornig an, ihre Kinder heulten und wollten nicht mehr schlafen gehen, weil Prof. van Dusen tot sei, also die wildesten Reaktionen, weit über alles hinaus, was wir uns vorgestellt oder erhofft haben, ich hab natürlich gehofft daß was kommt, nicht, aber nicht so viel und so individuell und so spezifisch, nicht nur daß Leute schrieben, schade, daß es nicht mehr weitergeht, sondern Briefe, seitenlange Briefe, die beschrieben, wie ganze Familie, immer, ich weiß gar nicht wann der damals lief, also zu der bestimmten festen Sendezeit immer am Radio saßen und sich das anhörten und sich schon dann freuten auf die nächste Folge.
Clute: Und das war eigentlich der Zeitpunkt, wo uns klar war, wir haben da eine Legende geschaffen.
Drews: Da haben wir dann überlegt, wie wir das machen und da fiel eben Koser ein, wir können ja eine Rückblende machen von dem Hatch.
Clute: Wir hatten schon den 25. Krimi produziert, genauso wie Hatch es als Erzähler vorbereitet hatte, wir gingen natürlich über diese Zeit 1906 nicht hinaus, van Dusen war auch tatsächlich gestorben, er wurde auch in der Weise nicht wiederbelebt daß man da einen Trick fand wie er dieses Erdbeben doch überlebt hatte, sondern Hatch erfüllte seine Ankündigung, daß er eben in der Zeit, in der Spanne, die die beiden gemeinsam erlebt hatten, 1899 bis 1906, immer wieder einzelne Fälle hervorholte und sie dann erzählte.
Koser: Und jetzt und das war mir sogar eigentlich noch lieber als vorher, jetzt war ich also tatsächlich frei, ich hatte also 8 Jahre in denen ich also herumirren konnte und den Professor auch plazieren konnte, wann und wo ich wollte.
14. November 1902, Freitag, ein Tag wie jeder andere. Am frühen Nachmittag verläßt Prof. van Dusen sein Haus in der 35. Straße West, Manhattan, New York City, wie an jedem anderen Tag, er sieht nicht nach rechts, er sieht nicht nach links, er sieht in das offene Buch vor seiner Nase, wie jeden Tag... (Es tickt bei Prof.v.D.)
London 16. November 1903, am frühen Abend, typisches englisches Herbstwetter. Regen, Kälte, Nebel. Während Big Ben die 6. Stunde schlägt, geschieht im vornehmen Hotel Savoy am Victoria Embankment folgenes: Ein Kellner, in der Hand ein Tablett mit einem Sektkühler, einer Flasche und einem Glas, stürzt in das Büro des Hoteldirektors, bleich wie der Tod... (Prof. v.D. Ein Mörder bei Madame Tussaud)
Mitten in Europa liegt das deutsche Kaiserreich, mitten in Deutschland liegt Berlin, mitten in Berlin liegt die Straße unter den Linden und mitten auf dieser Straße befanden sich am 24. Juni 1904 unter hunderten von Menschen zwei amerikanische Weltreisende, Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen die Denkmaschine zubenannt und meine Wenigkeit, Hutchinson Hatch, es war ein herrlicher Tag... (Prof. v.D. Zocker...)
Es war in Sofia im Herbst des Jahres 1904. Der Prof. hatte einen ungeheuerlichen Fall aufgeklärt, in den Kronprinz Boris verwickelt gewesen war und deshalb lebten wir als Ehrengäste des fürstlichen Hofes wie die Maden im Speck... (P.v.D... G.Dracula)
In der zweiten Januarhälfte des Jahres 1906 hatten wir, der Professor und ich, unsere Weltreise beendet und waren in San Francisco gelandet, van Dusen hatte sich gleich in seine wissenschaftlichen Forschungen verkrochen, nur zweimal war er daraus aufgetaucht, Mitte Februar, um mich vor dem Irrenhaus zu retten, siehe Fall Hatch und etwa 10 Tage später um Dampf abzulassen... (Prof.v.D. u.d. 7 Detektive)
Koser: Und dieses Echo auf den Tod von van Dusen führte dann auch dazu, daß wir eine öffentliche Veranstaltung machten wollten und zwar sollte die Reihe dann fortgesetzt werden, das heißt der nächste Fall sollte nicht zuerst im Radio laufen, sondern er sollte zuerst auf dieser öffentlichen Veranstaltung vorgeführt werden und wir haben das bekannt geben und haben dann mal gewartet, wer da kommt, der Sendesaal im RIAS war voll, das ging quer durch von Kindern bis Omas und Opas, und, aber jüngere Leute vorherrschend.
Herm: Ja das habe ich gar nicht für möglich gehalten, durch diese öffentliche Veranstaltung wurde mir das überhaupt erst bewußt, und natürlich freut einen das, das ist klar, dann war es, wie der Berliner sagt, nicht unbedingt in den Sand gepupt.
Hörer: Ich hätt gern gewußt, warum Sie den Professor so abrupt und plötzlich haben sterben lassen?
Wie lange brauchen Sie ungefähr für so ein Drehbuch?
Wo werden denn die Geräuschaufnahmen hergenommen, kommen die hier aus dem RIAS Archiv?
Wie lange brauchen Sie, bis eine solche Sendung aufgenommen ist?
Wer ist verantwortlich und werden diese Musikaufnahmen für die einzelnen Kriminalhörspiele extra produziert?
Wie suchen Sie die Sprecher aus, sagen Sie einfach, der kann gut, so stell ich mir irgendwie die Sprecherrolle vor oder?
Was mögen Sie so sehr an Prof van Dusen und seinen Fällen?
Brüning: Es ist eigentlich das beste daran, daß man ne ganze Menge aus der Zeit erfährt, in denen diese Geschichten spielen.
Sprecher: Jens Brüning, Autor und Hörspielkritiker.
Brüning: Es tauchen immer irgendwelche Figuren auf, die zu ihrer Zeit, so um die Jahrhundertwende 19 auf das 20. Jh. eine Rolle gespielt haben und berühmt waren oder berüchtigt, und da wird sehr viel Unterfutter gegeben, das finde ich immer sehr schön, das hat mir da am meisten Spaß gemacht dabei.
Hickethier: Es ist eine andere Form der Spannung.
Sprecher: Knut Hickethier, Medienwissenschaftler und Hörspielkritiker
Hickethier: Es ist nicht, daß man in irgendeine Erregung gerät, daß man also nicht mehr weiß was macht man denn jetzt sondern es ist eigentlich mehr dieses na wie kommt er denn da wieder aus und was p***ert denn jetzt und wie kriegen sie denn nun den Bogen wieder, und die Spannung an dem wie der Erzählfaden geflochten wird, wie die Figuren sozusagen sich bewegen, wie das zwischen den Figuren abläuft, das ist dann viel interessanter und es ist nicht die normale Thriller Spannung, die man sich denken könnte.
Bauschulte. Na ja, das war ja das schöne an van Dusen, daß es eine so gewaltlose, was die Aktivitäten angeht, Serie war.
Sprecher: Friedrich W. Bauschulte, van Dusen Darsteller
Bauschulte: Es wurde immer nur davon geredet, daß da irgend jemand umgebracht worden ist oder daß das p***ert ist oder daß das p***eren könnte, nicht.
Drews: Es ist ja auch umgebracht worden schon.
Sprecher: Ursula Drews
Drews: Aber nicht so brutal und nicht so, aber umgebrucht wurde da auch, das kann man nicht sagen, aber es war immer so so appetitlich umgebracht, es war nie so sensationell umgebracht, es wurde nicht gesagt jetzt haben wir dem die Kehle durchgeschnitten oder so sondern es war immer...
Gemütliches Morden.
Drews: Die besondere Qualität war, daß es nicht ein üblicher Krimi war, sondern daß es ein Krimi war mit einer ganz besonderen Sprache, das hat mich so fasziniert.
Bauschulte: Da waren vielleicht ein paar Sätze dabei, mit denen ich, weil er nun auch eine besondere Diktion hatte, ja und das hat der Koser ja phänomental durchgehalten über die ganzen Folgen ja, daß er so fast in gedrechselter Art sprach um auch die Zeit mitspielen zu lassen, in der das ganze spielte, das war ja sehr gut und dadurch entstanden natürlich einige Bandwurmsätze, die so einfach nicht aus dem Gehege meiner Zähne wollten und da habe ich schon zuhause gesessen und habe geübt hier, laut vor mich hin und hab geflucht und gesagt, muß er das denn so kompliziert schreiben, soll er es doch einfacher sagen, aber das sind äußerlichkeiten.
Bauschulte: Mein lieber Hatch, lassen Sie uns eine Pfingstexkursion nach... Gebiß im Gehege meiner Zähne sitzen geblieben. Exkursion. Wir müssen das leider noch mal machen. Mein lieber Hatch, lassen Sie uns eine Pfingstexkursion nach Greenwich Village unternehmen.
Herm: Das kann er aber nicht schneiden. Hoppla.
Bauschulte: Wieso kann er das nicht schneiden, das ist doch seine Sache. Trotzdem möchte ich die ganze Szene noch mal machen.
Herm: Nein nein.
Leitner: Es ist einfach so die Mischung eigentlich aus Krimi also Spannung und Geschichte.
Sprecher: Gabriela Leitner, ein Fan.
Leitner: Und Humor, na und dieses Zweiergespann ist einfach göttlich.
Koser: Man hätte auch zum Beispiel die Geschichten so schreiben können, einen neutralen Erzähler für die Zwischentexte und, aber ich denke es war ein sehr guter Griff, den den Hatch zu nehmen gerade so als als Gegensatz, nicht, es ist ja so ein bißchen wie Don Quichotte und Sancho Panza, die beiden.
Leinter: Hatch ist einfach der, auf den man wahrscheinlich am ehesten steht, weil man sich mit dem auch am ehesten mit dem identifiziert mit dem kleinen Doofen, der eben nicht Prof Dr Dr sowas ist.
Koser: Der Hatch ist eigentlich ja nur reingeholt worden, weil ich dringend jemand brauchte, der die Sachen erzählt, nicht, das hatte rein praktische Gründe, van Dusen selbst konnte das nicht, natürlich, er mußte beleuchtet werden, er kann sich zwar ab und zu mal selbst beleuchten, aber nicht im Laufe einer Erzählung und dann hat einfach so der technische Fortgang erfordert, daß irgendjemand die Sachen erzählt, man kann nicht alles in Szenen bringen, das ist völlig unmöglich, das wird dann auch krampfhaft, gerade solche Geschichten wie die van Dusen Geschichten, wo sehr viel p***ert, und auch manchmal Ort- und Zeitsprünge sind.
Sie sind doch Prof van Dusen dieser Superschnüffler aus Amerika. Sir. Stehen Sie auf Fremder, gehen Sie in sich und ziehen sie am besten auch gleich die Schuhe aus, sie befinden sich in Gegenwart von Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen, dem berühmten Wissenschaftler und großen Amateurkriminologen, der da genannt wird die Denkmaschine und ich bin sein Prophet, wollte sagen sein Assistent und Chronist, Hatch, Hutchinson Hatch... (Prof. v.D. läßt die Sau raus)
Herm: Diese etwas Begriffstutzigkeit, die er ja auch manchmal hat, och wo man sagt, naja, er ist ein bißchen bedäppert kann er sein, dann aber auch die Art von Pfiffigkeit, nicht, er hat ja dann eine ganz andere Art von Realität, na, und er ist, muß man sagen auch der Praktiker und das hat mich also gereizt, aber auch so daß man denkt och, das ist ein kleiner doofer, und das ist er gar nicht so sehr. Ich mag überhaupt Rollen, die der Hörer, der Zuschauer erstmal unterschätzt, sagt, das ist ein lieber oder der hat eine kleine Meise, das ist ja soweit ist es nicht mit seiner Intelligenz und plötzlich durch irgendne situation ach mensch da ist ja doch was dran, also das sind sowieso immer die interesantesten Rollen.
Leitner: Ich denke wir sind eben auch keine Wissenschaftler und insofern identifi-zieren wir uns eher mit dem kleinen Trottel, der da immer gucken muß, zuerst wo er was zu essen her kriegt und wo er seinen Whiskey organisiert kriegt oder der sich eine dicke fette Havanna wünscht, also mehr so auf diese leiblichen Sachen abfährt.
In Paris hatte Prof. van Dusen sich was angewöhnt, jeden Morgen machte er einen kurzen Spaziergang im Bois de Boulogne, in aller Herrgottsfrühe, auf nüchternen Magen, und ich mußte natürlich mit, auch an diesem 8. März 1904, einem Dienstag, es war kühl, noch nicht richtig hell und mir knurrte der Magen. Ihre Gesichtszüge mein lieber Hatch weisen einen gewissen vergeistigten Ausdruck auf, ein höchst ungewöhnliches Phänomen, woran denken sie. Ich, an nichts, Prof, an gar nichts. Das glaube ich ihnen aufs Wort, mein lieber Hatch. Ich hatte doch an was gedacht, an Kaffee, heiß und duftend, an knusprigen Toast, an ein weichgekochtes Ei, frische Butter, goldgelben Honig, an normannischen Käse und Schinken aus Bayonne, kurz an ein ordentliches Frühstück und an die gute Havanna danach, aber das ging den Prof. nichts an, er macht sich bekanntlich nicht viel aus Frühstück, und aus Mittagbrot und Abendessen auch nichts, von Zigarren ganz zu schweigen, was er braucht sind Luft, Logik, Wissenschaft und ab und zu ein bißchen Kriminologie. Amateur-kriminologie, mein lieber Hatch. Ist recht Professor... (Prof. v. D. u. d. Fall Zola)
Koser: Der kl***sche Detektiv muß immer so einen leicht trotteligen Menschen neben sich haben, dem er sagen kann, mein lieber Hatch, oder mein lieber Watson, Sie kennen meine Methoden, zählen sie 2 und 2 zusammen, alle wichtigen Fakten sind in Ihrem Besitz, Sie müßten jetzt eigentlich wissen, wie es abgelaufen ist und wer es war, und das tun die großen Detektive ja so rasend gern, so was zu sagen und deswegen brauchen sie jemand, zu dem sie das sagen können.
Herm: Seine Arroganz ist ja auch so schön künstlich, nicht, das ist ja auch wunderbar von Koser geschrieben, nicht, in dem Sinne nimmt man ihn finde ich auch gar nicht so ernst, nicht, das ist ja auch der Reiz der Figur, wie das der Bauschulte macht.
Bauschulte: Kläuschen war ja überhaupt im Grunde die wichtigere Person für das Hörspiel, für die Geschichte, er hat ja den roten Faden gesprochen und dargestellt, van Dusen stand ja fest.
Herrliches Wetter, Professor. Mein lieber Hatch, obzwar sie sich seit nunmehr gut 5 Jahren der Ehre und des Vorzugs erfreuen dürfen, Umgang mit meiner Person zu pflegen, befleißigen sie sich, wie ich zu meinem Bedauern immer wieder konstatieren muß, weiterhin hartnäckig einer vagen durch und durch impräzisen und platterdings unwissenschaftlichen Ausdrucksweise. Aber Prof. ich habe doch bloß gesagt herrliches Wetter. Ganz recht, mein lieber Hatch und was hätten sie sagen sollen. Weiß ich doch nicht Prof., ich bin schließlich kein Meteorologe, na ja so einer der das Wetter vorhersagt und dann wird es doch ganz anders. Nicht nur ein Meteorologe, mein lieber Hatch, auch ein in wissenschaftlichen Belangen nicht gänzlich unaufgeschlossener Laie würde sich folgendermaßen ausdrücken: wir befinden uns im Wirkungsbereich eines sog. dynamischen oder auch warmen Hochdruckgebietes, durch welches aus subtropischen Breiten Warmluft in diese gewöhnlich vom Klima weniger begünstigten... (Prof. v. D. läßt die Sau raus)
Möller: Im Grunde genommen ist es eine Figur, in die man selber auch mal hinein schlüpfen möchte und vielleicht auch mal selber den Kotzbrocken raushängen lassen möchte.
Sprecher: Wolfgang Möller vom Prof. Dr. van Dusen Fanclub.
Möller: Aber man traut sich das nicht, oder man ist einfach nicht der Typ dafür, aber man kann das nachvollziehen.
Bauschulte: Van Dusen war ein Kotzbrocken, in meinen Augen, ein richtiger Kotzbrocken.
Krause: Ja das ist es ja gerade, das konträre, nicht, der Professor weiß nun mal einfach mehr, und da kann man nun mal nicht standhalten, das wäre anmaßend, er ist nunmal Prof van Dusen, und Hatchinson Hatch, das haben wir alle so ein bißchen in uns, deshalb schlägt mein Herz mehr für den Professor.
Clute: Das wird daran liegen, daß er eigentlich ein richtiger gentleman ist, obwohl er aus den USA zu stammen scheint, da soll es aber auch solche geben, er hat Lebensformen, die, ja der kann mit Messer und Gabel essen, der hat wahrscheinlich immer einen Bowlerhat auf oder etwas vergleichbares, also auf keinen Fall eine Baseballcap und blickt durch, und das ist natürlich auch eine Identifikationsmöglichkeit, so einen richtigen Durchblick hat, der für alles eigentlich einen Ausweg weiß, ist auch nicht schlecht zum identifizieren oder zum liebhaben.
Herm: Ist doch wunderbar, daß es so einen perfekten Menschen gibt, ist doch herrlich und deswegen lieben auch ihn die Hörer glaube ich, man sehnt sich doch nach Perfektheit, man sehnt sich doch danach, daß man so intelligent ist, daß man alles erforscht und erfaßt, und immer sich richtig benimmt, danach sehnt man sich doch, daß eine Figur entsteht, gott behüte im Hören, der das alles kann und das ist doch wunderbar.
Leitner: Vielleicht ist man auch ein bißchen neidisch, weil eben der Professor, im Prinzip weiß er ja alles.
Sprecher: Thomas Leitner, ein Fan
Leitner: Wenn er von dem Sachgebiet nicht so viel Ahnung hat, dann kann er sich das doch wieder zusammenreimen, und er hat ja so eine große Allgemeinbildung, daß da kaum Lücken entstehen, so daß er da, er hat im Prinzip auf alles eine Antwort zumindest solange es logisch und wissenschaftlich zu erklären ist.
Clute: Also ich glaube, ich würde mit dem nicht durch Berlin laufen, das wäre mir zu anstrengend, ich find ihn besser im Radio.
Koser: Wenn ich von Anfang an gewußt hätte, daß es 77 Folgen werden, frage ich mich manchmal, ob ihm ich da nicht die Möglichkeit einer Entwicklung gegeben hätte, aber eigentlich denke ich darf das nicht p***eren, daß so bestimmte mytische Figuren und das sind ja die großen Detektive, auch Sherlock Holmes oder Hercule Poirot oder so, die verändern sich ja auch so gut wie gar nicht, sie bleiben auf dem gleichen Level stehen, auf dem sie angetreten sind.
Koser: Das ist eigentlich das gute mit meiner Zusammenarbeit mit Rainer und mit euch, das ich immer das Vertrauen hatte, von Anfang an, und mir nie Sorgen gemacht habe, daß da was gutes bei rauskommt, ich hab das einfach losgeschickt und hab dann auf die Kassette gewartet.
Clute: Es hat sehr wenige technische Kollegen gegeben die sich in diesen 20 Jahren diese van Dusen Reihe geteilt haben, das war am Anfang Gerd Poolman und Sören Pehrs und ich hatte die Bitte geäußert, mit sanftem Druck, daß ich bereit bin, bei den Toningenieuren eine alternative zu haben, aber was den Techniker anging, da möchte ich daß wirklich durchgehend ein Techniker zur Verfügung steht und das war in dem Fall Manfred Rabbel, der ein unglaublicher Gewinn auch gewesen ist für diese Serie, er hat wirklich auch immer wieder eine sehr spezielle Form von Humor bewiesen, der immer wieder, was auch bei den besten freunden im Team oder auch entstehen kann, irgendwo ist immer mal Streß und irgendwann liegen Nerven blank und irgendwann hat man alle faxen dicke und möchte eigentlich nur einen Koller kriegen und das waren immer genau die Punkte wo Manfred Rabbel zur rechten Zeit am rechten Ort war und die Stimmung wieder aufs Normalmaß brachte, wo sie auch hingehörte, er ist vor einigen Jahren leider sehr sehr jung und sehr plötzlich und unfaßbar für alle die ihn kannten, gestorben und auch das ist ein Grund vielleicht an dieser Stelle in Dankbarkeit an ihn einen ganz kleinen Augenblick zu denken. Nach Manfred Rabbel kam dann Inge Görgner als Technikerin, Inge Görgner ist ausschließlich dann auch die Technikerin gewesen, die van Dusen betreut hat über viele Jahre.
Görgner: Ja das besondere war einfach so, ich betrachte das von meiner Arbeitsweise her, daß es einfach, so diese Arbeit in dem Team, das ich fest kannte, die einfach gut zusammengearbeitet haben, wo man gemerkt hat, jeder weiß genau was er machen soll, aber jeder kann auch übergreifend arbeiten.
Clute: Als Toningenieur kam Georg Fett neu ins Team.
Fett: Ich bin der Toningenier von 47 Folgen, das ist bei einer Gesamtzahl von 77 Folgen also fast zwei drittel aller Folgen.
Clute: Georg Fett ist aus dem Team vor wenigen Jahren ausgeschieden, für ihn ist Thomas Monnerjahn nachgerückt und als jüngste Technikerin im Team kam dann Sabine Winkler dazu. Bei den Regie***stenten gabs am Anfang einen bunten Wechsel, das war eigentlich so ein momentanes Geschäft bis zum Eintritt von Sylvia Rauer in diese Serie.
Rauer: Ich hab 1983 zum ersten Mal als Regie***stentin einen van Dusen betreut.
Clute: Und Sylvia kam, sah und siegte, und blieb, sie kam und blieb.
Koser: Ja, es entsteht natürlich im Lauf der Jahre bei einer solchen Reihe so ein Zuhausegefühl, ist ein Gefühl der absoluten Vertrautheit, das bezieht sich nicht nur auf die Sprecher, sondern natürlich auch auf das Team und für mich ist das zumindest eine Zeit lang eine sehr angenehme Art zu arbeiten.
Clute: Was dann als erstes von meiner Seite aus sukzessive dazu kam und an Wichtigkeit gewann, das war Musik, das ist nun meine Möglichkeit mit Musik umzugehen, Musik dramaturgisch einzubringen, mit Musik Geschichten im Subtext zu erzählen, wenn man bei Musik von subtext sprechen kann. Dann erinnere ich mich an einen Krimi, das war rotes Blut und weißer Käse, das war so ein bißchen der Durchbruch einer eigenständigen Musik. Eine van Dusen Musik als solche gibt es nicht, es haben oft Leute gefragt, die fest davon ausgingen, daß die Musik zu den van Dusen Hörspielen natürlich komponiert wird und speziell hergestellt, das war für mich immer relativ ehrenvoll, weil dann ist das genau aufgegangen, was ich mir überlegt habe, mit den Musiken, daß sie natürlich, obwohl keine einzige Musik für van Dusen jemals komponiert worden ist, es so klingen soll und sich anhören soll, als sei es genau auf den Punkt abgestimmt, was es ja auch ist, und es sollte eben die Musik auch eine perfekte Ergänzung zum Wort sein.
Leitner: Was ich eigentlich auch wirklich ganz ganz toll finde und das hat eher was mit denen im Studio zu tun, nicht mit dem Manuskript, ist die Auswahl der Musik, also die finde ich immer ganz toll, also da ist auch, wie heißt das mit dem weißen Käse, rotes Blut und weißer Käse, also die Musik ist, die find ich auch so passend, man kann sich wirklich vorstellen, wie die da auf den ich glaub in der Schweiz spielt das, auf irgendwelchen schweizer Wiesen elfengleich sich bewegen, das finde ich auch ein ganz besonderes Merkmal dieser Reihe.
Ah, das ist eine Luft, was meine Herren, weich wie Samt, klar wie ein Bergquell, rein wie ein frischgebadetes Baby. Kaum Kohlenmonoxid, keine Schwefelverbindungen. Die schiere Gesundheit, meine Herren, Natur... (Prof.v.D. rotes Blut u. weißer Käse)
Clute: Der Krimi spielte in der Schweiz auf irgendner Alm, mit skurrilen Typen und als Musik fiel mir dazu, was erstmal damit überhaupt nichts zu tun hat, Madrigale. Madrigale aus der Vorbarockzeit, teilweise, in einer etwas modern aufgepeppten Fassung durch die zweite Formation der swingels singers, das war irgendwie auch ein gewisses Wagnis, wo ich ziemlich sicher bin, ist, daß im kl***schen im klischee sinne kl***sche Musik mit Krimi traditionell bis dahin nichts zu tun hatte, und das änderte sich ab diesem Moment, daß wirklich kl***sche Musik, ganz echt kl***sche Musik oder zumindest kl***sche Musik mit einem bißchen einem verschrägenen Arrangement oder wie mans nennen will, zum Markenzeichen wurde für die Untermalungen der van Dusen Krimis.
Brüning: Das war eigentlich dasjenige, was mich dafür sehr eingenommen hat, daß es nicht so eine 0815 Produktion ist, daß da nicht Papier in Ton umgesetzt wird, sondern da sehr viele unterschiedliche Ebenen noch mit dazukommen, die zwar auch schon auf dem Papier stehen, aber die dann teilweise auch noch durch die Regie ergänzt werden, die Musik zum Beispiel, die steht ja meistens überhaupt nicht auf dem Papier, wie ich gelernt habe, sondern die entsteht dann irgendwie im Verlauf der Produktion.
Hickethier: Mir hat die Art sehr gut gefallen, ich muß sagen, ich liebe vielleicht sogar mein Lieblingsgenre, ich liebe die konkreten Hörspiele am meisten, also Hörspiele, in denen einfach ganz realistische Szenen vorkommen, ich sage manchmal, der Laie könnte sich denken die haben einfach ein Mikrophon hingestellt und dann wurde das aufgenommen, und das wars dann, daß es so nicht ist in Wirklichkeit ist ja klar aber es soll hinterher so klingen, als wäre es einfach nur eine Beobachtung mit dem Mikrophon und alles ist so p***ert wie mans hört.
Clute: Das war von Anfang natürlich an eine Schwierigkeit oder ein spezieller Anreiz auch für die Produktion, die Krimis um Prof. van Dusen sind alle historisch, das heißt die Produktion ist natürlich gehalten, sich was das drumherum angeht auch an diese Zeit zu halten, es geht natürlich nicht, daß wir jetzt irgendwelche Straßengeräusche haben, wo also beispielsweise ein Flugzeug über die Straße hinwegfliegt, das wäre anachronistisch, und da sind wir natürlich gehalten, genau zu sein, bei Eisenbahnfahrten wird natürlich Prof. van Dusen nicht im TEE durch die Lande donnern, sondern eben in der guten alten Dampflok allenfalls, und das war nun immer ein großer Anspruch.
Krause: Das ist eben der Vorteil bei den Hörspielen um diese Serie, daß ich die Augen schließen kann und ich bin dabei, ich bin mit Professor van Dusen auf Reisen.
1001 Nacht, das war das Stichwort, das Abenteuer, das vor uns lag, glitzerte tatsächlich wie ein buntes orientalisches Märchen und es war so fantastisch, daß ich es nicht glauben würde, wenn ich es nicht selber erlebt und mit eigenen Augen gesehen hätte. Wir stiegen das Fallreep herunter oder wie die Treppe am Schiff heißt und als wir die Füße auf festen Boden setzten, legte die Musik noch einen Zahn zu, jetzt fühlten wir uns doch ein bißchen genervt, und wollten gerade das weite suchen, bzw ein Rischka, als ein umfangreicher vollbärtiger Inder in Turban und rotem Seidengewand die Hand hob, die Musik brach ab... (Prof. v.D. u.d. Schatz des M.)
Clute: Bis zum vorletzten Krimi sind alle Krimis an einem einzigen Tag aufgenommen worden, alle Szenen zumindest, in seltenen Fällen ist Klaus Herm an einem anderen Tag noch mal gekommen, um den Erzähler aufzunehmen, was sich sehr ausgeweitet hat im Laufe der Geschichte dieser Krimisreihe sind die Mischungen, die sehr viel komplizierter geworden.
Rauer: Wir sind eigentlich der Akribie des Autors im realistischen, manchmal sogar naturalistischen erzählen gefolgt, sowohl bei der Besetzung als auch bei der Musik als auch eben im Geräusch, so daß das Geräusch und die Atmosphären im Grunde sogar eine eigene Rolle gekriegt haben im Laufe der Zeit, und das war auch mal so ein Fall, bei dem spielte eine wichtige Rolle der Transport von kravonischen Hirsch-käfern in einer Botanisiertrommel und in einer Szene oder bei einem Verschwinden mußten diese Hirschkäfer davonfliegen, und wie um Gottes Willen soll ich nun an das Geräusch von einem Flügelschlag von Hirschkäfern rankommen, das war ganz klar, daß es im Archiv nicht irgendwie unter 532 im Regal stehen würde, und eins wo ich mir am meisten vorstellen konnte, das habe ich dann auch mit ins Studio gebracht und das haben wir dann auch tatsächlich für diese Käfer verwendet, das war das Schnabelklappern eines Klapperstorches, der hat dann unsere Hirschkäferflügel abgegeben und es hat auch kein Mensch nachher gemerkt, daß das ein klappernder Klapperstoch war, sondern das klang in dem Moment, weil es szenisch so angedeutet angesprochen war, klang es so wie wegfliegende Hirschkäfer.
Clute: Und das war dann auch ein Verdienst von Silvia Rauer, daß sie zum Beispiel immer wieder Gelegenheit genommen hat, solche Geräusche zu archivieren in ihr sog. van Dusen Privatarchiv, und aus ihrem unendlich großen Karton immer wieder zur rechten Zeit die richtigen Geräusche herausgeholt, die wir sonst mühsam hätten herstellen müßten, auch das war sicherlich sehr hilfreich für die Produktion.
Clute: Van Dusen ist eine Legende geworden, innerhalb der Zeit, die er im Medium Rundfunk verbracht hat, in den 20 Jahren, und es schmeckt mir natürlich sehr und ich fühle mich geehrt auch, daß ich an dieser Legende einen vielleicht nicht unwesentlichen Anteil habe, aber eine Legende ist ja nicht etwas, was man herstellt, auch nicht etwas was man selbst definiert, ich denke eine Legende definiert sich durch die Rezipienten, und uns ist in der jetzt schon mehrfach erwähnten 24er Staffel, das heißt den ersten 24 Folgen bis zum Tod van Dusens beim Erdbeben in San Francisco 1906, nicht bewußt gewesen, daß wir eine Legende produzieren, wir haben auch nicht das Gefühl gehabt.
Hickethier: Und daß sich dann herausstellte, es gibt sogar einen Fanclub, daß da also Eigeninitiativen, nicht eben von unserem Funkhaus, damals noch RIAS, heute Deutschlandradio Berlin, initiiert wird, sondern daß die Hörer einen dazu zwingen das fortzusetzen, das war natürlich eine ganz besondere Freude, weiterhin solche Aufnahmen machen zu können, wenn man weiß, da gibt es welche, die warten schon auf die nächste Folge, dann macht es noch mehr Spaß.
Krause: Man war natürlich neugierig, gibt es auch andere, man selber war ja van Dusen Hörer, aber gibt es andere Hörer, mit denen man sich austauschen kann, die auch so akribisch sammeln, und Bescheid wissen, und dann gab es die 2. öffentliche Veranstaltung, damals noch vom RIAS Berlin, dort haben sich einige van Dusen Hörer abgestimmt, sich zu einer späteren Zeitpunkt noch einmal zu treffen und dieses Treffen hat dann auch stattgefunden und der erste van Dusen Fanclub wurde gegründet.
Görgner: Freut mich auch, daß es so eine riesen Fangemeinde hat und daß es halt so einfach 20 Jahre, das ist schon für die Rundfunkgeschichte eine ziemlich lange Zeit, aber ich glaube das liegt auch an der Kontinuität einfach, weil der Michael Koser da immer ganz genauso weiter geschrieben hat und weil die Machtart dann doch immer irgendwo immer ein bißchen gleich geblieben ist.
Koser: Ein paar Fehler sind auch drin, muß ich ja zugeben, wenn auch nicht alles, was die Fans da moniert haben, tatsächlich Fehler sind, da haben sie sich auch mal gerirt, die Fans haben sich ja überhaupt zum Teil eine furchtbare Arbeit gemacht, es gibt mehrere van Dusen Kompendien, die die Fans zusammengestellt haben, wo sie zu jedem Fall ganz haarklein und akribisch alle historischen, geografischen Fakten, die darin vorkommen, aufgelistet haben, Längen- und Breitengrade, wo die Geschichte spielt, die historischen Figuren, die drin vorkommen erläutert haben, mit lexikalischer Hilfe. Das find ich schon toll.
Krause: Wir haben uns da eine ganze Menge Mühe gegeben um diese Serie von Michael Koser.
Möller: Wir wollen ja eigentlich jetzt den van Dusen Fanclub in einen sog. Koser Fanclub umdirigieren, weil wir denken wir möchten eigentlich alle Aktivitäten, die Herr Koser so in seiner Vergangenheit und in seiner Zukunft beschreitet, möchten wir eigentlich begleiten, er hat sich also uns gegenüber immer als ein sehr fairer und vor allem williger Partner gezeigt und ich denk auch welcher Autor hat so einen Fanclub.
Krause: Ich denke, er weiß auch, was er an uns hat.
Hickethier: Ich glaube so eine Reihe muß irgendwann mal aufhören und wenn man sagt man hört am besten dann auf wenn es am schönsten ist, ist es sozusagen richtig aufzuhören, daß die Einfälle wirklich zuende sind, oder daß die Lust wirklich zu Ende ist, das glaube ich nicht.
Möller: Unser Ziel haben wir nicht erreicht, das Ziel war eigentlich 80 Folgen in 20 Jahre, denn damit wären wir einem Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde nicht vorbeigekommen, der wäre uns dann sicher gewesen, nun müssen wir mal schauen, was noch wird.
Koser: Ja das ist ein ganzer Sack voller Gefühle, voller gemischter Gefühle, eine gewisse Erleichterung gehört dazu, daß ich die beiden, und speziell natürlich den Professor tatsächlich los bin, auch bedauern natürlich, vorallendingen wenn ich jetzt eine schöne Idee habe für einen Fall und die kommen auch jetzt noch, die nur van Dusen lösen kann und sonst niemand auf der ganzen Welt und ich hab ihn nicht mehr und tatsächlich ja tatsächlich fehlt er mir doch, fehlen sie mir beide ein bißchen.
Herm: Ja wohlwissend daß alles irgendwann ein Ende hat, ne, ist es ja traurig, ist übertrieben, es ist schon ein kleiner Verlust ist es, würde ich sagen, es war diese ganzen Jahre durch irgendwo eine feste Größe, aber alles geht zu ende, nicht, das ist klar. Ich bin froh und ich bin auch letzenendes dankbar, daß man sowas langes wieder durchziehen konnte.
Leitner: Also ich denk, die Spannung hat schon nachgelassen, es ist nicht mehr so, daß ich jetzt nun 5,6,7,8 neue Folgen im Jahr brauch.
Möller: Ich hätte es gut gefunden, wenn es noch mehr gegeben hätte.
Hickethier: Eigentlich könnte man sich nur wünschen, daß wenn nun wirklich die allerletzte van Dusen Sendung kommt, daß es vielleicht eine neue gibt mit einer anderen Figur, die ähnlich erfolgreich und ähnlich langlebig ist, die sich wieder neu etabliert.
Clute: Autoren können ja sowieso nicht aufhören zu schreiben, das ist ja ein großes Problem für Autoren und wenn sie dann immer noch auf der Höhe ihrer Kunst bleiben, dann ist es ja um so besser und ich glaub der Michael Koser ist einer, da muß man den Bleistift extra noch totschlagen, wenn der mal gestorben sein sollte, was wahrscheinlich in den nächsten 50 Jahren nicht p***ert, hoffe ich jedenfalls, und dann erst hört das auf, was da aus dem Mann rauskommt, also es wird schwierig sein, den abzuhalten, irgendwelche Dinge zu verfassen, die interessant und gut sind.
Drews: Das hat der Koser sich ja immer sehr hübsch ausgedacht, das muß ich sagen, es ist eigentlich schade, daß er nun aufhört.
Herm: Das ist besonders, über 20 Jahre, glaube ich, ist es noch nie gewesen, also gibt es auch nicht, ich will es nicht beschwören oder so, aber ich glaube das ist einmalig, das glaub ich schon.
Bauschulte: Ja van Dusen das wars.
Herm: Und damit wollen wir schließen oder wie.
Bauschulte: ein Leben für den Rundfunk oder ein Stück vom Leben für den Rundfunk
Hatch: Prost Professor.
Prof. van Dusen: Prosit, mein lieber Hatch.
Der Fall van Dusen. Eine O-Ton-Collage von Sylvia Rauer und Clarisse Cossais.
Ton: Frieda Butzmann, Regie***stenz: Mandy Rahn. Regie: Clarisse Cossais
Produktion: Deutschlandradio 1999 (Erstsendung: 08.05.1999)
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:35
Die Schule der Glücksritter
Michael Koser: Die Schule der Glücksritter (Deutschlandradio 2004)
Schaffner: Pittsburgh, hier Pittsburgh.
Elaine: Der Pennsylvania Special rollte gerade ein als ich den Bahnsteig betrat. Ich fror ohne Hut und Mantel, der Schneeregen der Dezembernacht hatte mich durchnäßt, die Tasche war so schwer und ich wurde verfolgt. Während ich am Zug entlang hastete, sah ich mich um, da kamen sie, zwei große Männer in dunklen Mänteln und klobigen Schuhen. In Panik stieg ich in den nächsten Wagen, ein Pullmansalon mit Privatabteilen und lief den Gang entlang. Fängt ja gut an das neue Leben, dachte ich, plötzlich öffnete sich die Tür neben mir, eine Hand packte mich, zog mich ins Abteil.
Arsene: Legen Sie sich ins Bett, schnell.
Elaine: Meine Tasche!
Arsene: Die verstecken wir unterm Bett, ca va, unter die Decke, Mademoiselle, wickeln Sie sich bis zur Nasenspitze ein.
Elaine: Er war ein gutaussehender mittelgroßer Mann, nicht mehr jung, in einem eleganten blauen Anzug, ich gehorchte ihm ohne Angst, obwohl er die Tür verriegelte. Sein Blick, seine Stimme, seine bestimmte Art, alles wirkte vertrauenerweckend.
Arsene: Drehen Sie sich zur Wand, schlafen Sie, tief und fest.
Polizei: Machen Sie auf, Polizei.
Arsene: Wenn Sie darauf bestehen, seien Sie bitte leise, meine Frau schläft bereits, was wollen Sie?
Polizei: Wir suchen eine Diebin, eine junge Frau ohne Hut, mit einer großen Reisetasche.
Arsene: Bei mir?
Polizei: Sie ist in diesen Wagen gestiegen, haben Sie sie gesehen?
Arsene: Nein.
Polizei: Was dagegen, wenn ich in den Waschraum schaue.
Arsene: Tun sie sich keinen Zwang an.
Polizei: Ach, Fehlanzeige, entschuldigen Sie die Störung.
Arsene: Bitte.
Elaine: Ist er weg?
Arsene: Es scheint so, aber bleiben Sie noch im Bett vorsichtshalber, Sie sind also eine Diebin, Mademoiselle.
Elaine: Warum haben Sie mir geholfen?
Arsene: Ein Impuls, Mademoiselle, ich sah Sie aus dem Fenster des Abteils, Sie waren in Not, verfolgt von den Flics und sie haben grüne Augen, gestatten Sie, daß ich mich vorstelle, Raoul d’Andrésy, aus Paris, in Frankreich.
Elaine: Was? Au.
Arsene: Haben Sie sich wehgetan, Mademoiselle.
Elaine: Ja nein, ich glaubs nicht, Raoul d’Andresy, ja ich hab gehört, daß Sie in den Staaten sind, aber daß ich Sie treffe, auf diese Weise, daß Sie mich vor der Polizei, ausgerechnet Sie.
Arsene: Beruhigen Sie sich, Mademoiselle.
Elaine: Erst wenn Sie es mir gesagt haben.
Arsene: Was soll ich Ihnen sagen.
Elaine: Wie Sie wirklich heißen.
Arsene: Für wen halten Sie mich, Mademoiselle.
Elaine: Sie sind Arsene Lupin.
Elaine: Ich wußte es, ich kannte ihn, alle seine unglaublichen Abenteuer und seine Pseudonyme, Arsene Lupin, der Gentlemaneinbrecher, der Abenteurer, der berühmteste Glücksritter der Welt, seit ich als Kind die Berichte seines Biografen Leblanc gelesen habe, war ich ihm verfallen, ich schwärmte für ihn, folgte seinen Spuren in meinen Träumen.
Arsene: Übertreiben Sie nicht ein wenig, Mademoiselle, Sie haben mir Ihren Namen noch nicht genannt.
Elaine: Ich heiße Mary Kowalski, nein, ich heiße nicht mehr Mary Kowalski, ich bin nämlich dabei ein neues Leben anzufangen und dazu brauche ich einen neuen Namen.
Arsene: Versteht sich.
Elaine: Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, mir einen zu suchen.
Arsene: Lassen Sie sehen eine hübsche Frau mit grünen Augen sollte Elaine heißen.
Elaine: Elaine, ein schöner Name.
Arsene: Sie dürfen ihn behalten, Mademoiselle, und nun erzählen Sie, was ist geschehen, wer sind sie.
Elaine: Ich sagte ihm alles, daß ich in Pittsburgh geboren und aufgewachsen bin, daß meine Eltern früh starben, daß ich in einer Bank arbeitete wo ich es bis zur K***erin brachte, daß mich in diesem Jahr des Herrn 1926 drei schwere Schicksalschläge trafen, im August starb er, der große wunderbare Rudolf Valentino, seine Filme und Ihre Abenteuer Monsieur Lupin waren die Lichtstrahlen in einem eintönigen Dasein, die Verheißung eines wirklichen Lebens jenseits von Pittsburgh und dem Schalter der Bank, weil Valentinos Tod mich so sehr erschütterte, fühlte mein Verlobter sich vernachlässigt und gab mir den Ring zurück, Weihnachten wollten wir heiraten, und vor ein paar Tagen hat die Bank sich entschlossen im nächsten Jahr auf meine Dienste zu verzichten, ja da Monsieur Lupin, da faßte auch ich einen Entschluß.
Arsene: Ein neues Leben zu beginnen.
Elaine: Meinen Traum zu verwirklichen den Traum von einem Leben ala Arsen Lupin.
Arsene: Sie haben ihre Bank bestohlen.
Elaine: Heute abend habe ich den Inhalt der Kasse nicht wie sonst in den Tresor getan, sondern in meine Reisetasche, ein Kollege muß mich dabei beobachtet und die Polizei verständigt haben, war noch nicht lange zu hause, da kamen sie, mit Blaulicht und Sirene, ich hatte keine Zeit mehr den Koffer zu packen oder auch nur den Mantel anzuziehen, ich verschwand durch die Hintertür, fuhr mit einem Taxi zum Bahnhof.
Arsene: Den Rest kenne ich, Mademoiselle, was haben sie nun vor.
Elaine: Ich will nach Chicago, Monsieur Lupin, das ist die Hauptstadt der...
Arsene: Glücksritter, der Abenteurer, derer die sich nicht sklavisch den Gesetzen unterwerfen, der sog. Verbrecher.
Elaine: Alkoholschmuggler, Monsieur Lupin, Gangster, Al Capone.
Arsene: Und Millionäre mit mehr Geld als ihnen gut gut, darum Mademoiselle ist Chicago auch mein Ziel.
Elaine: Oh Monsieur Lupin, ich wage nicht, sie zu bitten, sie haben mir schon einmal so sehr geholfen.
Arsene: Und dabei ein klein wenig Verantwortung übernommen, sprechen sie nur Mademoiselle, was kann ich für sie tun.
Elaine: Ich hatte einen Wunsch, ein großen, einen dringenden, einen einzigen Wunsch, ich wollte mich ihm anschließen, an Arsene Lupins Seite, ein Leben jeneits der Normen und Gesetze zu beginnen, von ihm zu lernen, ihn bei seinen kühnen Feldzügen wider die Reichen und Mächtigen dieser Welt zu begleiten, als seine Schülerin, könnte es etwas schöneres geben.
Arsene: Ich beneide sie um ihren jugendlichen Enthusiasmus, Mademoiselle, zu meinem Bedauern sehe ich mich gezwungen, ihn ein wenig zu dämpfen, sie treffen sie mich um die Wahrheit zu sagen in einem nicht eben glücklichen Moment, sehen sie auch in mir einen Flüchtling, der New York auf schnellsten Weg verlassen muß, verfolgt von Inspektor Ganimard.
Elaine: Ganimard.
Arsene: Sie kennen ihn natürlich Mademoiselle, er ist stupide aber hartnäckig, und so fahre denn ich nach Chicago, ohne präzises Vorhaben, ohne Plan, ohne Geld.
Elaine: Ich habe Geld Monsieur Lupin, in meiner Tasche und wenn ich bei ihnen bleiben darf.
Arsene: Wieviel Mademoiselle.
Elaine: Mehr als 9000 Dollar.
Arsene: Für ein paar Tage dürfte es reichen.
Elaine: Ein paar Tage.
Arsene: Merken sie sich den ersten Grund- und Kernsatz der Glücksritterei, niemals knausern, wer das Geld anderer will, muß den Anschein erwecken er habe selbst genug, der wahre Abenteurer lebt stets auf großem Fuße, wenn wir morgen früh in Chicago aussteigen, werden wir das erste Hotel am Platz nehmen.
Elaine: Sie nehmen mich also mit, Monsieur Lupin, wie kann ich ihnen danken?
Elaine: Pünktlich um 9 Uhr 10 erreichte der Pennsylvania Special Chicago, Station, ruhigen Schrittes gingen wir durch die Sperre, Lupin und an seinem Arm ich, vorbei an den Kriminalbeamten, die alle Ausgestiegenen argwöhnisch musterten, ich trug einen kleinen Schleier am Hut und über einem eleganten, wenn auch konservativem Kostüm einen ebensolchen Mantel, die Reisetasche trug ich nicht, die karrte ein Dienstmann mit anderen Gepäckstücken, zu einem Taxi, unbeeindruckt von dem Schauspiel, das sich hinter uns entfaltete, eine ältere Dame in einem fliderfarbenen Neglige beugte sich weit aus einem Abteilfenster und.
Dame: Mein Hut, da Schaffner, Polizei.
Arsene: Zum Hotel Palmerhaus Chauffeur. Im Hotel werden sie wie ich eine Suite beziehen, Elaine, Sie sind Mrs Joan Belmont, ein in der New Yorker Gesellschaft nicht unbekannter Name, apropos, auch in Chicago dürfte es etwas geben, was man mit einigem Wohlwollen als Gesellschaft bezeichnen kann, man wird entzückt sein, Mrs Belmont und den Marquis zu empfangen.
Elaine: Sie sind Marquis, Arsene, das ist neu.
Arsene: Was wollen sie, meine übrigen Künstlernamen sind hierzulande alle bekannt und die Amerikaner lieben europäische Adelstitel, wir werden untadelige Empfehlungsschreiben vorzuweisen haben, aus New York, Paris, und wenn wir erst im Kreise der Nabobs von Chicago schwimmen wie die Hechte im Karpfenteich dann, Elaine.
Elaine: Ja Arsene.
Arsene: Dann werden wir dessen bin ich sicher in kürzester Zeit den Schlüssel finden der uns den Weg zu den Reichtümern dieser betriebsamen Metropole eröffnet.
Elaine: Er war sehr kalt und stürmisch in jenem Dezember 1926 in Chicago, aber das spürte ich kaum, wir flatterten von Soiree zu Empfang, von Ball zu Bankett, ich trug die herrlichsten Abendroben, nippte an illegalen Cocktails als sei ich mit ihnen aufgezogen worden, und genoß das schöne Leben in vollen Zügen, bis unsere 9000 Dollar rapide zur Neige gingen und ich begann mir Sorgen zu machen, doch mein Begleiter blieb gelassen, zu recht, denn nach etwa einer Woche bot sich uns besagter Schlüssel bei einer exklusiven Cocktailparty in einem exklusiven Palast am exklusiven Lake Shore Drive, der sogenannten Gold Coast von Chicago, Gastgeber war der Multimillionär Osgood P Quackenbush, der dritte.
Quackenbush: Hat mir mein alter Herr hinterlassen, Osgood P Quackenbush der zweite, den Schlachthauskönig hat man ihn genannt, ich bin umgestiegen, auf Finanzen, das ist zweifellos sauberer und lukrativer.
Arsene: Respekt, sagen sie Quackenbush war ihr Vater nicht auch als Kunstsammler bekannt.
Quackenbush: Oh ja, der alte hat gesammelt, alles mögliche, Bilder, Juwelen, oh, oh ich liebe Strauß, ja ich hab das ganze Zeug verkauft, interessiert mich nicht, ich sammle auch, aber was ganz anderes.
Elaine: Und was, Mr Quackenbush.
Quackenbush: Mordwerkzeuge, Mrs Belmont, Waffen berühmter Verbrecher, ein interessantes, wenn auch ausgefallenes Gebiet, im Lauf der Jahre hab ich mir ganz ordentlich was zusammengekauft, ich will mich nicht loben, aber besser als die schwarzen Museen in New York, London oder Paris ist meine Sammlung allemal, wollen sie mal sehen, Marquis?
Arsene: Mit Vergnügen.
Quackenbush: Na dann kommen sie, sie bleiben besser hier, das ist nichts für eine Dame.
Elaine: Mr Quackenbush, sie sind ganz und gar nicht uptodate, die moderne Frau kennt nichts Exquisiteres als das Grauen, die Gänsehaut, das sublime Gruseln, das den Körper vom Scheitel bis zur Sohle zum kribbeln bringt.
Quackenbush: Sie sind mir eine, ok kommen sie mit.
Elaine: Seine Schätze bewahrte Quackenbush in einer Stahlkammer auf, als er das Sicherheitsschloß öffnete, schaute Lupin ihm zu, scheinbar desinteressiert, wir traten ein, um uns beleuchtete Glasvitrinen mit Objekten verschiedenster Art gefüllt, dazwischen ein m***ger, allerdings wie mir schien nicht eben hochmoderner Tresor.
Quackenbush: Mit Bargeld, Aktien, Geschäftspapiere, was der Mensch so braucht, uninteressant, sehen sie sich um, Marquis, Mrs Belmont, im Schrank rechts.
Elaine: Pistolen. Das ist doch nichts besonders, Pistolen habe ich schon viele gesehen in der Waffenkammer meines Mannes auf Long Island.
Quackenbush: Nicht diese, Mrs Belmont, da können sie Gift draufnehmen, sehen sie hier, die beiden Waffen mit denen der berüchtige Rasputin erschossen wurde, die Browning des Fürsten Jasupow und die Savage von Puejkewitsch. Genau.
Quackenbush: Und mit dieser Feile hat der Anarchist Lucheni Kaiserin Elisabeth von Österreich erstochen.
Elaine: Sissi, ist noch Blut dran.
Quackenbush: Und hier zwei ganz besondere Stücke aus ihrer Heimat, Marquis, der Massenmörder Laudru seine Opfer beseitigte, ich verdanke ihm übrigens einem hohen Beamten der Pariser Kriminalpolizei, den Schrankkoffer daneben auch, er enthielt die Leiche des Filmproduzenten Lumies, seinerseit ein aufsehenerregender Fall, aufgeklärt von Prof. van Dusen, mein alter Herr hat ihn gut gekannt, den berühmten Amateurkriminologen und diese kleine Pistole ist eine Neuerwerbung, auf die ich ganz besonders stolz bin.
Elaine: Sieht aus wie ein Spielzeug.
Quackenbush: Das ist sie, mit der Präsident Lincoln erschoß, ich hab sie meinem schärfsten Konkurrenten vor der Nase weggeschappt für 25000 Dollar.
Elaine: Soviel.
Arsene: Ihr schärfster Konkurrenz Quackenbush, wer ist das.
Quackenbush: George Stenson, praktisch mein Nachbar, drei Häuser weiter.
Arsene: Und dieser Stenson sammelt ebenfalls historische Mordinstrumente, ist er heute abend anwesend.
Quackenbush: Oh nein, der gute ist nicht coninform wie das bei ihnen heißt Marquis, wissen sie, er ist Bierbrauer.
Arsene: Ein ehrenwertes Gewerbe.
Quackenbush: Nicht bei uns, Marquis wir haben Prohibition, totales Alkoholverbot.
Arsene: Was sie nicht sagen Quackenbush, dieser Champagner***tail in meinem Glas.
Quackenbush: Sie dürfen das nicht so eng sehen, Stanson produziert nicht nur Bier in 7 Brauereien, er läßt es auch von Gangstern vertrieben, Al Capone persönlich ist sein Partner.
Arsene: Tatsächlich.
Elaine: Und von wem beziehen Sie Champagner und Whisky, Mr Quackenbush.
Quackenbush: Nicht von diesen Italienern, Mrs Belmont, wer in Chicago auf sich hält kauft bei irischen Lieferanten, bei Max Moren und seinen Leuten.
Elaine: Sind das nicht auch Gangster?
Quackenbush: Ganz ohne geht es nun mal nicht, Mrs Belmont, in New York ist das sicher nicht anders oder?
Elaine: Beim Abschied gab Quackenbush uns das Geleit bis ans Tor seines großen Anwesens, wo der Chauffeur im gemieteten Packard auf uns wartete.
Quackenbush: Freut mich, wenns ihnen bei mir gefallen hat, war recht nett.
Arsene: Was ich übringens noch sagen wollte, Quackenbush, mir ist eingefallen, daß auch ich, obschon kein Sammler, eine kriminologische Reliquie mein eigen nenne.
Quackenbush: Ja was ist es denn.
Arsene: Ein Messer, das Messer mit dem Jean Paul Marat ins jenseits befördert wurde.
Quackenbush: Ist das wahr, das gehört ihnen?
Arsene: Dahinter steckt eine interessante Geschichte, vermutlich wissen sie, daß der Henkersknecht Leco den abgeschlagenen Kopf Corday, der Mörderin Maras auf dem Schafott hochhielt und ohrfeigte, er kam dafür ins Gefängnis, ja und dieser Henker besaß die Tatwaffe, in der Familie bis mein Vater, ein Bewunderer der Condesi sie erwarb von einem Nachfahren Leco, der als Stallbursche bei ihm arbeitete.
Quackenbush: Sagen sie Marquis, wären sie unter Umständen bereit, mir das Messer zu verkaufen.
Arsene: Ich weiß nicht, gewiß es bedeutet mir nicht allzuviel.
Quackenbush: Sie würden mir eine riesige Freude machen.
Arsene: Lassen sie uns ein anderesmal darüber weiterreden Quckenbush es ist spät.
Quackenbush: Ja.
Elaine: Am nächsten Morgen beim Frühstück machten wir einen Schlachtplan, das heißt natürlich Lupin plante und ich ***stierte, so gut ich konnte.
Arsene: Sie stellen ihr Licht unter den Scheffel, sie ***stieren nicht nur, sie inspieren mich und im nächsten Akt des von mir konzipierten kleinen Dramas werden sie die Hauptrolle übernehmen.
Elaine: Wenn sie mir das zutrauen, Arsene.
Arsene: Doch bevor es soweit ist, liegt noch ein gerüttelt Maß Arbeit vor uns, in den nächsten Tagen wird es für sie und für mich keine Gesellschaft geben, in der öffentlichen Bibliothek von Chicago, ein wohlbestücktes Haus wie ich höre, werden wir historische Forschungen anstellen und dann mon cheri, dann werden wir basteln.
Elaine: Basteln.
Arsene: Mit diesen unseren Händen, die für besseres geschaffen sind.
Elaine: Monsieur de Marquis.
Elaine: Zwei Wochen später, Weihnachten war vorüber, das neues Jahr hatte be-gonnen, ich war im Palmerhaus ausgezogen und hatte mich in einem bescheidenen, aber anständigen Hotel dem Great Moter in der Street eingemietet auf den Namen Lier, Elenor Lier, und dort hatte ich einen Brief, dem Fotografien und Kopien von Dokumenten beigelegt waren, abgeschickt an Mr Josef Stenson, Lake Shore Drive.
Elaine: Arsen, er hat angebissen.
Arsene: Kein Wunder, bei diesem Köder, was schreibt er.
Elaine: Liebe Mrs Lier, an Ihrem Angebot bin ich interessiert, ich schlage vor, daß wir uns treffen, damit ich das Objekt in Augenschein nehmen kann, seien sie am Sonnabend, dem 8. Januar 1927.
Arsene: Übermorgen.
Elaine: Um 10 Uhr abends im Dreamland Cafe an der 35. Straße.
Arsene: Er lädt sie nicht in sein Haus ein, schade.
Elaine: Fragen sie nach mir, ich bin dort bekannt, freundliche Grüße.
Elaine: Das Dreamland war ein Nachtclub von der nicht allzu vornehmen Sorte, es roch nach Schweiß, Tabak, geschmuggeltem Whisky, eine schwarze Kapelle spielte Ragtime, Blackbottom und den Modetanz der Saison, Charleston, dazu vergnügten sich untersetzte ältere Männer in zu engen Abendanzügen, der einen oder andere mit einer verdächtigen Beule unter dem linken Arm mit sehr jungen, sehr schlanken, sehr geschminkten Frauen in sehr kurzen Franzenröcken.
Elaine: Shoking.
Stetson: Mrs Lier, das ist noch gar nichts, da hätten sie Lauraine sehen sollen, als sie noch beim in New York getanzt hat, eine Straußenfeder, mehr nicht.
Mrs Stenson: Dann traf ich meinen Sugardaddy, verliebte mich unsterblich und seit unserer Hochzeit tanze ich natürlich nicht mehr. Gefällt ihnen die Musik, Mrs Lear.
Elaine: Wie mans nimmt, Mrs Stenson.
Mrs Stetson: King Oliver mit seiner Jazz Band, bläst ein scharfes Horn, der Junge.
Stenson: Baby, ich hab mit Mrs Leal was geschäftliches zu besprechen, du tanzt.
Mrs Stenson: Sugardaddy, du weißt doch ich mache mir nichts aus andern Männern.
Stenson: Geh schon Baby, aber nicht so eng.
Mrs Stenson: Wenn mein Sugardaddy unbedingt will.
Stenson: Loraine amüsiert sich so gerne, Mrs Liel, Musik, Menschen, Trubel, soll sie, sie ist etwas jünger als ich, vielleicht haben sie es bemerkt.
Elaine: Ach wirklich, Mr Stenson.
Stetson: Wie finden sie das Dreamland, Mrs Leal.
Elaine: In Piddletown haben wir so was nicht.
Stetson: Das will ich meinen.
Elaine: Da kam ich her, Piddletown, Vermont, da kam ich her, das sah man mir an, auf das Treiben reagierte sie mit einem Ausdruck, der teils mißbilligend war, teils ängstlich, die Ängstlichkeit war nicht nur gespielt, ich muß gestehen, ich atmete innerlich auf, wenn mein Blick auf den Herrn im untadligen Frack fiel, der dem Marquis so erstaunlich ähnlich sah und der mich im Auge behielt, aber so diskret, daß es niemandem auffiel, am wenigsten Mr Josef Stenson, er hatte nur Augen für die antiquierte Abendtasche, in der Mrs Liel, wie er wußte, ein interessantes Objekt aufbewahrte.
Stetson: Die Lincolnkugel.
Elaine: Ganz recht, Mr Stenson, das Geschoß, das Präsident Lincoln tötete.
Stetson: Zeigen sie mal her, aha, tja.
Elaine: Natürlich unter Glas.
Stetson: Natürlich, in ihren Besitz gekommen sie ist durch ihren Großvater.
Elaine: Wie ich ihnen schrieb, mein Großvater war Dr Charles, der junge Arzt, der zufällig im Theater war als auf Lincoln schoß und der dem Opfer erste Hilfe leistete, dafür durfte er später nach der Obduktion die Todeskugel an sich nehmen.
Stetson: Die Kugel, die in Lincolns Hirn eintrat.
Elaine: Wir haben sie in der Familie immer sehr in Ehren gehalten.
Stetson: Und warum wollen sie die jetzt verkaufen, Mrs Liel.
Elaine: Die Zeiten sind schlecht, Mr Stenson und ich würde gern Mr Petersens Drugstore übernehmen.
Stetson: 2000 Dollar Mrs Liel, sind sie damit einverstanden.
Elaine: Nein Mr Stenson, das ist nicht genug.
Stetson: Also gut 3000.
Elaine: Wissen sie, Mr Stenson, Mr Quackenbush hat mir 10000 Dollar geboten.
Stetson: Was Quackenbush, das könnte dem so passen, erst die Pistole und dann auch noch die Kugel, wieviel hat er ihnen geboten 10000, ich lege noch 1000 drauf.
Elaine: 11000 Dollar.
Stetson: Dafür kriegen sie einen erstkl***gen Drugstore.
Elaine: Da hatte er recht, wir tauschten, Kugel nebst glänzend gefälschten Dokumenten gegen B***eck, noch in dieser Nacht feierte Miss Liel, nun wieder Mr Sperment mit Marquis in dessen prunkvoller Suite im Palmerhaus.
Arsene: Auf sie, Elaine.
Elaine: Sie waren also mit mir zufrieden, Arsene.
Arsene: Begeistert, sie waren wunderbar, meine Gratulation brava bravissima.
Elaine: Sie machen mich verlegen.
Arsene: Und nun jetzt werden wir Mr Quackenbush reaktivieren, das ist meine Sache, will sagen, die des edlen Marquis.
Elaine: Auf sein Wohl.
Elaine: Am nächsten Abend geschah es, daß Mr Quackenbush, als er seine gewohnte Flüsterkneipe in der Madison Street aufsuchte, dort ganz zufällig auf den Marquis de Bri stieß.
Quackenbush: Gut daß ich sie treffe, Marquis, was tun sie.
Arsene: Ich trinke Tee, wie sie sehen, aus einer geschmackvollen chinesischen Tasse, Tee in Schottland gebrannt und die USA geschmuggelt, mir auch eine Tasse.
Quackenbush: Ich hab ein paar mal im Palmerhaus angerufen aber sie waren nie da.
Arsene: Ich bin unterwegs, mal hier mal da, was kann ich für sie tun, mein lieber.
Quackenbush: Das Messer, sie erinnern sich doch, das Messer, der Charlotte.
Arsene: Wir sprachen darüber.
Quackenbush: Und wollen sie verkaufen.
Arene: Ich will sie nicht auf die Folter spannen, erst neulich hab ich meine verwandte telegrafisch angewiesen, das gute Stück nach Chicago zu schicken, morgen oder übermorgen dürfte das Päckchen eintreffen, Quackenbush, eigentlich hätte ich ihnen das Ding gern zum Geschenk gemacht.
Quackenbush: Kommt nicht in Frage Marquis.
Arsene: Angesichts der jetzigen Währungsschwankungen muß ihn leider zustimmen, wenn der Dollar 40 Franc kostet, werden selbst Aristokraten zu Krämern.
Quackenbush: Würden sie 20000 Dollar akzeptieren.
Arsene: Lassen sie uns nicht feilschen Quackenbush, 30000 Dollar und das Messer gehört ihnen.
Quackenbush: 30000.
Arsene: Ich rufe sie an, au revoir.
Elaine: Zwei Tage später teilte der Marquis Mr Quackenbush telefonisch mit, die erwartete Sendung aus der Normandie sei eingetroffen.
Quackenbush: Mit dem Preis ich bin einverstanden, notgedrungen, wenn er mir auch etwas hoch vorkommt.
Arsene: Quackenbush, was sind ein paar Dollar unter Freunden, Gentlemen reden nicht über Geld, wann und wo wollen wir uns treffen.
Quackenbush: Bei mir morgen nachmittag.
Arene: Evian, ich lade sie in in meine Suite, zum Tee um 4 Uhr daccord.
Elaine: Um so aufgeregter wurde ich, Arsene blieb wie immer kaltblütig, sein rastloses Hirn hatte die bevorstehende Transaktion mit Quackenbush bereits abgehakt und arbeitete an neuen großen Taten.
Arsene: Kugel, Messer, 11000, 30000 das sind doch nur wie sagen sie kleines Vieh.
Elaine: Peanuts, Erdnüsse.
Arsene: Cherie, wir werden uns Zugang zu den Tresoren der ehrenwerten Herren Quackenbush und Stenson verschaffen und dann Elaine, doch davon später, unser Gast wird gleich eintreffen, ich halte es für besser, daß sie gehen, wir sollten nicht mehr gemeinsam auftreten.
Elaine: Warum nicht, erwarten sie Probleme.
Arsene: Nein aber sie wissen der kluge Mann baut vor, die kluge Frau natürlich auch.
Elaine: Ich möchte aber dabei sein, ich will lernen.
Arsene: Machen sie es wie der Liebhaber in der Komödie, verstecken sie sich im Schrank und lassen sie die Tür ein wenig offen stehen.
Elaine: Ich war kaum in meinem Versteck verschwunden, als die Tür zur Suite aufgerissen wurde, Quackenbush trat ein und mit ihm zwei kräftige Männer in schlecht sitzenden gestreiften Anzügen, die Hände in der Jackentasche.
Quackenbush: Die Männer hab ich mir ausgeliehen von meinem Whiskylieferanten Mr. Bucks More.
Arsene: Lieber Quackenbush, sie setzen mich in Erstaunen, sie betreten meine Räume ohne anzuklopfen, sie bringen zwei Gangster mit.
Quackenbush: Leibwächter, Marquis oder Torpedos wie man in der Alkoholbranche sagt, wissen sie ich hatte das Gefühl, einem weltbekannten Verbrecher sollte ich nicht allein und ohne Schutz entgegentreten.
Arsene: Verbrecher, was soll das bedeuten.
Quackenbush: Kommen sie rein, Monsieur Ganimard.
Ganimard: Bonjour Lupin.
Arsene: Ah Ganimard, Freund meiner Jugend, Leuchte und Zierde der Surete, nehmen sie doch Platz, machen sie es sich bequem, darf ich ihnen eine Erfrischung bringen lassen.
Elaine: Ein unauffälliger Mann mit Glatze und Walroßschnauzbart, das war also Ganimard, Inspector Ganimard, Lupins unerbittlicher Feind, mir stockte der Atem, bis nach New York hatte er den großen Abenteurer verfolgt und jetzt tauchte er auch noch in Chicago auf.
Arsene: Welcher glückhafter Fügung verdank ich die unerwartete Freude ihrer Anwesenheit, verraten sie mir, ich verließ sie in New York.
Ganimard: Und dann fiel mir vor wenigen Tagen eine alte Ausgabe der Chicago Tribune in die Hand und einen großen Bericht über eine Soiree im Hause Quackenbush, auf einer Fotografie waren einige illustre Gäste abgebildet, darunter der Marquis de Bri.
Arsene: In dem sie mit den geschärften Augen ihren teuren alten Freund Lupin erkannten.
Ganimard: Mr Quackenbush ist mir nicht unbekannt, war ich doch des öfteren in der glücklich Lage, ihm das eine oder andere begehrte Objekt zukommen zu lassen, ich nahm mit ihm Verbindung auf und voila hier bin ich.
Arsene: In voller Schönheit.
Ganimard: Von nun an bleiben wir zusammen, ich nehme sie mit, erst zu Polizei in Chicago und dann nach Paris, komm her mein Junge.
Arsene: Pfui Ganimard.
Ganimard: Ich laß dich nicht mehr aus den Augen, bis du in einem französischen Zuchthaus sitzt.
Quschenbush: Augenblick Ganimard, sie haben mir die Augen über den angeblichen Marquis geöffnet, gut und schön, aber mitnehmen können sie ihn nicht, das ist nicht drin, ich brauch ihn noch.
Ganimard: Mr Quackenbusch, Lupin gehört der Justiz, das Recht, die Gesetze.
Quackenbush: Recht, Gesetz, wir sind in Chicago.
Ganimard: Ich, ich protestiere im Namen der franzözischen Republik.
Quschenbush: Von mir aus Ganimard, protestieren sie, aber leise.
Ganimard: Ich ah.
Quackenbush: Halten sie doch die Klappe.
Elaine: Das tat der Inspektor mit allen Anzeichen des Unwillens, doch gegen zwei schlagkräftige Argumente in Nadelstreifen konnte er fern der Heimat nix ausrichten.
Arsene: Sie brauchen mich, sie brauchen Arsene Lupin den Abenteurer.
Quackenbush: Ich brauch den Dieb.
Arsene: Interessesant, sprechen sie sich aus.
Quackenbush: Joe Stenson, der Kerl hat mal wieder unverschämtes Glück gehabt und mir ein ganz seltenes Stück weggeschnappt, die Kugel die Lincoln umgebracht hat.
Arsene: Ist es die Möglichkeit.
Qusckenbush: Und diesmal laß ihn nicht durchgehen, die Kugel gehört mir, schließlich hab schon die Pistole.
Arsene: Warum trösten sie sich nicht mit dem Messer der Corday, da liegt es auf dem Tisch, ich hab mir solche Mühe geben.
Quackenbush: Ich will die Kugel, Lupin und sie werden sie mir verschaffen.
Arsene: Ich soll stehlen, also wissen sie Quackenbush, warum schicken sie nicht ihre Herren Torpedos.
Qusckenbush: Weil das eine Aufgabe für einen Spezialisten ist, Stensons Haus ist eine Festung, da kommt so leicht keiner rein oder raus.
Arsene: Schwierig, schwierig.
Ganimard: Mr Quackenbush, das dürfen sie nicht, ich werde.
Quakenbush: Das reicht, schmeiß ihn raus.
Ganimard: Wagen sie es nicht, Hand am mich zu legen, ich bin Inspektor der Surete, ich werde mich an meinem Konsuln wenden, au.
Arsene: Der gute Ganimar, er hat noch nie gespürt wenn er überflüssig war, gut ich werde für sie tätig, Quackenbush.
Quackenbush: Na also, da wäre da nur ein kleines Problem, wie kann ich sicher sein daß sie es auch wirklich tun und nicht einfach verschwinden, vielleicht sollten Morens Männer sie nicht aus den Augen lassen.
Arsene: Quackenbush, sie sind mißtrauisch wie eine alte Jungfer, unter Beobachtung kann ich nicht arbeiten, das würde meinen Stil ramponieren, Arsene Lupin ist ein Ehrenmann, alle Welt weiß das, sogar Ganimard, ich geb ihnen mein Wort, ich werde die Lincolnkugel, die zur Zeit in Stensons Besitz ist, an mich nehmen und an sie weiterreichen.
Quackenbush: Heute ist der 12. Januar, binnen einer Woche.
Arsene: Versprochen.
Elaine: Sie gingen und ich konnte endlich den Schrank verlassen, krumm im Rücken und trüb im Gemüt, die Sache war gründlich schief gegangen.
Arsene: Abwarten, Elaine, kein Grund zu Trübsal, Flexibilität eine der wichtigsten Eigenschaften des Glücksritters, als erstes werden wir Namen und Domizil wechseln, ein unscheinbares Haus in einem uninteressanten Stadtteil, zwei unauffällige Personen mit Allerweltsnamen.
Elaine: Und dann Arsene.
Arsene: Dann werden wir Stetsons Festung stürmen.
Elaine: Stürmen, das sagen sie so leicht.
Arsene: Was mich betrifft, ich werde einen todsicheren Trick einsetzen, den ich in Frankreich schon einige Male mit Erfolg angewendet habe.
Elaine: Und ich.
Arsene: Ich habe den Eindruck, Mrs Loren Stenson gehört zu den schwierigen Haus- herrinen, deren Personal häufig wechselt, wenn sie bei ihr vorstellig würden, Elaine mit allerbesten Referenzen, sie wären anwesend und könnten eingreifen, wenn es notwendig wird.
Elaine: Lorain nahm mich sofort, das lag zweifellos daran daß ich zuvor in Hollywood tätig war, bei so bekannten Filmstars wie Mary Pickford, Gloria Swanson, und ihr Pagapei mochte mich und so begab es sich, daß am abend des 15. Januar das neue Hausmädchen Helen einem Besucher die Tür öffnete, der ihr nicht unbekannt war.
Elaine: Inspektor Ganimard.
Stenson: Treten sie näher, Inspektor, nehmen sie Platz, Zigarette, ob ich ihnen auch einen Whisky anbieten darf, weiß ich nicht so recht, immerhin sind sie Polizist.
Arsene: In Frankreich, Monsieur nicht hier tun sie ihrer Gastfreundschaft kein Zwang.
Mrs Stenson: Schenken sie dem Herrn ein, Helen.
Elaine: Sehr wohl Madame.
Stenson: Sie haben mir geschrieben, Inspektor, sie hätten eine Information für mich von äußerster Wichtigkeit in bezug auf meine Sammlung kriminalistischer Raritäten, sind meine Schätze in Gefahr.
Arsene: Ein Schatz, die Pistolenkugel aus dem Kopf ihres großen Präsidenten Abraham Lincoln.
Stenson: Ach was ich wette, dahinter steckt Quackenbush.
Arsene: So ist es, Mr Quackenbush hat einen Experten beauftragt, die Kugel für ihn zu entwenden.
Stenson: Das sieht ihm ähnlich, na soll er, an meiner Alarmanlage wird sich sein Experte die Zähne ausbeißen.
Arsene: Gestatten sie mir, das zu bezweifeln, bei besagtem Experten handelt es sich nämlich um keinen geringeren als Arsene Lupin.
Mrs Stenson: Lupin, über den hab ich gerade was gelesen, Sugardaddy, in Life, das ist ein ganz gerissener Kerl, den kann nichts aufhalten, keine Stahltür, kein Alarm-system, überall kommt er rein und im verkleiden und maskieren ist er einsame spitze.
Arsene: Madame hat völlig recht, dieser dreiste Verbrecher hat es sogar gewagt, als hoher Beamter der Pariser Kriminalpolizei aufzutreten.
Mrs Stenson: Und charmant ist er, ein richtiger Frauenheld, stehen sie nicht herum, Helen, schenken sie ein.
Elaine: Sehr wohl Madame.
Arsene: Wenn ich ihre Sicherheitsvorkehrungen inspizieren dürfte Monsieur Stenson.
Stenson: Ich bitte darum, sie sind der Fachmann, sehen sie sich alles in Ruhe an.
Arsene: Merci Monsieur.
Stenson: Aber nicht mehr heute abend, bleiben sie über Nacht in einem unserer Gästezimmer, wissen sie was, würden sie uns die Freude machen bei uns zu wohnen, bis die Gefahr vorüber ist.
Arsene: Das heißt, bis wir den Burschen erwischt haben, mit Vergnügen Monsieur.
Mrs Stenson: Helen, richten sie das blaue Zimmer für den Herrn her.
Elaine: Sehr wohl, Madame.
Elaine: Am nächsten Abend wartete ich in meinem kleinen Dienstbotenzimmer unter dem Dach auf das verabredete Zeichen, ein dreimaliges Klopfen an der Tür, dem die gemeinsame Flucht aus dem Hause Stetson folgen sollte, leider schlief ich darüber ein, vielleicht lag es an der Nervenanspannung, vielleicht an Lorain Stenson, die sich nur zu gern damit beschäftigte ihr Hausmädchen zu beschäftigen, eine schrille Glocke riß mich aus rosaroten Träumen von mir und Arsene und den Niagarafällen, Madame befahl mich in ihr Boudoir, ein Blick auf die Uhr, es war zehn Minuten vor 3, mitten in der Nacht.
Mrs Stenson: Helen da sind sie endlich, wenn man sie mal braucht, dieser Verbrecher war hier, dieser.
Elaine: Lupin, Madame.
Mrs Stenson: Genau der, hier in unseren Haus, sei doch mal ruhig Cleopatra, ein Wunder, daß wir nicht alle in unseren Betten ermordet wurden, oh meine Nerven, bringen sie mir eine Flasche Bourbon.
Elaine: Gegen zwei Uhr, so erfuhr ich von Lorean und später von Lupin selbst war der Hausgast, der sich Ganimar nannte, aufgestanden, vorsichtig schlich er zu Stetsons Schatzkammer, er betrat sie, nachdem er die Alarmanlage abgeschaltet hatte und wollte gerade den Schrank öffnen der die ominöse Lincolnkugel enthielt als zwei Männer mit schußbereiten Revolvern durch die Tür kamen, der Hausherr und.
Arsene: Ganimar, schon wieder, also allmählich wirds langweilig, Sie sind ja wie das berühmte falsche fünf Franc Stück, übrigens sind sie sicher, daß sie wirklich Ganimard sind, nicht Lupin.
Ganimard: Mein Schnurrbart ist echt, und ihrer.
Arsene: Auh.
Ganimard: War nur angeklebt.
Arsene: Was für ein Glück, stellen sie sich vor, ich müßte ständig mit so einem Handfeger unter der Nase herumlaufen, Ganimard, Ganimard, sie haben gelauscht neulich im Palmerhaus, und dann sind sie zu Stetson petzen gegangen.
Stenson: Er hat mich angerufen, um mich zu warnen.
Arsene: Weil er mich doch noch in die Finger kriegen wollte, ist es nicht so, Freund meiner Jugend.
Ganimard: Als ich von Monsieur Stenson erfuhr, in seinem Haus gäbe es bereits einen Inspektor Ganimard, war mir alles klar, mit ihrer Maske haben sie sich aber keine große Mühe gegeben, Lupin, das soll ich sein.
Arsene: Was wollen sie, sie sind nun mal ein häßlicher Vogel.
Stenson: Was mache ich jetzt mit ihm, Lupin.
Ganimard: Sie machen gar nichts, Monsieur Stenson, das ist Sache der Polizei.
Stenson: In Paris mag das so sein, Inspektor aber nicht bei uns in Chigaco, nicht nur weil unsere Polizei unfähig und korrupt ist, wer kann nimmt das Gesetz in die eigene Hand, das ist gute amerikanische Tradition, ich werd ihnen sagen, was ich mache Inspektor, ich rufe meinen Freund und Partner Alfons Capone an, der schickt ein paar Leute vorbei, die nehmen Lupin mit und, goodby Arsene Lupin bzw. adieu.
Ganimard: Ich glaub nicht daß ich mich mit dieser Lösung anfreunden Inspektor.
Ganimard: Ich glaube nicht daß das eine gute Lösung ist, nein das glaub ich nicht, ich prostestiere.
Elaine: Das konnte Ganimard nicht, er protestierte wieder und ereiferte sich so sehr daß Stenson ihn schließlich aus dem Haus werfen ließ, armer Ganimard, aber vor allem armer Arsene, ich tat Lorain ein Schlafmittel in den Whisky, dann ging ich ans Werk, ich sollte eingreifen, wenn es nötig wurde, hatte mein Partner gesagt, jetzt war es nötig, sehr sogar, um drei Uhr fuhr eine schwarze Limousine durch die South Michigan Avenue, vor der Hausnummer 2300 hielt sie, Hotel Metropole stand an der Front des klotzigen siebenstöckiges Gebäudes, trotz der späten Stunde schlief hier anscheinend niemand, aus den hellerleuchteten Fenstern drang Musik und lautes Stimmengewirr.
Franky: Da sind wir.
Arsene: Was du nichts sagst, Genosse und wo sind wir.
Franky: Mr. Capones Hauptquartier, steig aus.
Elaine: Der Lift brachte sie in den 4. Stock, Lupin und seine beiden Wächter, sie gin-gen durch einen Gang der festlich geschmückt war, Blumen, bunte Papiergirlanden, amerikanische und italiensche Fahnen und ein mindestens 10 Meter langes Spruch-band, das in roten Lettern verkündete, 7 Jahre Prohibition, 7 Jahre Wohlstand.
Arsene: Die 7 fetten Jahre, was Genosse, und dann wirds mager, wie es schon in der Bibel steht.
Franky: Wieso Bibel, heute ist der 17. Januar, da feiern wir jedes Jahr seit sie 1920 den Alkohol verboten haben und außerdem hat der Boss heute Geburtstag, rechts geht’s rein.
Elaine: Hinter der Tür, die von zwei bulligen Torpedos mit Maschinenpistole bewacht wurde, lag ein Saal voller Menschen, Männer mit geölten Haaren in dunklen Anzügen und Gamschen, platinblonde Frauen in freizügiger Aufmachung drängten sich um einen feisten… er kaute grimmig auf einer riesigen Havanna herum, gestikulierte so heftig, daß der Diamant blitzte und funkelte wie ein Wetterleuchten.
Capone: Diese stinkenden irischen Schweine, ich reiche ihnen die Hand des Friedens und was tun sie, sie murksen mein guten Freund ab, Griechentheo, und das an meinen 28. Geburtstag, bene, dann eben wieder Krieg, Bierkrieg, diese verfluchten Nicks brauchen eine Lektion und sie sollen sie kriegen, von mir, wer ist dieser Kerl, Franky.
Franky: Den schickt ihnen Mister Stenson, Mr. Capone.
Capone: Richtig, so sehen also berühmte Verbrecher in Frankreich aus, klein, dünn nicht gerade imposant, hahaha.
Arsene: Es kann nicht jeder so fett und vollgefressen sein wie du mein Dickerchen.
Franky: Soll ich ihm die Fresse polieren, Mr Capone.
Capone: Laß ihn reden, Franky, Tote können mich nicht beleidigen, und du bist tot, Franzose, ja, du wolltest meinen Freund bestehlen, das darf man nicht.
Arsene: Seit wann hast du was gegen stehlen, Dickerchen, du bist doch selber der größte Dieb in Chigago.
Capone: Du irrst dich, Franzose, Capone ist kein Dieb, Capone nimmt keinem was weg, im Gegenteil, er gibt den Menschen was sie haben wollen, Schnaps, Bier.
Arsene: Manchmal eine Kugel oder den Baseballschläger.
Capone: Du hast Mut, Froschfresser, du verdienst einen anständigen Abgang, setz dich, iss pasta, trink vino, Franky und Jonny, ihr paßt auf ihn auf und wenn ich das Zeichen gebe, bringt ihr ihn raus und fahrt ihn ein bißchen durch die Gegend, ihr wißt ja bescheid.
Franky: Ok, Mr Capone.
Elaine: Jetzt erschien ich auf der Bildfläche, nicht Helen, nicht Elaine und schon gar nicht Mary Kowalski oder Mrs Lier, ich war Loren Stetson, während die wahre Eigentümerin des Namens im Tiefschlaf vor sich hin schnarchte, hatte ich mich an ihrem Schminktisch und in ihrem Kleiderschrank bedient, das Resultat war durchaus überzeugend, das fand nicht nur ich, das fand auch Mr Capone.
Capone: Mrs Stenson, bei mir, um diese Zeit.
Elaine: Oh Mr Capone, tun sie ihm nichts, nicht umbringen.
Arsene: Loraine, cheri, nein.
Elaine: Dieser Mann ist kein Dieb.
Capone: Aber ihr Mann hat doch.
Elaine: Mein Mann weiß nicht, was wirklich geschehen ist, heute nacht, Mr Capone, er hat sich bei uns eingeschlichen, um mich zu besuchen, und als mein Mann ihn erwischte, hat er sich als Einbrecher ausgeben, um meine Ehre zu schützen, Mr Capone, er wollte sich opfern.
Arsene: Geliebte, wie gern wäre ich für dich in den Tod gegangen.
Capone: Bella storia, bella romanza, wie in der Oper, wie von Maestro Verdi, ich beglückwünsche sie, Signora, und sie mein Freund, sie sind ein Kavaliere, ein wahrer Gentleman, da habt ihr zwei also dem guten Joe Stenson die Hörner aufgesetzt, haha.
Elaine: Sie sind auch ein Gentleman, Mr Capone.
Capone: Nehmen Sie ihn mit, Signora oder noch besser, Franky und Jonny bringt die beiden zurück.
Franky: Kleine Spazierfahrt, Mr Capone.
Capone: No Idiota, ihr setzt sie am Lakeshore Drive ab und zwar lebend, nehmt meinen großen Cadillac.
Franky: Die Prunkkarosse, den Panzerwagen.
Capone: Si, si.
Elaine: Danke, Mr Capone, sie sind ein Schatz, ich, ich muß sie umarmen.
Capone: Schon gut, schon gut Mrs Stenson, arrivederci.
Arsene: Adieu mein Dickerchen, bleib sauber.
Elaine: Wir hätten das freundliche Angebot gern abgelehnt, aber das ging natürlich nicht, so fuhren wir mit Capones berühmten schwarzen Panzercadillac Richtung Norden, Arsene und ich saßen im Fond, Jonny steuerte, Franky hielt als Beifahrer die Augen offen.
Franky: Hey Jonny, wir werden verfolgt, der rote Lincoln hinter uns, fahr schneller, der Lincoln beschleunigt auch, ganz klar das sind Morris Leute, die haben es auf Mr Capone abgesehen, wird euch schlecht bekommen, Freunde.
Elaine: Franky war ein guter Schütze, der Linclon wurde in einem der Vorreifen getroffen, schleuderte, rammte eine Straßenlaterne, blieb stehen.
Franky: Halt an Jonny, wollen doch mal sehen, wer da drin sitzt.
Arsene: Es ist Ganimard, er war schon hinter uns, als Franky und Johny mich zu Capone brachten, er will sich vergewissern, daß er auch wirklich um die Ecke gebracht wird, ob er wohl unsere beiden Freunde davon überzeugen kann, daß er nicht zu Morris Gangstern gehört, festhalten Elaine. Ah. Elaine.
Elaine: Ich habs mir geholt als bei Stenson alles ruhig war.
Arsene: Gut gemacht, ich hab Quackenbush mein Wort gegeben, daß ich ihm die Kugel bringe und Arsene Lupin pflegt sein Wort zu halten, Elaine, ich bewundere sie wie sie um mich zu retten Capone den berüchtigen Al Capone zum Narren gehalten haben, das war ganz außerordentlich, was kann ich ihnen noch beibringen, sie sind keine Schülerin mehr, sie sind Meisterin, eine examierte, diplomierte und summa cum laude promovierte Glücksritterin.
Elaine: Ein solches Lob aus ihrem Munde, Arsene, merci.
Elaine: Ich wartete im Wagen vor Quackenbush Haus, Lupin knackte das Türschloß, ging leise zur Schatzkammer und deponierte die angebliche Lincolnkugel in einer Vitrine, dabei ließ er sich Zeit, es dauerte ein gute halbe Stunde, bis er wieder vor dem Haus erschien, ich startete den Wagen, die Türen hatte ich verriegelt, als Arsene den Türgriff faßte, drehte ich mein Fenster um einige Millimeter nach unten.
Arsene: Öffnen sie, Elaine.
Elaine: Ach wissen Sie, Arsene, ich glaube, wir sind quitt, sie haben mich unter ihre Fittiche genommen, ich hab ihnen das Leben gerettet, vorhin habe ich Capone, ohne daß er es merkte, den Diamantring vom Finger gezogen, 50000 Dollar ist der wert, sagt man und die will ich eigentlich nicht mit ihnen teilen.
Arsene: Sie enttäuschen mich zutiefst, Mademoiselle.
Elaine: Nicht doch Arsene, ich bin bei ihnen in die Schule gegangen, in die Schule der Glücksritter und ich hab so gut gelernt, daß ich sogar sie, meinen Lehrer, aufs Kreuz legen kann, sie sollten stolz auf mich sein, adieu.
Arsene: Aurevoir Elaine, hahaha.
Elaine: Warum Lupin lachte, wurde mir erst am nächsten Abend klar, in St. Louis, als ich die Zeitung las, ein Einbrecher hatte Quackenbush Tresor geöffnet und rund 300000 Dollar erbeutet in Banknoten und Wertpapieren, und meine Beute, der Capone-Diamant, war eine Imitation und ganze drei Dollar wert, vielleicht hätte ich doch noch etwas länger in die Schule gehen sollen.
Arsene Lupin: Manfred Zapatka
Elaine: Katharina Zapatka
Osgood P. Quackenbush: Michael Hanemann
Joseph Stanson: Gerd Grasse
Lauraine Stanson: Katharina Burowa
Inspektor Ganimard: Wolfgang Condrus
Al Capone: Martin Engler
Frankie / Papagei: Götz Schulte
Polizist: Christian Gaul
Ältere Dame: Ingrid Tribowski
Redaktion: Torsten Enders
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:34
Die Alzheimergang
Michael Koser: Die Alzheimergang (Deutschlandradio 2002)
Stefan: Ich soll die Story erzählen, das haben Garbo und Harald und Hildchen so beschlossen. Ich weiß nicht wie ich das finde, klar ich gehör auch zur Alzheimergang, bloß irgendwie doch nicht so ganz richtig, weil ich bin erst 19 und Alzheimer ist noch weit hoffe ich mal, aber wenn die anderen unbedingt wollen, okay.
Garbo: Hören Sie sich das mal an: Gerade im Bereich der Seniorenpolitik, sagte Dr. Waldhorn, muß sich sehr viel ändern, unseren älteren Mitbürgern, sagen wir es doch ganz deutlich, geht es zu gut.
Harald: Was zu gut? Ja.
Stefan: Der spinnt, der Waldhorn.
Hildchen: Och, vielleicht hat seine Mutter ja recht.
Harald: Der Sie immer die Karten legen, Hildchen, ja, und was sagt die alte Isolde Waldhorn.
Hildchen: Sie sagt, ihr Sohn sei ein, entschuldigen Sie den Ausdruck, ein Voll***.
Stefan: Dr. Jürgen Waldhorn, Sozialdezernent unserer schönen Stadt Willsum, und Bürgermeister, will er jedenfalls werden, als Wahlkampfthema hat er die alten entdeckt, als sag ich mal, Buhmänner und Buhfrauen, weil es gibt in Willsum viel mehr junge und mittlere, und die sollen ihn dann wählen.
Garbo: Aber haben sich unsere Senioren nicht einen schönen Lebensabend verdient? Auf diese Frage unseres Mitarbeiters sagte Dr. Waldhorn, das ist sentimentales Gerede, Politik ist eine Sache der Vernunft, und die Vernunft verlangt in der Seniorenpolitik eine strikte Kehrtwendung.
Stefan: Wir sind bei Garbo in ihrer kleinen Wohnung im Seniorenstift Abendsonne, wir sind zu viert und lesen Zeitung, den Willsumer Courier, kurz WC, ich bin der Stefan, zur Zeit Zivi, ich mach meinen Dienst im Stift, meistens kümmere ich mich um Garbo.
Garbo: Unseren älteren Mitbürgern, so fuhr Dr. Waldhorn fort, lege ich mit allem Nachdruck Bescheidenheit ans Herz.
Harald: Bescheidenheit, ja, natürlich.
Garbo: Statistisch betrachtet sind Rentner ab 72 nichts als Kostenfaktoren.
Hildchen: Nein.
Garbo: Ja, insofern sollten sie den Anstand besitzen, die gebeutelten öffentlichen Kassen nicht über Gebühr zu strapazieren.
Harald: Schweinerei.
Garbo: Es kommt noch schlimmer.
Garbo: Man nennt mich Garbo, das ist eine hohe Ehre für eine Schauspielerin, und in aller Bescheidenheit eine nicht gänzlich unverdiente, ich war gut, 40 Jahre am Stadttheater Willsum, ich habe alles gespielt vom Gretchen bis zur Irren von Chaillot, jetzt bin ich 70 und sitze im Rollstuhl, verheiratet? Nie, außer mit der Kunst, denn das Naturell der Frauen ist so nah mit Kunst verwandt, Goethe.
Garbo: Ich bestreite keinesfalls das Recht der Alten auf eine angemessene Grundversorgung, sagte Dr. Waldhorn.
Harald: Angemessen, Grundversorgung.
Garbo: Ein Dach über dem Kopf im Heim, auskömmliche Ernährung, von mir aus auch ein kleines Taschengeld, warum nicht, doch ein Leben im Luxus, in Saus und Braus, nicht mit mir.
Hildchen: In Saus und Braus, Luxus?
Harald: Ich faß es nicht, ein unverschämter Kerl.
Harald: Harald, 66 und noch ziemlich munter, auch wenn es hier und da mal so ein bißchen kneift, vor allem im Kreuz, kein Wunder, ich hab mein ganzes Leben hart gearbeitet, auf dem Bau, bei der Küstenschiffahrt, als Staubsaugervertreter und als Puppenspieler, eine Zeit lang auch als Privatdetektiv, zuletzt war ich im öffentlichen Dienst, Grünflächenbetreuer auf dem städtischen Friedhof wegen der Rente, Witwer.
Garbo: Wenn die Willsumer mich zu ihrem Bürgermeister wählen, dann, das verspreche ich, kommen alle Wohltaten für unsere Senioren unnachsichtig auf den Prüfstand.
Hildchen: Uh, was wird das werden.
Garbo: Und warum nicht auch einmal mutig neues andenken, muß ein Greis noch Auto fahren?
Harald: Also das ist unverschämt.
Garbo: Ja. Soll eine senile 80 jährige noch wählen dürfen?
Harald: Senil, jetzt reichts, sollen wir uns so eine Sauerei gefallen lassen?
Stefan: Nein, also, man sollte wirklich was unternehmen, man sollte was unternehmen.
Hildchen: Vielleicht, wenn ich einen Leserbrief an den Courier schriebe.
Hildchen: Getauft bin ich Hildegarde, ein schöner Name, finde ich, aber die anderen sagen immer nur Hildchen zu mir, wie alt ich bin? Wissen sie, das verrät eine Dame nicht, um die 75? Da will ich nicht widersprechen, ich war Sachbearbeiterin im Finanzamt, das hat mir viel Freude gemacht, überhaupt war früher alles schöner, heute geht es mir gar nicht gut, ich habe Blutdruck und Kreislauf und Lungenpiepen und eine schwache Blase.
Harald: Leserbrief, das bringt doch nichts.
Stefan: Drucken die gar erst nicht ab.
Garbo: Wieviele Briefe an den WC haben sie bis jetzt geschrieben Hildchen.
Hildchen: 49.
Garbo: Sehen Sie.
Harald: In saus und braus, ha, der sollte mal am eigenen Leib spüren in welchen Verhältnissen viele alte leben müssen.
Stefan: Genau.
Garbo: Nicht nur reden Freunde, tuen.
Harald: Ja tun, tja, und was, was denn.
Garbo: Wir, entführen, entführen Waldhorn.
HIldchen: Oh.
Garbo: Und behandeln ihn so, wie ein Alzheimerpatient im sog. Pflegeheim behandelt wird.
Hildchen: Aber das ist doch kriminell.
Harald: Na und.
Garbo: Nur so können wir was erreichen, wir gründen eine kriminelle Vereinigung, um einem altenfeindlichen Politiker eine Lektion zu erteilen.
Stefan: Ja, wunderbar, genial.
Garbo: Wir brauchen einen Namen, das ist äußerst wichtig.
Stefan: Klar, wegen der Presse.
Hildchen: Vielleicht kommen wir ja sogar ins Fernsehen.
Garbo: Ein Namen mit Schlagkraft und Öffentlichkeitswirkung.
Harald: Mit Power.
Stefan: Und voll witzig muß er sein.
Garbo: So etwas wie Rentnergang.
Harald: Rentnergang.
Garbo: Ja.
Harald: Ne, bißchen langweilig, nicht.
Stefan: GAF.
Harald: GAF?
Stefan: Graue Armeefraktion.
Garbo: Seniorenarmeefraktion, SAF.
Harald: SAF. AK, alte Knacker, sagen sie doch auch mal was, Hildchen.
Hildchen: Die die drei Greißlein.
Stefan: Drei, vier wenn schon, ich mach natürlich mit.
Garbo: Vier Greißlein, nein, AG, AG kennt jeder.
Harald: Und was soll das heißen.
Stefan: Altengang.
Harald: Altengang, das ist irgendwie lahm, aktive Greise.
Hildchen: Und Greisinnen.
Stefan: Alles grufti.
Garbo: Was halten sie von Alzheimergang.
Hildchen: Oh.
Garbo: Plakativ, ironisch.
Harald: Alzheimergang, ja, das hat was.
Stefan: Das ist Spitze, ein Knaller.
Hildchen: Ich weiß nicht, ist das nicht ein kleines bißchen zu menschenverachend.
Harald: Ach was und wenn schon.
Garbo: Hildchen, Sie sind überstimmt, ab jetzt sind wir die Alzheimergang.
Harald: Gut. Super.
Hildchen: Wenn sie meinen.
Garbo: Meine Dame, meine Herren, beisammen sind wir, fanget an, Goethe.
Stefan: Ganz recht, schließlich haben wir was vor, den großen Waldhornentführungs- und Lektionserteilungsevent, soweit ok, Frage, wie und wo.
Garbo: Wir holen ihn aus dem Rathaus, aus seinem Dezernentenbüro.
Hildchen: Zimmer 14, Erdgeschoß rechts, Anmeldung Zimmer 13, bitte anklopfen.
Stefan: Vor über 15 Jahren hat sie aufgehört im Rathaus zu arbeiten und kennt sich immer noch bestens aus, tja, unser Hildchen, keine Spur von Alzheimer.
Garbo: Für die Durchführung der Aktion brauchen wir zwei Personen und einen Rollstuhl, wann findet die Sprechstunde für Behinderte im Rathaus statt.
Hildchen: Freitag vormittag 10 bis 11.
Garbo: Morgen also, Eile ist geboten, Hildchen, sie werden im Rollstuhl sitzen.
Hildchen: Ich, wieso ich, wäre es nicht besser sie, Garbo.
Garbo: Ja, leider geht das nicht, die Rollstuhlins***n muß laufen können.
Hildchen: Ja, und Harald?
Harald: Ich, keine Zeit, ich muß derweil meinen Campingwagen umrüsten zur Waldhornbewahranstalt.
Garbo: Also bleibt es bei Hildchen, Stefan, sie schieben.
Stefan: Klar mach ich doch.
Stefan: Dann geht Garbo in die Einzelheiten, ein total cooler Plan, angesagt und abgefahren, astrein. Nächster Tag, Freitag, ich schiebe Garbos Reserverollstuhl durchs Rathaus mit Hildchen drin, die ist nervös.
Hildchen: Stefan, ich bin nervös.
Stefan: Nur die Ruhe, Hildchen, so wir sind da, Zimmer 13, sie wissen ja Bescheid.
Hildchen: Ja, ja aber ich müßte mir mal dringend die Hände pudern, die Nase waschen.
Stefan: Hildchen und ihre Blase, aber das ist jetzt nicht drin, erst entführen dann pinkeln, ich seh mich um, außer uns kein Mensch auf dem Flur, ich zieh mal meine blaue Skimütze runter und rein ohne anklopfen, am Schreibtisch sitzt eine dünne graue Maus im Kostüm.
Stefan: Morgen morgen.
Sekretärin: Guten Tag, sind sie angemeldet.
Stefan: Stehen sie auf, los.
Sekretärin: Was.
Stefan: Los.
Sekretärin: Was wollen sie, was.
Stefan: Ich halte ihr die dicke Walterpistole vor die Nase, die ist von Harald, ein Souvenir aus seiner Zeit als Privatdetektiv, eine Nachbildung aus Plastik, aber das weiß die graue Maus nicht, sie tut was ich sage, ich nehm sie mit rein zu ihrem Chef, der blickt hoch und wundert sich.
Waldhorn: Elsa, was hat das zu bedeuten?
Stefan: Ganz ruhig, machen sie ihren Gürtel auf, lassen sie die Hosen runter und bücken sie sich, na wirds bald.
Waldhorn: Was?
Stefan: Er will nicht, aber er muß, bis es soweit ist, scheuch ich die graue Maus ins exklusive Dezernentenklo.
Waldhorn: Sie sind wohl nicht bei Trost.
Stefan: Waldhorn präsentiert seinen lilienweißen Fett*** und macht ein Gesicht wie ein Vegetarier, der in eine Bockwurst beißt, ich hau ihm die Spritze rein, volle Dröhnung, dann darf er sich wieder anziehen, das schafft er gerade noch, bevor er sich auf den Perser legt und wegschnarcht, soweit alles klar.
Stefan: Der Kerl ist schwer, helfen sie mir, ihn in den Rollstuhl zu bugsieren, beide Beine, so geschafft, und jetzt die Decke, damit mumeln wir ihn schön ein, und den Hut nicht vergessen, sieht er nicht klasse aus, wie Adolf der Spasti.
Hildchen: Was sie so von sich geben, oh können wir jetzt endlich auf die Toilette.
Stefan: Moment, Moment, erst das Bekennerschreiben, tatatata, Beethoven.
Stefan: Auf Garbos Computer geschrieben, kurz und auf den Punkt, wir haben Dr. Waldhorn aus dem Verkehr gezogen, wenn er gelernt hat, daß alte auch Menschen sind kriegt Willsum ihn zurück, gezeichnet die Alzheimergang, Rächerinnen der Renterinnen und Heimins***nnen, dreimal groß In, das ist Hildchen, die jetzt endlich verschwinden darf, auf öffentliche Rathausklo neben dem Ausgang. Vor dem Rathaus steht die Beulenpest, das ist der uralte Behinderten-Transporter vom Wohlfahrtsverband, mit dem ich sonst Garbo durch die Gegend kutschiere, Rollstuhl rein und weg vom Rathaus, so schnell es geht, raus aus der Stadt, Harald hat den umgebauten Campingwagen am Wald geparkt, die andern warten schon.
Stefan: Melde gehorsamst, alles planmäßig, keine besondere Vorkommnisse, wie seht ihr denn aus.
Garbo: Wir haben uns maskiert, ich bin die Kömödie, das ist ihre Maske, Hildchen, danke, die Tragödie, paßt genau.
Stefan: Und Harald ist der Zirkus oder was.
Harald: Zirkus, aus meinem Fundus, Echthaar, knallrot und dann noch die Pappnase.
Harald: Nur kein Neid, helfen sie mir, unseren Freund in den Wagen zu schleppen.
Stefan: Eine halbe Stunde später kommt Waldhorn zu sich, er stöhnt, er schüttelt sich ein bißchen, er macht die Augen auf.
Waldhorn: Wo bin ich, was ist los.
Garbo: Du bist im Pflegeheim, Opa.
Waldhorn: Unsinn ich bin nicht alt, krank auch nicht.
Harald: Total weggetreten der Opa, 80 ist er, Alzheimer hat er.
Waldhorn: Ich kann mich nicht rühren.
Garbo: Natürlich nicht, du bist festgeschnallt.
Waldhorn: Festgeschnallt, wozu festgeschnallt.
Harald: Damit du keinen Quatsch machst, Opa.
Stefan: Zum Beispiel weglaufen oder dich aufhängen.
Harald. Kuck mal der Fleck.
Garbo: Wir hätten ihn windeln sollen.
Harald: Wozu der Umstand, Opa kriegt einen Katheter rein und fertig.
Waldhorn: Machen sie mich sofort los.
Garbo: Vielleicht hat er Hunger.
Stefan: Hier Opa, hau rein.
Waldhorn: Wäh, was ist denn das.
Harald: Gutes Schappi.
Waldhorn: Hundefutter, pfui teufel.
Garbo. Kaviar möchte er, Austern, filet mignon.
Harald: Unverschämt und verfressen, hör mal zu Opa, hier wird gegessen was auf den Tisch kommt.
Stefan: Saus und Braus kannst du dir aus dem Kopf schlagen.
Garbo: Grundversorgung, was anderes gibt’s nicht.
Harald: Und wenn dir das nicht paßt Opa, dann kriegst du gar nichts, hast du das verstanden, ja.
Waldhorn: Also schluß mit lustig, meine Herrschaften, lassen sie mich auf der Stelle frei, was sie hier aufziehen, das wird sie teuer zu stehen kommen, Entführung, Körperverletzung, Nötigung, sie wandern alle in den Knast, auf Jahre.
Stefan: Dieser Opa reißt immer noch das Maul auf.
Garbo: Ich fürchte da müssen wir andere Maßnahmen ergreifen.
Harald: Brechen wir ihm ein Bein, damit er merkt, wie es ist, behindert zu sein.
Waldhorn: Nein.
Harald: Beide Beine, am besten wir bringen ihn gleich ganz um.
Garbo: Oh nein nicht übertreiben, Harald
Stefan: Plötzlich fängt er an zu zucken, der Waldhorn, er gurgelt, verdreht die Augen, läuft blau an, sein Unterkiefer fällt runter, dann ist er still, ganz still.
Stefan: Der markiert doch, oder.
Harald: Nein, nein, er ist uns abgekratzt, Herzanfall, so fett wie der Typ war.
Garbo: Abgekratzt, das ist menschenverachtend.
Harald: Quatsch menschenverachtend, egal, abgekratzt, krepiert.
Garbo: Er ist entschlafen.
Stefan: Hat den Löffel abgegeben.
Garbo: Was auch immer, Waldhorn ist tot und wir haben ihn auf den Gewissen.
Stefan: Blödsinn, auf dem Hals haben wir ihn.
Garbo: Das heißt seine Leiche.
Stefan: Die müssen wir entsorgen.
Harald: Ja das wird nicht einfach.
Garbo: Bestimmt sucht ihn schon die Polizei.
Hildchen: Und uns sucht sie auch.
Harald: Ja, also wir könnten ihn zerlegen in handliche Stücke und die fahren wir einzeln im Rollstuhl zu ihm.
Stefan: Oder wir verteilen sie auf die Schließfächer im Bahnhof.
Garbo: Zu komplizert und zu langwierig, inhuman und ekelhaft, das viele Blut, der Geruch.
Harald: Wie dann, wir können ihn nicht einfach in den Wald schmeißen.
Stefan: Und ihn ins Rathaus zurückbringen, das geht schon gar nicht.
Garbo: Wir tun das, was wir auch mit dem lebenden Waldhorn getan hätten, wir setzen ein Zeichen und legen ihn aus, mit einem Schreiben der Alzheimergang, etwa so, ich habe es vorgezogen frühzeitig abzuleben, um nicht später der Rentenkasse zur last zu fallen.
Harald: Und wo legen wir ihn aus.
Garbo: Wo nachts keiner ist und wo man ihn tagsüber findet.
Hildchen: Am Störkebekerdenkmal.
Stefan: Gute Idee, der berühmte Pirat steht auf einem künstlichen Hügel, hinter dem Teich, zwischen Büschen und Bäumen, ein echtes Kunstwerk, 100 % Bronze, vollbracht hat das gute Stück Hinrich Müller Willsum, Kunsterzieher am Gymnasium, gesponsert hat es der Krösus von Willsum, Wilhelm Waldhorn selig, Jürgens Vater, da liegt so ein Mann richtig.
Harald: Wir treffen uns am Denkmal, Stefan, um Mitternacht.
Garbo: Nacht muß es sein, wenn Friedlands Sterne strahlen, Schiller.
Stefan: Ok, dann werde ich sie mal nach Hause fahren, meine Damen.
Stefan: Hildchen steigt schon vorher aus, weil sie muß dringend auf den Friedhof und ihrer Freundin Gerda alles ganz genau erzählen, die liegt da seit gut zehn Jahren, nachts um 12 fahre ich bei Herrn Störtebeker vor, mit dem Rad, die Beulenpest steht wieder in der Garage beim Wohlfahrtsverband, Harald wartet schon, wir holen Waldhorn aus dem Campingwagen und legen ihn direkt vors Denkmal.
Harald: Ruhe in Frieden, bis morgen früh wenn Gott will, ach, mein Rücken also ich muß ins Bett, kommen sie mit, Stefan.
Stefan: Ich bleib noch ein paar Minuten sitzen, bißchen meditieren, zu Ruhe kommen, war ein aufregender Tag.
Harald: Weißgott, und äh unser Freund stört sie nicht?
Stefan: Ach wo, ich hab keine Angst vor Waldhörnern, schon gar nicht wenn sie tot sind, ich stecke mir eine Zigarette an, Hildchen würde sofort aufstand machen wegen Umwelt und Gesundheit, aber Hildchen ist ja nicht da, auf einmal sehe ich zwei Autoscheinwerfer, die kommen genau auf mich zu, ich kriech mit dem Rad hinter einen Busch, genau vor dem Denkmal hält das Auto, was soll ich ihnen sagen, es ist ein Leichenwagen, zwei schwarze Figuren steigen aus, greifen sich unseren Waldhorn, schieben ihn ins Auto und ab zurück Richtung Stadt, der ganze Horror dauert nur ein paar Sekunden, ich aufs Rad und hinterher, ich bleib dran, der Leichenwagen fährt nicht sehr schnell, am Friedhof wird er noch langsamer und dann hält er vor dem Bestattungsinstitut Pietät und Takt, da tragen sie ihn rein, den Waldhorn, die zwei Figuren, im Licht der Straßenlaterne erkenne ich sie, Peter Todel, Inhaber von Pietät und Takt und Marlies Waldhorn, Jürgen Waldhorns Frau, also eigentlich eher Witwe, ich pirsch mich näher ran, versteck mich in der dunklen Toreinfahrt vom Krematorium, nach 5 Minuten sind Thode und Marlies Waldhorn wieder draußen, ich kann hören, was sie sagen, das heißt zuerst sagen sie gar nichts, sie umarmen und küssen sich, nanu.
Peter: Marlies.
Marlies: Mein Peterchen, das ist unsere Chance, Peterchen, der taut nicht mehr auf.
Peter: Der liegt sicher im Sarg von Steuerberater Mienzen, montag ist die Bestattung.
Marlies: Und wir können ohne Probleme meinem alten Drachen von Schwiegermutter 1 Million aus der Nase ziehen.
Peter: Ohne Probleme, also ich weiß nicht.
Marlies: Das überlaß mal deiner Marlies, Peterchen, wir machen einen Superplan morgen.
Peter: Telefonisch.
Marlies: Spinnst du.
Peter: Also wir treffen uns, wo.
Marlies: Nicht bei mir, hier am besten, in deinem Büro, morgen früh um 9.
Peter: Morgen ist Sonnabend, da ist nichts los bei mir, gut, Marlies, mußt du wirklich schon gehen.
Marlies: Mein Mann ist entführt worden, hast du das vergessen, ich bin aufgelöst, außer mir, bis morgen Peterchen.
Peter: Ich liebe dich, Marlies.
Marlies: Ich dich auch, Peterchen, setz dich gleich ran, mach den Brief fertig.
Stefan: Ich wartete, bis beide weg sind und im Friedhof wieder Ruhe einkehrt unter dem bleichen Schein des Mondes, Goethe, würde Garbo sagen, apropos Garbo, ich strample wie Jan Ullrich zum Stift und klingele die drei anderen raus, die Alzheimergang hält Kriegsrat, nachts um 1.
Hildchen: Also Herr Tode und Marlies Waldhorn haben was miteinander, oh das finde ich interessant.
Garbo: Interessanter ist doch die Frage, wieso waren die beiden über unsere Aktivitäten informiert.
Harald: Allerdings, das kann doch kein Zufall sein, daß die kurz nach 12 beim Störtebekerdenkmal aufkreuzen, um den toten Waldhorn einzusammeln.
Stefan: Die wußten genau Bescheid, wann und wo.
Harald: Wer von uns hat nicht dichtgehalten, Stefan?
Stefan: Also ich hab keinem was gesagt.
Garbo: Ja ich auch nicht, und sie Harald.
Harald: Also ich kann mein Maul halten.
Hildchen: Warum sehen sie mich alle so an, von mir hat niemand was erfahren, außer Gerda natürlich.
Stefan: Ihrer Freundin Gerda auf dem Friedhof sagt Hildchen alles, das muß sein, das tut ihr gut, sagt sie, sie hat das mal im Fernsehen gesehen in einem alten Western, der Teufelshauptmann, da geht John Wayne immer zum Grab seiner Frau und erzählt ihr, na egal.
Stefan: Gerda wird wohl kaum was weitergesagt haben.
Harald: Da bin ich nicht so sicher, was haben sie ihr erzählt, Hildchen.
Hildchen: Na alles, daß wir Herrn Dr. Waldhorn entführt haben, daß er uns dabei leider weggestorben ist.
Garbo: Und daß wir ihn am Störtebekerdenkmal ablegen wollten um Mitternacht.
Hildchen: Ja natürlich.
Harald: Ja dann ist die Sache klar, ganz nah bei Gerdas Grab, eine Reihe weiter ist die Familiengruft der Waldhorns, jeden Mittag ist Marlies Waldhorn da am putzen, den Stein scheuern, Unkraut zupfen, darauf besteht die alte Isolde Waldhorn seit Jahren.
Garbo: Marlies hat mitgehört.
Harald: Ja, so laut wie Hildchen immer schreit.
Hildchen: Das muß ich doch, Gerda hört ja so schwer.
Stefan: Also Marlies Waldhorn ist genau informiert, und was macht sie, trauert sie, kein Stück, geht sie mit ihrem Wissen zur Polizei, auch nicht, sie geht zu ihrem Liebhaber, Peter Thode von Pietät und Takt, zusammen entführen sie Jürgen Waldhorn zum zweiten mal, um Isolde Waldhorn 1 Million abzutricksen.
Garbo: Eigentlich kein wunder so knapp wie die alte Sohn und Schwiegertochter hält.
Hildchen: So was macht man nicht, frau erst recht nicht.
Harald: Das ist unter Unternehmen, wir haben Waldhorn entführt.
Garbo: Aus idellen Gründen.
Stefan: Die zwei hängen sich einfach an, als Trittbrettfahrer.
Garbo: Schnöden Mammon.
Harald: Die Suppe werden wir ihn versalzen.
Garbo: Dazu müßten wir erst in Erfahrung bringen, was genau sie vorhaben, schwierig.
Harald: Och, das will ich nicht sagen, schließlich war ich mal Privatdetektiv, meine Ausrüstung ist sicher nicht mehr der letzte Schrei, inszwischen gibts bessere Sachen aber für unsre Zwecke reichts, schließlich haben wir es nicht mit der Russenmafia zu tun, Stefan, für uns zwei beide ist der Arbeitstag noch nicht vorbei, kommen sie mit.
Stefan: Wohin denn.
Harald: Erst zu mir und dann zum Institut Pietät und Takt.
Garbo: Und was wollen sie da, Harald.
Harald: Einbrechen meine liebe.
Stefan: Und zwar durchs Fenster, geht wie geschmiert, unter dem Schreibtisch in Thodes Büro klebt Harald eine Wanze, ein Kästchen so groß wie eine Zigaretten-schachtel, Mikrophon und Sender, schaltet sich morgen früh um 9 automatisch ein, hoffentlich, ich steh solange Schmiere. Am nächsten Morgen treffen wir uns schon um 8 bei Garbo, total verpennt, aber sonst gut drauf, bringt die Zeitung mit, den Curier, Riesenschlagzeile, Politiker entführt.
Garbo: In den Vormittagstunden des gestrigen Tages wurde Sozialdezernent Dr. Jürgen Waldhorn das Opfer einer Entführung, wie Elsa, seine Sekretärin berichtete etc sie hat Lärm geschlagen, gehört, die Toilette aufgebrochen, Polizei verständigt, die Kripodienststelle setzte eine Sonderkommission unter Leitung von Kommissar Kleingeld ein, bis jetzt ohne Ergebnis.
Stefan: Und unser Bekennerschreiben.
Garbo: Bekennerschreiben, Moment, das am Tatort vorgefundene Schreiben hält die Polizei wie verlautet für eine bewußte Irreführung, die Entführer, so Kommissar Kleingeld versuchten den Anschein zu erwecken, es handele sich bei ihnen um aufgebrachte Senioren, dies sei ein plumpes durchsichtiges Täuschungsmanöver, die Polizei gehe von einem terroristischen Hintergrund aus.
Harald: Ach ne.
Stefan: Sonnabend, morgens um 9 auf dem Friedhof, nicht weit von Kapelle und Krematorium, steht ein Rollstuhl, wie es der Zufall will, direkt an der Rückfront des Bestattungsinstituts Pietät und Takt, im Rollstuhl sitzt natürlich Garbo, sie trägt ein paar Kopfhörer, unter ihrem Schoß liegt ein Walkman, unter der Decke ist Haralds Empfänger versteckt, gerade ist die Wanze angesprungen.
Marlies: Der Brief, Peterchen, ist der Brief fertig.
Peter: Zwei Stunden hab ich am PC rumgeschnippelt und dann noch eine halbe Stunde geklebt.
Marlies: Hoffentlich mit Handschuhen.
Peter: Natürlich, das war gar nicht leicht, Marlies.
Marlies: Zeig mal her. Ihr Mann ist unserer Gewalt, sie können ihn zurückerhalten gegen 1 Mio, keine polizei sonst kriegen sie ihn stückchenweise, das ist unser Ernst, Muster anbei.
Peter: Hier ist das Ohr Marlies.
Marlies: Ih nimm das weg, pack das ein in Alufolie. Weiteres später die Entführer, gut so, damit geh ich zum alten Drachen und sag, ich hab beides, Brief und Ohr, heute früh im Briefkasten gefunden.
Peter: Was denkst du Marlies, wird sie dir das Geld geben.
Marlies: Die spuckt die Million aus, da bin ich sicher, und dann mein Peterchen sind wir reich.
Peter: Ach Marlies.
Marlies: Das Geld ist sie mir schuldig, sie hat nie was für mich getan, und für Jürgen auch nicht meinetwegen, nicht mal eine Lebensversicherung konnte er sich leisten.
Peter: Wir sollten das Geld in meinen Betrieb stecken.
Marlies: Vielleicht Peterchen.
Peter: Und wie gehts weiter.
Marlies: Das besprechen wir heut abend, wenn wir wissen wie die alte reagiert.
Peter: Wieder hier.
Marlies: Gleiche Stelle gleiche Welle, halb acht
Peter: Marlies.
Marlies: Mein Peterchen
Peter: Die alten, diese Alzheimergang.
Marlies. Ach die haben kein Ahnung was los ist, die zittern vor sich nicht, um die mußt dir keine Sorgen zu machen und um die Polizei auch nicht, komm her mein kleines großes Peterchen.
Peter: Ach Marlies.
Stefan: Drei Stunden später klingelt bei Hildchen das Telefon, sie wird in die Villa Waldhorn beordert, Isolde will sich die Karten legen lassen.
Garbo: Genau wie wir uns gedacht haben, Hildchen sie wissen was sie zu tun haben.
Hildchen: Ja, mir ist gar nicht wohl dabei, die Zukunft aus den Karten lesen, uh, ist eine ernst Sache, daß ich da.
Harald: Passen sie mal auf, Hildchen, sie haben uns da reingeritten weil sie auf dem Friedhof ihr Maul nicht halten konnten.
Hildchen: Harald bitte.
Garbo: Harald hat recht sie haben was gutzumachen Hildchen also los und viel glück
Hildchen: Ich sehe eine große Krise, vor ihnen liegt eine schwere Prüfung, Frau Waldhorn.
Isolde: Stimmt genau.
Hildchen: Es geht um viel sehr viel, um Leben und Tod.
Isolde: Und um eine Menge Geld.
Hildchen: Oh ich sehe Gefahr, vertrauen sie keinesfalls Ämtern, Behörden, von diesen geht ein starker negativer Einfluß aus, oh, was ist das.
Isolde: Was denn, was sehen Sie.
Hildchen: Ein Mann wird in ihr Leben treten, Frau Waldhorn.
Isolde: Was soll ich mit dem, ich brauch keinen Mann.
Hildchen: Dieser Mann ist nicht mehr jung, Frau Waldhorn.
Isolde: Auch das noch.
Hildchen: Doch wird er ihnen in ihrer Krise beistehen, vertrauen sie ihm.
Stefan: Am Nachmittag taucht ein unbekannter Besucher in der Villa Waldhorn auf, ein breiter älterer Herr in einem Anzug, der bessere Tage gesehen hat, wie sein Besitzer, mit einem Wort, Harald.
Harald: Meine Karte, gnädige Frau.
Isolde: Harald Schauermann, Privatdetektiv, was verschafft mir die Ehre.
Harald: Die Ehre ist ganz meinerseits, gnä Frau.
Isolde: Davon bin ich überzeugt, was wollen sie.
Harald: Gnädige Frau, ich bin Detektiv, in diesem Beruf weiß man, was andere nicht wissen, man hat sein Ohr wenn ich so sagen darf an der Polizei und der Unterwelt.
Isolde: So.
Harald: Ja.
Isolde: An der Unterwelt von Willsum, und was hört man da so.
Harald: Die Entführer ihres Sohnes fordern ein Lösegeld.
Isolde: Sie sind gut informiert, Herr Schauermann.
Harald: Das bringt wie gesagt der Beruf so mit sich.
Isolde: Eine Million wollen sie haben.
Harald: Aha, und werden sie zahlen, gnä Frau.
Isolde: Für Jürgen, diesen Voll***, eigentlich hat er es nicht verdient, aber Blut ist dicker als Wasser.
Harald: Sie sagen es gnä Frau.
Isolde: Ein Ohr haben sie ihm schon abgeschnitten.
Harald: Entsetzlich, die Polizei.
Isolde: Bleibt draußen.
Harald: Ganz ihrer Meinung doch ohne professionellen Beistand wird es nicht gehen.
Stefan: Das sieht Isolde Waldhorn auch so. Sie heuert Harald an, 150 Euro pro Tag und Spesen, sie zeigt ihm das Entführerschreiben und das Ohr, wenn die Entführer sich wieder melden will sie Harald sofort verständigen. Abends kurz vor 8 auf der Straße vor dem Institut Pietät und Takt, parkt Haralds alter Toyota, Harald hat die Sitzlehne zurückgestellt und macht ein Nickerchen so sieht es jedenfalls aus, in Wirklichkeit hört er mit, Marlies Waldhorn und Peter Thode arbeiten an ihrem Plan.
Marlies: Die alte halt angebissen, Peterchen.
Peter: Toll, und was ist mit der Polizei.
Marlies: Keine Polizei aber sich hat einen Privatdetektiv eingeschaltet.
Peter: Ach herrje, was machen wir denn da, alles abblasen.
Marlies: Kommt gar nicht in die Tüte, wir planen um, das ist alles, daß ich die Million in stockfinsterer Nacht einem Typ mit Maske übergebe, das läuft jetzt nicht mehr, etwas komplizierter müssen wir es schon machen.
Peter: Ja aber aber wie.
Marlies: So wirds gehen, ich bin morgen bei der alten und sage ich hab gerade einen Anruf gekriegt mit genauen Anweisungen für die Geldübergabe, die soll Montag stattfinden, am hellichten Tag auf dem Friedhof.
Peter: Und der Privatdetektiv.
Marlies: Den wird Isolde auf den Wolkenkratzer schicken.
Stefan: Der Wolkenkratzer ist das einzige Hochaus in Willsum, 8 Stockwerke, gewaltig, das Ding steht gleich am Friedhof und gehört Isolde Waldhorn.
Peter: Aber von da oben kann er den ganzen Friedhof überblicken.
Marlies: Da soll er auch mein Peterchen.
Peter: Versteh ich nicht.
Marlies: Paß mal auf, du hast doch eine Bestattung am Montag.
Peter: Ja, Steuerberater Mienzen, 14 Uhr.
Marlies: Richtig, wo Jürgen mit im Sarg liegt, bestens, wann bringt ihr den Sarg in die Friedhofskapelle.
Peter: Eine Stunde vorher.
Marlies: Um eins, gut also ich sag Isolde folgendes, ich soll Montag vormittag um 11 am Tor zum Friedhof sein mit der Million.
Peter: In 500er unmarkiert.
Marlies: Natürlich, in einer Alditüte.
Peter: Alditüte.
Marlies: Das ist ganz wichtig, und ein Handy soll ich mitbringen, für weitere Anweisungen, um 11 am Tor werd ich angerufen.
Peter: Von wem.
Marlies: Ach mein Peterchen, ich tue so also ob, dann geh ich mit dem Geld.
Peter: In der Alditüte.
Marlies: In der Alditüte damit geh ich zur Kapelle, ich geh rein, um die Zeit ist bestimmt keiner drin.
Peter: Montag um 11, kein Schwanz und dann.
Marlies: Ich schließ den Schrank hinten rechts auf.
Peter: Wo die Plastiklilien drin sind und die schwarzen Bänder.
Marlies: Genau, den Schlüssel krieg ich von dir, du hast doch einen zweiten.
Peter: Ja aber.
Marlies: Ich leg die Tüte in den Schrank und hol die Alditüte raus, die du nachts reingetan hast.
Peter: Ich nachts Alditüte, was ist denn da drin.
Marlies: Papier, mein Peterchen zurechtgeschnitten, 2000 Blatt Papier, jedes so groß wie ein 500 Schein.
Peter: Ich versteh.
Stefan: Wird aber auch Zeit, Marlies Waldhorn schließt den Schrank wieder zu und m***iert mit der Tüte voller Papier weiter über den Friedhof, unterwegs kriegt sie immer neue Anweisungen übers handy, eine richtige Schnitzeljagd, wie beim Kindergeburtstag, schließlich landet sie am Mausoleum der Grafen von Willsum in der hinteren Friedhofsecke.
Marlies: Da leg ich die Tüte hin und verschwinde und wenn du den Sarg in die Kapelle schaffst, Peterchen.
Peter: Hol ich die Geldtüte aus dem Schrank, tu sie in meine große schwarze Tasche bring sie ins Büro.
Marlies: Und da deponierst du die Millon in deinem Safe.
Peter: Marlies, du bist ein Genie.
Marlies: Da könntest du recht haben, Peterchen, wenn sie später am Mausoleum nachsehen, finden sie die Tüte mit dem Papier und wundern sich sehr.
Peter: Marlies, ich hab eine Idee.
Marlies: Ist es denn die Möglichkeit.
Peter: Sie würden sich noch viel mehr wundern, wenn sie eine leere Tüte finden.
Marlies: Sicher aber was mach ich mit dem Papier.
Peter: Es ist gar kein Papier drin.
Marlies: Sondern.
Peter: Blätter, alte Blätter, wie sie jetzt überall auf dem Friedhof herum liegen, die schüttest du aus.
Marlies: Hinter der Hecke, da kann man mich vom Hochhaus nicht sehen, dann liegt da nur noch eine leere Tüte, hokuspokus, Geld hat sich in Luft auflöst, das ist gut Peterchen und zur selben Zeit geht der liebe Jürgen in Rauch auf, innig vereint mit Steuerberater Mienzen.
Peter: Und wir sind Millonäre.
Harald: Das haben die sich so gedacht.
Stefan: Wir sind die Entführer.
Garbo: Diesen Opportunisten, wir werden ihnen das Handwerk legen.
Hildchen: Also ich weiß nicht, ist es nicht unmoralisch, sollten wir nicht lieber dafür sorgen, daß Frau Waldhorn, ich meine Isolde Waldhorn ihr Geld zurück bekommt.
Stefan: Die kann das verschmerzen, die hat genug.
Hildchen: Können wir es nicht wenigstens für einen guten Zweck.
Garbo: Das tun mir doch, wir verwenden es für uns, ein besseren zweck kann ich mir nicht vorstellen, jeder von uns bekommt eine viertel Million, 250.000 Euro.
Harald: Da lacht die Prostata, da quietscht der Rollstuhl.
Garbo: Langsam, meine Herrschaften, wir haben sie noch nicht.
Harald: Das ist doch nur noch Formsache, Garbo, wie siehts aus Stefan, haben sie heut nacht Zeit.
Stefan: Eigentlich wollte ich mit Melanie in die Disco, aber wenn die Gang ruft, was liegt an, Harald.
Harald: Wir brechen wieder ein.
Stefan: Institut Pietät und Takt.
Harald: Haargenau.
Stefan: Um die Wanze abzubauen.
Harald: Die kann noch bleiben, ich muß einen Wachsabdruck nehmen den Schlüssel.
Stefan: Für den Schrank.
Hildchen: In der Kapelle.
Garbo: Eine Alditüte brauch ich auch.
Stefan: Sonntag, Ruhetag, die Ruhe vor dem Sturm, Marlies Waldhorn erzählt ihrer Schwiegermutter das Märchen von der komplizerten Geldübergabe, Isolde Waldhorn ruft Privatdetektiv Harald an, der verabredet sich mit ihr und feilt ansonsten einen Schlüssel zu, die Sonderkommission der Kripo sucht nach Dr Jürgen Waldhorn oder einer heißen Spur und findet beides nicht, ich sammel im Stadtpark Blätter ein, abends treff ich mich mit Melanie, wir krachen uns extrem, ich mache alles wieder gut, nehm ich mir vor, nach dem großen Coup. Montag, es ist soweit, die Sonne scheint, goldener Oktober, wie es in der Fernsehwerbung heißt, um halb elf in der Villa Waldhorn, Isolde, Harald, Marlies und das Geld, hat es vorbeigebracht, der Sparkassendirektor, in grauer Vorzeit Isoldes Tanzstundenherr.
Harald: Hat er kein Fragen gestellt.
Isolde: Wäre ja noch schöner, ich bin seine beste Kundin.
Marlies: Ich hab gedacht 1 Mio ist viel schwerer.
Harald: Na ja 2500 in 200 10erpacks, haben sie das Handy.
Marlies: Hab ich.
Harald: Dann los, nur Mut, ich hab sie die ganze Zeit im Auge.
Isolde: Ich auch.
Harald: Aha, sie wollen mich begleiten gnädige Frau.
Isolde: Sie begleiten mich, Herr Schauermann, ich will mir die Sache selbst ansehen.
Harald: Höchstpersönlich, immerhin geht’s um ihren Sohn.
Isolde: Eine Mio, meine Million, kommen sie, wir nehmen den Mercedes.
Stefan: 5 nach 11, vom Flachdach des Wolkenkratzers spähen zwei Figuren runter zum Friedhof, Harald guckt durch seinen alten Zeissfeldstecher, Isolde durch ihr goldenes Opernglas, das braucht sie bei Premieren im Stadttheater, man hat ja Kultur, beide beobachten wie Marlies das Handy wegsteckt und den Friedhof betritt.
Harald: Sie geht nach rechts zur Kapelle, sie macht die Tür auf, geht rein.
Isolde: Glauben sie die Übergabe soll in der Kapelle.
Harald: Nein, nein, sie kommt schon wieder raus, immer noch mit der Tüte.
Isolde: Sie hat das Handy am Ohr.
Harald: Vermutlich schickt man sie weiter.
Stefan: So ist es oder so siehts aus, Marlies geht weiter zum Ententeich, zum Komposthaufen, zur waldhornschen Familiengruft, dann ist sie am Mausoleum der Grafen von Willsum, sie verschwindet hinter der Hecke, ganz kurz, nur 2,3 Sekunden sie taucht wieder auf und schreitet zügig zum Ausgang.
Isolde: Die Tüte, wo ist die Tüte, sie hat die Tüte mit dem Geld nicht mehr.
Harald: Die Tüte, sie muß sie am Mausoleum liegengelassen haben, das da ist sie.
Isolde: Wo.
Harald: Na direkt an der Hintertür, der braune Fleck zwischen den brauen Blättern.
Isolde: Ja, und was machen wir jetzt.
Harald: Wir warten, bis jemand kommt und das Geld holt.
Stefan: Sie warten, Tüte und Mausoleum immer vor der Linse, darum kriegen sie auch nicht mit, was weiter vorn an der Kapelle abläuft, ein gutausehender junger Mann mit Kinnbart, Stefan ist sein werter Name, schiebt einen Rollstuhl mit einer alten Dame genannt Garbo nicht hektisch in die Kapelle, ich stelle fest, kein Mensch drin, Haralds Nachschlüssel zum Schrank klemmt ein bißchen, aber dann dreht er sich doch, ich nehme die Alditüte mit den vielen schönen 500er raus, Garbo holt die Alditüte mit den vielen schönen Blättern unter ihrer Decke vor, wir tauschen, Schrank wieder zu und tschüß, am Friedhofstor steht eine Bank, da lassen wir uns nieder, Garbo macht ein Nickerchen, keine Nerven die Frau, es schlägt 12 vom Rathaus-turm, es schlägt viertel, es schlägt halb eins, Harald und Isolde sind immer noch auf dem Dach, aber nicht mehr lange.
Isolde: Die Tüte liegt noch da.
Harald: So ist es gnä Frau
Isolde: Und kein Mensch ist auch nur in die Nähe des Mausoleum gekommen, da stimmt was nicht, gehen sie mal runter, gucken sie nach, ich halt solange Wache.
Harald: Bin schon unterwegs gnä Frau.
Stefan: Harald geht zum Mausoleum, er bückt sich mühsam, kommt wieder hoch mit ach und krach, und mit der Aldi-Tüte, er hält sie hoch, dreht sie um, offensichtlich ist nichts drin, zurück zu Isolde.
Harald: Das Geld ist verschwunden, sehen sie selbst, die Tüte ist leer.
Isolde: Das gibt’s doch nicht.
Harald: Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.
Isolde: Ich dachte sie sind Experte.
Harald: Ich kann mir das einfach nicht erklären, seit ihre Schwiegertochter das Geld vor einer guten Stunde am Mausoleum abgelegt hat, haben wir es beobachtet, es hat die ganze Zeit da gelegen, niemand war in der Nähe.
Isolde: Es ist weg, mein Geld, meine Mio.
Harald: Mysteriös, fast übernatürlich, ihr Sohn ist übrigens nicht auftaucht.
Isolde: Es ist alles ihre Schuld, Herr Schauermann, sie haben versagt, auf der ganzen Linie.
Harald: Aber gnädige Frau, ich werde Nachforschungen anstellen.
Isolde: Gar nichts werden sie, sie sind entlassen, gehen sie mir aus den Augen.
Harald: Wie sie wünschen, ich werde mir erlauben, meine Rechnung zu schicken.
Isolde: Keinen Pfennig kriegen sie von mir, hauen sie ab.
Stefan: Der Toyota steht auf dem Parkplatz vor dem Friedhof, Harald setzt sich rein und wartet, Isolde Waldhorn wartet nicht, sie brettert nach Hause wie die Feuerwehr, und ruft Hildchen an, muß die Karten gelegt bekommen sofort, Hildchen hat den Anruf erwartet und macht sich gleich auf die Socken.
Hildchen: Oh weh noch mehr schwarze Schatten über ihnen, ich sehe Probleme, Krisen.
Isolde: Das können sie laut sagen.
Hildchen: Doch nicht verzagen, die Karten verheißen ein baldiges Ende der Unglücksträhne, freuen sie sich Frau Waldhorn, alles wird gut.
Isolde: Wirklich.
Hildchen: Sie werden zurückerhalten, was sie verloren haben.
Isolde: Mein Geld.
Hildchen: Und eine ihnen nahestehende Person.
Isolde: Wann krieg ich alles wieder, heute noch, morgen.
Hildchen: Geduld Frau Waldhorn, was sind einige Wochen unter dem Aspekt der Ewigkeit, und denken sie daran, lassen sie Behörden jeder Art aus dem Spiel, das könnte alles verderben.
Isolde: Wenn sie das sagen, schon oh 10 vor 2 ich muß los, zu einer Trauerfeier, mein Steuerberater.
Hildchen: Herr Mienzen, da wollte ich auch hin.
Isolde: Ich nehm sie mit.
Stefan: 2 Uhr mittags, die Friedhofskapelle läuft über, Steuerberater Mienzen war ein angesehener Mitbürger, halb Willsum ist da, auch die komplette Alzheimergang, Garbo im Rollstuhl an der Tür, beide Hände fest über der Wölbung der Decke auf ihren Knien gefaltet, ich steh neben ihr, in der hintersten Bank rutscht Hildchen hin und her die Blase nehm ich an, Harald hat ein Knopf im Ohr und auf dem Gesicht ein ausgesprochen unpassendes grinsen er hört nämlich gerade etwas sehr komisches.
Peter: Wo ist das Geld, ich frage dich wo ist das Geld ich frage dich.
Marlies: Das frag ich dich, ich hab die Tüte mit der Million in den Schrank geschlossen, wie wie es vereinbart haben.
Peter: Ach und wieso hab ich dann die Tüte mit den Blättern gefunden.
Marlies: Das behauptest du, weißt du, was ich denke mein liebes Peterchen, du hast das Geld und lügst mir was vor.
Peter: Ach, ich lüge.
Marlies: Du willst die ganze Million für dich.
Peter: Es ist genau andersrum, du willst mir nichts abgeben.
Marlies: Du hast das Geld aus dem Schrank genommen, gibs doch zu.
Peter: Du hast es nicht reingetan.
Marlies: Das ist nicht wahr, du hast die Mio.
Peter: Nein du.
Stefan: Harald nimmt den Knopf raus und hört auf zu grinsen weil die Trauerfeier fängt an, mit Musik, ave maria, uncool aber immernoch die Nr 1 in den friedhofcharts. Was ich mit meiner viertelmio mache, Melanie kriegt ein Armband, Echtgold und für mich kauf ich ein Motorrad, eine Wahnsinnsmaschine, für den Rest kaufe ich Aktien, hab mir vorgenommen mit 30 in Rente zu gehen, in dem Alter hat der Mensch noch was davon.
Harald: Also ich mach eine Weltreise, Amerika, Afrika, die Südsee, ich fahr mit dem Schiff in aller Ruhe und wenn’s mir wo gefällt, bleibe ich da bis ich sterbe, aber das hat noch Zeit.
Hildchen: Jetzt kann ich mir endlich das leisten, was ich mir seit Jahren so sehr wünsche, die Grabstelle direkt neben Gerda, und da laß ich einen großen Stein draufstellen, Marmor und Gold, gediegen und niveauvoll, die Inschrift wird lauten, hier wohnen zwei Freundinnen, im Tode vereint wie im Leben.
Garbo: Ein Elektrorollstuhl wär nicht schlecht und ein neuer superschneller Computer, und was übrigbleibt, das lege ich zurück und gut an, es gibt noch viel zu tun für die Alzheimergang, tu Geld in deinen Beutel, sagt Shakespeare, denn bereit sein ist alles.
Stefan: Der Sarg rollt feierlich nach hinten durch den Vorhang ins Krematorium, mit Steuerberater Mienzen, und mit Dr. Jürgen Waldhorn, Sozialdezernent von Willsum, hasta la vista Baby, viva die Alzheimergang.
Stefan: Matthias Walter
Garbo: Lieselotte Rau
Hildchen: Ingeborg Medschinski
Harald: Werner Rehm
Isolde Waldhorn: Elfriede Irrall
Jürgen Waldhorn: Hans Walter Klein
Marlies Waldhorn: Astrid Meyerfeldt
Peter Thode: Uwe Müller
Sekretärin: Shelly Kupferberg
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:33
Film Noir
Michael Koser: Film Noir (Deutschlandradio 2000)
Keine Fotos, keine Fotos, bitte, keine Kameras, lassen Sie den Mann doch in Ruhe, und keine Fotos. Hören Sie bitte auf zu fotografieren. Machen Sie Platz...
John: Als ich Malibu Beach erreichte war der Regen noch stärker geworden, Blitze zuckten über den Nachthimmel wie der Widerschein fernen Artilleriefeuers. Ich hielt, fünf Minuten vor Elf. Ich war pünktlich. Die Straße war leer, bis auf einen einsamen Buick weiter vorn an der Biegung unter einer windgeschüttelten Palme, und bis auf Arnolds Cadillac natürlich, er hockte vor dem Strandhaus wie eine riesige Kröte. Ich hätte in guter Stimmung sein sollen, aber mein Gemüt war fast so dunkel wie der Himmel. Schatten der Vergangenheit oder eine Vorahnung? An diesem verregneten Abend des 9. November 1945 begann der Alptraum. Vor drei Stunden hatte Lana mich zu Hause angerufen.
John Garfield: Hallo?
Lana Arnold: Jonny Darling, was machst du?
John: Was ich seit Wochen mache, nichts, aber das sehr intensiv.
Lana: Und wie geht es der süßesten liebsten Prothese auf der ganzen Welt, Jonny.
John: Sie tut weh und sie sehnt sich nach dir Lana nach deinen Händen, kommst du.
Lana: Edward ist noch hier, er wird erst später zum Strandhaus fahren.
John: Schade.
Lana: Er will mit dir reden, Jonny, heute noch, er will dir eine Chance geben, endlich, für den nächsten Großfilm von Pandora Pictures, sollst du das Drehbuch schreiben, was sagst du.
John: Ich weiß nicht.
Lana: Um 11 im Strandhaus sei pünktlich Darling und danach rufst du mich gleich an.
John: Lana ist jung, blond und wunderschön, und sie ist Arnolds Frau. Eduard Arnold ist der Boss von Pandora Pictures. Wenn er lieber nachts arbeitet als am Tag, und lieber in einem Strandhaus als im pompösen Büro, dann haben seine Angestellten sich danach zu richten. Ich bin Autor bei Pandora, mein Name ist John Garfield, ich bin 26 Jahre alt, ich hab es weit gebracht, von Windom in Minnesota bis nach Hollywood, dazwischen war der Krieg, auf Guadalcanal habe ich mein linkes Bein verloren, mein Roman, „Die Dunkelheit der Tropen“, habe ich im Armeehospital geschrieben, schnell, wie im Fieber, das Buch war ein Erfolg, die Pandora hat es verfilmt, mir geht es gut, ich fahre einen Lincoln Continental, ich mache 800 Dollar die Woche, meine Drehbuchentwürfe verstauben auf meinem Schreibtisch in den Pandorastudios, mein zweiter Roman kommt nicht von der Stelle, mir geht es schlecht, nein, das ist nicht wahr, mir ginge es schlecht, wenn Lana nicht wäre, ihretwegen habe ich noch nicht aufgeben, obwohl ich immer wieder von Guadalcanal träume, von schwarzen aufgeblähten Leichen unter heißer Sonne, und von einer leeren weißen Seite, auf der nie ein Wort stehen wird. Ich ging zur Tür des Strandhauses, Licht fiel durch den Türspalt, und durch die Fenstervorhänge, innen spielte das Radio: Tanzmusik, ich klopfte, ich wartete, ich klopfte wieder, stärker, war Arnold nicht da? Ich stieß die Tür auf, Arnold war da, aber er konnte nicht an die Tür kommen, er lag mitten im Raum auf dem dicken uringelben Teppich vor der breiten Couch, die jede junge Schauspielerin bei Pandora kannte, er lag auf dem Gesicht, in einer Blutlache, in der rechten Hand ein Revolver, ein 38 Colt Banker Special, sein Nacken war noch warm. Ich dachte nicht an die entgangene Chance, ich hatte nur einen Gedanken, jetzt war Lana frei. Auf dem Schreibtisch vor dem großen Fenster zum Ozean stand ein Telefon.
Lana: Edward ist... tot? Ist das wahr, Jonny?
John: Ich weiß, was ich sage, Lana, im Südpazifik habe ich genug Leichen gesehen, er hat ein Loch in der Schläfe, eine Schußwunde.
Lana: Erschossen, ermordet?
John: Selbstmord, er hat den Revolver noch in der Hand, soll ich die Polizei rufen.
Lana: John, die Polizei konnte glauben.
John: Was? Lana.
Lana: Daß du Edward.
John: Daß ich, hahaha, daß ich Edward umgebracht habe, ist doch Unsinn.
Lana: Natürlich Unsinn, Jonny Darling, aber du bist im Strandhaus, bei Edward, und wenn die Polizei herauskriegt, daß du und ich.
John: Und was soll ich jetzt tun, Lana?
Lana: Komm zu mir, Jonny, ich brauche dich, ich liebe dich.
John: Ich dich auch, Lana, aber Edward.
Lana: Laß ihn einfach liegen, für morgen früh hat er Mister Raft ins Strandhaus bestellt, zu einer Produktionsbesprechung, soll der ihn finden.
John: Wenn du meinst, Lana.
Lana: Komm, Jonny Darling, komm zu mir, jetzt, auf der Stelle, so schnell du kannst. O Jonny.
John: Ich fuhr nach Beverly Hills, über die Küstenstraße und den Santa Monica Boulevard, so schnell ich konnte, außen war die Villa der Arnolds ein französisches Chateau en miniatur, innen ein üppig illustrierter Artikel aus Better Hopes, moderner Luxus a la america, Lana erwartete mich an der Tür in einem schwarzen Seiden- neglige und zog mich in ihr Boudoir.
Lana: Jonny, Jonny Darling.
John: Lana, liebste.
Lana: Nicht so laut, du weckst Dolores.
John: Und wenn, jetzt können es alle wissen.
Lana: Jonny Darling, bitte, du mußt vernünftig sein, nur noch kurze Zeit.
John: Lana, ah.
Lana: Jonny, Edward hat sich erschossen, ich kann es kaum glauben, warum, Jonny, warum hätte er das tun sollen.
John: Könnte er was gewußt haben, von uns, meine ich?
Lana: Ich weiß nicht, er hat sich nie etwas anmerken lassen, aber wir wissen von nichts, Jonny, dabei bleiben wir.
John: Wie du willst, Lana.
Lana: Versprich es mir, Jonny, du wirst nichts sagen.
John: Versprochen.
Lana: Und wenn man ihn morgen findet, werden wir sehr überrascht sein.
John: Ja, Lana, Lana.
Lana: Komm, zieh dich aus Jonny, zeig mir deine Prothese, laß mich sie anfassen.
John: Es war sehr spät, als ich nach Hause kam, in mein kleines Apartment am San Vincente Boulevard, ich konnte nicht schlafen, ich war aufgeregt, machte mir Sorgen, machte Pläne, dachte an Lana, schließlich nahm ich eine Tablette. Es war ein Gang, rechts und links Türen, hinten wo der Gang endete, war es dunkel, im dunkel lauerte die Gefahr, der Tod, das Dunkel kam näher... Ich wurde wach, es klingelte, das Telefon, ich fühlte mich nicht gut, ich hatte Kopfschmerzen, das Telefon nahm keine Rücksicht, es klingelte weiter, bis ich abhob.
John: Hallo?
Ella Rains: Sie müssen sofort kommen, John!
John: Ach Ella, was ist p***ert?
Ella: Der Boss ist tot, John, und die Polizei ist hier.
John: Die Polizei?
Ella: Die Polizisten wollen Sie sprechen, John, werden Sie wach, und kommen Sie in Ihr Büro, schnell!
John: Ella Rains, mein Sekretärin, nicht nur meine, die Sekretärin aller Autoren bei Pandora, aber ich bildete mir ein, daß sie für mich besonders gern arbeitete, sie wartete in meinem Büro, als ich kam, sie und zwei Männer, die ich nicht kannte, beide waren groß, aber das war auch alles, was sie gemeinsam hatten, einer war schlank, sah gut aus, trug Kleidung, die eindeutig nicht aus dem Kaufhaus stammte, der andere, der seine m***gen Schultern und seinen Bierbauch in einen schäbigen Anzug von der Stange gezwängt hatte, wirkte wie ein Preisboxer.
John: Wer sind Sie, was haben Sie in meinem Büro zu suchen?
Taylor: Miss äh.
Ella: Rains.
Taylor: Würden Sie uns bitte allein lassen, Miss Rains.
Ella: Wenn Sie mich brauchen, Jonny.
McLane: Los los, und machen Sie die Tür zu, wenn Sie draußen sind!
Taylor: Mister Jonny Garfield, nehme ich an, ich bin Detective Leutnant Robert Taylor, mein Kollege Detective Sergeant Barton McLane.
John: Der im teuren Anzug war der Chef, in der good cop bad cop Routine, die die beiden abzogen, spielte er den guten, den freundlich-sachlichen.
Taylor: Sie wissen weshalb wir hier sind, Mr. Garfield?
John: Arnold ist tot, Ella, Ms Rains hat es mir gesagt aber warum kommen sie zu mir.
McLane: Wir stellen hier die Fragen, Garfield.
Taylor: Wo waren Sie gestern abend, Mr. Garfield.
John: Zuhause.
McLane: Ach, wirklich.
Taylor: Den ganzen Abend, Mr Garfield, auch um, sagen wir, elf Uhr?
John: Seit sechs, da bin ich nach Haus gekommen.
Taylor: Und Sie sind nicht mehr weggegangen, Mr. Garfield.
John: Nein.
McLane: Und nachts, was haben Sie nachts gemacht.
John: Geschlafen.
McLane: Ach was, und wo.
John: In meinem Bett, natürlich.
McLane: Natürlich, Zeugen.
John: Natürlich nicht.
Taylor: Besitzen Sie eine Handfeuerwaffe, Mr. Garfield?
John: Ja, aber.
McLane: Pistole oder Revolver?
John: Pistole.
McLane: Typ?
John: Japanische Armeepistole, ein Nambu 32, ein Souvenir aus dem Pazifik.
McLane: Wo ist sie?
John: Hier im Schreibtisch.
Taylor: Würden Sie uns Ihre Pistole zeigen, Mr. Garfield?
John: Wenn’s sein muß.
McLane: Na, Garfield, wo ist sie.
John: Sie muß hier sein, in der Schublade.
McLane: Ist sie aber nicht.
John: Dann muß sie jemand rausgenommen haben.
McLane: Jemand? Sie haben sie rausgenommen, Garfield.
John: Unsinn, wozu.
Taylor: Wann haben Sie Ihre Pistole zuletzt gesehen, Mr. Garfield?
John: Ich weiß nicht, vor ein paar Wochen.
McLane: Was Sie nicht sagen, Ihre Fingerabdrücke.
John: Was?
McLane: Geben Sie uns Ihre Fingerabdrücke, oder haben Sie was dagegen?
Taylor: Sie würden uns die Arbeit sehr erleichtern, Mr. Garfield.
John: Dann gingen sie endlich, mit meinen Fingerabdrücken und mit meiner Schreib-maschine, meiner Underwood, ich fragte nach dem Grund, aber sie gaben mir keine Antwort, natürlich nicht, statt dessen rieten sie mir, die Stadt nicht zu verlassen, ganz langsam kroch etwas in mir hoch, was ich seit Guadalcanal sehr gut kannte, Angst, die Dunkelheit am Ende des Ganges, diese Wendung ging mir nicht aus dem Kopf, hatte ich sie irgendwo gelesen, vielleicht bei William Irish (Cornell Woolrich) oder James M. Cain.
Ella: John?
John: Ja, Ella was ist.
Ella: Glaubt die Polizei etwa, daß Sie, äh, daß Sie was mit dem Mord an Mr. Arnold zu tun haben?
John: Mord, Arnold ist ermordet worden?
Ella: Das hat er gesagt, der nette, Leutnant Taylor, warum haben die Ihre Schreibmaschine mitgenommen, John?
John: Wenn ich das wüßte, ich muß telefonieren, bitte Ella, wir sehen uns später.
Ella: Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, John.
John: Danke, Ella.
John: Ich mußte Lana sprechen, Dolores, das mexikanische Hausmädchen wollte mich nicht verbinden, aber ich bleib beharrlich und dann kam sie doch an den Apparat, Lana, meine Lana, die nicht allzusehr trauernde Witwe.
Lana: Du solltest nicht anrufen, Jonny, das ist leichsinnig.
John: Die Polizei war hier, im Büro.
Lana: Du hast doch nichts gesagt?
John: Natürlich nicht.
Lana: Gut, gut, bleib dabei, Jonny.
John: Lana, sie haben gesagt, Edward ist ermordet worden.
Lana: Wirklich? Das hat nichts zu bedeuten Jonny, die Polizei ist immer mißtrauisch.
John: Aber.
Lana: Bleib ruhig, Jonny, Darling, alles wird gut, ich liebe dich.
John: Ich dich auch, Lana, ich, Lana?
John: Ich versuchte zu arbeiten, aber das war unmöglich, ich rief noch mal bei Lana an, diesmal kam sie nicht ans Telefon, ausgegangen, sagte Dolores, schließlich verließ ich das Büro und die Pandorastudios, ziellos fuhr ich durch die Straßen, vor einem Kino am Sunset Boulevard hielt ich, ich sah mir die Nachmittagsvorstellung an, ein Doppelprogramm, Laura und Double Indemnity, schwarze Filme, als ich aus dem Kino kam, war es dunkel, ich ging in eine Bar, wie sie hieß, habe ich vergessen, ich trank einen zu trockenen Martini, und rief Lana an, sie war noch nicht zu Hause, vor dem Apartmenthaus am San Vincente Boulevard stand ein Streifenwagen, als sie mich sahen, stiegen sie aus, Detective Leutnant Taylor und Sergeant McLane.
Taylor: Wir haben auf Sie gewartet, Mr. Garfield.
McLane: Und das tun wir gar nicht gern, wo waren Sie?
John: Geht Sie das was an, was wollen Sie.
Taylor: Uns in Ihrem Apartment ein bißchen umsehen.
John: Um diese Zeit, na, kommen Sie morgen wieder oder besser gar nicht.
McLane: So nicht Freundchen, wir haben einen Durchsuchungsbefehl.
John: Ich mußte sie reinlassen, das Wühlen übernahm McLane, Taylor sah nur zu, der Sergeant ging nicht gerade behutsam vor, meine Bücher warf er auf den Fuß-boden, die Schubladen der Kommode drehte er kurzerhand um, nach dem Zimmer war die Küche an der Reihe, Geschirr klirrte und schepperte, dann suchte er im Bad.
John: Was zum Teufel suchen Sie eigentlich, Leutnant.
McLane: Zum Beispiel das hier.
Taylor: Die Pistole, Sergeant.
McLane: Die Pistole, Leut, im Wassertank, in Cellophan, an die Innenwand geklebt.
Taylor: Kein sehr fantasievolles Versteck, Mr. Garfield.
McLane: Ich denke, Sie sind Schriftsteller, da hätte Ihnen auch was Besseres einfallen können.
John: Ich verstehe nicht, meine Nambug.
McLane: Ha***arf und ganz genau.
John: Im Wassertank, vom Klo, wie, wie komm denn die dahin?
McLane: Nicht die leiseste Ahnung, was Garfield, aha.
Taylor: Vorsicht Serge, Fingerabdrücke.
McLane: Ich paß schon auf, Leut.
Taylor: Abgefeuert?
McLane: Ja, noch gar nicht lange her.
John: Das ist doch nicht möglich.
McLane: Die Mordwaffe, ganz klar.
John: Nein.
McLane: Und Sie haben sie abgefeuert, Garfield.
John: Nein!
McLane: Geben Sie es doch zu!
John: Nein, nein!
Taylor: Wir werden uns im Präsidium weiter unterhalten Mr. Garfield, Sie sind festge-nommen unter der Beschuldigung des Mordes an Edward Arnold, ich warne Sie alles was Sie sagen kann als Beweismittel gegen Sie verwendet werden, kommen Sie.
John: Eine grelle Lampe schien mir ins Gesicht, sonst war der Raum dunkel, ich sah sie kaum, die beiden, die mich weiter verhörten, ich hatte das Gefühl, in einem Alptraum gefangen zu sein und bemühte mich verzweifelt aufzuwachen, aber der Nachtmar nahm kein Ende.
Taylor: Sie waren letzte Nacht in Mr. Arnolds Strandhaus, Mr. Garfield.
John: Nein, nein.
McLane: Sie lügen, das ist dumm von Ihnen, Garfield, dadurch reiten Sie sich nur noch mehr rein.
Taylor: Sehen Sie, Mr. Garfield, wir haben Arnolds Terminkalender gefunden, im Schreibtisch, im Strandhaus, und da steht zum 9. November 11 Uhr abends Garfield, mit Ausrufezeichen.
McLane: Wir haben noch was gefunden, Garfield, Ihre Fingerabdrücke am Telefon.
Taylor: Mister Raft, der den Toten heute morgen entdeckte, war so umsichtig, uns von einer Zelle anzurufen, er habe, so sagte er uns, viele Kriminalfilme gedreht und kenne sich mit Fingerabdrücken bestens aus.
McLane: Sie waren im Strandhaus, Garfield, und da haben Sie Arnold erschossen, mit Ihrer Pistole.
John: Das stimmt nicht, Arnold ist mit einem Revolver erschossen worden, einem Colt Banker Special Kaliber 38.
Taylor: Wie kommen Sie denn darauf.
John: Ich war da, im Strandhaus.
McLane: Na also.
John: Ich habe die Waffe gesehen bei Arnolds Leiche.
John: Was blieb mir übrig, obwohl ich Lana versprochen hatte, es nicht zu tun, sagte ich die Wahrheit, daß ich eine Verabredung mit Arnold gehabt hatte, zum Strandhaus gefahren war und ihn dort tot aufgefunden hatte, ich sagte die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit.
Taylor: Wen haben Sie vom Standhaus angerufen, Mr. Garfield?
John: Das spielt doch keine Rolle.
Taylor: Meinen Sie, sie haben keine Kampfspuren bemerkt?
John: Kampfspuren, nein, und in Arnolds rechter Hand war ein Banker Special, da bin ich sicher, deshalb war ich auch überzeugt, daß er Selbstmord begangen hat.
McLane: Das könnte Ihnen so passen, mein Gott, Garfield, was sind Sie für ein mieser Lügner.
John: Aber so war es!
Taylor: Nein, Mr. Garfield, so war es nicht, der Sessel war umgekippt auf dem Boden, und in seiner Hand hielt der Tote keine Waffe, keine Pistole, kein Revolver, keinen Banker Special, ein Colt Banker Special war im ganzen Strandhaus nicht zu finden.
McLane: Sie haben uns ein Märchen erzählt, Garfield, um Ihre jämmerliche Haut zu retten, aber das bringt Ihnen gar nichts, wir wissen ganz genau, was p***ert ist.
Taylor: Sie waren um 11 am Strandhaus, Mr. Garfield.
John: Ja, aber.
Taylor: Arnold hat Ihnen die Tür geöffnet, er war mißtrauisch, einem Unbekannten hätte er kaum aufgemacht, Sie hatten eine Auseinandersetzung mit Arnold.
McLane: Und dann haben Sie ihn umgelegt, mit Ihrer Knarre, die Sie nur deshalb mitgebracht hatten.
John: Nein, warum, warum hätte ich das tun sollen, es gab doch kein Grund dafür.
Taylor: Wirklich nicht Mr. Garfield? Arnold, Lana du verdienst sie nicht, gib sie frei sonst.
John: Was, was ist das?
Taylor: Ein anonymer Brief, wir haben ihn in Arnolds Schreibtisch gefunden, unter dem Terminkalender.
McLane: Getippt auf Ihrer Maschine, Garfield.
John: Was, aber, aber nicht von mir.
McLane: Natürlich nicht, und erschossen haben Sie ihn auch nicht obwohl in seinem Schädel eine Kugel Kaliber 32 steckt, und ich wette die paßt genau in Ihre Nambu.
Taylor: Feierabend, Serge.
McLane: Ok, Leut, spät genug, bis morgen Garfield.
John: Sie steckten mich in eine Einzelzelle, nahmen mir Gürtel und Schnürsenkel weg, brachten mir was zu essen, ich kriegte nichts runter, schlafen konnte ich auch nicht, eine unsichtbare Schlinge zog sich um meinen Hals zusammen, immer enger, immer fester, ich verstand überhaupt nichts mehr, ich hatte keinen anonymen Brief an Arnold geschrieben, ich hatte den Revolver in seiner Hand gesehen, ich hatte ihn nicht mit meiner Pistole erschossen und die Waffe später im Wassertank versteckt. Oder doch? War meine Erinnerung falsch, litt ich an Amnesie, war ich verrückt. Ein Telefonat durfte ich am nächsten Morgen führen, ich rief Lana an, nicht zu Hause, sagte Dolores, ich fühlte mich sehr allein, um so größer war meine Freude, als mir am späten Nachmittag eine Besucherin angekündigt wurde, aber es war nicht Lana.
John: Sie sind es, Ella!
Ella: John, wie geht es Ihnen, werden Sie gut behandelt?
John: Sicher.
Ella: Haben Sie einen guten Anwalt?
John: Anwalt, was soll ich mit einem Anwalt?
Ella: Aber John, ist Ihnen nicht klar wie ernst die Sache ist, die Polizei hält Sie für den Mörder von Mr. Arnold, Sie sind so gut wie überführt, hat Leutnant Taylor mir gesagt, aber ich glaube das nicht, John, Sie haben Mr. Arnold nicht ermordet, das werde ich beweisen, John, ich werde mich für Sie einsetzen, ich werde nachforschen und den wahren Mörder ermitteln.
John: Nett von Ihnen Ella, aber lassen Sie lieber die Finger davon, das ist keine Arbeit für Sie.
Ella: Ich werde Hilfe haben, Sie werden sehen.
John: Vor Monaten hatte ich auf einer Party bei den Arnolds einen jungen Anwalt ken nengelernt, Carson hieß er, Jack Carson, er war auch bei der Armee gewesen und als dienstunfähig entlassen worden, sonst wußte ich nichts über ihn, er war bereit, meine Verteidigung zu übernehmen. Er oder irgendein anderer. Mir war alles recht.
Jack Carson: Kein Augenzeuge, immerhin, ist doch was, aber Indizien, sicher, nur Indizien, aber genug, mehr als genug, unter uns, Garfield, es sieht nicht gut aus für Sie, gar nicht gut, am besten, Sie bekennen sich schuldig.
John: Was?
Carson: Und wir plädieren auf zeitweilige Unzurechnungsfähigkeit.
John: Aber ich bin unschuldig.
Carson: Wenn Sie das sagen, Garfield.
John: Sie glauben mir nicht. Carson, Sie sind mein Anwalt.
Carson: Spielt doch überhaupt keine Rolle, ob ich Ihnen glaube oder nicht Garfield, was das Gericht glaubt, das ist wichtig, wir haben ja noch Zeit, denken Sie über meinen Vorschlag nach, ja?
John: Ich mußte über so vieles nachdenken: Arnold, das Strandhaus, Lana, die nicht ans Telefon kam, und die Beweismittel der Polizei, was ging vor, was geschah mit mir, ich fand keine Antwort, die Dunkelheit am Ende des Ganges kam näher, hatte mich fast schon erreicht, aber es gab ja noch Ella, ein paar Tage später kam sie wieder, und diesmal war sie nicht allein.
John: Leutnant Taylor!
Taylor: Sie wundern sich, Mr. Garfield? Ella, Miss Rains, hat mich überredet, sie zu begleiten.
Ella: Wir arbeiten zusammen, John, Bob Taylor und ich, für Sie.
Taylor: Ella ist hartnäckig, Mr. Garfield, und sehr überzeugend, Sie hat es tatsächlich geschafft, mich ein wenig unsicher zu machen, ein ganz klein wenig, sehen Sie, Mr. Garfield, Sie sind praktisch schon tot, alle Indizien, alle Argumente sprechen gegen Sie, wenn Sie Arnold wirklich umgebracht haben, dann haben Sie sich dabei sehr, sehr dumm angestellt, und dumm Mr. Garfield, sind Sie nicht, da bin ich mir sicher.
John: Endlich, ein Lichtstrahl drang durch die Dunkelheit, ein schmaler Lichtstrahl zugegeben, aber er war hell genug, mir Mut zu machen, Taylor wollte noch einmal meine Version der Ereignisse im Strandhaus hören, ich erzählte sie ihm, und jetzt sagte ich alles.
Ella: Da sehen Sie’s Bob, John ist unschuldig.
Taylor: Wenn er die Wahrheit sagt.
John: Es ist die Wahrheit, Leutnant, ich schwöre es Ihnen.
Taylor: Nehmen wir an, ich glaube Ihnen, dann hätten nicht Sie Arnold getötet.
Ella: Dann war es jemand anders.
John: Oder vielleicht doch Selbstmord.
Taylor: Mit Ihrer Pistole, die in Ihrem Apartment wieder auftaucht, unmöglich, es war Mord.
Lana: Mrs. Arnold, sie hat es getan.
John: Lana? Niemals!
Lana: O John sind Ihnen denn noch immer nicht die Augen aufgegangen, sie hat ihren Mann ermordet, und Sie, John, Sie spielen den Sündenbock.
Taylor: Ich bewundere Ihren Enthusiasmus Ella, bedauerlicherweise muß ich ihn ein wenig dämpfen, Mrs. Arnold kann ihren Mann nicht erschossen haben, falls Mr. Garfield.
John: John. John.
Taylor: Falls John die Wahrheit sagt, und davon wollten wir doch ausgehen.
John: Das Telefongespräch vom Strandhaus.
Taylor: Sehr richtig, John, als Sie anriefen, war Mrs. Arnold in Beverly Hills, weit weg vom Tatort.
John: Und die Leiche war noch warm.
Taylor: Mrs. Arnold war es also nicht.
Ella: Nicht persönlich, nicht eigenhändig, sie hatte Hilfe, einen Komplizen.
Taylor: Ein sehr interessanter Gedanke, Ella, haben Sie Beweise?
Ella: Gestern abend war ich in Beverly Hills, vor dem Anwesen der Arnolds, es war schon dunkel, ich wartete in meinem Wagen.
John: Worauf?
Ella: Ich weiß es selbst nicht, auf irgend etwas, etwas, daß Sie entlastet, John.
John: Sie sind ja eine richtige Miss Marple, Ella.
Ella: Mrs. Arnold brachte einen Mann zur Tür, ich habe sie deutlich erkannt, ihre blonden Haare, ihr helles Abendkleid.
Taylor: Den Mann auch?
Ella: Leider nicht, er trug einen Hut, hatte den Mantelkragen hochgeschlagen, die beiden umarmten und küßten sich, lange, heiß und leidenschaftlich.
John: Sie müssen sich irren.
Ella: Dann stieg der Mann in sein Auto und fuhr weg, ich wollte ihm folgen, aber bis ich meinen Wagen gestartet und gewendet hatte.
Taylor: War er verschwunden, haben Sie die Automarke erkannt?
Ella: Ein Buick, glaube ich.
Taylor: Das hilft uns nicht weiter, jeder zweite in LA fährt einen Buick.
John: Mir fällt was sein, an dem Abend, als ich Arnold fand, stand ein Buick an der Küstenstraße, nicht weit vom Strandhaus, ein Zufall, vermutlich.
John: Ich wollte es nicht glauben, Lana liebte mich, nicht irgendeinen unbekannten Buick Fahrer, Ella war überreizt, sie hatte Gespenster gesehen, damit beruhigte ich mich, ich verdrängte die nagenden Zweifel so gut ich konnte.
Carson: Das Gericht hat den Termin für die Verhandlung festgesetzt, Garfield, auf den 28. November.
John: So schnell. Das ist gut.
Carson: Wie man’s nimmt. Tja, Garfield, wie gehen wir vor, haben Sie Ihre Meinung inzwischen geändert?
John: Nein, ich bin unschuldig, dabei bleibe ich.
Carson: Sie machen es mir wirklich schwer, Garfield, Ihre Geschichte ist so, so wenig glaubwürdig.
John: Aber sie ist wahr, Carson, und Lana, Mrs. Arnold, wird sie bestätigen.
Carson: Das ist äußerst unwahrscheinlich.
John: Was soll das heißen, haben Sie sie etwa nicht vorgeladen?
Carson: Nein, hab ich nicht.
John: Herrgott, warum denn nicht?
Carson: Weil Mrs. Arnold bereits eine Vorladung hatte, von Staatsanwalt Kruger, sie ist Zeugin der Anklage.
Kruger: Sie sind Lana Arnold, geb. Turner, die Witwe von Edward Arnold.
Lana: Ja.
Kruger: Schwören Sie die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Lana: Ich schwöre.
Kruger: Mrs. Arnold, Sie kennen den Angeklagten, John Garfield.
Lana: Ja, ich kenne ihn.
John: Lana war die letzte im Zeugensstand, alle anderen hatten vor ihr ausgesagt. George Raft kühl und unbeteiligt, Leutnant Taylor knapp und sachlich, Sergeant McLane feindselig und gehässig, der Ballistiker, der Schreibmaschinenexperte, meine Pistole wurde vorgelegt, der anonyme Brief, die Belastungsmomente gegen mich türmten sich auf zu einer dunklen Halde, die mich zu begraben drohte, unter den vielen Neugierigen im Saal saß Ella Rains, sie lächelte mir zu, gab mir Hoffnung, und die brauchte ich dringend.
Kruger: Welcher Art war Ihre Bekanntschaft mit dem Angeklagten, Mrs. Arnold?
Lana: Wir sind, wir waren gute Freunde.
Kruger: Nur gute Freunde, Mrs. Arnold, nicht mehr?
Lana: Nicht auf meiner Seite, aber John, der Angeklagte.
Kruger: Ja, Mrs. Arnold.
Lana: Er war in mich verliebt, und er bildete sich ein, daß ich ihn ebenfalls liebte.
Kruger: Haben Sie ihn geliebt, Mrs. Arnold?
Lana: Nein!
John: Lana!
Richter: Ruhe im Saal! Fahren Sie fort, Mr. Kruger.
Kruger: Danke euer Ehren, Mrs. Arnold, haben Sie dem Angeklagten jemals Hoffnungen gemacht?
Lana: Nein, niemals, ich war verheiratet.
John: Lana war eine wunderschöne Witwe, ihr kleiner Schleierhut betonte ihr blondes Haar, sie war blaß und trug schwarz, was ihr ausgezeichnet stand, und sie log meisterhaft und mit Hingabe.
Kruger: Kommen wir zur Nacht vom 9. zum 10. November 1945, berichten Sie uns, was in dieser Nacht zwischen Ihnen und dem Angeklagten geschah, Mrs. Arnold.
Lana: Ja, ich war zu Hause. John rief mich an.
Kruger: Wann war das.
Lana: Etwa 10 Minuten nach 11.
Kruger: Was sagte der Angeklagte.
Lana: Er müsse mich sehen, sofort, es sei etwas p***ert.
Kruger: Was war p***ert, Mrs. Arnold.
Lana: Das hat er nicht gesagt, nicht am Telefon, erst später, aber ich war beunruhigt, ich wußte, daß John eine Verabredung mit meinem Mann hatte im Strandhaus, Edward hatte von mir erfahren, daß John, daß er mich bedrängte, mir zu nahe kam, er wollte mich zur Rede stellen.
Kruger. Und in Ihrer Sorge haben Sie sich bereiterklärt, den Angeklagten trotz der späten Stunde zu empfangen.
Lana: Ja.
Kruger: Er kam in Ihr Haus, Mrs. Arnold.
Lana: Ja kurz nach Mitternacht, er war sehr aufgeregt und dann hat er es mir gesagt.
Kruger: Was hat der Angeklagte gesagt, Mrs. Arnold.
Lana: Daß er Edward erschossen hat.
John: Nein. Das ist nicht wahr!
Richter: Ruhe, Angeklagter, Sie haben nicht das Wort, bitte Mr. Kruger.
Kruger: Danke euer Ehren, bitte fahren Sie fort, Mrs. Arnold, der Angeklagte gestand Ihnen, er habe Ihren Mann erschossen.
Lana: Ja, weil Edward mich nicht freigeben wollte, das habe er nicht anders erwartet, sagte John, und darum hat er seine Pistole eingesteckt, bevor er zum Strandhaus aufbrach.
Kruger: Vorsatz, eine schwere Anschuldigung, Mrs. Arnold.
Lana: Das ist mir bewußt, aber ich habe geschworen, die Wahrheit zu sagen.
Kruger: Sehr lobenswert, Mrs. Arnold, wie haben Sie auf das Geständnis des Angeklagten reagiert?
Lana: Ich war erschüttert, entsetzt, fassungslos.
Kruger: Nur zu verständlich, Mrs. Arnold.
Lana: Und ich hatte Angst, John fuchtelte mit seiner Pistole herum, ich redete ihm zu, sich zu stellen, aber er wollte nichts davon wissen, jetzt steht unserer Liebe nichts mehr im Weg, hat er gesagt, Edward ist tot, du bist frei, schließlich ist es mir gelungen, ihn ein wenig zu beruhigen und zum Gehen zu bewegen.
Kruger: Sie haben nicht die Polizei verständigt, Mrs. Arnold, warum nicht?
Lana: Ich wußte nicht, was ich tun sollte, schluchz, ich war so verwirrt, ich habe eine Schlaftablette genommen und als ich aufwachte.
Kruger: War der Mord bereits entdeckt, danke Mrs. Arnold.
Ella: Sie lügt, sie hat ihren Mann auf dem Gewissen, John Garfield ist unschuldig!
Richter: Ruhe. Ruuhe! Entfernen sie die Störerin.
John: Am nächsten Tag folgen die Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidiger, Kruger forderte mich des vorsätzlichen Mordes schuldig zu sprechen, das hatte ich erwartet, Carson hätte sich seine Rede sparen können, er nannte mich einen tapferen Kriegshelden, einen Invaliden, der sein Bein der Nation geopfert hatte, einen hoffnungslosen Romantiker, dem seine Gefühle über den Kopf gewachsen waren, er appellierte an die Gutherzigkeit der Juroren.
Richter: Obmann der Jury, sind Sie zu einer Entscheidung gekommen.
Obmann der Geschworenen: Jawohl euer Ehren!
Richter: Wie lautet sie?
Obmann: Der Angeklagte ist des vorsätzlichen Mordes schuldig.
Richter: Ich verkünde das Urteil, der Angeklagte John Garfield wird zum Tode verur-teilt, er wird ins Zuchthaus Sankt Quentin überstellt, wo er gemäß den Gesetzen des Staates Kalifornien vom Leben zum Tode befördert wird die Verhandlung ist beendet.
John: Die Hinrichtung in der Gaskammer von Sankt Quentin sollte schon am 11. Dezember stattfinden, am Nachmittag um vier Uhr, man hatte es eilig. Am 7. Dezember bekam ich Besuch in der Todeszelle, Ella und Taylor.
John: Sind Sie weitergekommen?
Taylor: Oh ja doch, ein wenig, Ella hat einen konkreten Verdacht, was den Komplizen, den möglichen Komplizen von Mrs. Arnold betrifft.
John: Ja? Wer ist es, Ella.
Ella: Mister Raft.
John: George Raft, der Schauspieler?
Ella: In letzter Zeit habe ich ihn oft in den Pandorastudios mit Mrs. Arnold zusammen gesehen, und er könnte auch der Mann neulich nacht vor der Villa gewesen sein.
Taylor: Raft hat Arnold gefunden, am Morgen des 10. November.
John: Natürlich, das heißt, er hatte die Möglichkeit den Tatort, wie soll ich mich ausdrücken umzugestalten, ja, so muß es gewesen sein, Raft hat den Colt verschwinden lassen und einen Kampf vorgetäuscht, in dem er den Sessel umgeworfen und das Glas zerschlagen hat.
Taylor: Möglich, aber das erklärt nicht die übrigen Verdachtsmomente, daß die Mordwaffe Ihnen gehört, John, und in Ihrem Apartment versteckt war, daß der Drohbrief an Arnold auf Ihrer Underwood geschrieben wurde.
John: Das könnte auch Raft getan haben, in meinem Büro, abends, nach Dienstschluß, und die Pistole aus dem Schreibtisch genommen.
Taylor: Hatte er denn einen Schlüssel zu Ihrem Büro, John?
John: Nicht daß ich wüßte, aber Lana hat einen, und einen Schlüssel zu meinem Apartment.
Ella: Das ist es, Bob, das ist es, der Fall ist gelöst.
Taylor: Sie und Ihr Enthusiasmus, Ella, gar nichts ist gelöst, was wir haben sind Spekulationen, Hypothesen, wir brauchen Beweise.
Ella: Die werden wir beschaffen, Bob.
Taylor: Wir werden es versuchen.
John: Machen Sie schnell, es sind nur noch 4 Tage.
Taylor: Wir tun unser bestes, nicht wahr, Ella.
John: Ich war sehr nervös, aber nicht in Panik, die Dunkelheit, die mich zwischen zeitlich fast verschlungen hatte, wich wieder ein Stück zurück, ich vertraute Ella und Bob, ich hoffte. Am Abend des 10. Dezember wurde ich aus der Zelle geholt, Ella war am Telefon.
Ella: Oh John, es ist geschafft, nur noch eine winzige Kleinigkeit fehlt, und die klären wir heute Nacht, Bob, morgen früh sprechen wir mit der Staatanwaltschaft, dann sind Sie frei, oh John, ich bin ja so glücklich.
John: Ich wartete, die Nacht verging, der 11. Dezember brach an, der Morgen ging vorüber, der Vormittag, die Stunden verrannen, ich wartete, vor meiner Zelle Unruhe, Geräusche, die Gaskammer wurde für die Hinrichtung vorbereitet.12 Uhr. 1 Uhr. 2 Uhr, ich wartete, doch dann öffnete sich die Tür.
John: Bob, Sie sind allein, wo ist Ella?
Taylor: Sie wurde aufgehalten, und weil die Zeit drängt.
John: Natürlich, natürlich, wie stehen die Dinge, Bob?
Taylor: Bestens, der Fall ist geklärt, Sie sind unschuldig, John, den Mord an Arnold haben seine Frau und ihr Liebhaber begangen, dabei haben sie die Spuren so manipuliert, daß der Verdacht auf Sie fallen mußte, wollen Sie wissen, wie die beiden das angestellt haben, John?
John: Ja, sicher, aber die Zeit, jetzt ist es.
Taylor: 3 Uhr zwanzig.
John: Ja, und um vier.
Taylor: Keine Sorge John, alles ist geregelt, entspannen Sie sich, hören Sie zu, geplant haben das Unternehmen beide gemeinsam, aber bei der Ausführung operierten sie getrennt, sie hat den anonymen Brief an Arnold auf Ihrer Schreibmaschine geschrieben, John und sie hat auch die japanische Armeepistole aus Ihrem Schreibtisch genommen, beides geschah erst am Abend des 9.November, nachdem Sie das Büro verlassen hatten, danach übergab sie.
John: Lana, Lana Arnold.
Taylor. Brief und Pistole ihm.
John: George Raft.
Taylor: Im Auto, irgendwo auf der Straße, sie fuhr dann nach Hause.
John: Und rief mich an, um mich für 11 in Arnolds Strandhaus zu bestellen.
Taylor: Wovon dieser übrigens nichts wußte.
John: Ach, das Drehbuch für den nächsten Pandora Großfilm.
Taylor: Lüge, Phantasie, ein Köder für Sie, John, etwa um halb 11 tauchte er am Strandhaus auf, er parkte seinen Buick an der Küstenstraße, ging zum Strandhaus, klopfte, Arnold ließ ihn ein, die beiden Männer wechselten ein paar belanglose Worte, dann zog er die mitgebrachte Nambu aus der Tasche und erschoß Arnold, er trug natürlich Handschuhe.
John: Natürlich, Fingerabdrücke.
Taylor: In die rechte Hand des Toten legte er einen Revolver aus eigenen beständen.
John: Colt Banker Special Kaliber 38.
Taylor: Er ging, setzte sich in seinen Buick und wartete, die Tür zum Strandhaus hatte er freundlicherweise einen Spalt offen gelassen, kurz vor 11 kamen Sie, John, und als Sie eine viertel Stunde später wieder wegfuhren.
John: Zu Lana, so schnell ich konnte.
Taylor: Ging er zurück zum Strandhaus, er schloß auf, den Schlüssel hatte er bei seinem ersten Besuch eingesteckt, in aller Ruhe fabrizierte er die falschen Kampfspuren, danach zog er das Schubfach in Arnolds Schreibtisch auf, hier fand er, wie sie ihm gesagt hatte, den Terminkalender des Produzenten, zum 9. November 11 Uhr Abends trug er in passabler Imitation von Arnolds Handschrift ein.
John: Garfield, Ausrufungszeichen.
Taylor: Unter den Terminkalender legte er den anonymen Brief, bevor er ging, nahm er den Banker Special wieder an sich, er wußte, Sie, John würden von ihr lange aufgehalten werden, er konnte also zum Vincente Boulevard fahren und ohne Angst vor Entdeckung Ihre Pistole in Ihrem Apartment so verstecken, daß die Polizei sie schnell finden würde, den Schlüssel hat er natürlich von ihr bekommen, so ging es vor sich, John, na was sagen Sie?
John: Wie ein Blinder bin ich in die Falle getappt.
Taylor: Das kann man wohl sagen, John.
John: Haben Sie sie schon festgenommen, Bob.
Taylor: Festgenommen, wen?
John: Wen? Äh, die Täter. Lana und George Raft.
Taylor: Raft, wie kommen Sie auf Raft, John.
John: Aber er ist doch Lanas neuer Liebhaber, der Mörder von Arnold, der Komplize.
Taylor: Habe ich das gesagt?
John: Nicht?
Taylor: Ich habe seinen Namen kein einziges Mal erwähnt, warum auch, der Mörder, der Komplize, der Liebhaber, heißt nicht George Raft.
John: Nicht Raft, ich verstehe nicht, wer ist es, Bob, sagen Sie es mir!
Taylor: Mit Vergnügen, John, sein Name ist Taylor, Robert Taylor, Detective Leutnant Robert Taylor vom Los Angelos Police Department!
John: Sie!?
Taylor: Ich, machen Sie kein so verblüfftes Gesicht, John, die Sache ist ganz einfach, Edward Arnold ist tot, in wenigen Minuten werden Sie als sein Mörder hingerichtet, nach Ablauf der Trauerzeit werden Lana und ich heiraten, und die Pandora wird mir gehören, alles klar?
John: Ella, Ella weiß Bescheid, sie, sie wird.
Taylor: Sie retten, John, das glaube ich nicht, wissen Sie, Ella Rains ist wie sagt man in Grabreden, sie ist Ihnen vorausgegangen.
John: Ella ist tot?
Taylor: Ein bedauerlicher Unfall, in der letzten Nacht wurde sie von einem Auto überfahren, einem Buick, keine Zeugen, der Fahrer ist flüchtig, so was p***ert, wenn man der Wahrheit zu nahe kommt.
Kruger: Mister Garfield, es ist soweit.
John: Ich wollte etwas sagen, aber ich konnte kein Wort herausbringen, zwei Beamte nahmen mich in die Mitte, mehrere schwarzgekleidete Männer folgten, in feierlicher Prozession schritten wir den Gang entlang, dorthin, wo die Dunkelheit für immer über mir zusammenschlagen würde.
John Garfield: Max Hopp
Lana Turner-Arnold: Astrid Meyerfeldt
Ella Rains: Judica Albrecht
Robert Taylor: Guntram Brattia
Barton McLane: Uwe Preuss
Jack Carson: Harald Pilar von Pilchau
Staatsanwalt Otto Kruger: Hans-Peter Hallwachs
Richter: Udo Kroschwald
Obmann der Geschworenen: Michael Klobe
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:32
Schmetterling mit Hakenkreuzen
Michael Koser: Schmetterling mit Hakenkreuzen (BR 1981) (nach Philip K. Dick: The Man in the High Castle)
Melville Abendsen: Tschuang - Tse träumt, er sei ein Schmetterling, er fliegt dahin, flattert mit den Flügeln und freut sich. Plötzlich wacht er auf und erkennt, er sei Tschuang Tse. Ist er nun Tschuang Tse, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder ist er ein Schmetterling, der träumt er sei Tschuang Tse. Ahaha, wer kann das sagen. Ich bin Melville Abendsen, geboren 1918, als der erste Weltkrieg zu Ende ging, im zweiten Soldat, Guadalcanal, Medan, Guam, bei Iwojima verwundet, Besatzer auf Okinawa bis 1946, ich bin Schriftsteller, ich schreibe Science Fiction, ich, äh habe eine Idee im Kopf, eine Geschichte, die nicht in der Zukunft spielt, die gegenwärtig ist, zeitgenössisch und doch nicht von dieser unserer Zeit, ich will gewissermaßen zeitlich seitwärts gehen, fragen, was wäre wenn, wenn die anderen den zweiten Weltkrieg gewonnen hätten, Unmögliches erzählen, um die Schrecken des möglichen zu beschwören, zuerst also der Traum des Tschuang Tse, und dann, am besten ein Sprung, mitten hinein ins unmögliche, etwa so:
Steward: Meine Damen und Herren, im Namen der deutschen Lufthansa begrüße ich die in New York zugestiegenen Passagiere an Bord unseres Messerschmitt- Großraumflugzeugs Dürer auf seinem Linienflug Berlin - San Francisco, unsere Flugzeit wird nunmehr noch 2 Stunden betragen und wir werden in einer Höhe von 20km fliegen, sie können nun wieder rauchen wenn sie wollen, wir bitten sie aber weiterhin angeschnallt zu bleiben, danke.
Melville: Datum, warum nicht heute, also 24. April 1962, 9 Uhr vormittags.
Brecker: Zigarette?
Sundmann: Ich rauche nicht, danke.
Brecker: Fabelhaft, in zwei Stunden über einen Kontinent, in fünf Monaten zum Mars, deutsche Wertarbeit, darauf kann man stolz sein, Landsmann?
Sundmann: Schwede.
Brecker: Immerhin nordisch, sozusagen Rassenbruder.
Sundmann: Wenn Sie es so ausdrücken wollen.
Brecker: Fliegen Sie zum ersten Mal in die Pazifikzone?
Sundmann: Nein.
Brecker: Ich schon, geschäftlich unterwegs?
Sundmann: Ja.
Brecker: Welche Branche, wenn ich fragen darf.
Sundmann: Plastprodukte.
Brecker: Ach was, ich dachte wir haben das Monopol für Plaste, IG Farben.
Sundmann: Verkauft ab und zu Lizenzen, ans neutrale Schweden.
Brecker: So, ich bin Künstler, Bildhauer, ich habe gerade eine große Ausstellung in New York eröffnet, und jetzt habe ich eine in San Francisco, Kulturaustausch, Förderung von Freundschaft und Verständnis zwischen den Großmächten und so weiter, das Propagandaministerium bezahlt, Brecker, Axel Brecker.
Sundmann: Sundmann.
Brecker: Vielleicht kennen Sie meine Sachen, Monumentalplastiken, der Meldegänger oder der Geist des 9. November, in der Halle der Reichskanzlei, nein.
Sundmann: Moderne Kunst interessiert mich nicht, ich bin konservativ, Kubismus, Expressionismus.
Brecker: Lieber Herr Sundmann, ist entarted, chaotisch, plutokratisch, und vorbei, ein für allemal vorbei, gottseidank, denn was Herr Sundmann, soll die Kunst darstellen, das Ideal, nicht wahr, die ewigen Werte, Blut, Volk, Rasse.
Sundmann: Wenn Sie gestatten, Herr Brecker, ich möchte lesen.
Melville: Herr Brecker ist in jeder zeit immer nur Herr Brecker, aber Herr Sundmann sollte nicht nur Herr Sundmann sein.
Tagomi: Wer ist Herr Sundmann? Bedeutende Persönlichkeit, zweifelos, empfohlen von hoher Stelle, Tokyo, von zu hoher Stelle...
...
Tagomi: ...Was immer geschieht, ist böse, dennoch hoffen und versuchen, warten, sehen, und warten, sehen, warten, sehen, warten, sehen.
Melville: Die Kulissen der Umwelt werden plötzlich weggezogen und Tagomi nimmt wahr, was dahinter ist, die Realität, Tagomi sieht, hört, riecht, fühlt eine unvorstellbar häßliche Silhouette kahler Wolkenkratzer, Autos über Autos, Menschen über Menschen, Schweiß, Gift, Aggression, Brutalität, entsetzliche Einsamkeit.
Tagomi: Wo bin ich, ist was, innere Wahrheit.
Melville: Tagomi hat seinen letzten Herzanfall, 25.April 1962, 7 Uhr 15, Cheyenne, mein alter ego, der alternative Abendsen tritt auf, nicht als deus exmachina, er weiß auch nicht wies weitergehen wird, aber er hat eine wirkliche Alternative beschrieben in seinem Buch, immerhin, mein Buch ist nicht viel, aber besser als nichts.
Julia Frink: Ihr Haus ist ein ganz normales Haus, Mr Abendsen, keine Festung.
Melville: Festung, ach der Klappentext und der arme Gag vom Verlag.
Frink: Haben Sie keine Angst, der SD will sie umbringen, ein Mörder war schon unterwegs zu Ihnen.
Melville: War? Was ist p***ert?
Frink: Ich habe ihm die Kehle durchgeschnitten, glauben Sie mir nicht?
Melville: Doch, doch, ich glaube ihnen, Sherry?
Frink: Die andere Welt in Ihrem Buch, woher wissen Sie das alles, durch das Orakel.
Melville: Interessante Brosche, ein Talisman? Ja, durch das Orakel, Mrs. Frink, bei jeder Idee, jeder Figur, jeder Szene, bei allen Einzelheiten, habe ich das Iging gefragt, es hat Jahre gedauert.
Frink: Also hat das Orakel Ihr Buch geschrieben.
Melville: Das könnte man sagen, wissen sie, was das letzte Hexagram war, als das Manuskript fertig da lag, 61.
Frink: Jung fu, innere Wahrheit, das bedeutet, Ihr Buch ist wahr, Deutschland und Japan haben den Krieg verloren.
Melville: Vielleicht.
Frink: Sie müssen daran glauben, wenn es überhaupt so etwas wie Wahrheit gibt, dann ist sie im Buch.
Melville: Vielleicht, wollen sie daß ich Ihr Exemplar signiere?
Frink: Ich muß gehen.
Melville: Ich bring sie ans Tor.
Frink: Beim Schein der untergehenden Sonne schlagen die Menschen entweder auf den Topf und singen oder sie seufzen laut über das nahende alte.
Melville: Sie wissen, wer auf den Topf geschlagen und gesungen hat.
Frink: Nein.
Melville: Juan Tse, der chinesische Philosoph Juan Tse.
Frink: Der mit dem Schmetterling.
Melville: Sie kennen die Geschichte, wissen sie auch, daß sie kein Ende hat, ist er Tsuang Tse, der träumte, er sei ein Schmetterling oder ist er ein Schmetterling, der träumt, er sei Tuan Tse, der träumt er sei ein Schmetterling, der träumt er sei Tsuang Tse.
Frink: Und so weiter.
Melville: Alles ist dunkel, Julia, nichts ist wahr, was wir auch wählen, mit Sicherheit wissen wir nur eines, es ist die falsche Alternative, wohin gehen Sie?
Frink: Ich weiß nicht, vielleicht zu meinem Mann, ich habe vorhin versucht, ihn anzurufen, aber ich konnte ihn nicht erreichen.
Melville: Bitte, ich hab nicht…
Frink: Ich konnte ihn nicht erreichen.
Tagomi, Chef der japanischen Handelskommission: Aljoscha Sebald
Julia Frink: Katharina Lopinski
Frank Frink: Rüdiger Bahr
Joe Cinderella: Horst Sachtleben
Sundmann alias Oberst Hansen: Harald Leipnitz
Melville Abéndsen, Schriftsteller: Gert Günther Hoffmann
Mr. Childan: Siemen Rühaak (Antiquitätenhändler)
Graf Felix von Eckhart: Hans-Günter Martens
Bridageführer Blobel: Gerd Eichen
Yatabe alias Tedeki: Gerhard Becker
Axel Brecker, Bildhauer: Eric P. Caspar
Radiosprecher: Axel Wostry
Radiosprecher: Jürgen Jung
Miss Melikyan, Tagomis Sekretärin: Christine Merthan
Reinhard Heydrich: Wolf Goldan
Stewart: Gerhard Mohr
Lkw-Fahrer: Bernd Herberger
Charly: Kurt Goldstein
Matson, Boss der Eisengießerei: Christoph Lindert
Sekretär: Hans Peder Hermansen
Polizist: Michael Hoffmann
Telefonistin: Ute Mora
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:31
Das Geheimnis von Craven-Hall
Michael Koser: Das Geheimnis von Craven-Hall (RIAS 197

(nach Catherine Louisa Pirkis: The Murder of Troyte's Hill)
Versetzen Sie sich nun im Geiste zurück, um ein gutes dreiviertel Jahrhundert, in die Zeit der Gasbeleuchtung und der Pferdedroschken und folgen sie mir in das Gerichtsgebäude einer kleinen englischen Stadt, wo gerade eine Totenschau abgehalten wird, ein Mord hat stattgefunden.
Richter: Und dann sahen Sie die Leiche.
Butler Hales: Jawohl euer Ehren, ich erblickte den dahingeschiedenen in seinem Blute liegen, inmitten dieser chaotischen Umgebung, es war abscheulich, wenn ich mir diesen starken Ausdruck gestatten darf.
Richter: So. Und was taten Sie dann?
Butler: Ich sagte oh!
Richter: Oh?
Butler: Jawohl euer Ehren, oh, ich erinnere mich genau.
Richter: Und dann?
Butler: Äh, dann dachte ich nach.
Richter: In der Tat. Und?
Butler: Ich äh ich dachte also nach, etwa 2 Minuten, würde ich sagen, dann kam ich zu der Überzeugung, dies sei ein Fall für die Polizei, daher beschloß ich mich nach Grenfell zu begeben und Wachtmeister Williams zu benachrichtigen.
Wachtmeister: Bei dem Toten handelt es sich um einen gewissen Alexander Henderson, allgemein bekannt als Old Sandy, 62 Jahre alt, Gärtner bei Mr. Craven auf Craven Hall, in dieser Eigenschaft bewohnte er eine Hütte im Park des besagten Mr. Craven, nicht weit vom Herrenhaus entfernt. Dort.
Richter: Dort fand ihn Mr. Cravens Butler, in leblosem Zustand, worüber er Sie informierte, das ist uns bereits bekannt, Wachtmeister, wir wollen von Ihnen wissen, ob Ihnen etwas besonders auffiel, als Sie die Leiche in Augenschein nahmen.
Wachtmeister: Gewiß euer Ehren, in dem Zimmer herrschte ein unglaubliches Durcheinander, ganz abgesehen von der Leiche, ein Tohuwabohu, gar nicht zu beschreiben.
Richter: Machen Sie uns die Freunde und versuchen Sie es trotzdem.
Wachtmeister: Ja euer Ehren, äh, das Bett war umgestürzt, desgleichen der Tisch und ein Stuhl, der zweite Stuhl stand auf dem Kleiderschrank, Laken und Bettdecke waren zusammengerollt und in den Kamin gestopft worden, Vasen und anderes Geschirr lagen in Scherben auf dem Fußboden, als ob eine Horde Affen gehaust hätte.
Dr. Johnson: Sofortiger Exitus war natürlich die Folge.
Richter: Natürlich, würde es Ihnen etwas ausmachen, Doktor Johnson, Ihre Aussage kurz zu wiederholen, wenn möglich so, daß sie auch für einen medizinischen Laien verständlich wird.
Dr.: Wie Sie wünschen, euer Ehren, ich möchte aber darauf hinweisen, daß laienhafte Formulierungen nicht gerade zur wissenschaftlichen Präzision beitragen.
Richter: Wir werden uns damit abfinden, Doktor, die Todesursache war also.
Dr.: Schlicht gesagt, ein Schlag auf den Schädel ausgeführt mit einem stumpfen Gegenstand und großer Körperkraft, die Lage des Toten auf dem Fußboden des Zimmers, direkt unter dem offenen Fenster, deutet darauf hin, daß er den Schlag erhielt, während er den Kopf aus dem Fenster steckte.
Richter: Interessant, und wann.
Dr.: Der Tod trat etwa 12 Stunden vor meiner Untersuchung ein, also zwischen 5 und 6 Uhr am frühen Morgen des 8. September 1901, darauf läßt auch die Tatsache schließen, daß der Tote lediglich mit einem Nachthemd aus himmelblauem Flanell bekleidet war.
Craven: Familienfaktotum könnte man sagen, treuer Diener, seit ich in Oxford war, als Student, wissen Sie, alte neue und vergleichende Philologie, damals fing ich an mit meinen Forschungen über die Ursprache der Menschheit, ich weiß nicht ob sie sich vorstellen können.
Richter: Gewiß Mr. Craven, äh hatte der Tote Ihres Wissens Feinde?
Craven: Feinde, wer?
Richter: Handerson natürlich.
Craven: Sandy, meinen Sie, Feinde, ganz bestimmt nicht, eine Seele von Mensch, allgemein beliebt.
Richter: Demnach glauben Sie nicht, daß der Täter in seinem Wirkungskreise zu suchen wäre.
Craven: Unsinn, völlig unmöglich, ein Landstreicher vielleicht oder ein Irrer.
Richter: Gestatten Sie mir zum Schluß dieser Totenschau einige notwendige Betrachtungen, der Fall liegt noch in den bewährten Händen der hiesigen Kriminalpolizei und ich bin sicher, daß Inspector Griffin, der die bisherigen Untersuchungen mit großer Umsicht geleitet hat, bald den Urheber dieser schändlichen Tat ermitteln und der gerechten Strafe zuführen wird, aber wie ich soeben erfahren habe, gedenkt der Polizeipräsident unserer Grafschaft einen Londoner Spezialisten hinzuziehen, angesichts gewisser angeblich merkwürdiger Umstände des Falles und angesichts der Tatsache, daß eine angesehene Familie wenn auch nur indirekt betroffen sei, wir halten dies, wir sagen es in aller Offenheit, für eine durchaus unnötige Maßnahme, ja noch mehr, für eine Verschwendung von Steuergeldern, denn kann wohl ein Zweifel daran bestehen, daß es sich beim Täter um einen Wahnsinnigen handelt, der durch eine Überprüfung der einschlägigen Anstalten in der Umgebung leicht zu ermitteln sein dürfte, für uns ergibt sich daraus wieder einmal die traurige Veranlassung, auf den gefährlichen Geist dieser unserer modernen Zeit, warnend hinzuweisen, auf die beklagenswerte Hektik des kaum begonnenen Jahrhunderts, die sich ausdrückt in Automobilen, Telefonen und weiß der Himmel noch was für entsetzlichen Erfindungen, auf die verfehlte Sucht nach neuem, die das bewährte alte verachten zu müssen glaubt, all dieses kann wie wir leider schon des öfteren festzustellen hatten, ungefestigte Charaktere in kriminellen Irrsinn stürzen, bedenken Sie dies meine Herren vom der Jury, wenn sie sich nunmehr zurückziehen um ihren Spruch zu beraten.
Inspektor Griffin: Mord durch eine oder mehrere unbekannte Personen, na das war zu erwarten, dann machen Sie mir mal eine Liste aller Sanatorien in der Grafschaft, damit wir sie in den nächsten Tagen abklappern können.
Wachtmeister: Schon dabei, Inspektor, was meinen sie, vielleicht haben wir den Burschen schon, bevor dieser Spezialist aus dem Zug steigt.
Inspektor: Ihr Wort in Gottes Ohr, Williams und in das des Herrn Polizeipräsidenten.
Gordon: Eine Dame möchte sie sprechen, Inspektor.
Inspektor: Eine Dame, Sie können gehen Williams, und Sie auch Gordon.
Miss Brooke: Inspektor Griffin?
Inspektor: Zu Ihren Diensten, Mam.
Brooke: Mein Name ist Brooke, Miss Loveday Brooke.
Inspektor: Erfreut, möchten Sie nicht Platz nehmen und vielleicht eine Tasse Tee?
Brooke: Danke aber zu einem Plauderstündchen bin ich eigentlich nicht gekommen, haben Sie mein Telegramm nicht erhalten?
Inspektor: Telegramm, was für ein Telegramm?
Brooke: Ich soll hier einen Fall lösen, mit dem Sie allein nicht fertig werden, den Mord an Alexander Henderson.
Inspektor: Moment mal, Brook. Brook ah, dann sind Sie ja der Spezialist aus London.
Brooke: Ich bin wie sie sehen die Spezialistin aus London, Sie dürfen den Mund wieder zumachen, Inspektor, haben Sie übrigens etwas dagegen wenn ich rauche.
Inspektor: Ja, ich meine natürlich nein, bitte entschuldigen Sie meine Verwirrung, ich habe natürlich keine Dame erwartet.
Brooke: Natürlich nicht, ein weiblicher Detektiv, der auch noch raucht, das ist ja wohl der Gipfel, die muß ein Mannweib sein, ein Blaustrumpf, eine Suffragette, wenn nicht noch schlimmeres, so nachdem ich Ihnen das Wort aus dem Munde genommen und das ***gatorische Vorgeplänkel.
Inspektor: Aber ich bitte sie ganz und gar nicht.
Brooke: Sollten wir vielleicht mit der Arbeit anfangen, was bei der Totenschau ausgesagt wurde, können Sie voraussetzen, ich war da, klein und bescheiden, in der letzten Reihe, Sie haben mich sicher nicht gesehen.
Inspektor: Ich muß gestehen.
Brooke: Macht nichts, macht nichts, meinen Sie übrigens auch wie der in Ehren vergreiste Richter, daß der Täter ein Geisterkranker ist?
Inspektor: Ich weiß nicht so recht.
Brooke: Sehr schön, sehr schön, immer offen bleiben, das ist mein Motto, ein guter Detektiv geht ohne Vorurteil und vorgefaßte Meinung an seine Fälle, und Sie sind doch ein guter Detektiv.
Inspektor: Ich hoffe es.
Brooke: Ich auch, das würde unsere Zusammenarbeit nämlich sehr erleichtern, gut ans Werk Inspektor, äh zunächst will ich von Ihnen nichts weiter als ein paar Informationen, also erzählen Sie mir was von den Cravens auf Craven Hall.
Inspektor: Ja, aber, aber Sie glauben doch nicht.
Brooke: Ich glaube gar nichts, Inspektor, bitte.
Inspektor: Ja, die Cravens, immer noch eine der angesehensten Familien in der Grafschaft, heutzutage allerdings wie soll ich sagen, ein bißchen heruntergekommen, Craven Hall soll stark verschuldet sein, Mr. Craven senior haben Sie ja wohl bei der Totenschau erlebt, ein Gelehrter, zerstreut, weltfremd, schreibt seit Jahrzehnten an einem großen Werk über die Urlaute der Menschheit oder so ähnlich und interessiert sich für nichts anderes, Witwer, hat 2 Kinder, Cilia 18 und Walter 20.
Brooke: Warum sind die beiden nicht bei der Totenschau vernommen worden?
Inspektor: Ganz einfach, Cilia ist in Liverpool bei Bekannten.
Brooke: So, wann abgereist?
Inspektor: Am 7. September, einen Tag vor dem Mord, abends, in einem gemieteten Automobil, wir haben nachgefragt, routinemäßig, und der Chauffeur hat es bestätigt.
Brooke: Damit hätte Miss Craven ein Alibi.
Inspektor: Nicht, daß sie es brauchte, Cilia hätte nie die Kraft gehabt, Sandy den Schädel einzuschlagen, sie ist ein nettes Mädchen, hat so gar nichts von diesen modernen jungen Frauen die auf Tennisplätzen herumflirten und die Straßen mit dem Velociped unsicher machen.
Brooke: Danke sehr.
Inspektor: Ai, das war natürlich nicht persönlich gemeint.
Brooke: Geschenkt. Inspektor, geschenkt, weiter, Walter Craven.
Inspektor: Krank, Gelbsucht, er liegt isoliert von der Außenwelt in einem Seitenflügel von Craven Hall.
Brooke: Seit wann?
Inspektor: Warten Sie mal, ja, seit dem 7. September.
Brooke: Die Tochter verreist, der Sohn wird krank, genau zur gleichen Zeit, merkwürdig, finden Sie nicht.
Inspektor: Merkwürdig, reiner Zufall.
Brooke: Glauben Sie wirklich, woher wollen Sie wissen, daß Walter den kranken nicht nur spielt.
Inspektor: Auch wenn wir hier nicht bei Scotland Yard sind, so leicht lassen wir uns nicht an der Nase herumführen, Mr. Craven Junior hat ein ordnungsgemäßes ärztliches Attest vorgelegt, als er zur Totenschau bestellt wurde.
Brooke: Wer hat das Attest unterschrieben, der Hausarzt?
Inspektor: Ja, das nehm ich doch an.
Brooke: Aber sie wissen es nicht genau.
Inspektor: Nein.
Brooke: Dann prüfen sie es bitte nach.
Inspektor: Wenn sie unbedingt wollen.
Brooke: Ja, die Sache ist wichtig, es geht immerhin um Walter Craven Alibi.
Inspektor: Ach das Alibi, das steht sowieso fest. Jonny Hales, der Butler, ist bereit zu beschwören, daß in der fraglichen Nacht weder Walter noch sonst jemand Craven Hall verlassen hat.
Brooke: So, und woher weiß er das so genau?
Inspektor: Hales hat sein Zimmer direkt neben der Tür, die Scharniere quietschen entsetzlich, dazu kommt, daß der alte Hales wie so oft wegen seines Rheumas die ganze Nacht wachblieb, also niemand konnte in der Mordnacht aus dem Haus gehen ohne daß der Butler es hörte.
Brooke: Nicht schlecht soweit, aber eines haben Sie vergessen, oder einen, Hales selbst.
Inspektor: Kaum, würde er dann wohl allen anderem im Haus ein Alibi geben?
Brooke: Da könnten Sie recht haben, gut, legen wir Mr. Hales und das Problem der Alibis erst mal aufs Eis, fragen wir nach den Motiven, wer hätte einen Grund haben können, Sandy Henderson umzubringen? Hales?
Inspektor: Tja, soviel ich weiß kamen die beiden nicht gerade gut miteinander aus, nach Hales lag Sandy den ganzen Tag faul auf seinem Bett herum, ließ den Park verwildern und bekam dafür von Mr. Craven einen höheren Lohn als der Butler.
Brooke: Interessant wenns stimmt, aber kaum ein Mordmotiv, die übrige Dienerschaft
Inspektor: Nur noch Köchin und Zimmermädchen, und die kommen nicht in Frage, nicht kräftig genug.
Brooke: Akzeptiert, und was ist mit Craven senior?
Inspektor: Nix. Im Gegenteil. Mr. Craven hing sehr an Sandy, obwohl der unter uns gesagt ein alter Streithammel war, auch wenn er an allen Ecken und Enden gespart werden mußte, für Sandy Lohn war immer genug da.
Brooke: Und wenn man Hales glauben kann, war Sandys Lohn nicht gerade winzig, dann fehlt uns also nur noch ein Motiv für Walter Craven, den so plötzlich erkranken.
Inspektor: Der hat seine eigenen Probleme, die mit Sandy nichts zu tun haben. Walter ist sozusagen der begehrteste junge Mann in Grenfell und Umgebung, alle unseren würdigen Geldverleiher sind hinter ihm her, wie der Teufel hinter der armen Seele, er hat so viel Schulden, daß ich nicht weiß wie er da jemals wieder rauskommen will, das Familiensilber hat er schon versetzt.
Brooke: Und zurzeit liegt er krank danieder, unerreichbar für seine Gläubiger, äußerst praktisch, wie gehts jetzt weiter, ihr Polizeipräsident sagte etwas von einer Stelle bei Craven, von einer Möglichkeit ins Haus zu kommen.
Inspektor: Richtig, Craven sucht für seine wissenschaftlichen Arbeiten einen Sekretär, eine Guinee pro Monat bei freier Station.
Brooke: Sehr verlockend.
Inspektor: Vielleicht kann ich ihn von den Qualitäten einer Sekretärin überzeugen.
Brooke: Tun sie das Inspektor, ich logiere im Ochsenkopf, wenn mit Craven alles klar geht, treffen wir uns morgen vormittag sagen wir um 10 und sie begleiten mich dann nach Craven Hall, einverstanden.
Inspektor: Ein gewöhnlicher Räuber wars mit Sicherheit nicht, Sandys Sparbuch und 200 Pfund in Bar lagen unberührt in seinem Schrank, also vielleicht doch ein irrer, dieses verwüstete Zimmer, das kann doch kein normaler Mensch gewesen sein.
Brooke: Aber Inspektor, immer schon offen bleiben, denken sie dran, es gibt mindestens noch 2 andere Möglichkeiten.
Inspektor: Und die wären?
Brooke: 1. der Mörder will uns täuschen, will uns glauben machen, Sandy sei von einem Wahnsinnigen erschlagen worden, 2. der Mörder hat etwas bestimmtes gesucht und wollte alle Spuren seiner Suche beseitigen.
Inspektor: Und das, verehrte Kollegin, ist Craven Hall.
Brooke: Aha, von weitem ganz hübsch, frühes 17 Jahrhundert nehm ich an.
Inspektor: Kann sein ich versteh nicht davon, die franzosischen Fenster rechts von der Tür, das ist das Arbeitszimmer von Mr. Craven.
Brooke: Und Walters Krankenlager?
Inspektor: Irgendwo im linken Seitenflügel im 2. Stock glaub ich.
Brooke: Da wir gerade von Walter reden, haben Sie sich um sein Attest gekümmert.
Inspektor: Hätte ich fast vergessen, das Attest ist von Dr. Waters in Grenfell ausgestellt worden.
Brooke: Und?
Inspektor: Dr. Waters ist zwar etwas kurzsichtig, und nicht mehr der jüngste, aber er würde nie ein Gefälligkeitsattest unterschreiben, auch nicht für die Cravens.
Brooke: Das rote Dach da über den Büschen, das gehört wohl zu Sandy Hütte.
Inspektor: Richtig, wir sind da.
Brooke: Dann liefern sie mal die neue Sekretärin ab, wir sehen uns wie besprochen um 5 in ihrem Büro.
Hales: Inspektor.
Inspektor: Tag Hales, ich bringe ihnen Mr. Cravens neue Sekretärin, Miss Brooke, er weiß Bescheid.
Hales: Miss äh bitte folgen sie mir.
Brooke: Einen Moment noch, ein Wort im Vertrauen, Inspektor.
Inspektor: Ja?
Brooke: Fragen sie ihn, ob er in der Mordnacht, als er nicht schlafen konnte, irgend ein ungewöhnliches Geräusch gehört hat, leben sie wohl Inspektor, und vielen Dank für ihre Mühe.
Inspektor: Nicht der Rede wert, Miss, ach Hales?
Hales: Sir?
Inspektor: In der Nacht, in der Sandy umgebracht wurde.
Hales: Ja Sir.
Inspektor: Haben sie da irgendetwas Ungewöhnliches gehört?
Hales: Ungewöhnlich Sir?
Inspektor: Ja ein auffälliges Geräusch, ein Geräusch das man normalerweise sonst nicht hört.
Hales: Ah ich verstehe, Sir, ich glaube nicht, Sir, falls man nicht die Tatsache, daß Kapitän geheut hat, für ungewöhnlich halten wollte.
Inspektor: Käptain?
Hales: Mr. Cravens irischer Setter, Sir.
Inspektor: Ah ja, wann war das?
Hales: Wenn ich mich recht erinnere, Sir, gegen 5 Uhr morgens, das war übrigens wenn ich das hinzufügen darf, das letzte mal, das Cäptain sich vernehmen ließ, seit dem ist er verschwunden.
Inspektor: Was sie nicht sagen.
Brooke: Der kuriosen Zwischenfall mit dem Hund in der Nacht, elementar mein lieber Inspektor.
Inspektor: Wie meinen.
Brooke: Oh nichts von Bedeutung, walten Sie ihres Amtes, Hales.
Hales: Sehr wohl, Miss, wie ich bereits bemerkte, folgen Sie mir.
Brooke: Eine schlimme Sache, der Mord an Ihrem Gärtner, Hales.
Hales: So ist es, Miss, Ihr Zimmer, Miss, ein Dichterzimmer von Miss Celia, die sich zur Zeit in Liverpool aufhält, oh, oh ich muß um Entschuldigung bitten, Miss, wie ich bemerke ist noch nicht aufgeräumt, ich werde ihnen sogleich das Mädchen schicken.
Brooke: Lassen Sie nur, Hales, das mache ich schon selbst.
Hales: Wie es Ihnen beliebt Miss, Abendessen um 7 Uhr, pünktlich, Mr. Craven wünscht Ihre Anwesenheit, bis dahin muß ich sie sich selbst überlasen.
Inspektor: Zucker, Miss Brooke?
Brooke: Danke Inspektor.
Inspektor: Nein. Keine Sahne, danke.
Brooke: Ist Celia Craven blond?
Inspektor: Was, ja ich glaub schon, warum?
Brooke: Weil ich das hier auf dem Fußboden ihres Zimmers gefunden habe.
Inspektor: Aha. Eine Haarsträhne, blond, na und?
Brooke: Diese Strähne, lieber Inspektor ist gut 40 cm lang, so was schneidet sich ein Mädchen nicht aus Spaß ab oder durch Zufall.
Inspektor: Aber ich versteh nicht. Was schließen sie daraus?
Brooke: Vorläufig noch gar nichts, dazu müßte ich erst mehr über Walter Cravens Krankheit wissen.
Inspektor: Aber was hat denn das damit zu tun, und was wollen sie dauernd mit Walter, sie sind auf der falschen Fährte, Miss Brooke, glauben sie mir, was sie tun sollten.
Brooke: Was ich tun sollte, überlassen sie bitte ganz und gar mir, Inspektor, übrigens habe ich nicht nur diese Haarsträhne gefunden.
Inspektor: So, was denn noch?
Brooke: Einen toten Hund, genauer gesagt einen irischen Setter, dem jemand den Schädel eingeschlagen hat mit einem stumpfen Gegenstand.
Inspektor: Mr. Cravens Kaptain.
Brooke: Ohne Zweifel, er lag oberflächlich vergraben unter einem Gebüsch im Park, knapp 5 Meter von Sandys Hütte entfernt, wenn ich meiner Nase trauen kann, war er schon etwa 1 Woche tot, das heißt.
Inspektor: Das heißt, daß er wahrscheinlich in der Nacht vom 7 auf 8 September totgeschlagen wurde.
Brooke: Gegen 5 Uhr als Hales sein Todesheulen hörte und da nach Dr. Johnson Aussage Henderson in eben dieser Nacht auf eben diese Weise umgebracht wurde und zwar zwischen 5 und 6.
Inspektor: Läßt sich zwischen beiden Ereignissen ein Zusammenhang vermuten.
Brooke: Sehr gut Inspektor, die Frage ist nur, was für ein Zusammenhang.
Inspektor: Ja, ja, äh das ist wie sie so richtig sagen die Frage, vielleicht hat der Hund den Mörder gestellt?
Brooke: Könnte sein, nur war Captain leider uralt, zahnlos, halb blind und so gut wie taub, ich habe mich informiert, Fakten, Inspektor, Fakten, darauf kommt es an, Regel 2 des guten Detektivs, eine Tatsache ist mehr wert als 1000 Vermutungen, und deshalb sollten wir heute mit dem spekulieren aufhören.
Inspektor: Wüßte nicht, was ich lieber täte.
Brooke: Freuen sie sich nicht zu früh, Inspektor, Fortsetzung folgt bald, allerdings wohl besser nicht hier, man könnte sich fragen, was ich ständig in Grenfell und speziell ihrem Büro zu suchen habe.
Inspektor: Daran habe ich auch schon gedacht und mir was überlegt, was halten sie davon, um die Mittagszeit kommt der Briefträger mit der Post nach Craven Hall, ein zuverlässiger Mensch, tut der Polizei gern mal einen Gefallen, wenn sie mir was mitteilen wollen, schreiben sie es auf und geben sie es ihm mit, heimlich, ich mach es genauso, noch eine Tasse Tee?
Brooke: Ja gern.
Butler: Wünschen Sie noch Gemüse, Miss?
Brooke: Danke Hales.
Craven: Essen sie nur, Miss äh.
Brooke: Brooke, Loveday Brooke.
Craven: Essen sie doch, Miss Brooke, essen sie tüchtig das stärkt die kleinen grauen Zellen, und die brauchen wir, die brauchen wir bald, wenn wir anfangen gemeinsam an meinem großen Werk zu arbeiten, sie wissen doch worum es geht, oder, habe ich sie schon gefragt, welche Sprachen sie beherrschen, das ist wichtig, Miss äh Brooke, äußerst wichtig. Je mehr desto besser, desto besser, nicht wahr.
Brooke: Ich spreche außer englisch natürlich.
Craven: Natürlich. Natürlich.
Brooke: Französisch, italienisch, deutsch, verstehe spanisch, latein, altgriechisch, ach ja und ein bißchen hebräisch.
Craven: Und, und? Das ist alles? Miss Brooke, kein Sanskrit, Miss äh, die erhabene Sprache der alten Inder, wirklich nicht, chinesisch, gotisch, isländisch, kein bißchen, kein ganz kleines bißchen.
Brooke: Leider nein, Mr. Craven.
Craven: Ein Jammer, ja was machen wir denn da, sie können abräumen, Hales.
Butler: Sehr wohl, Sir.
Craven: Das gewaltige Werk Miss äh.
Brooke: Brooke.
Craven: Ms Brooke danke, das gewaltige Werk, die Krönung meines wissenschaft-lichen Strebens und Lebens verlangt nun einmal die Kenntnis aller wichtigen Idiome der Menschheit, die Urlaute, Miss Brook, die Ursprache, ist ihnen eigentlich klar, welch gigantischer Aufgabe ich mir gestellt habe, wissen sie in welcher Sprache Adam und Eva im Paradies miteinander konversierten, sie wissen es nicht, niemand weiß es, nur ich, ich weiß es oder ich werde es sehr bald wissen, denn die Urlaute, glauben sies mir, sind nicht verschwunden, sie stecken in jeder Sprache überall, man muß sie nur finden und erkennen, und wenn ich sie gefunden und erkannt habe, dann werden sie es alle bereuen, daß sie mich ausgelacht haben, alle, die eingebildeten Professoren und Doktoren, sie werden meinen Namen mit Ehrfurcht nennen, sie werden mein Werk bewundern, und es wird Jahrhunderte überdauern.
Butler: Sir?
Craven: Jawohl die Jahrhunderte.
Butler: Sir.
Craven: Was? Was, was gibts Hales?
Butler: Vielleicht möchten sie einen Blick in die Zeitung werfen Sir, die Liverpool News von heute.
Craven: Gut gut, geben sie doch her, Hales.
Butler: Bitte Sir ich erlaube mir ihre besondere Aufmerksamkeit auf diesen Artikel hier zu lenken.
Craven: Wieso, was, achso, in den Morgenstunden des gestrigen Tages haben sich eine große Menschenmenge am Pier A, um der Abfahrt der Edinburg Castle beizuwohnen, unter den Passagieren der Jungfernfahrt nach New York.
Butler: Sir?
Craven: Ja, ja verstehe, Hales, wer ist die junge Dame hier am Tisch, sie kommt mir irgendwie bekannt vor.
Butler: Miss Brooke Sir, Ihre neue Sekretärin.
Craven: Ach, wirklich, ja richtig, ich erinnere mich. Miss Brooke.
Brooke: Ja, Mr. Craven?
Craven: Heute brauche ich sie nicht mehr, bin nicht in der rechten Stimmung zur Arbeit, aber morgen abend nach dem essen da stellen sie sich bitte in meinem Arbeitszimmer ein, bereiten sie sich geistig darauf vor, daß ich ihnen das Vorwort meines großen Werkes diktieren werde, Sie dürfen sich zurückziehen, Miss äh.
Brooke: Brooke, Mister Craven.
Brooke: Dies, lieber Inspektor, ließ mir wie sie sich denken können, hinreichend Zeit, meinen eigentlichen Pflichten in Craven Hall nachzugehen, und wenn ich auch bislang noch nicht in die Geheimnise der Urlaute eindringen konnte, so ist es mir doch gelungen, eines der Geheimnisse von Craven Hall aufzudecken, wovon ich ihnen durch den getreuen Postboten hiermit sogleich Mitteilung mache, ich meine die mysteriöse Krankheit des jungen Mr. Walter, der ich wie Sie sich erinnern werden, von Anfang an mit gewissen zweifeln gegenüberstand, es wird sie interessieren zu hören, daß meine Zweifel sich als durchaus begründet erwiesen haben, heute vormittag war ich nämlich in einem unbewachten Augenblick so glücklich das sog. Krankenzimmer im Seitenflügel in Augenschein zu nehmen obwohl ich lediglich einen kurzen Blick auf das darin aufgestellte Bett werfen konnte, die Köchin hatte ihren Posten an der Tür nur für wenige Sekunden verlassen, blieb meiner geschulten Beobachtungsgabe keine wichtige Einzelheit verborgen, im Bett lag kein junger Mann sondern ein etwa 18 jähriges Mädchen mit gelbgeschminkten Gesicht und kurzgeschnittenen blonden Haaren, die Schlußfolgerungen, welche daraus zu ziehen sind, kann ich wohl getrost ihnen überlassen, in diesem Zusammenhang noch ein Hinweis, beschaffen sie sich die Passagierliste der Edinburg Castle, die vorgestern von Liverpool nach New York abgesegelt ist, es sollte mich nicht im mindesten wundern, wenn sie darin einen bekannten Namen fänden, doch nun zu wichtigerem, ich weiß, wer Hendersen erschlagen hat, nur eine Person kommt in Frage, alle übrigen sind aus einer Vielzahl von Gründen, die auch ihnen inzwischen klar sein müßten, eliminiert, letzte Gewißheit vor allem was das Motiv betrifft, hoffe mir ich noch am heutigen Tage zu verschaffen, dabei könnte ihre Hilfe unter Umständen von einigem nutzen für mich sein, stellen sie sich daher bei Anbruch der Dunkelheit hier ein, am besten mit einer kleinen polizeilichen Heeresmacht und verbergen sie sich im Park, behalten sie vor allem die französischen Fenster des Arbeitszimmers im Auge, sobald sie dort direkt hinter den Scheiben eine grüne Lampe aufleuchten sehen ist es angezeigt, daß sie mit gewisser Dringlichkeit das Zimmer betreten, ich verlasse mich auf Sie, wenn ich auch hoffe, daß der Fall durch die Kraft des Geistes allein und ohne rohe Gewalt gelöst werden kann, Ihre ergebene Loveday Brooke.
Craven: Was machen Sie denn da?
Brooke: Oh oh, Sie haben mich erschreckt, Mr. Craven, ich bereite unsere Arbeit vor, hier, sehen sie.
Craven: Was haben Sie in meinen Privatpapieren zu suchen, Miss äh.
Brooke: Brooke.
Craven: Ich mag das nicht, man könnte fast glauben, sie seien an meinen kleinen Geheimnissen interessiert, Leute, die meine kleinen Geheimnisse kennen, mag ich nicht, lassen Sie sich das gesagt sein.
Brooke: Ja, Mr. Craven, verzeihen Sie.
Craven: Wo waren wir stehengeblieben.
Brooke: Sofort, für das Problem der Reduzierung menschlicher Sprache auf die sechs Urlaute ist die Frage nach den emotionalen Grundsituationen von entscheidender Bedeutung, daß Schmerz, Leid, Lust, Freude, Mangel und Befriedigung ihren jeweiligen sprachlichen oder doch stimmlichen Ausdruck besitzen, davon darf ausgegangen werden, wenn auch experimentelle Bestätigung, soweit hatten sie diktiert, Mr. Craven.
Craven: Experimentelle Bestätigung, experimentelle Bestätigung, das ist es, das a und o, der letzte Beweis, auch die vergleichende Philologie ist eine exakte Wissenschaft und bedarf des Experiments, aber wie vorgehen, ja wie vorgehen?
Brooke: Tierversuche, haben sie schon daran gedacht, Mr. Craven, das wäre doch meiner bescheidenen Meinung nach ein guter Anfang, die Urlaute zu bestimmen.
Craven: Was, was war das Miss, Tierversuche, äußerst interessant, Sie sagen da etwas, woran ich selbst schon oft gedacht habe, wenn wie der selige Mr. Darwin uns glaubwürdig versichert, wir Menschen von Tieren abstammen, dann läßt sich erwarten, daß die Urlaute im Tierreich gewissermaßen vorgebildet sind. Angenommen, man fügt einem Tier Schmerzen zu, einem Affen oder einem.
Brooke: Oder man töten, da man einen Affen doch wohl nur selten zur Hand hat, zum Beispiel einen Hund.
Craven: Aha, Hund, glauben sie ja nicht Miss äh.
Brooke: Brooke.
Craven: Glauben Sie ja nicht, daß Sie als erste auf diese geniale Idee gekommen sind, nein, nein, Miss Brooke, ganz und gar nicht, ich Miss Brooke, jawohl ich habe.
Brooke: Sie wollen doch damit nicht andeuten, daß sie ein solches Experiment bereits durchgeführt haben, Respekt, Mr. Craven.
Craven: Ja, ja.
Brooke: Der arme Kapitän.
Craven: Gewiß, gewiß, aber die Wissenschaft verlangt Opfer.
Brooke: Der Mond schien hell, nicht wahr Mr. Craven, und Sie waren da draußen im Park, allein mit Captain, allein mit in ihrem großen Experiment, womit haben sie ihn erschlagen, Mr. Craven, mit einem Stück Holz?
Craven: Ich bitte Sie, das wäre eine höchst unwissenschaftliche Methode gewesen Miss Brooke, nein, nein, sehr sauber, sehr ordentlich, mit meinem Hammer, meinem Geologenhammer, hier, Miss äh, keine Angst, ich hab ihn danach sorgfältig abgewaschen.
Brooke: Und wie hat Captain reagiert, waren sie zufrieden?
Craven: Ja, wie mans nimmt, wie mans nimmt, bevor er starb hat er sehr schön geheult, sehr laut, sehr urtümlich, aber ich weiß immer noch nicht, wie ich diesen Laut in Buchstaben fassen soll, die Umsetzung, Miss äh, die Umsetzungen des stimmlichen ins schriftliche, ein großes Problem.
Brooke: Der Mond schien noch immer, und sie standen an der Gärtnerhütte, den Hammer in der Hand, und da ging ganz plötzlich das Fenster auf.
Craven: Pst, niemand darf davon wissen, das ist ein Geheimnis, so, jetzt kann uns keiner belauschen.
Brooke: Lassen sie doch die Vorhänge, Mr. Craven, wer soll uns schon vom Park aus beobachten?
Craven: Wer? Aber das wissen sie doch, er natürlich, nachts schleicht er draußen herum, und er grinst, und flüstert, ich weiß bescheid, Herr, ich kenne ihr Geheimnis.
Brooke: Und damals in der Nacht stand er plötzlich am Fenster.
Craven: Ja, ja, das tat er, er beugte sich vor und sah mich an, und ich dachte, blitzschnell dachte ich daran, daß er mein Geheimnis kannte, seit vielen, vielen Jahren, und daß ich ihn dafür bezahlen mußte, immer wieder und immer mehr, und dann dachte ich auf einmal an etwas ganz anderes, an mein Experiment, und daß ist meine Forschungen weit, sehr weit voranbringen könnte, wenn ich den Todeslaut eines Menschen, kein Hund, kein Tier, ein richtiger Mensch, und dann und dann.
Brooke: Dann haben Sie zugeschlagen.
Craven: Ja, ich hab zugeschlagen und Sandy fiel um, zurück in sein Zimmer, stumm, stumm, stellen sie sich vor, kein Wort, kein Laut, gar nichts, er fiel einfach um, das war alles, ich war maßlos enttäuscht, und traurig, ja traurig, als ich im Zimmer nach meinem Geheimnis suchte und alles durcheinander brachte, damit sie am nächsten Tag etwas zu raten hatten, da mußte ich immer daran denken, daß es eigentlich umsonst gewesen war, ganz umsonst, ja aber dann fiel mir etwas ein, ich konnte das Experiment ja jederzeit wiederholen, bei günstiger Gelegenheit natürlich, verstehen sie Miss äh.
Brooke: Brooke.
Craven: Meinen sie nicht auch, daß der Todesschrei einer Frau sehr viel elementarer sein müßte, als der eines Mannes, vom Hunde ganz zu schweigen.
Brooke: Mr. Craven.
Craven: Bleiben Sie stehen, was wollen Sie mit der Lampe am Fenster, Sie sind doch Wissenschaftlerin, Miss äh.
Brooke: Brooke.
Craven: Warum sträuben Sie sich so, denken sie an mein großes Werk.
Inspektor: Hände hoch, legen Sie den Revolver weg, Mr. Craven, Williams, die Handschellen, gehen sie zur Seite, Miss, alles in Ordnung, Miss Brooke.
Brooke: Keine Sorge Inspektor, Achtung.
Wachtmeister: Wir haben ihn Sir, für sein Alter ziemlich kräftig.
Craven: Hier wäre wohl ein Urlaut tiefsten Schmerzes angebracht, wenn ich nur wüßte wie.
Inspektor: Dieses Experiment mit den Urlauten, das ist ja wohl das merkwürdigste Mordmotiv, das mir jemals untergekommen ist.
Brooke: Ziemlich kurios, sogar für eine Spezialistin aus London, Cravens zweites Motiv, oder sein erstes, wie sie wollen, ist dafür um so gewöhnlicher, schlichte Erpressung, darauf hätten Sie übrigens schon längst kommen können, Inspektor, der übertrieben hohe Lohn, den Craven Sandy zahlte, ist ein deutlicher Hinweis, dem hätten Sie nachgehen sollen.
Inspektor: So, hätte ich, aber wer konnte wir denn bei einem Mann wie Mr. Craven darauf kommen, daß er was zu verbergen hatte, da wir gerade dabei sind, was hatte er zu verbergen?
Brooke: Hier, das hab ich vor der großen Auseinandersetzung in seinem Schreibtisch gefunden, unten den Privatpapieren, Cravens Geheimnis, hier bitte sehr, sie brauchen es wahrscheinlich für die Verhandlung.
Inspektor: Eine amerikanische Heiratsurkunde: Archibal Craven, Irma Labell, New York 1866, das war's also, Bigamie.
Brooke: Ein überseeisches Abenteuer in seiner Jugendmaienblüte von dem niemand wußte nur der treue Diener Sandy Henderson, dann kam Craven zurück, wurde solide, heiratete, zeugte Kinder, lebte in ständigen Ängsten vor einem Skandal.
Inspektor: Und zahlte und zahlte, bis er sich mit einem Schlag von seinem Quälgeist befreite, die Urkunde, das war es doch sicher, was Craven in Sandys Zimmer gesucht hatte.
Brooke: Natürlich, und dabei hat er das Chaos angerichtet, das sie verwirren und auf eine falsche Fährte locken sollte.
Inspektor: Aber eigentlich haben wir doch von Anfang an recht gehabt, es war tatsächlich ein Irrer.
Brooke: Sicher Craven ist geisteskrank, kein Zweifel, aber daß sie ihn ohne meine Hilfe überführt oder auch nur verdächtig hätten, wage ich zu bestreiten.
Inspektor: Ja, wie auch immer, und jetzt muß ich ihnen noch eine dumme Frage stellen, ich hätte es gern gelassen, aber dazu bin ich ehrlich gesagt zu neugierig, wie sind sie überhaupt auf Mr. Craven gekommen und dann die Sache mit Walter.
Brooke: Langsam, langsam Inspektor, eins nach dem anderen, zunächst einmal, es gab durchaus Hinweise auf Craven, Sandys hoher Lohn zum Beispiel oder auch der Tod des Hundes, der mich auf das andere Motiv brachte, aber das entscheidende war, daß ich alle übrigen Personen die für die Tat in frage kamen, eliminiert konnte.
Inspektor: Das hatten sie mir schon vor der Festnahme geschrieben, aber ich verstehe immer noch nicht.
Brooke: Fangen wir mit Walter Craven an, der ohne es zu wollen alles getan hat, um unsere Arbeit zu erschweren und das nur weil er sich gerade am 7. September gedrängt fühlte, Craven Hall, England und vor allem seine Gläubiger für immer zu verlassen, damit letztere Herrschaften dabei nicht störend eingriffen, führte die Familie unterstützt von der Dienerschaft eine kleine Komödie auf, in Frauenkleidern und verschleiert, reiste der verlorene Sohn nach Liverpool, während seine Schwester sich die Haare abschnitt, das Gesicht gelb anmalte und den halbblinden Dr. Walters zu sich bestellte, der dann auch nichts ahnend, dem angeblichen Walter Cravan eine Gelbsucht bescheinigte, ich vermute, daß sie sich sehr ähnlich sehen.
Inspektor: Celia und Walter, aber ja, fast wie Zwillinge.
Brooke: Nach der glücklichen Ankunft Walters in Amerika hätte Celia vermutlich ihre Rolle aufgegeben.
Inspektor: Woher wußten Sie übrigens, daß Walter auf der Edinburg Castle zu finden war?
Brooke: Um ehrlich zu sein, das war eher ein Zufall, ein paar Bemerkungen, zwischen Craven Senior und Hales, die nicht für mich bestimmt waren, damit hatte Walter ein Alibi, als Sandy umgebracht wurde, war er in Liverpool, gut 50 Meilen von Craven Hall im Hotel, das haben Sie doch überprüft.
Inspektor: Ja das Alibi steht, Walter war also aus dem Rennen und Celia.
Brooke: Celia auch, aus dem einfachen Grunde, daß sie für den tödlichen Hieb zu schwach war, d***be trifft auf Köchin und Zimmermädchen zu.
Inspektor: Blieb nur noch Mr. Craven Senior und Hales.
Brooke: Hales kam von Anfang an nicht in Frage, ein korrekter Butler wie er, der seinen Beruf ernst nimmt, wäre absolut außerstande gewesen Sandys Zimmer in einer derartigen Unordnung zu hinterlassen, ist eine psychologische Unmöglichkeit.
Inspektor: So Fakten, Miss Brooke, Fakten, ein guter Detektiv.
Brooke: Geht mit der Zeit, irgendwann einmal wird es sich hoffentlich bis zur Polizei von Grenfell herumsprechen, daß es sich bei der Psychologie um eine durchaus ernstzunehmende Wissenschaft handelt, schon mal was von Lombroso gehört, Inspektor?
Inspektor: Apropos Hales, er hat doch ausgesagt, daß niemand, also auch nicht Mr. Craven, in der bewußten Nacht Craven Hall verlassen haben kann.
Brooke: Durch die Tür, Inspektor, wohlgemerkt, durch die Tür, und das trifft auch zu, aber es gibt auch noch eine andere Möglichkeit, die großen französischen Fenster im Arbeitszimmer, die bis auf den Fußboden gehen, leicht zu öffnen, leicht zu schließen, wenn man nicht wie es sie es vorzieht, direkt durch die Scheiben zu spazieren.
Schaffner: Grenfell, der Schottland Express von Glasgow über...
Inspektor: Soll ich ihnen nicht Ihre Taschen.
Brooke: Danke, danke Inspektor das kann ich selbst, alles klar Inspektor, oder haben Sie noch Fragen?
Inspektor: Keine Fragen mehr, aber gratulieren sollte ich ihnen wohl noch zu ihrem Erfolg.
Brooke: Aber Inspektor, ich bin gerührt.
Inspektor: Der allerdings fast ein bißchen zu schlagend ausgefallen wäre, wenn wir gestern abend nur 5 Sekunden später gekommen wären, gäbe es heute keine Spezialistin aus London mehr, zu meinem Leidwesen, muß ich sagen.
Schaffner: Einsteigen, Türen schließen, Abfahrt.
Brooke: Wenn sie 5 Sekunden später gekommen wären, Inspektor hätte ich Gelegenheit gehabt, ihnen etwas vorzuführen, was sie vermutlich noch nicht kennen, einen fernöstlichen Verteidigungsport namens Jiu-Jitsu, aber trotzdem vielen Dank.
Inspektor: Jiu was, gute Fahrt Kollegin.
Brooke: Danke und wenn sie wieder mal einen Fall haben, der ihnen Schwierigkeiten macht, schicken Sie mir einfach ein Telegramm: Loveday Brooke, London, Scotland Yard, das genügt.
Loveday Brooke: Uta Hallant
Inspektor Griffin: Peter Schiff
Richter: Friedrich W. Bauschulte
Craven Sr.: Henning Schlüter
Sein Butler John Hales: Erich Fiedler
Herbert von Boxberger u.a.
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:30
Ping-Pong zur Ming-Zeit
Michael Koser: Ping-Pong zur Ming-Zeit (Erotische Erzählung aus dem alten China) (RIAS 1977)
Kennen Sie Kung Fu? Kennen Sie Mao Tse Tung? Aber kennen Sie auch Ming Ping Pong?
Ming Ping Pong ist kurz gesagt nichts anderes als eine Abkürzung bzw. Kurzfassung des Titels dieser unserer Sendung, welcher in voller Länge lautet wie folgt:
Ping-Pong zur Ming-Zeit - Erotische Erzählungen aus dem alten China
Das Manuskript schrieb Michael Koser
Aber was, werden Sie nun fragen ist Ping Pong zur Mingzeit. Eigentlich um ganz ehrlich zu sein, nur der etwas reißerische Titel für eine Sendung über einen wichtigen Abschnitt der chinesischen Literaturgeschichte, mit Körperkultur oder gar Leistungssport hat unser Thema höchstens im übertragenen Sinne zu tun... Steht und fällt mit dem Text, dem Wort.
Fönis war die Tochter des Tsam Jü, aus Dung Ping in der Provinz Schanto, als sie noch ein Kind war, mischten ihre Eltern immer wohlriechende Substanzen in ihre Speisen und Getränke, so daß spätel, als sie herangewachsen war, ihr ganzer Leib duftete, und man ihr den Beinamen Palfüm gab.
Nun ja, und so weiter, die beste und interessanteste Lösung für eine Sendung über erotische Erzählungen aus dem alten China ist immer noch, da werden Sie uns zustimmen, das schlichte erzählen, daran wollen wir uns halten, aber bevor wir beginnen Ihnen die erste Geschichte zu erzählen, können wir nicht umhin in aller gebotenen Kürze etwas über China, die Ming-Zeit und chinesische Geschichten im allgemeinen zu sagen.
Die Ming Zeit, das heißt die Epoche in der die kaiserliche Ming Dynastie das Reich der Mitte beherrschte, dauerte nach unserer Zeitrechnung von 1368 bis 1644, sie war nach der unruhigen Ära der Mongolenherrschaft eine verhältnismäßig friedliche Epoche der chinesischen Geschichte.
Friede und Freude in China und in der Welt, unser Reich wird ewig sein wie die Sonne.
In der chinesischen Literaturgeschichte ist die Mingzeit die Periode des Realismus, in ihr entstanden die ersten großen Romane, beide Gattungen, Geschichte und Roman galten wenig in der literarischen Wertskala ihrer Zeit, wurden zum niederen Schrifttum gezählt, im Gegensatz zu Lyrik und Essay, daher schmückten sich die Erzählungen häufig mit eingestreuten Betrachtungen und vor allem mit Gedichten.
Der Rauch des Beckens löst sich schon auf, tief liegen die Schatten der Lampe, der Wandschirm hinter dem Bett bewegt sich, und auch der beschwerte Vorhang. Liebeslust ist vergleichbar mit Fischen, die sich im Wasser tummeln, nach Westen sich wendend kaum daß sie nach Osten geschwommen.
Im alten China gab es zwei Arten von Erzählungen, Novellen in der Schriftsprache, die nur wenige gebildete beherrschten, und Geschichten in der Umgangsprache des Volkes, sprachlich formal unterscheiden sie sich stark voneinander, wie etwa die lateinische Hochliteratur des späten Mittelalters von den Literaturen in den jeweiligen Volkssprachen, was den Inhalt betrifft sind sie gleich, sie erzählen von Mandarinen, von Räubern und Geistern, von Mönchen und da auch im alten China die Liebe als wichtiger Bestandteil des Lebens galt, von edlen und weniger edlen liebenden.
Das sei uns Stichwort für unsere erste Geschichte, sie stammt aus der Sammlung San Yan, das heißt drei Gespräche des Autors Feng Menglong, und wurde übersetzt von Kartar Fung, bei dieser Gelegenheit machen wir eine dankbare Verbeugung auch vor den anderen Übersetzern, ohne deren Mühe die Sendung nicht zustande gekommen wäre, Johanna Herzfeld, Wolfgang Bauer und Herbert Frank, und jetzt fangen wir an zu erzählen.
Brave Männer und ihre Gattinnen tun alles für die Nachkommenschaft, vergnügt und hilfsbereit meditieren Mönche in verschlossenen Zellen, wir wissen alle, daß geben seliger macht den nehmen, wo aber steht geschrieben daß nicht auch nehmen zum Glück beitragen kann, danach handeln wohl viele Mönche dieser Welt, vielleicht sogar die meisten, ein Kloster allerdings, der Tempel zum edlen Lotus, schien darin eine Ausnahme zu sein, deshalb hatte das Kloster großen Zuspruch und wohl auch deshalb, weil sich in ihm eine Halle befand, die man die Kindersegenhalle nannte, Guanyin, die Göttin der Barmherzigkeit, hatte dort ihre Residenz und zu ihr kamen aus den fernsten Provinzen die Frauen, denen Kindersegen versagt geblieben war, Guanyin war eine wahrhaft barmherzige Göttin, denn keine der Frauen ging ungetröstet nach Hause, haha, neun Monate nach dem Gebet hatte ihr Segen das Wunder vollbracht und kräftige Kinder krähten in den Wiegen, hehe, wie schnell machen doch solche Geschichten die Runde im Lande, eines Tages hörte auch der Statthalter Wan Dan von den Wundern Guanyins, und da er ein äußerst besonnener, mithin aber auch skeptischer Mann war, wollte er alles recht genau wissen.
Am besten ist's wenn ich selbst einmal den Tempel besuche.
Gedacht getan, der Statthalter, vom Vater Abt mit allen gebührenden Ehren empfangen, inspizierte das Kloster aufs sorgfältigste, ohne jedoch etwas Ungewöhnliches oder gar Ungehöriges zu entdecken, so kehrte er zurück und dachte nach.
Kann denn eigentlich eine hölzerne Gottheit derartige Dinge vollbringen,
frage er sich und es bedurfte nicht allzulangen Nachdenkens, um sich darüber klarzuwerden, daß hier irgendeine Teufelei mit im Spiel zu sein schien, er gab den Auftrag, zwei der schönsten Blumenmädchen herbei zurufen.
Geht ins Kloster zum edlen Lotus, sobald die Zeit gekommen ist, da ihr in der Zelle schlafen sollt, wird jede von euch ein Gefäß mit Tinte unter dem Gewand verbergen, die eine wird rote, die andere schwarze Tinte mit sich führen, sobald sich euch eine Gottheit oder etwas dergleichen nähern sollte, beschmiert ihr unbemerkt den Kopf mit der Farbe.
Die Mädchen taten wie ihnen befohlen war, als eines der beiden, namens Yuan Mei des Nachts in der ihr zugewiesenen festverschlossenen Zelle lag, geschah folgendes: Plötzlich bewegte sich eine Platte des Fußbodens und wurde langsam weggeschoben, Yuan Meis Augen weiteten sich, als sie den kahlgeschoren Kopf eines Mönchs sah, der sich Stück um Stück nach oben schob.
Da schau, das ist also das große Tempelgeheimnis.
Bald darauf drängte sich ein nackter Männerleib an den ihren, auch fühlte sie eine erfahrene Hand an ihren Brüsten.
Ich bin ein Jünger Buddhas und von Guanyin zu euch gesandt,
sprach der Mönch und machte sich emsig ans Werk, trotz aller Wonne versäumt es Yuan Mai jedoch nicht, aus ihrer Tintenschale Farbe zu nehmen, mit der ihre liebkosenden Hände den kahlen Schädel fleißig einrieben, der Wonnespender war so tief beschäftigt, daß er nichts gewahr wurde, als er zum Ende gekommen war, machte er einem zweiten Mönch Platz, welcher die fromme Arbeit mit frischen Kräften fortsetze, zur gleichen Zeit erging es Lin Wan, dem zweiten Blumenmädchen ganz ähnlich, auch ihr erschienen zwei Wonnemönche, um Guanyins Segen weiter zu geben und um mit Tinte gezeichnet zu werden, zärtlich nahm der zweite Abschied.
Mache ich euch glücklich, ihr seht daß ich nicht so heftig bin wie der andere, ich bin ganz auf euer Empfinden eingestellt.
Am frühen Morgen erschien überraschend der Statthalter mit hundert bewaffneten Bütteln im Kloster und befahl dem Abt: Bringt mir die Namensliste euer Brüder, ehrwürdiger Meister.
Dann ließ er nach der Liste alle Mönche vor sich rufen und als sie erschienen waren, gebot er ihnen die Kappen abzunehmen, niemand wagte sich der Aufforderung zu widersetzen und so entblößten sich alle Häupter, da konnte man plötzlich zwei feuerrote Schädel in der Sonne leuchten sehen und nicht weniger deutlich hoben sich zwei weitere ab, die pechschwarz gefärbt waren.
Faßt die vier und legt sie in Ketten, sagt mir Halunken, warum ihr so farbige Schädel habt, wer hat sie euch bemalt.
Als er keine Antwort erhielt, ließ der Statthalter die Blumenmädchen vortreten, sie berichteten und die vier entdeckten Farbköpfe machten unermüdlich Kotau und erflehten die Gnade des Statthalters, der aber geriet in unbändigen Zorn, nannte sie vor Geilheit stinkende Hunde und räudige Wasserbüffel, dann sprach er zum Abt:
Ihr seid ein sehr kluger Mann, aber doch nicht so klug, daß ihr euch nicht hättet erwischen lassen, aus eurem Kloster habt ihr ein Freudenhaus gemacht und ehrbare Frauen habt ihr in den Schmutz gezogen.
Was nun folgte, kann man sich leicht ausmalen, der Abt mußte im Gefängnis schmachten, ihm wurde der Prozeß gemacht und er bereute bitter seine Leichtfertigkeit, schon lange bevor er dem Henker übergeben wurde, nur zwei kindliche Novizen, deren Unschuld allein schon durch ihre Jugend erwiesen war, blieben ungeschoren, verschont blieb auch der uralte zahnlose Weihrauchdiener, dem zu seinem Glück keine Frau mehr etwas anhaben konnte.
Das war unsere erste chinesische Geschichte, die so dürfen wir wohl annehmen, Ihnen weniger exotisch als vielmehr trotz der Göttin Guanyin merkwürdig vertraut erschien, von lüsternen Mönchen wimmelt es schließlich auch in der Novellenliteratur des Abendlandes, bei Boccaccio und seinen Nachahmern, bei der Königin Margarete von Navarra, bei Balzac, und da wir gerade bei diesem Thema sind, auch sonst bieten die Erzählungen aus dem alten China eine Fülle auch hier bekannter Typen und Gestalten, wovon Sie sich im weitern durch Stichproben überzeugen wollen, da ist etwa der edle Räuber:
Der Mandarin von Wuhim hat haufenweise Gold und Juwelen in seinem Amtssitz aufgestapelt, und all diesen Reichtum hat er auf unredliche Weise zusammen gebracht, erleichtere ihn doch mal um einen Teil seiner Besitztümer und verteile den unter die Armen.
Die lustige Witwe:
Das Schicksal hat uns zusammengeführt, er war Liebe auf den ersten Blick, du weißt ich bin Witwe, ich bin wieder frei, willst du dein Leben fürderhin mit mir teilen, dann geh zur Heiratsvermittlerin, wegen deiner Armut brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Geld habe ich selbst genug.
Die jungen unerfahren Liebenden:
Erst küßten sie sich zaghaft, doch wurden sie immer kühner, als sie merkten wie leicht es ist und gleichzeitig wie wunderbar die Zungen zu tauschen, aber so groß beider Sehnsucht auch war, sie wußten anfangs nicht, was nun weiter geschehen sollte, doch auch bei völliger Unberührtheit bricht die Liebe sich Bahn und so kam es wie es kommen mußte, beide fanden ohne fremde Hilfe zu einander.
Außerdem gibt es natürlich auch erfahrene Liebhaber, edle Helden, schöne Mädchen, finstere Bösewichte, im fernen Osten wie im nahen Westen, also sind, werden Sie fragen, die Chinesen gar nicht so ungeheuer anders wie es die Volksmeinung wahrhaben will, zumindest soweit es ihre Novellen betrifft, gewiß, einerseits, andererseits aber enthalten auch die erotischen Geschichten aus der Mingzeit hinreichend unbekanntes, verblüffendes, kurioses, eben typisch chinesisches.
Bei der umfassenden Darstellung der chinesischen Gesellschaft in den Novellen war die Erotik nur ein, allerdings, wichtiges Moment, Autoren und Leser waren nicht prüde, ***grafisch interessiert waren sie allerdings auch nicht.
Was erscheint nun in den Geschichten der Mingzeit dem fremden Teufel, wie man im alten China den Barbaren aus dem Westen nannte, als eigentümlich chinesisch, da ist wohl an erster Stelle die große Bedeutung die literarisch geistiger Bildung zugemessen wird, Helden und Heldinnen der Novellen sind zwar auch schön und edel, vor allem aber klug und gebildet.
Ich habe das Studium der Konfuzianer zu meiner Beschäftigung erkoren und mich der Literatur verschrieben, alle vier Klassen des Schrifttums, kanonische Bücher Geschichtswerke, Philosophen und die schöne Literatur, habe ich von vorn bis hinten durchgeackert.
Eisvogel war die Tochter eines Bürgers aus Juanan, namens Liu, sie war schon früh von großer Klugheit und konnte das kl***sche Buch der Lieder und das Buch der Urkunden auswendig.
Sehr chinesisch ist auch die formalistische Höflichkeit, von der sich nicht einmal Grabräuber freimachen können.
Bevor er den Sarg öffnete, klopfte er daran und sprach:
Mein liebes Fräulein, entschuldigt bitte, was ich jetzt tun werde, ich nehme mir all eure Haare, denn ich kann sie bestimmt besser gebrauchen als ihr, macht mir also bitte keine Schwierigkeiten.
Fremd ist uns auch die reizvolle, leider kaum zu imitierende Lösung des alten Problems vom Mann zwischen zwei Frauen:
Beide Mädchen sagten: zwar sind wir nur geringe Personen, aber es tat uns dennoch immer wieder weh, daß wir die Zeit, ob Herbstmond oder Frühlingsblüte, nutzlos vergeudet haben und daß wir nicht dazu kamen die liebende Neigung zu befestigen, wir möchten mit euch das eheliche Lager teilen und auf ewig euch zu treuen Diensten sein, wenn ihr unserer Bitte folgt, werden wir beide euch heiraten.
Und sie lebten fortan, wie wir doch hoffen wollen, zu dritt glückselig beisammen, noch unvertrauter als offizielle problemlose Vielweiberei ist eine besondere Art chinesischer Geister die es gewaltig nach irdischer Liebe verlangt, darum geht es in der zweiten Geschichte, die wir in größerer Ausführlichkeit erzählen wollen, sie heißt Sjä-dau, die schöne Kurtisane.
Während der Regierungszeit des Mingkaisers Hongwu lebte in der Stadt Kanton ein junger Mann namens Jen, der Meni gerufen wurde, sein Vater Jenbeilu wurde als Inspektor des Schulwesens in die Stadt Fengdu versetzt und nahm seine Familie mit, Meni war ein schlanker junger Mann, immer guter Laune und seinen Altersgenossen in allen Dingen überlegen, er verstand ebenso schön zu schreiben wie zu malen, und spielte Gitarre und Schach gleich ausgezeichnet, bei all diesen Vorzügen war es nicht verwunderlich, daß der reiche Herr Tschang, der auf dem Lande lebte, ihn als Hauslehrer einstellte. Eines Tages wollte Meni seine Eltern besuchen, auf seiner Wanderung zur Stadt gelangte er zu einem Hain von Pfirsichbäumen die in voller Blüte standen, als er hielt um den Anblick zu genießen wurde er gewahr, daß sich zwischen den Zweigen eine schöne junge Dame zu verbergen trachtete, am nächsten Tag ging Meni absichtlich den gleichen Weg und diesmal ließ die Dame ihn in ihr Haus bitten.
Verbringt den Abend bei mir junger Herr.
Erlaubt mir nach eurem geehrten Familienamen zu fragen.
Der Name meiner unbedeutenden Familie ist Ping, mein Gatte, Herr Ping, ist leider kurze Zeit nach unserer Hochzeit gestorben und ich habe mich als Witwe in dieses Landhaus zurück gezogen, durch diese Heirat bin ich übrigens verwandt mit eurem hochgeschätzten Gönner Tschang.
Es entwickelte sich eine geistreiche Unterhaltung und, ohne daß sie es gewahr geworden, war die zehnte Abendstunde herangekommen, die schöne Dame geleitete Meni in ihr Schlafzimmer und sagte:
Schon seit langer Zeit lebe ich in diesem Haus in völliger Einsamkeit, nun hab ich heute Abend eure Höflichkeit und Liebenswürdigkeit kennengelernt, und ich kann mir nicht versagen, euch ein wenig meine Liebe zu zeigen, darum schlage ich euch vor, mir heute Nacht Gesellschaft zu leisten.
Das ist mein sehnlichster Wunsch, aber ich hätte niemals gewagt euch darum anzugehen.
Darauf entkleideten sie sich und gingen gemeinsam zu Bett, sie waren glücklich wie zwei im Wasser spielende Fische und vergaßen über ihrer Liebe die Welt um sich herum. Am nächsten Morgen beschenkte die schöne Dame Meni mit einem kostbaren Briefbeschwerer aus Jade, geleitete ihn zur Tür und sagte:
Wenn ihr nichts Besseres vorhabt, so kommt heute abend wieder. nehmt euch kein Beispiel an herzlosen und unzuverlässigen Menschen.
Einer solchen Ermahnung bedarf es bei mir nicht.
Sechs Monate vergingen ohne daß die Liebenden merkten wie die Zeit dahinfloß, sie betrachteten die Blumen und schauten zum Mond auf, sie sangen und schlürften Wein und versagten sich keinerlei menschliche Freude, aber das Unglück will es, daß das gute niemals von Dauer ist, so mußte auch für diese beiden liebenden das Ende ihres Glücks heran kommen, sein Vater und Herr Tschang entdecken zufällig, daß Meni seine Nächte weder im Elternhaus auf noch auf Tschangs Gut verbrachte, sie nahmen ihn streng ins Gebet, Meni sah ein daß es keinen Ausweg für ihn gab und berichtet von seiner Bekanntschaft mit der schönen Dame aus der Familie Ping, die eine Verwandte des Herrn Tschang sei, dieser sagte erstaunt:
Aber ich habe in dieser Gegend überhaupt keine Verwandten, und kein Zweig meiner Familie führt den Namen Ping, hinter deinem Erlebnis steckt sicher ein Spuk, ich rate dir dringend, vorsichtig zu sein und unter keinen Umständen noch einmal dieses Landhaus aufzusuchen.
Meni glaubte ihm nicht und besuchte am Abend, wie er es gewohnt war, seine schöne Geliebte, sie leerten einige Schälchen Wein miteinander und in der Nacht gaben sie sich ihrer Liebe hin, aber als der Morgen heraufdämmerte begann sie bitterlich zu weinen und sagte:
Wir werden auf immer getrennt werden.
Unter heißen Tränen nahmen sie voneinander Abschied, als Mengis Vater feststellte, daß sein Sohn wieder in jenem Haus übernachtet hatte, wurde er zornig und sagte zu Herrn Tschang:
Ich will mich von meinem zuchtlosen Sohn geführt selbst an jenen Ort bemühen und nachforschen.
Sie gingen zu dritt aus der Stadt und schlugen den Weg zum Pfirsichhain ein, als sie dort anlangten, reckten sie alle überrascht den Hals, rundum sahen sie nur glitzerndes Wasser und bewaldete Hügel, nichts weiter, vor ihnen ragte ein Dickicht mit Pfirsichbäumen auf, im Untergehölz schimmerte ein einfaches Grabdenkmal, das Haus war verschwunden, Herr Tschang schüttelte nachdenklich den Kopf.
Es wird erzählt, daß sich an dieser Stelle das Grab einer Kurtisane aus der Tang-Epoche befindet, Sedau war ihr Name, in einer späteren Generation erinnerten sich die Menschen der Worte des Dichters Jinku, zarte Pfirsichblüten bedecken Jaus Grab, und sie pflanzten an dieser Stelle mehrere hundert Pfirsichbäume an, damit sie zur Blütezeit darunter Lustwandeln konnte, die schöne Dame, der euer geschätzter Sohn begegnet ist, ist zweifellos Sedau gewesen, sie ist schon Jahrhunderte lang tot, aber ihr Geist ist anscheinend der gleiche geblieben, es ist ratsam, dieser Sache nicht weiter nachzugehen.
Meni studierte weiter und bestand auch die höchste Prüfung, mit der er den Grad eines Tshinshi, eines Doktor erwarb, er wurde nicht müde sein abenteuerliches Erlebnis zu erzählen, aber wie oft er auch an die schöne Geliebte dachte, er hat sie nicht wiedergesehen.
Die Geschichte, erotisch, aber eher elegisch als heiter, ist vorbei und auch mit unserer Sendung geht es dem Ende zu. Und am Himmel schwebt die Krähe, huscht der Hase dahin, auf Erden erscheinen die Menschen von heute, verschwinden die von gestern, wo einstmal Freude herrschte, ragt jetzt ein öder Hügel, in einem Augenblick wird Recht zu Unrecht, Sieg zur Niederlage, lerne jenseits von Lärm und Hast der Welt Ruhe zu finden.
Und jetzt wissen Sie, was Ping-Pong zur Ming-Zeit ist. Das wars. Ping Pong zur Ming-Zeit. Erotische Erzählungen aus dem alten China. Das Manuskript schrieb Michael Koser. Es sprachen: Almut Eggert, Rolf Marnitz, Klaus Nägelen, Henning Schlüter und Peer Schmidt. Aufnahmeleitung: Ingeborg Karn. Schnitt: Manfred Rabbel. Ton: Klaus Krüger. Regie: Dietrich Auerbach. RIAS Berlin 1977.
Michael Koser
Donnerstag, 28. August 2025 08:29
Dies Blutbild ist bezaubernd schön
Michael Koser: Dies Blutbild ist bezaubernd schön (Ein Vampir-Hörspiel) (RIAS 1973)
Broker: Amsterdam, 17. Mai, 6 Uhr 15, in einer halben Stunde wird Prof. Vandenburg bei mir erscheinen, der international angesehene Experte auf dem Gebiet der okkulten Wissenschaften, er hat versprochen, mir meinen ersten Vampir vorzuführen, ich bin gespannt.
Prof.V: Wir sind da, Vorsicht, das ist der Sarkophag, fassen Sie mit an, der Deckel ist schwer, Sie haben doch das Kruzifix bei sich und den Knoblauch.
Broker: Natürlich. Im Sarg liegt ein älterer Mann, er wirkt entspannt, ruhig, als ob er schläft, ich habe das Gefühl, daß er mich durch die Wimpern hindurch beobachtet, seine Gesichtsfarbe ist ich würde sagen ausgesprochen gesund, die Lippen nein das ist geronnenes Blut in den Mundwinkeln, und dann zwei dunkle Linien bis zum Kinn.
Prof.V: Man muß nur daran glauben, wenn Sie den Pfahl festhalten würden, ginge es leichter, festhalten, er bäumt sich auf.
Broker: Blut spritzt auf, und jetzt, er zerfällt, er verwest vor meinen Augen, das Fleisch wird grün, löst sich von den Knochen, verschwindet, wird zu Stein.
Prof.V: So das wäre geschafft, Sie sind bleich, Mister Broker.
Broker: Das ist der Mond, ziemlich theatralisch das ganze, finden Sie nicht.
Varney: Das ist alles?
Carter: Ja, Mr. Varney, wenn Brokers Angaben stimmen, ist das Tonband vor einem guten Monat in Amsterdam aufgenommen worden.
Varney: Wann haben Sie es nach London bekommen?
Carter: Gestern von der Direktion des Hotels in dem Broker gewohnt hat, anscheinend hat er es in seinem Zimmer vergessen, als er abreiste.
Varney: Wann?
Carter: Am 18. Mai.
Varney: Wohin?
Carter: Unbekannt, wir haben seitdem nichts von ihm gehört, das ist ungewöhnlich, bei früheren Gelegenheiten hat uns Broker alle paar Tage informiert, ich mache mir Sorgen, Broker ist mein Autor.
Varney: Sie wollen ihn suchen?
Carter: Ja, wenn es Ihnen recht ist, werde ich nach Amsterdam fliegen, dieser Professor Vandenburg sollte aufzutreiben sein und kann mir vielleicht weiterhelfen.
Stewardeß: Madame, wir heißen sie an Bord herzlich willkommen... Amsterdam... Coffee or tea...
Prof.V: Das von den meisten Autoritäten empfohlene Mittel gegen Vampire ist natürlich der Essen-Pfahl, und ich habe nie etwas anderes benutzt.
Carter: Gewiß, um auf Broker zurückzukommen, Professor.
Prof.V: Oh ja natürlich, verzeihen Sie, Mr. Carter, wenn ich über meine Arbeit spreche vergesse ich alles anderes, Sie sind kein Adept.
Carter: Nein, wie ich schon sagte, ich bin ein Lektor, der seinen Autor sucht.
Prof.V: Ja, was Mr. Broker betrifft, ich hatte eigentlich erwartet, daß er nach unseren Erlebnissen in der Gruft seine Nachforschungen aufgeben würde, aber er war bei weitem nicht so beeindruckt wie wir, ich vermutet hatte, er wollte unbedingt am Ball bleiben, so sagen sie ja wohl.
Carter: Sie wissen, daß er einen Tag später abgereist ist.
Prof.V: Aber natürlich, mein Freund.
Carter: Wohin?
Prof.V: Daß Sie hartnäckig sind, wie unser Freund Broker, habe ich schon gehört.
Carter: Von wem?
Prof.V: Ist nicht von Bedeutung.
Carter: Sie wollen meine Fragen nicht beantworten.
Prof.V: Mr. Carter, ich weiß nicht, ob ich ihnen antworten darf, immerhin geht es hier um Geheimnisse, die nur für wenige bestimmt sind, die man nicht an den Straßenecken ausrufen kann, ich mache Ihnen einen Vorschlag, gehen Sie in Ihr Hotel zurück, warten Sie, es wird sich jemand mit Ihnen in Verbindung setzen, Sie werden neue Informationen erhalten, und können dann entscheiden, ob Sie Ihre Suche fortsetzen wollen, aber wenn Sie mir erlauben, Ihnen einen guten Rat zu geben, fliegen Sie nach London zurück, wir haben hier ein Sprichwort das sagt, wer sich in Gefahr begibt kommt darin um, übrigens, Sie haben doch ein Tonbandgerät in Ihrem Gepäck.
Frau: Dieses Tonband ist für Sie abgegeben worden von einer jungen Dame.
Carter: Hat sie ihren Namen hinterlassen?
Frau: Nein.
Carter: Danke.
Broker: Paris, 19. Mai, 23 Uhr, die zweite Etappe meiner Nachforschungen beginnt, ich werde an der Feier der geheimnisvollen schwarzen Messe teilnehmen und den berüchtigten AB Karl Melk kennenlernen, den Prof. Vandenburg für das Oberhaupt der Vampire in Frankreich hält, ich stehe vor dem alten Haus in der Avenue Huysmans, in dem Satanisten und Vampire ihre finsteren Rituale zelebrieren.
Mann: Losungswort?
Broker: Die Stunde der bleichen Eitergewässer ist gekommen.
Guru: Meister aller Untoten, der du austeilst die Wohltaten des Verbrechens, Verwalter der Sünden und Laster, Satan, wir beten dich an und erflehen für uns Ruhm, Reichtum und Macht.
Frau: Satan.
Broker: Der Raum, in dem ich mich befinde, ist voller Menschen, etwa 50 Personen, schätze ich, meist ältere Frauen, gut genährt, gut gekleidet, sie starren in Verzückung auf den schwarzen Altar, auf die Statue des Teufels mit den blutigen Reißzähnen, auf den häßlichen alten Mann, in blutroter Robe, der mit obszönen Gesten seine Litanei herunterbetet.
Guru: Meister Satan Dracula, großer Drache, deine treuen Diener flehen dich auf den Knien an, hilf uns bei Missetaten, auf daß menschliche Vernunft sie nicht ergründe.
Frau: Meister.
Broker: Qualmende Räuchergefäße auf dem Altar, trotzdem riecht es hier vor allem nach sehr menschlichem Schweiß, meine Augen tränen, der Gestank ist kaum zum aushalten.
Guru: Verbrennt Raute, Blätter von Bilsenkraut und Stechapfel, trocknet Myrrhe, das sind Gerüche angenehm Satan unserem Herrn und nun vermischt euch zur Ehre unseres Meisters.
Frau: Ah.
Broker: Jetzt scheinen die Gläubigen in eine Art Trance zu geraten, sie bewegen sich rhythmisch, sie fangen an, sich die Kleider vom Leib zu reißen, sie fallen übereinander her, komisch, Gruppen***, eine gutbürgerliche Massenorgie, ich hatte mir eigentlich etwas anders vorgestellt, etwas gefährlicheres, größeres als nur Ersatzbefriedigung zu kurzgekommener Muttchen, das war mir ein bißchen zu tief unten, hoffentlich bringt die nächste Spur mehr ein, Carmelia hat ein äußerst interessantes Treffen für mich arrangiert.
Stewardeß: International Airlines bitten alle Passagiere für Flug Nr. 333 nach Paris zum Ausgang B, ihre Maschine ist startbereit, Madame und Monsieur... O Champs Elysees. Kaffee, Tee?
Carter: Ich war in Paris, ich saß in meinem Hotelzimmer und dachte darüber nach, wie ich das alte Haus in der Avenue Huysmans finden könnte, allerdings gab ich mir keine große Mühe, einen Plan auszuarbeiten, wahrscheinlich rechnete ich damit, daß ich wie in Amsterdam ohne mein zutun einen neuen Hinweis bekommen würde, außerdem hatte ich noch ein zusätzliches Problem, wer war Carmelia?
Carter: Hallo?
Carmelia: Gehen Sie zum Hauptpostamt zur Abteilung für postlagernde Sendungen, Sie werden ein Päckchen finden, das auf Ihren Namen aufgeben wurde.
Carter: Mit einem Tonband?
Carmelia: Ja, wenn Sie es abgehört haben werden Sie wissen was Sie zu tun haben.
Carter: Wer sind Sie?
Carmelia: Ich heiße Carmelia.
Carter: Können wir uns treffen?
Broker: Paris 20. Mai 3 Uhr 45 morgens, im heißen Samowar, einem Lokal, das als Treffpunkt osteuropäischer Emigranten gilt, warte ich auf meine nächste Kontaktperson, es ist niemand anders als Graf Dracul aus dem berühmten Geschlecht der transsylvanischen Draculas.
Graf: Hört, in 15. Jahrhundert lebt der Dracul, töten tat er tausend Türken, 1000 Ungarn und Rumänen, Herr war er der Walachei, schön?
Broker: Sehr schön.
Kellner: Was darf ich bringen?
Graf: Sie haben, wie sagt man, Spesen, Mr. Broker?
Broker: Nur zu, bestellen Sie, was sie wollen.
Graf: Gut, ich will haben eine Bloody Mary, rot und warm.
Broker: Pink Gin.
Graf: Aha, sie kommen auf Geschmack, bißchen rosa ja, hören sie, Lieblingsstrophe von Heldenlied, seine langen spitzen Zähne schlug er in den Hals der Mädchen, schlürfte Blut aus ihren Adern, bis sie bleich darniedersanken, Furcht ergriff das ganze Land, ah, waren schöne Zeiten damals in Transsylvanien, Land meiner Väter.
Broker: Sicher, und heute?
Graf: Sakrada, heute Volksrepublik Transsylvanien hat weggenommen alle Länder, Schloß und Güter, leibeigene Bauern, ich bin vertrieben von Scholle, heimatlos in Fremde, sehr traurig, Mister Broker.
Broker: Aber ihre nächtlichen Aktivitäten, ich meine, sie sind hier und heute noch als Vampir tätig, wie damals?
Graf: Ach Mr. Broker, kein Geld, keine Leibeigenen, die stillhalten, keine Zähne, zu alt, alles vorbei, alles anders, kein Blut mehr, Mr. Broker, nur noch Bloody Mary.
Broker: Darf ich Ihnen noch etwas bestellen?
Graf: Ich danke, nein ich muß zu Hause sein wenn Sirene von Renoir ertönt.
Broker: Sie müssen in Ihren Sarg zurück?
Graf: Sie sind Romantiker, Mister Broker, nein, nein, früher einmal, jetzt geh ich in mein Bett, Fernsehen, hat mich gefreut, übrigens wenn Sie wollen Informationen über moderne Vampire, Sie sollten fahren nach Amerika, zu meinem reichen Vetter in New Transsylvania, Kalifornien.
Carter: New Transsylvania Californien, USA.
Mann: Rezeption?
Carter, Zimmer 99, buchen Sie für mich einen Flug nach San Francisco.
Stewardeß: International Airlines bitten alle Passagiere für Flug 666 nach San Francisco zum Ausgang C, ihre Maschine ist startbereit, ladies and gentlemen, we welcome you on bord. If you're going to San Francisco. Coffee or Tea?
Mann: Willkommen in Newmans, der erfolgreichsten kleinen Stadt in den ganzen großen United States, ehe Sie etwas anderes unternehmen, sollten Sie sich ein Vergnügen gönnen, besuchen Sie Vampireland, die größte Attraktion in den ganzen großen United States, yes sir, lehrreich, spannend, amüsant, sollten sie nicht versäumen, in einer halben Stunden fahrt die nächste Kutsche.
Carter: Vampireland, Vampirland, das klang vielversprechend, alles was Broker erlebt und was ich auf den Tonbändern gehört hatte, konnte eigentlich nur Kulisse sein, eine uralte Geschichte, die dadurch nicht wirklicher wurde, daß irgendjemand sie aus verstaubten Büchern herausgesucht und neu aufbereitet hatte, worum es wirklich ging, konnte ich möglicherweise im Vampirland erfahren, was immer das sein möchte.
Carmelia: Ich darf sie auf unserer Rundreise durch Vampireland begrüßen, ich bin ihre Führerin und heiße Carmilla.
Carter: Carmelia, haben Sie mich in Paris angerufen?
Carmelia: Später, Mr. Carter, bevor unsere Fahrt zu Ende ist, werden Sie mehr wissen, jetzt lassen Sie mich meine Arbeit tun, bitte. Vampireland, meine Herrschaften wurde erst vor wenigen Jahren errichtet von der International Vampires Company, als originalgetreue stilechte Imitation der transsylvanischen Karpatenlandschaft mit ihren Wäldern und Bergen, mit ihren geheuren und weniger geheuren Bewohnern, die Anlage kostete 50 Mio. Dollar.
Frau: Wonderful!
Carmelia: Wir verlassen jetzt den Highway und fahren durch ein echt mittelalterliches Tor in Vampireland ein, Blende 8, 1 fünfzigstel, es wird dunkel, blutrot versinkt die Sonne hinter dem Kosovoberg, auf dem Sie vorn rechts Draculas Schloß sehen, die Wölfe, Kinder der Nacht, regen sich in ihren Schlupfwinkeln, sie wittern den geheimnisvollen Unbekannten, der Macht über sie hat, Fledermäuse sirren durch die schwüle Luft, das ist die Stunde, in der Dracula erwacht. Ah! Kein Grund zur Beunruhigung, es handelt sich nur um optische und akustische Spezialeffekte, für Sie programmiert und arrangiert von International Vampires Company.
Frau: Wonderful.
Carmelia: Meine Damen und Herren, wir haben nun unser Nachtquartier, den alten transsylvanischen Gasthof zur goldenen Krone erreicht, International Vampires Company wünscht Ihnen einen erholsamen Aufenthalt, angenehmes Gruseln und eine gute Nacht.
Frau: Wonderful.
Carmelia: Mr. Carter, Sie werden in Ihrem Zimmer außer Ihrem ***gatorischen Knoblauchkranz ein Tonband finden.
Carter: Mit schönen Grüßen von Dracula?
Carmelia: Vielleicht.
Carter: Wonderful.
Broker: New Transsylvania 23. Mai, 18 Uhr 30, heute nacht werde ich Vampireland erkunden, auf eigene Faust, und wenn mehr dahintersteckt, als nur eine Touristenattraktion, werde ich es herausbekommen. Vor mir liegt Draculas Schloß, ein Horrorgedicht in bester amerikanischer Neugotik, wahrscheinlich aus Gips und Plastik, aber doch irgendwie beeindruckend.
Mann: Seien Sie willkommen, Sie werden erwartet.
Broker: Wieso, niemand weiß, daß ich hier bin.
Mann: Folgen Sie mir.
Broker: Ich bin in einem Zimmer, das offenbar für einen späten Gast hergerichtet wurde, für mich? Die Atmosphäre ist, wie soll ich sagen, nicht geheuer, ich bin kein Feigling, aber ich habe das Fenster verriegelt und die Tür abgeschlossen, Carmelia, Carmelia!
Carmelia: Meine Augen brennen in dich hinein und deine Kraft wird zu Wasser, ich liebe in deinem warmen leben und du sollst in meinem sterben.
Broker: Laß doch den Unsinn, deine Zähne.
Carmelia: Liebe braucht Opfer und Opfer sind blutig, ich vergehe vor Sehnsucht nach deinem warmen roten Blut.
Broker: Carmelia!
Carmelia: Mein Biß ist sehr süß und sehr bitter.
Carmelia: Mein Biß ist sehr süß und sehr bitter.
Carter: Das zieht bei mir nicht, Schluß damit.
Carmelia: Willst du dich nicht von mir beißen lassen.
Carter: Nein, vielen Dank, ich will wissen, was hier gespielt wird.
Carmelia: Sie reagieren genau wie Broker, das war vorauszusehen, wir wollten es wenigstens versuchen, Sie sind schwer zu beeindrucken, Mister Carter, nicht gerade ein Kompliment für meine vampirischen Fähigkeiten.
Carter: Tut mir leid, was jetzt?
Carmelia: Kommen Sie mit.
Carter: Wohin?
Carmelia: Zur Direktion von International Vampires, Sie wollten doch wissen, was los ist, wir gehen in den Keller und fahren durch einen Gang unseres unteririschen Kommunikationssystems in einer Druckluftkapsel, einer Art Rohrpost, in ein paar Minuten sind wir im Hochhaus.
Carter: Mr Varney.
Varney: Mr Carter.
Carter: Sie sind doch in London.
Varney: Was bedeutet ein Ort, was bedeutet ein Name, ich bin einer und ich bin viele, hier bin ich Mr Dracula, Chef der International Vampire Company, Generaldirektor und Besitzer der Aktienmajorität, einer der reichsten Männer im reichsten Land der Erde, sagen Sie nichts, Carmelia das Tonband, hören Sie, was ich Mister Broker zu sagen hatte, ich liebe es nicht mich zu wiederholen.
Broker: Das steckt also hinter der ganzen Horrorshow, Kapital, eine Firma.
Varney: Die Firma, Mister Broker, Geld ist Leben und Leben ist Blut, 3. Buch Moses Kapitel 17 der Zeit angepaßt, Voltaire, Sie kennen Voltaire?
Broker: Flüchtig.
Varney: Voltaire sagt: Die wahren Blutsauger wohnen nicht auf den Friedhöfen, sondern in wesentlich angenehmeren Palästen, ein wahres Wort, wir haben Paläste und Fabriken in allen Ländern, die Öffentlichkeit kennt uns nicht, wir schätzen es nicht, wenn jemand von außen uns zu nahe kommt, wie Sie, Sie haben sich von den für Sie arrangierten Aufführungen unserer Filialen nicht irreführen lassen, das spricht für Sie.
Broker: Danke.
Varney: Reißzähne, Sarkophage, transsylvanische Grafen und schwarze Messen, darüber ist die Zeit hinweggegangen, Feierabendhorror, weiter nichts, es gibt schlimmeres, Gasöfen, qualmende Schornsteine, tote Fische in den Flüssen, verhungernde Kinder, lebende Fließbandautomaten, das ist unser Horror, der neue Horror, Mr. Broker, daran verdienen wir.
Broker: Und sicher nicht schlecht.
Varney: Ganz recht, natürlich pflegen wir auch die Tradition, Vampireland und seine Ableger in Amsterdam und Paris sind Launen von mir, allerdings Launen, die Geld bringen, Sie sind alert und zielbewußt, Mr. Broker, wir können Sie gebrauchen, kommen zu International Vampires, verdienen Sie mit, werden Sie einer von uns, werden Sie Vampir.
Carter: Wie hat Broker sich entschieden?
Varney: Positiv natürlich, er ist jetzt einer meiner Stellvertreter, sehr tüchtig, ein Gewinn für die Firma, wollen sie ihn sprechen?
Carmelia: Verzeihung Mr. Dracula, ich fürchte Mr. Broker hat keinen Termin frei, die Arbeit an unserem neuen Projekt.
Varney: Ah ja, bedauerlich, was sie betrifft Mr. Carter, ich mache Ihnen das gleiche Angebot, entscheiden Sie sich schnell, Zeit ist Geld, Geld ist Leben usw.
Carter: Nein ich lehne ab, mit Dank, wenn sie wollen, aber unwiderruflich, ihre Firma gefällt mir nicht.
Varney: Schade, Sie sind ein Idealist, Mister Carter, ich respektiere ihre Entscheidung, leben sie wohl.
Carter: Sie lassen mich gehen?
Varney: Natürlich, wofür halten Sie uns, gehen Sie.
Carmelia: Gute Reise.
Carter: Im Wartesaal des Flughafens dachte ich nach über die fantastische Geschichte, in die ich geraten war und darüber, was ich jetzt tun sollte, zu Varna Dracula, zum Verlag konnte und wollte ich nicht mehr zurück, ich hatte mir einiges zurückgelegt, vielleicht sollte ich mich für ein halbes Jahr zurückziehen und das Buch schreiben, das Broker nicht mehr schreiben würde, es erschien mir wichtig, anderen mitzuteilen, was ich erfahren hatte, möglicherweise würde man mir sogar glauben, ich zweifelte allerdings daran, daß es etwas nützen würde, was hilft schon gegen Vampire, ein Buch, ich weiß nicht.
Stewardeß: International Airlines bitten alle Passagiere für Flug Nr. 999 nach London zum Ausgang B, ihre Maschine ist startbereit, ladies and gentlemen we welcome you on board.
Carmelia: Auf dem Flug von San Francisco nach London ist gestern gegen 19 Uhr Ortszeit eine mit 6 Besatzungsmitgliedern und 52 Passagieren besetzte Maschine der International Airlines über dem Nordatlantik abgestürzt, es muß damit gerechnet werden, daß keiner der Insassen den Absturz überlebte.
Varney: Gut gemacht, Carmelia.
Carmelia: Armer Mister Carter.
Varney: Er wußte zu viel, und jetzt wieder an die Arbeit.
Stan Broker: Martin Hirthe
Michel Carter: Michael Degen
Varney: Sigmar Schneider
Professor Vandenborg: Gerd Martienzen
Graf Dracul: Georg Braun
Carmelia: Christine Merthan
Stewardeß: Iris Hahnemann
Pförtner: Paul Hubschmid
Ordog: Dietrich Frauboes
Immer wieder angespielter Song im Hörspiel: Aphrodites Child - The Four Horsemen